Ankunft 1. Storch: 20.3. Männchen (unberingt)
Ankunft 2. Storch: 26.3. Weibchen (DEH H9835)
Brutbeginn: 6.4.
Nachwuchs: 4 Küken; die letzten drei sind seit dem 12.8. auf dem Zug;
Altvögel sind am 26.8. gemeinsam in ihre Winterquartiere aufgebrochen
22. August 2024
Mittlerweile sind fast alle unsere Jungstörche flügge. Auch das Retschower "Einzelkind" fliegt seit ein paar Tagen. Von wem das bisher noch nicht beobachtet wurde, ist der Pastower Jungstorch. Auch als ich ihm gestern Abend einen Besuch abstattete, stand er allein auf dem Nest. Ganz in der Nähe ruhte ein vermeintlich unberingter Altvogel ziemlich entspannt auf einem Hausdach. Das Männchen konnte es nicht sein, denn das trägt einen auffälligen gelben Farbring. Bei näherer Betrachtung entdeckte ich jedoch einen schmalen Metallring über den Zehen. Es war zum Glück noch nicht richtig dunkel, und der Ring war sauber, sodass ich ihn sicher mit BA 042303 ablesen konnte. Also ist auch die Pastower Störchin eine Ringträgerin, was bisher überhaupt noch nicht aufgefallen war! Zu Hause staunte ich nicht schlecht, als die Eingabe der Nummer in die Online-Datenbank der Beringungszentrale eine dreijährige Störchin aus Sachsen ergab. 2021 wurde sie in Schkeuditz-Wehlitz bei Leipzig beringt. Gleich im ersten Herbst wurde sie in Ungarn abgelesen - vermutlich ist sie also eine Ostzieherin. Damals trug BA 042303 auch noch ihren Farbring XS363, den sie leider inzwischen verloren haben muss. Bedauerlicherweise ist die Haltbarkeit der gelben Farbringe nicht durchgängig gut. In diesem Jahr wurde nun ein dickeres, stabileres Material gewählt.
Traurigerweise wurde zwischenzeitlich in der Nähe von Grimmen einer der beiden Gnewitzer Jungstörche sterbend aufgefunden. Die Symptome deuteten auch hier auf eine Infektion, sehr wahrscheinlich H5N1 hin. Gnewitz ist ein Nachbarort zur Wassergeflügelanlage in Zarnewanz, auf der vor 10 Tagen ein Vogelgrippe-Ausbruch festgestellt wurde.
16. August 2024
Anfang dieser Woche ist es in zwei Wassergeflügelhaltungen am Ortsrand von Zarnewanz bei Tessin/DBR zu einem schwer wiegenden Ausbruch der Geflügelpest/Vogelgrippe (Erreger H5N1) gekommen. In kurzer Zeit verendeten hunderte der Enten und Gänse, anschließend wurde der gesamte Bestand von etwa 6.500 Tieren getötet, um eine weitere Ausbreitung der hoch ansteckenden Infektionskrankheit zu verhindern. Leider fliegen auch Störche aus der näheren Umgebung regelmäßig die Geflügelhaltung an, um dort an Futter zu gelangen. Dies hatte jetzt gravierende Auswirkungen für die gesamte Zarnewanzer Storchenfamilie - beide Altvögel und der letzte noch anwesende Jungstorch wurden am 11./12.8. innerhalb kurzer Zeit tot in Nestnähe aufgefunden. Dank des besonderen Engagements der Horstbetreuerin konnte einer der toten Altstörche im LALLF in Rostock untersucht werden - es wurde eine hohe Virenlast mit H5N1 festgestellt. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch die beiden anderen Zarnewanzer Störche Opfer der Vogelgrippe geworden sind. Das gleiche Schicksal hat offenbar auch mindestens ein Altstorch aus dem benachbarten Gnewitz erlitten, der in sehr schlechtem Zustand aufgegriffen wurde. Es ist nicht auszuschließen, dass auch die Gnewitzer Jungstörche und der zweite Altstorch die Zarnewanzer Geflügel-Anlage aufgesucht haben und zu Schaden gekommen sind. Nachgewiesen werden konnte das bisher allerdings nicht. Für beide Standorte (und hoffentlich nicht noch weitere) sind das sehr schlechte Nachrichten. Hier bleibt nur zu hoffen, dass die beiden traditionsreichen Weißstorch-Brutplätze im nächsten Jahr von neuen Interessenten besetzt werden. Sicher oder gar selbstverständlich ist so etwas leider nicht.
Es gibt leider noch einige weitere schlechte Nachrichten. Sie betreffen Jungstörche aus unserem Betreuungsgebiet:
- ein Jungstorch aus Neu Rethwisch/DBR wurde vergangene Woche schwer verletzt bei Gragetopshof direkt an der Bahnstrecke Rostock-Schwaan gefunden; er verendete wenig später
- ein Jungstorch aus Liepen/DBR wurde heute in Karrenzin/PCH mit schwer wiegender und bereits stark infizierter Flügelverletzung aufgegriffen und von Tom Sandhoff in die Tierklinik Rostock gebracht, wo der junge Storch von seinen Leiden erlöst werden musste
- in Niekrenz/DBR wurde bei einem noch nicht flüggen Jungstorch eine gravierende Flügelverletzung (vermutlich eine Fraktur) festgestellt; er wurde in dieser Woche von uns mit Hilfe einer Hebebühne aus seinem Nest geholt, nachdem der zweite Jungstorch flügge war
Schließlich ist noch zu berichten, dass die drei verbliebenen Jungstörche vom Webcam-Nest Rostock-Biestow letztmalig am 11./12. August auf dem Horst übernachtet haben. Sie sind anschließend sicher auf den Zug gegangen; nun übernachten in Biestow wieder die beiden Altstörche im Nest.
27. Juli 2024
Nachdem nun die meisten unserer Jungstörche flügge sind und auch die übrigen nicht mehr sehr lange brauchen werden, bis sie ihre ersten Runden drehen, ist es Zeit für eine erste kurze Bilanz der Brutsaison. Nach heutigem Stand zählen wir für den alten Landkreis Bad Doberan 78 Jungstörche. Das sind 23 mehr als im Vorjahr, und es ist die höchste Zahl seit zehn Jahren (2014 wurden 91 Jungstörche flügge). Der JZa-Wert (flügge Jungstörche pro Horstpaar) liegt bei 1,70 - dies ist für unsere Region ein guter Wert. In den letzten 15 Jahren wurde er nur zweimal übertroffen (2010 und 2018). Besonders erfreulich war der jeweils vierfache Bruterfolg in Kröpelin, Reinshagen, Pankelow I und Neu Rethwisch. Auch der prozentuale HPo-Wert für die erfolglosen Horstpaare ist mit 28,6 % der günstigste seit 2014. Diese positive Brutbilanz wurde durch eine ungewöhnlich frühe Rückkehr der unsere Region weiterhin dominierenden Ostzieher und insgesamt sehr günstige Witterungsverhältnisse (ohne lange Trockenperioden während der Jungenaufzuchtzeit) begünstigt. Regenwürmer waren praktisch immer verfügbar. Negative Einflüsse, denen etwa 15 bis 20 Jungstörche zum Opfer fielen, gingen von einer kurzen Phase nasskalter Witterung um den 12. Juni herum aus sowie in diesem Jahr erstmals in nennenswertem Ausmaß auch von der Erbeutung von Küken in ihrem Nest durch Greifvögel.
17. Juli 2024
In diesem Jahr gibt es zum ersten Mal seit 1999 wieder eine erfolgreiche Sechserbrut in Mecklenburg-Vorpommern! In Kargow bei Waren/MÜR ist dieses höchst seltene Ereignis zu bewundern - für einen Storchenbetreuer ist es wie ein "Sechser im Lotto". Offenbar sind die inzwischen flüggen Jungstörche ohne menschliches Zutun (Zufütterung) groß geworden. Heute hat auch der NDR darüber berichtet. Vor 25 Jahren wurden in Schwichtenberg/MST ebenfalls sechs Jungstörche flügge.
Nachtrag 18.7.: So sicher scheint das mit der Nicht-Zufütterung (nach Aussagen des Anwohners im NDR) doch nicht zu sein...
14. Juli 2024
In diesen Tagen zeigt sich wieder, wie schwer es für Jungstörche ist, die ersten Flugerfahrungen außerhalb des Nestes zu sammeln. In den ersten Tagen nach dem Flüggewerden passieren deshalb auch besonders viele Unfälle - und leider auch Unglücksfälle. So ist einer der beiden Klingendorfer Jungstörche am Tag seines Ausfliegens (12.7.) tot unter einem Strommast unweit des Nestes gefunden worden. Vermutlich war es aber ein Leitungsanflug und kein Stromschlag, der ihm zum Verhängnis wurde. Am Webcam-Nest in Rostock-Biestow war der erste Jungstorch am 11. Juli flügge. Tagsüber gelangen ihm mehrfach scheinbar ohne Probleme Ab- und Wiederanflüge an das Nest. Warum er aber um 22:40 Uhr (so hat es die Webcam aufgenommen) und damit schon bei einbrechender Dunkelheit nochmals vom Nest abgeflogen ist, konnte nicht geklärt werden. Jedenfalls ist dieser Jungstorch seitdem spurlos verschwunden. Es ist zu befürchten, dass er nicht mehr lebt. Ich habe gestern die gesamte Umgebung des Biestower Nestes abgesucht, ihn aber nicht finden können. Es sind auch weiterhin beide Altvögel am Nest, und es wird gefüttert. Spätestens bei dieser Gelegenheit hätte er wieder am Nest auftauchen müssen.
In Kowalz ist ebenfalls in der letzten Woche der einzige Jungstorch zu früh vom Nest abgesprungen (oder vielleicht bei Flugmuskeltraining durch eine Windböe herausgeweht worden). Anwohner informierten uns, dass er zunächst sehr benommen gewesen sei und dann zu Fuß unter dem Nest herumlief. Als Anke und Tom Sandhoff am nächsten Morgen nach ihm schauen wollten, war er immerhin schon wieder so fit, dass er auf ein niedriges Schuppendach fliegen konnte. In Kowalz befindet sich das Nest auf einem etwa 20 Meter hohen Schornstein. Dies erschwerte dem Youngster die Rückkehr in den sicheren Horst. Am nächsten Tag hat er es dann doch geschafft!
Die einjährige Loburger Senderstörchin "Gambia" ist noch bei uns in der Region. Heute Abend erwischte ich sie an ihrem Schlafplatz, einem Fahnenmast in Wahrstorf. 10.7.2024
9. Juli 2024
Heute Nachmittag wurde aus Pölchow bei Niendorf ein aus 28 Störchen bestehender Trupp bei der Grasmahd gemeldet. Tom Sandhoff stellte sechs Ringträger fest, von denen er fünf identifizieren konnte. Neben einem jungen schwedischen, einem polnischen und einem niedersächsischen Storch fanden sich dort auch zwei mit gelben Farbringen markierte Exemplare. Hiddensee X9X54 stellte sich dabei im Anschluss als Senderstorch "Gambia" heraus, der 2023 in Loburg/Sachsen-Anhalt beringt worden war. Dieser inzwischen einjährige Storch war lange Zeit auf der Westroute unterwegs, kam jetzt jedoch aus Polen (und mit ihm möglicherweise auch andere Mitglieder des Trupps). "Gambias" Zugweg kann unter anderem auch über die App "Animal Tracker" tagesaktuell verfolgt werden. Interessanterweise war darüber hinaus auch das Pastower Brutmännchen Hiddensee XP190 anwesend, das damit 12 Kilometer von seinem mit einem Jungvogel besetzten Horst auf Nahrungssuche ging.
Nachzutragen ist noch, dass gestern wie angekündigt in Rabenhorst drei und in Dummerstorf zwei Küken beringt wurden. In Bentwisch wurde als zweiter Jungstorch das in Zeez von einem Greifvogel aus dem Nest gerissene Küken eingesetzt und beringt, das zuletzt im Rostocker Zoo wieder zu Kräften gekommen war. Damit wurde in diesem Jahr im Altkreis Bad Doberan die Rekordzahl von 74 Jungstörchen beringt.
8. Juli 2024
Nachdem kürzlich schon in Dummerstorf und Zeez drei etwa dreiwöchige Küken von einem mittelgroßen Greifvogel (vermutlich einem Rotmilan) aus dem Nest gezerrt worden waren, mussten wir heute nun leider feststellen, dass auch in Niendorf das Nest prädiert worden ist - und zwar vermutlich schon vor rund zwei Wochen durch einen Seeadler.
Als ich gestern meine Bruterfolgskontrollrunde westlich der A 19 unternahm, wurde ich in Niendorf stutzig. Dort war weder vormittags noch abends in dem durch Bäume von menschlicher Bebauung getrennten, recht abgelegen am Dorfrand befindlichen Nest Leben zu erkennen. Die drei Küken, die wir am 13. Juni in sehr kräftigem Zustand beringt hatten, hätten jetzt, im Alter von 8 Wochen, unbedingt zu sehen sein müssen. Erst auf intensive Nachfrage im Dorf stellte sich heute heraus, dass ein Anwohner vor etwa zwei Wochen einen sehr großen, dunklen Adler am Nest bemerkt hatte - sehr wahrscheinlich ein noch juveniler Seeadler. Von dieser majestätischen Art gibt es im Umkreis von 10 bis 15 Kilometern um Niendorf mindestens zwei besetzte Reviere. Und es sind hier immer einmal auch junge Seeadler am Himmel auszumachen, insbesondere, da der große Fluss Warnow nicht weit entfernt fließt. Bei Untersuchung der näheren Umstände fand unser Beringungsteam, das zufällig heute mit der Hebebühne unterwegs war, um die Küken von drei Spätbruten zu beringen (dazu morgen mehr) sowohl im Nest als auch unter dem Nest Reste von mehreren Jungstörchen. Diese waren so zerteilt, dass hier ein Zusammenhang mit dem beobachteten Adler sehr sicher angenommen werden kann.
Dass Seeadler Jungstörche im Nest oder auch nach dem Flüggewerden schlagen, kommt immer wieder einmal vor. In den letzten 15 Jahren gab es bei uns dokumentierte Fälle u. a. in Schmadebeck und Rostock-Biestow (dem Nachbardorf Niendorfs). Auch in anderen Teilen von Mecklenburg-Vorpommern sind deratige Fälle wiederholt beobachtet worden. Dazu ist noch eine erhebliche Dunkelziffer anzunehmen. Oft agiert dabei vermutlich ein einzelnes Individuum, das sich dann auf eine derartige Beute auch spezialisieren kann. Es wäre sehr zu hoffen und zu wünschen, dass der tragische Verlust der bereits etwa sechs Wochen alten Niendorfer Jungstörche ein Einzelfall bleibt.
28. Juni 2024
Am heutigen Freitag wurden wir zu einem Rettungseinsatz nach Zeez gerufen. Dort hatten Anwohner beobachtet, wie ein Greifvogel nacheinander die beiden knapp drei Wochen alten Küken aus dem Nest beförderte. Die beiden Zeezer Altstörche waren zu dieser Zeit auf Nahrungssuche. Unser Teammitglied Tom Sandhoff machte sich sogleich auf den Weg und nahm die Küken aus der Obhut der Anwohner entgegen, um sie auf dem schnellsten Weg in die Rostocker Tierklinik zu bringen. Beide Jungstörche wiesen nicht unerhebliche äußere Verletzungen auf. Möglicherweise liegen nach dem Sturz aus etwa 10 Metern auch innere Verletzungen vor. Die weitere Entwicklung muss abgewartet werden, eine Prognose ist schwierig.
Der Vorfall in Zeez war in dieser Woche bereits der zweite dieser Art. Am Montag war in Dummerstorf ein etwa gleichaltes Küken in Abwesenheit der Eltern tot unter dem Nest gefunden worden. Es wies Verletzungen am Körper auf, die ebenfalls auf einen Greifvogel hindeuteten. Kurz zuvor war noch ein Rotmilan über dem Nest beobachtet worden. Glücklicherweise kamen in Dummerstorf die beiden übrigen Küken nicht zu Schaden.
Dass die Altvögel bei dreiwöchigen Küken nicht am Nest waren, deutet auf Nahrungsengpässe hin. Im Normalfall dauert die Phase der bewachten Jungenaufzucht etwa vier Wochen an.
Update 3.7.2024: Ein Zeezer Jungstorch hat bisher überlebt, der andere leider nicht. Der Überlebende ist seit gestern im Zoo Rostock.
25. Juni 2024
In den letzten Tagen hat das Beringungsteam um Hiddensee-Beringer Gunnar Gernhöfer fast 70 weitere Weißstorchküken in ihren Nestern beringt. Am 22. Juni führte der Weg in das Nachbargebiet Ribnitz-Damgarten. Dort konnten in 14 Nestern insgesamt 40 Küken mit gelben Farbringen markiert werden. Gestern folgte dann die zweite Runde im Altkreis Bad Doberan. Bei sommerlichem Wetter wurden 13 Nester angesteuert. Der Bruterfolg war hier erwartungsgemäß niedriger als elf Tage zuvor bei den Küken der früh eingetroffenen Storchenpaare. Wie berichtet hatte es hier einige witterungsbedingte Ausfälle gegeben. Insgesamt erhielten 27 Küken ihre Ringe (plus zwei weitere im benachbarten Groß Belitz/GÜ). Darunter war eines, das als Abwurf aus Welzin/NWM stammte und einige Zeit im Zoo Rostock gepflegt und versorgt worden war. Es wurde im Horst unseres "dienstältesten" Männchens in Fienstorf zugesetzt. DEH HC774 (beringt 2010 in Wendfeld) bestreitet in diesem Jahr bereits seine zwölfte Brutsaison. Bisher gibt es keine Anzeichen von Problemen im Zusammenspiel der beiden etwa fünfwöchigen Küken untereinander und mit den Altvögeln. Im Einzelnen wurde in folgenden Nestern beringt:
- 3 Jungstörche: Vogtshagen, Parkentin II
- 2 Jungstörche: Satow, Fienstorf, Gnewitz, Zarnewanz, Hohen Gubkow, Hohen Schwarfs, Niekrenz, Groß Lüsewitz, Bandelstorf, Liepen
- 1 Jungstorch: Teutendorf (dort fanden wir leider noch ein totes Küken vor)
Vorgesehen ist in etwa 14 Tagen noch die Beringung derjenigen Küken, die momentan noch zu klein waren.
21. Juni 2024
Nachdem die diesjährige Brutsaison lange Zeit unter ausgesprochen günstigen Bedingungen stand, hat es in der vorigen Woche nun leider doch einige herbe Rückschläge gegeben. Ausgangspunkt war der länger anhaltende Regen am 10./11. Juni, dem einige sehr kühle und sonnenarme Tage folgten. Diesen ungünstigen Witterungsverhältnissen sind in unserer Region offensichtlich rund ein Dutzend Küken zum Opfer gefallen. Betroffen waren vor allem etwa drei Wochen alte Jungstörche, die aufgrund ihrer Größe von ihren Eltern nicht mehr gehudert werden konnten und die gleichzeitig noch nicht über ausreichend schützende Befiederung verfügten. Diese Küken sind durch die anhaltende Nässe und Kälte verklammt, und sie konnten sich anschließend leider nicht mehr erholen. Wir können es nicht im Einzelfall nachweisen, gehen aber davon aus, dass folgende Verluste auf die feuchtkalte Witterung zurückzuführen sind: Bargeshagen, Schwaan II, Thulendorf, Nustrow, Göldenitz bei Dummerstorf (jeweils die gesamte Brut); Satow, Liepen, Broderstorf I, Gnewitz (jeweils ein Küken von zuvor drei), Fienstorf (ein Küken von zuvor zwei). Nicht betroffen waren die größeren und die ganz kleinen Küken. Hinzu kommt, dass in Groß Bölkow offenbar auf tauben Eiern gebrütet wurde.
Inzwischen sind auch bei den Spätbruten überall Küken geschlüpft. Hier bleibt abzuwarten, wie sie sich entwickeln, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Altvögel hier zumeist jung und unerfahren sind. Die Witterung spielt jedenfalls momentan wieder mit, Nahrung für die noch kleinen Küken sollte es genug geben.
16. Juni 2024
Eine erfreuliche Überraschung erlebte ich gestern bei einer der letzten Kontrollen der zahlreichen Nisthilfen, die schon über Jahre leer stehen (auch das gehört zu unseren Aufgaben). In Albertsdorf bei Bentwisch, wo es zuletzt 2017 ein Horstpaar gegeben hatte, entdeckte ich ein gut ausgebautes Nest, aus dem ein Altstorch hervorschaute. Mit etwas Geduld ließ sich auch klären, dass Küken geschlüpft sind, diese aber noch sehr klein sein müssen. Damit erhöht sich die Anzahl unserer Horstpaare auf 46. Ob die Spätbrut in Albertsdorf erfolgreich sein wird, bleibt indes abzuwarten.
14. Juni 2024
Bei alles in allem guten äußeren Bedingungen haben wir am gestrigen Donnerstag unsere erste diesjährige Beringungsrunde im Landkreis Rostock gefahren. Wir hatten schon im Vorfeld einen guten Besatz der Nester erwartet und wurden nicht enttäuscht. An 17 Standorten wurden insgesamt 49 gelbe Farbringe der Beringungszentrale Hiddensee angebracht. Das ist ein Durchschnittswert von 2,88 - deutlich besser als in den letzten Jahren. Lediglich in einem Nest fanden wir ein totes Küken (Broderstorf) vor, ansonsten haben die früh geschlüpften Küken das feucht-kalte Wetter der letzten Tage unbeschadet überstanden. Der Ernährungszustand war fast überall gut.
Im Einzelnen wurden im alten Landkreis Bad Doberan beringt:
4 juv.: Pankelow I, Neu Rethwisch, Rostock-Biestow
3 juv.: Wendfeld, Cammin, Lieblingshof, Niendorf, Berendshagen, Moitin
2 juv.: Stäbelow, Broderstorf I, Heiligenhagen, Klingendorf, Ziesendorf
Außerdem wurden im alten Landkreis Güstrow beringt: Siemitz (4 Küken), Neuendorf bei Bützow (3), Jürgenshagen (2).
Die nächsten Beringungsrunden finden am 22.6. im Altkreis Ribnitz-Damgarten und am 24.6. wieder im Landkreis Rostock (dann mit den mittelmäßig früh geschlüpften Küken) statt.
9. Juni 2024
In jedem Jahr ermitteln wir auch den HPo-Wert, also den prozentualen Anteil der Horstpaare, die keinen Bruterfolg hatten. In den letzten Jahren lag dieser Wert im alten Landkreis Bad Doberan stets über 30 Prozent. Auch wenn immer erst im August abgerechnet wird und bis dahin noch viel passieren kann, zeichnet sich aktuell ein günstiger Trend ab. Bisher steht nur für drei Nester (6,7 Prozent) sicher fest, dass es dort 2024 keinen Bruterfolg geben wird. In drei oder vier weiteren Nestern wird zurzeit noch gebrütet. An allen anderen Standorten wachsen zurzeit Jungstörche heran. Dazu zählt nun erfreulicherweise auch wieder Gnewitz, wo sich heute die bisherige Einschätzung, hier sei die Brut aufgegeben worden, als unzutreffend erwiesen hat. Ich konnte einen Wechsel der Altvögel beobachten, nach dem dann drei etwa 14 Tage alte Küken gefüttert wurden. Außerdem konnte an diesem Wochenende sicher festgestellt werden, dass es in Rabenhorst, Niekrenz und Dummerstorf Storchennachwuchs gibt. Das für die kommende Woche angekündigte Wetter mit einem Wechsel aus Sonne, Wolken und auch (mäßig starkem) Regen bei gleichzeitig gedämpften Temperaturen könnte die positive Entwicklung unterstützen.
6. Juni 2024
Der Juni ist stets der Monat, in dem die meisten unserer Jungstörche ihren Erkennungsring erhalten. In diesem Jahr sind viele Küken etwa sieben bis zehn Tage frührer geschlüpft als in den letzten Jahren. Somit werden wir auch früher mit der Beringung beginnen. Die erste Tour mit voraussichtlich 17 Standorten im Landkreis Rostock planen wir für den 13. Juni. Um hier möglichst ohne unnötige Anfahrten und Zeitverluste durchzukommen, müssen im Vorfeld die in Frage kommenden Nester ermittelt werden. Außerdem wollen wir auch in diesem Jahr nach Möglichkeit wieder KITA- und Schulkinder einbeziehen und sie an dem besonderen Moment teilhaben lassen. Das alles ist ein erheblicher Aufwand, den wir aber sehr gerne machen. Die Küken werden in einem Alter zwischen vier und sechs Wochen beringt. Bei jüngeren Küken würden die Ringe noch nicht dauerhaft an den Ständern halten und ältere könnten aggressiv auf die menschlichen Störenfriede am Nest reagieren oder sogar abspringen. Also muss genau hingeschaut und auch gerechnet werden, damit alles passt. Die drei Niendorfer Küken auf dem Foto werden in einer Woche auf jeden Fall die richtige Größe haben. Weitere Touren sind anschließend für den 22. Juni (Altkreis Ribnitz-Damgarten) und den 24. Juni (Landkreis Rostock) geplant. Über die Ergebnisse werden wir wieder ausführlich berichten.
2. Juni 2024
Das gute Wetter am gestrigen Samstag habe ich für eine ausgiebige Inspektion von etwa 30 unserer besetzten Storchennester genutzt. Zusammen mit weiteren Informationen unserer unverzichtbaren Horstbetreuer vor Ort zeichnet sich ein erster, recht erfreulicher Trend zum Brutgeschehen ab (zu Details vgl. unsere "Bruterfolgskarte"). Gegenwärtig dürften 35 unserer 45 Horstpaare Nachwuchs großziehen. Auch wenn ich - wie in Cammin - häufig drei Küken in den Nestern entdecken konnte, ist die Anzahl der heranwachsenden Jungstörche momentan noch nicht genauer zu bestimmen. Mit Ausnahme der bereits von uns beringten Kröpeliner Küken sind alle Nestlinge momentan noch unter vier Wochen alt. In manchen Nestern ist der Nachwuchs gerade erst geschlüpft. Außerdem gibt es aktuell noch sechs weitere Spätbruten, wobei die letzte (in Retschow) erst am 15. Mai begonnen hat. Hier besteht also ebenfalls noch Hoffnung, obwohl die Spätbruten häufig einen vergleichsweise schlechten Bruterfolg aufweisen. Leider schon gescheitert sind die Bruten in Gnewitz, Vorder Bollhagen und Petschow (in Benitz wurde nicht gebrütet). Da Nahrungsmangel oder Unerfahrenheit der Altvögel hier als Ursache praktisch ausscheidet, vermute ich sehr stark, dass die Küken jeweils einer Krankheit zum Opfer gefallen sind. Auch in der Vergangenheit gab es besonders nach dem Wechsel zwischen feuchter und nachfolgend sehr warmer Witterung ähnliche Totalausfälle. Im Raum steht dabei nicht zuletzt Aspergillose, eine bei Weißstörchen häufig anzutreffende Atemwegserkrankung, die auf Schimmelpilzinfektion zurückzuführen ist. Die dazu gehörigen Schimmelpilzsporen gedeihen besonders in feuchter Wärme gut. Da die toten Küken nicht geborgen wurden, muss es bei einer aus Erfahrung formulierten Vermutung bleiben. So kann der viele Regen der letzten zwei Wochen auch negative Folgewirkungen nach sich gezogen haben. Deutlich überwiegend ist allerdings der positive Effekt: ganz anders als in den letzten Jahren gab es und gibt für den frisch geschlüpften Storchennachwuchs überall und jederzeit ausreichend Regenwürmer - die wichtigste "Erstnahrung" für ganz kleine Küken. Für die weitere Entwicklung wäre nun wichtig, dass auch größere Nahrungstiere (insbesondere Feldmäuse und Ratten) in ausreichender Menge von den Altvögeln erbeutet werden können. Außerdem ist es für das Gedeihen der Küken existenziell, dass wir gerade in den nächsten drei Wochen von Wetterextremen wie anhaltendem Starkregen oder großer Hitze verschont bleiben. Momentan jedenfalls entwickelt sich die Brutsaison bei uns durchaus positiv.
28. Mai 2024
So früh wie nie zuvor hat in diesem Jahr bei uns die Beringungssaison begonnen. Unser Beringer Gunnar Gernhöfer war heute mit einem kleinen Team in Kröpelin bei unserem frühesten Paar und hat dort vier Küken mit den seit 2019 in Mecklenburg-Vorpommern üblichen gelben Farbringen markieren können. Die Jungstörche haben jetzt schon ein Alter von etwa fünf Wochen erreicht und waren alle wohlgenährt. Allerdings hat es in Kröpelin in den letzten zehn Tagen wiederholt sehr stark geregnet. Küken dieser Größe können von den Altvögeln nicht mehr gehudert werden, haben aber auch noch kein voll ausgebildetes Gefieder, das sie dann etwas später vor Verklammung und Auskühlung schützen wird. Sie sind somit anfällig gegen Kälte und anhaltende Nässe. Eines der vier Küken machte dann auch einen angeschlagenen Eindruck. Es muss abgewartet werden, ob es die jetzige kritische Phase tatsächlich übersteht. Aber da das Küken von beiden Altvögeln (bei aktuell sehr guter Nahrungsverfügbarkeit) voll versorgt wird und es auch nicht verletzt ist, bestand hier kein zwingender Grund für ein Eingreifen in die Abläufe der Natur.
20. Mai 2024
Nachdem wir inzwischen den Zeitpunkt überschritten haben, an dem Störche, die neu an Nestern erscheinen, noch in die Jahresbilanz eingehen, ist es Zeit für eine erneute Zwischenbilanz (immer vorausgesetzt, es gibt nicht noch Abgänge an den spät besetzten Standorten). Im alten Landkreis Bad Doberan haben sich in diesem Frühjahr 45 Horstpaare niedergelassen, das sind zwei weniger als im Vorjahr. Zusätzlich gibt es in Göldenitz bei Rukieten und in Pankelow II jeweils einen Einzelstorch. Als letzte erlangte die beringte Störchin HN373 in Zeez am 2. Mai dauerhafte Horstbindung. Offenbar ist der gesamte Prozess der Horstbindung in diesem Jahr datumsmäßig nach vorne verlagert gewesen. Was wir nun auch wissen: Von "unseren" 21 beringten Brutstörchen des Vorjahres sind 18 zurückgekommen. Das ist eine überdurchschnittlich gute Quote. Ausgefallen sind das Männchen in Cammin (vermutlich Opfer eines am Schnabel festsitzenden Gummiringes auf einer Mülldeponie), das Bentwischer Weibchen sowie ein 2019 beringter Storch in Bad Doberan, den wir in diesem Jahr bisher noch nirgends ausfindig machen konnten. Dafür freuen wir uns über sechs Neuzugänge (1 x 2 Jahre, 1 x 3 Jahre, 2 x 4 Jahre, 2 x 6 Jahre alt).
Sehr erfreulich ist weiterhin die ungewöhnlich hohe Brutbereitschaft - von den 45 Horstpaaren haben 43 eine Brut begonnen. Ausnahmen sind Retschow (zu spät besetzt) und Benitz (Weibchen kann auch in diesem Jahr keine Eier legen). Mir ist bisher auch noch kein Brutabbruch an einem "unserer" Nester bekannt, sodass wir hinsichtlich des Bruterfolgs erst einmal positiv nach vorne blicken (auch wenn es in jedem Jahr Brutabbrüche und vor allem Brutverluste gibt und 2024 da sicher keine Ausnahme machen wird). In einigen Nestern konnten schon die Köpfe von Küken gezählt werden. Außer in Kröpelin waren es zuletzt auch in Wendfeld und in Neu Rethwisch jeweils vier. Aus Klingendorf wurden zwei Küken gemeldet. Und erfreulicherweise hat auch das erst zweijährige Männchen in Cammin Bruterfolg. Dort konnte ich heute ebenfalls mindestens zwei Küken im Nest beobachten. Weitere Details finden sich in der auch in dieser Saison wieder aktivierten "Bruterfolgskarte". Alle diese Küken sind aber noch sehr klein, und der Weg zum Flüggewerden ist noch sehr weit. Dass die zuletzt 14 Tage anhaltende Trockenheitsphase vorerst vorbei ist und nunmehr feuchtwarme Witterung vorherrscht, ist für den Storchennachwuchs durchaus von Vorteil. Die meisten Küken sind inzwischen geschlüpft. Für sie sollte erst einmal ausreichend kleinteilige Nahrung zu finden sein.
Schließlich gibt es noch einen weiteren statistischen Wert, der Hoffnung macht. Der Anteil der Paare, die bereits am 15. April komplett waren, liegt 2024 im alten Landkreis Bad Doberan bei 82 Prozent. In keinem anderen Jahr seit 2008 (als wir mit der Aufzeichnung der Ankunftsdaten begannen), hatten wir einen höheren Wert zu verzeichnen. Üblich sind etwa 50 bis 70 Prozent "frühe Paarbildungen". Nun bleibt nur zu hoffen, dass aus den günstigen Startbedingungen auch ein erfolgreiches Nachwuchsjahr wird!
12. Mai 2024
Mit besonderem Interesse bin ich heute nach Kröpelin gefahren - bestätigt sich unser bisheriger Eindruck einer sehr günstigen Nahrungssituation, lautete die Frage. An diesem Standort hat unser mit Abstand frühestes Paar gebrütet, von dem wir zudem wissen, dass es sehr erfahren ist und sich in seinem Revier gut auskennt. Bereits Ende April sind hier die ersten Küken geschlüpft. Nun sind sie etwa zwei bis drei Wochen alt. Ich musste keine zehn Minuten warten, bevor das beringte Weibchen erschien und dann sogleich ausgiebig den Nachwuchs fütterte. Erfreulicherweise zeigten sich gleich vier Küken (ein Belegbild findet sich im "Fotoalbum"), von denen mir keines besonders schwächlich vorkam. Zumindest momentan scheint es also reichlich Nahrung für die Küken zu geben. Ob dann am Ende auch wirklich alle vier flügge werden, ist allerdings noch längst nicht ausgemacht - der Weg dorthin ist bekanntlich sehr weit, und es gibt noch viele Risiken und Unwägbarkeiten. Es wäre auch das erste Mal, dass an diesem Standort eine Viererbrut durchkommt. Aber eine schöne Momentaufnahme, die auch Hoffnung für den Nachwuchs in anderen Nestern macht, war es doch allemal!
10. Mai 2024
Es gibt Nachwuchs im Biestower Webcam-Nest! Seit etwa drei Tagen hat sich das Verhalten der beiden Altstörche deutlich verändert. Immer wieder steht einer von ihnen am Nestrand und schaut in das Nest hinein, beugt sich herunter oder spendet auch für kurze Zeit stehend etwas Schatten. Und es wird auch im Nest von den Altvögel gefressen (siehe Foto) - das sind dann in der Regel größere Nahrungstiere, die zuvor in das Nest hineingewürgt wurden und für die Kleinen noch zu groß sind. Da aber anschließend die meiste Zeit wieder ein Storch im Nest liegt, sind sicher noch nicht alle Eier ausgebrütet. Der Nestrand ist in diesem Jahr ungewöhnlich hoch mit Nistmaterial aufgeschichtet. Dadurch wird es sicher etwas länger dauern, bis die ersten Köpfchen zu sehen sein werden. Wichtig ist, dass es nach wie vor ein gutes Nahrungsangebot geben dürfte.
7. Mai 2024
In den letzten Tagen sind mehrfach Storchentupps in unserer Region entdeckt worden. Am 3. Mai wurde ein Trupp von gleich 32 Störchen bei Anna Luisenhof beim Tiefengrubbern vor dem Einbringen von Mais beobachtet. Vermutlich die gleiche Gruppe tauchte einen Tag später in Reinstorf/GÜ, und vorgestern dann bei Bernitt/GÜ auf. Dort konnten gestern früh zwei Ringträger unter noch 17 Störchen bei der Nahrungssuche identifiziert werden. Einer war zweijährig und stammt aus Ostdeutschland, und der andere war ein erst Einjähriger aus Schleswig-Holstein. Vorgestern und gestern wurden bis zu elf Störche am Ortsrand von Niendorf festgestellt, dort hatte ich bereits zehn Tage zuvor eine etwa gleich große Gruppe beobachtet. Diese Störche waren alle unberingt. Es ist nicht sicher zu entscheiden, aber durchaus denkbar, dass hier Westzieher zusammen unterwegs sind. Zumindest waren die abgelesenen Ringe sehr sauber.
Heute wurden wir dann aus Göldenitz bei Rukieten über einen toten Storch am Straßenrand informiert. In so einem Fall, der leider häufiger vorkommt, geht die Vermutung immer in Richtung Kollision im Straßenverkehr. Am Abend befand sich nur ein Storch des erst vor knapp einer Woche neu eingetroffenen Paares im Nest. Es ist zu befürchten, dass der getötete Storch der Partner war. Gleichzeitig berichteten die Anwohner über zwei weitere, über dem Nest kreisende Störche. Der Standort Göldenitz steht in diesem Jahr leider unter keinem günstigen Stern. Das in Polen beringte Männchen, das hier 2022 und 2023 erfolgreich gebrütet hatte, wartete nach seiner Rückkehr am 26. März mehrere Wochen lang vergeblich auf eine dauerhafte Partnerin. Anschließend wechselte es zu einer unberingten Störchin ins Nachbardorf Hohen Sprenz/GÜ, sodass das Nest anschließend einige Zeit leer stand. Hoffen wir, dass bald wieder zwei Störche auf dem Nest stehen!
2. Mai 2024
Am heutigen 2. Mai ist mit dem Sude-Storch "Besitzer2" der letzte Senderstorch aus unserem Sample in seine Brutregion im westlichen Mecklenburg-Vorpommern zurückgekehrt. Für die letzten 1.000 Kilometer benötigte er mit Unterstützung des strammen Ostwindes nur drei Tage. Dafür hat er davor sehr gebummelt. Um genau vier Wochen verspätete er sich gegenüber dem Vorjahr. Sein Nest in Besitz/LWL ist bereits seit fünf Wochen besetzt! Es wird interessant sein zu sehen, wie er sich in dieser für ihn ungewöhnlichen Situation verhält. Unklar ist der Grund für seinen sehr langsamen und späten Frühjahrszug - vielleicht eine Krankheit oder Verletzung?
In jedem Fall war er mit seiner verspäteten Rückkehr die große Ausnahme unter den Senderstörchen, wie die jetzt möglich gewordene Bilanz 2023/24 zeigt. Von den neun Westziehern überlebten alle den Herbstzug, das Winterquartier und den Frühjahrszug, der deutlich früher als 2023 stattfand. Bis auf "Weltenbummler Findus" haben alle westziehenden Senderstörche ein Nest gefunden.
Ähnlich positiv verliefen Zug und Überwinterung für die 16 ostziehenden Störche, die im Spätsommer 2023 aufgebrochen waren. 14 von ihnen kehrten wohlbehalten zurück. Nur der Hamburger Senderstorch "Jürgen" schaffte es nicht, er verendete offenbar im Sudan. Nr. 16, der dreijähriger Loburg-Storch "Haljer", dürfte auch in dieser Saison noch nicht nach Mitteleuropa zurückkehren. Momentan hält er sich wie im Vorjahr in der zentralen Türkei auf. Auch die Daten der besenderten Ostzieher bestätigen die allgemeine Einschätzung einer besonders frühen Rückkehr, vermutlich der frühesten seit 2014. Elf von ihnen kehrten früher zurück als 2023, außer dem Storch "Besitzer2" war nur ein weiterer später dran, und das auch nur um zwei Tage. Sinai(nicht Israel-)-Überwinterer "Jan" traf bereits am 10. März ein, das Gros der in Ostafrika überwinternden Ostzieher zwischen dem 27. März und dem 9. April. Wo liegen die Gründe für die sehr frühe Rückkehr der Ostzieher? Es lag nicht an einem besonders frühen Aufbruch. Am Golf von Suez trafen die besenderten Ostzieher im mehrjährigen Vergleich weder besonders früh noch besonders spät ein. Danach aber herrschte fast auf der gesamten Zugstrecke ein anhaltend störungsarmes Wetter, das es den ziehenden Störchen ermöglichte, die Strecke vom Golf von Suez in die nord- und ostdeutschen Brutgebiete in durchschnittlich drei statt üblicherweise vier bis fünf Wochen zu bewältigen. Zwei Senderstörche ("Max" und "Sonja") schafften die Strecke in rekorverdächtigen 19 Tagen. Die Verkürzung der Zugzeit in diesem Jahr hat ganz sicher auch die Risiken unterwegs verringert und die Verluste minimiert.
Auch bei uns war noch eine verspätete beringte Störchin unterwegs. Jedenfalls wurde aus Zeez gemeldet, dass HR117 von einer rechts oben beringten Störchin vertrieben und die Brut damit abgebrochen wurde. Da am Nestrand oder unter dem Nest keine Eier gefunden wurden, was bei einer Nestübernahme normal gewesen wäre, war es wohl tatsächlich wieder nur eine Scheinbrut der Störchin HR117, die übrigens sogleich in ihr Stammnest nach Benitz zurückkehrte und dort eine vor fünf Tagen eingetroffene, unberingte Störchin vertrieb. In Zeez konnte der Ring noch nicht abgelesen werden, aber es spricht sehr viel dafür, dass es die zehnjährige Nestinhaberin der letzten Jahre, DEH HN373, ist. Ihr würde ich trotz der schon fortgeschrittenen Saison noch eine erfolgreiche (Spät-)Brut zutrauen.
1. Mai 2024
Am heutigen 1. Mai ist es wieder an der Zeit für eine erste Zwischenbilanz hinsichtlich der Besetzung "unserer" Weißstorchhorste. Im vergangenen Jahr zählten wir im alte Landkreis Bad Doberan 47 Horstpaare, die mindestens eine vierwöchtige Horstbindung aufwiesen. Aktuell komme ich auf 46 Horstpaare und einen Einzelstorch. Wir bewegen uns also in etwa auf Vorjahresniveau. In den letzten Jahren haben im Mai jeweils nur noch wenige Weißstörche eine dauerhafte Horstbindung entwickelt. Obwohl auch jetzt noch weitere Störche unterwegs sind bzw. in der näheren oder weiteren Umgebung in Trupps umherziehen, rechne ich daher mit keiner größeren Zunahme mehr. Umgekehrt muss erst noch abgewartet werden, ob die in den letzten Tagen noch neu belegten Nester auch tatsächlich dauerhaft von zwei Störchen besetzt bleiben. Endgültig abgerechnet wird hinsichtlich der Horstpaarzahl erst am 18. Juni. Folgende Veränderungen zeichnen sich ab:
Neuzugänge:
- Göldenitz bei Dummerstorf: Traditionsstandort, zuletzt 2022 von einem Horstpaar besetzt
- Liepen: Traditionsstandort, zuletzt 2020 von einem Horstpaar besetzt
- Grammow: Traditionsstandort, zuletzt 2020 von einem Horstpaar besetzt
- Rabenhorst: Neuansiedlung; letztmalig gab es in diesem Ort 2004 ein Horstpaar
Abgänge:
- Pankelow II: in diesem Jahr bisher nur ein Einzelstorch, im letzten Jahr Wiederansiedlung mit HPo
- Fahrenhaupt: in diesem Jahr bisher nur ein kurzzeitiger Horstbesucher, im letzten Jahr Neuansiedlung mit HPo
- Bad Doberan: in diesem Jahr bisher nur ein kurzzeitiger Horstbesucher, im letzten Jahr Neuansiedlung mit HPo
- Rukieten II: in diesem Jahr unbesetzt, im letzten Jahr Wiederansiedlung mit HPo
- Teschendorf: in diesem Jahr unbesetzt, Neuansiedlung 2022, 2023 HPo
Es sind also nur solche Nester leer geblieben, die im letzten oder vorletzten Jahr neu besetzt oder nach längerer Pause wiederbesetzt worden waren. Alle Paare blieben dort ohne Bruterfolg. Es überrascht nicht, dass gerade diese Nester nun unbesetzt sind. Bei den Neuzugängen fällt auf, dass mit der Ausnahme Rabenhorst ausschließlich traditionsreiche Storchenreviere wiederbesiedelt wurden.
29. April 2024
In etwa zehn Tagen werden im Biestower Webcamnest - und dann auch in etlichen anderen von uns betreuten Nestern - die ersten Küken schlüpfen. Da lohnt einmal ein Blick auf den aktuellen Zustand der Hauptnahrungsflächen - und der fällt hoffnungsfroh aus. Nachdem in unserer Region im April nochmals die doppelte Menge des üblichen monatlichen Niederschlags gefallen ist, sind die Grünlandflächen fast überall sehr feucht. An etlichen Stellen gibt es überschwemmte Flächen. Die Kleingewässer sind zumeist gut gefüllt. Selbst wenn es jetzt einmal einige Zeit trocken bleiben sollte, sind die Voraussetzungen für die Nahrungsbeschaffung auch weiterhin günstig, wobei der weitere Verlauf dann natürlich abgewartet werden muss. Das Foto, das ich gestern aufgenommen habe, zeigt das Männchen des Biestower Webcam-Storchenpaares bei der Nahrungssuche im weiteren Umfeld seines Horstes. Es fiel ihm sehr leicht, dort Würmer und anderes Kleingetier zu erbeuten.
28. April 2024
Die günstigen Zugbedingungen haben seit gestern tatsächlich einen Schwung weiterer Störche zu uns gebracht. Zu erkennen war dies nicht zuletzt an einigen Zugtrupps, wobei ich einen gestern Abend an der Autobahnabfahrt Rostock-Südstadt nahrungssuchend antraf. Leider befand sich kein Ringträger unter den insgesamt neun Störchen. Erfreulicherweise sind gestern bzw. heute nun endlich auch die lang ersehnten zweiten Störche in Benitz und Bentwisch eingetroffen. In beiden Fällen wird es sich um neue Störchinnen handeln, denn die beiden beringten "Vorgängerinnen" sind entweder nicht eingetroffen (Bentwisch) bzw. brüten im Nachbardorf (Zeez). Wobei sich dort die Frage stellt, ob es nicht nur wieder eine Scheinbrut ist. Schon seit Jahren fällt die Störchin DEH HR117 dadurch auf, dass sie offenbar nicht oder nur in Ausnahmefällen in der Lage ist, Eier zu legen. In Benitz, wo sie mehrere Jahre Brutvogel war, konnte sie lediglich 2021 einmal einen Jungstorch groß bekommen. Dagegen gab es dort im Vorjahr keine Eier im Nest, sondern nur ein "Brutverhalten". Gestern beobachtete ich das Zeezer Paar und war erstaunt, dass beide immer noch miteinander kopulieren, obwohl sie schon annähernd vier Wochen gemeinsam am Nest sind. In aller Regel enden die Kopulationen bei Weißstörchen, kurz nachdem das Gelege vollständig ist. Vier Wochen ist da eine ganz unübliche Spanne. Es kann sehr gut sein, dass gar keine Eier gelegt wurden. Die Störchin stocherte zwar im Nestinneren und setzte sich anschließend auch vorsichtig nieder, aber ich bin skeptisch, ob in Zeez in diesem Jahr etwas schlüpfen wird.
21. April 2024
In den letzten zehn Tagen ist der Einflug an Weißstörchen bei uns merklich ins Stocken geraten. Ein solches "Wellental" ist nach den beiden starken Hauptwellen Ende März und Anfang April nicht ungewöhnlich. Seinen Anteil daran hat auch das zurzeit sehr unterkühlte Wetter, das mit Niederschlägen und auch Gegenwind in Mittel- und Osteuropa verbunden ist. So warten wir momentan noch auf das Gros junger, unerfahrener Störche, die als Dreijährige erstmals einen Platz in einem Nest anstreben oder im Verbund mit anderen noch nicht ganz brutreifen Störchen umherziehen. Mit der vorhergesagten Wetterbesserung ist damit zum Ende der Woche zu rechnen - später als im letzten Jahr. Heute habe ich gerade einmal meinen für diese Saison ersten "Mini-Trupp", bestehend aus drei unberingten Störchen, bei Clausdorf gesehen.
Auch in diesem Jahr ist es so, dass vor allem noch Weibchen fehlen. So warten bei uns aktuell noch sieben Einzelstörche auf eine Partnerin. Es kann auch einmal ein weiblicher Storch unter den Einzelstörchen auftauchen, in der Regel sollten es aber Männchen sein, die noch solo sind. Besonders lange stehen aktuell die Störche in Göldenitz bei Schwaan (seit 26. März), Retschow (29. März) und Bentwisch (31. März) schon allein im Nest. Dabei dürfte häufig ausschlaggebend sein, dass die Partnerin des Vorjahres oder der Vorjahre nicht zurückgekehrt ist. Auch bei Störchen gibt es hier durchaus individuelle Unterschiede. Manche Störche verpaaren sich sehr schnell neu, andere warten damit sehr lange oder bleiben sogar eine ganze Saison allein.
Auffällig ist bei uns, dass bereits fünf beringte Weibchen neu an einem unserer Nester eingetroffen sind. Nach den beiden Sechsjährigen in Satow und Liepen, von denen ich berichtete, konnten Anke und Tom Sandhoff gestern noch drei bisher unbekannte Vierjährige (in Bargeshagen, Niekrenz und Thulendorf) ablesen. Sie stammen aus Nordvorpommern, Ostvorpommern und von der Insel Rügen. Hier spielt sicher auch eine Rolle, dass Weibchen, die im ersten Jahr erfolglos gebrütet haben, häufig im darauffolgenden Jahr ein anderes Nest ausprobieren. Und bei den Ostziehern sind es sehr häufig die Vierjährigen, die erstmals einen ernsthaften Brutversuch unternehmen.
19. April 2024
Am Standort Schwaan II muss es in dieser Woche zu Horstkämpfen gekommen sein. Dabei wurde leider auch das Gelege in Mitleidenschaft gezogen: ein defektes Ei fand sich unter dem Nest und ein zweites am Nestrand. Die Horstkontrolle am Mittwoch ergab, dass das beringte Weibchen BV89 zwar noch am Nest war, die Brut aber abgebrochen wurde. Es ist unklar, ob es einen Wechsel des Männchens gegeben hat, denn dieses war vorher unberingt und trägt auch jetzt keinen Ring. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Fremdstörche die Eier im Kampf aus der Nestmitte wegbeförderten, letztlich aber das bisherige Paar seinen Platz behaupten konnte. Gestern nun zeigte sich erfreulicherweise, dass die Brut wieder fortgesetzt wird. Demnach hat BV89 damit begonnen, ein Nachgelege zu tätigen. Glücklicherweise scheint die Störchin zuvor noch im Legeprozess gewesen zu sein. Dieser zieht sich ja in der Regel über sieben bis zehn Tage hin. Ist er erst einmal abgeschlossen, wird die Eiablage bei Gelegeverlust normalerweise nicht erneut begonnen.
18. April 2024
Dieses beringte Storchenpaar kennt sich auf seinem Nest in Pankelow sehr gut aus und brütet hier in diesem Jahr schon zum insgesamt vierten Mal gemeinsam. Diese Information wäre eigentlich keine besondere Erwähnung wert, doch verleiten der besondere Brutplatz und der durch die Beringung gut nachweisbare individuelle Werdegang von Männchen und Weibchen mich dazu, hier eine kleine Geschichte zu erzählen, die verrät, dass auch das "Familienleben" der Störche längst nicht immer nach einem fest bestimmten Plan verläuft.
Zunächst zum Brutplatz: das Besondere daran ist, dass es in Pankelow in direkter Sichtweite zueinander gleich zwei regelmäßig besetzte Nester gibt. Dies ist an keinem einzigen anderen Standort des alten Landkreises Bad Doberan so. Überall sonst beanspruchen die Nestinhaber ein eigenes Revier, das sie gegen fremde Interessenten verteidigen. Ansiedlungsversuche in einem Umkreis von weniger als ein bis zwei Kilometern um das eigene Nest werden resolut unterbunden. Nur in Pankelow ist das anders. Das Stammnest, auf dem auch unser Paar, DEH HH198 und DEH HN057, jetzt wieder brütet, befindet sich auf einem Schornstein, das zweite Nest existiert seit 2010 auf einem Nistmast, keine 200 Meter entfernt. In diesen 15 Jahren waren elf mal beide Nester gleichzeitig besetzt, wobei es zu Beginn jeder Saison fast immer kleinere Rangeleien und leichtere Horstkämpfe gab. Und in manchen Jahren duldete das Paar auf dem Hauptnest auch kein zweites Paar in seiner unmittelbaren Nähe. Ein Sonderfall bestand 2020, als ein Nilganspaar das Nest auf dem Schornstein okkupierte und dort erfolgreich brütete. Da mussten HH198 und HN057 auf das "Nebennest" ausweichen.
"Er", HH198, wurde 2012 im Altkreis Ludwigslust beringt. Seit 2017 kommt er jedes Jahr nach Pankelow und besetzt auch immer (mit der einen Ausnahme 2020) das Hauptnest auf dem Schornstein. "Sie", HN057, von uns 2014 in Volkenshagen beringt, kehrt seit 2018 jedes Jahr nach Pankelow zurück. In jenem Jahr "ergatterte" sie als Brutanfängerin einen Platz auf dem niederrangigeren, zweiten Nest. Im darauffolgenden Jahr stieg sie dann auf und war bis 2022 regelmäßig die Brutpartnerin von HH198. Sie hat allerdings die Angewohnheit, erst spät in der Saison einzutreffen, während er ein mittelfrühes Rückkehrverhalten an den Tag legt. 2023 zögerte sich ihre Rückkehr bis Ende April heraus. Da war HH198 schon über zwei Wochen auf seinem Schornstein. Als sie schließlich erschien, hatte er sich bereits mit einer unberingten Störchin verpaart und die Brut bereits begonnen. Daran konnte auch ihre Rückkehr nichts mehr ändern, sodass sie notgedrungen auf den niedrigen Nistmast ausweichen musste, wo sie auch geduldet wurde. HN057 fand spät in der Saison auch noch einen (unberingten) Partner, sodass beide Ex-Partner trotz ihrer mehrjährigen Partnerschaft in Sichtweite zueinander mit einem jeweils anderen Storch (bzw. einer Störchin) brüteten. HH198 war dabei am Ende erfolgreich, während HN057 ihren Nachwuchs leider nicht groß bekam.
2024 war nun alles ganz anders. Sie kehrte - mit vielen anderen Störchen - ungewöhnlich früh zurück. Bereits am 27. März besetzte sie den Schornsteinhorst, auf dem vier Tage später ein unberingtes Männchen erschien, mit dem sie sich umgehend verpaarte. Wir wissen es nicht, aber vermutlich war es ihr Partner des Vorjahres. Als dann HH198 am 7. April zurückkehrte, stand seine "Ex" auf "seinem" Nest mit einem fremdem Männchen bereits kurz vor der Ablage des ersten Eies. Doch diese Rechnung ging für den "Neuen" nicht auf. Der nun zwölfjährige "Platzhirsch" HH198 erorberte sein Nest ohne Zögern zurück - und "übernahm" dabei auch seine ehemalige Partnerin HN057. Schon bald darauf begann bei den beiden auf dem Schornsteinhorst die Brut. Es wäre eine spannende genetische Frage, wer denn nun der "biologische" Vater der einzelnen Küken sein wird, die im Mai schlüpfen werden. Der unberingte Verlierer des Kampfes um den Schornsteinhorst wurde indes nicht vertrieben, sondern auf dem Nebenhorst geduldet. Dort fand sich am 10. April ein unberingtes Weibchen ein. Zuletzt stand auch dieses Paar kurz vor dem Beginn der Brut. Wir dürfen gespannt sein, ob es in diesem Jahr nun wieder auf beiden Nestern flügge werdenden Nachwuchs gibt. Das wäre dann zum ersten Mal seit 2014 (!) wieder der Fall. Was es anhand unseres Beispiels festzuhalten gilt: auch bei Weißstörchen ist Partnertreue relativ. Und bei ihnen gelten nicht überall die gleichen "Gesetze"...
14. April 2024
Wieder einmal haben zwei Ringablesungen für ganz erstaunliche Erkenntnisse gesorgt. In Satow gab es in den letzten vier Jahren zwar regelmäßig ein Horstpaar, aber es kam nie zu einer Brut. In den drei Jahren davor hatte der Nachbarort Heiligenhagen das gleiche Los. Wir haben stets vermutet, dass es sich um ein- und dieselbe Störchin handelt, die keine Eier legen kann. Ebenso war denkbar, dass hier zwei Störche gleichen Geschlechts das Nest besetzt hielten. In diesem Jahr nun scheinen die Karten in Satow neu gemischt zu werden. Am 8. April traf eine metallberingte Störchin ein. Recht schnell verständigte sie sich mit dem bereits drei Tage zuvor eingetroffenen, unberingten Männchen. Am 12. April gelang Anke und Tom Sandhoff die Ablesung des Ringes - und diese ergab eine Überraschung. Bei dem Weibchen handelt es sich um eine sechsjährige Störchin, die wir selbst 2018 nestjung in Wiepkenhagen/Nordvorpommern beringt hatten. Als Vierjährige hatte sie 2022 erstmals erfolgreich in Dönnie bei Grimmen/Nordvorpommern gebrütet. Obwohl dabei drei Jungstörche flügge wurden, entschied sich BW34 im letzten Jahr für eine Brut in Nordbrandenburg. Auch dort flogen immerhin zwei Jungtiere aus. Warum auch immer, aber in diesem Jahr hat die Störchin nun erneut einen Standortwechsel über eine große Distanz vorgenommen. Ganz ungewöhnlich ist das Verhalten allerdings nicht, denn besonders junge Weibchen tendieren (häufiger als gleichaltrige Männchen oder generell ältere Störche) zu einem Wechsel ihrer Brutstätte. Nun hoffen alle Storchenfreunde in Satow darauf, dass es endlich wieder Storchennachwuchs im Nest am Kammerhof gibt. Eigentlich sollten die Chancen gut stehen, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht ausgeschlossen, dass die bisherige Nestinhaberin noch zurückkehrt - der Ausgang wäre dann bei einem wahrscheinlichen Kampf offen.
Auch in Liepen wartet man schon einige Jahre auf eine erfolgreiche Weißstorchbrut. Den letzten Versuch hatte 2020 ein unberingtes Männchen mit einem beringten Weibchen unternommen. Hiddensee BI68, geschlüpft im Altkreis Ludwigslust, war damals erst zweijährig und damit eine Brutanfängerin. Die Brut scheiterte erwartungsgemäß und die beringte Störchin verschwand - und wurde seitdem auch nie wieder abgelesen. Es war davon auszugehen, dass sie nicht mehr lebt. Umso mehr staunte ich, als ich gestern den Ring des Weibchens musterte, das seit drei Tagen das Liepener Nest zusammen mit einem unberingten Partner besetzt hielt: BI68 ist nach vier Jahren zurückgekehrt! Niemand weiß, wie es ihr in den letzten drei Jahren ergangen ist und wo sie sich aufgehalten hat. Da der Ring erheblich verkotet ist, dürfte es sich aber um eine Ostzieherin handeln. Mit jetzt sechs Jahren (und der Reviererfahrung aus dem Jahr 2020) dürften mit ihr als Brutvogel auch in Liepen in diesem Jahr die Chancen auf eine erfolgreiche Brut wieder besser stehen. Hoffen wir, dass sich diese Hoffnung in beiden Nestern erfüllt!
11. April 2024
Aufmerksame Beobachter der Webcam werden es bereits bemerkt haben: Wie in zahlreichen anderen Nestern hat auch in Rostock-Biestow die Brut begonnen. Seit dem 6. April wechseln sich Männchen und Weibchen regelmäßig im Brutgeschäft ab. Momentan sind keine Auffälligkeiten erkennbar, das heißt, dass auch das im letzten Jahr nicht für die Aufzucht der Küken bereite Männchen sich regulär an der Brut beteiligt. Mit dem Schlüpfen der ersten Küken ist hier um den 8. Mai herum zu rechnen.
In den letzten Tagen sind weitere Störche bei uns eingetroffen. Mittlerweile zähle ich im Altkreis Bad Doberan 36 Horstpaare und 6 Einzelstörche. Sieben im Vorjahr besetzt gewesene Nester sind aktuell noch leer. Dass dazu mit Niekrenz auch einer der über die Jahre stets sehr früh besetzen und produktivsten Standorte zählt, ist auf jeden Fall überraschend. Es tauchen dort immer wieder einzelne Störche auf, auch ein Paar wurde schon kurzzeitig auf dem Nest gesichtet. Sie alle entwickeln bisher jedoch keine Horstbindung. Es wird weder gebaut noch übernachtet. Da auch "Fremdnutzer" wie Nilgänse und Stockenten ausgeschlossen werden können, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit so, dass hier beide Brutstörche des letzten Jahres ausgefallen sind. Angesichts der sehr guten Nahrungsflächen bin ich aber ziemlich sicher, dass sich noch ein neues Paar für den Standort entscheiden wird. Bis Ende April/Anfang Mai sind Rückkehrer zu erwarten, die anschließend noch eine Brut beginnen werden.
Erfreulich ist die Wiederbesetzung von Göldenitz bei Dummerstorf und seit gestern auch Liepen, wobei besonders dort noch geschaut werden muss, ob die "Neuen" auch dauerhaft bleiben.
7. April 2024
In den alten Bundesländern ist der Weißstorchbestand in den letzten Jahren stark angestiegen. Das liegt vor allem daran, dass die dort brütenden Störche zumeist nur noch bis Spanien ziehen und als Westzieher eine wesentlich höhere Überlebensquote als die Ostzieher haben. Mehr Brutpaare bedeutet mehr Jungstörche, aber nicht automatisch mehr geeignete Brutreviere. So ziehen zwei- und dreijährige Westzieher auf der Suche nach aussichtsreichen (und noch freien) Revieren im März und April weit herum. Einige von ihnen finden dabei auch zu uns. In den letzten Tagen sind zwei Zweijährige bei uns "auffällig" geworden. Der 2022 im Wildpark Eekholt (Schl.-Holstein) beringte Storch DEW 3V912 besetzt seit vorgestern den bis dahin noch leeren, erstmals 2023 belegt gewesenen Nistplatz in Fahrenholz. Es wird spannend zu beobachten sein, ob er sich hier schon auf Dauer niederlässt oder weiterzieht bzw. von anderen Störchen vertrieben wird. Einen Schritt weiter ist da schon das aus Niedersachsen stammende Männchen DEW 4V474, das erstmals Ende März bei uns in Erscheinung trat, als es einen Tag und eine Nacht auf einem Nistmast in Sildemow verbrachte. Seit Anfang April besetzt es nun zusammen mit einer unberingten Störchin den Top-Standort in Cammin. Ist das für einen "Brutanfänger" nicht etwas zu hoch gegriffen? Eigentlich sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis der Nestinhaber aus dem Vorjahr zurückkehrt und den "vorlauten" Jungspund aus dem Nest vertreibt. In diesem Fall aber könnte der Zweijährige auf den richtigen Standort gesetzt haben. Denn wir wissen aufgrund einer Ringablesung aus Bulgarien vom August 2023, dass der bisherige Nestinhaber Hiddensee AE99 auf der Deponie Bratowo leider mit einem Plastikband um den Oberschnabel festgestellt wurde. Möglicherweise hängt sein bisheriges Ausbleiben mit diesem sehr unglücklichen Ereignis zusammen. Sollte AE99 nun tatsächlich nicht zurückkehren, steigen die Chancen für den zweijährigen Niedersachsen, seinen Platz behaupten zu können. Je nach Alter und Erfahrung des Weibchens könnte es sogar schon mit einer erfolgreichen Brut klappen. Wir werden die weitere Entwicklung beobachten!
Mittlerweile sind wie erwartet weitere Störche an die Nester zurückgekehrt. Aktuell zähle ich im Altkreis Bad Doberan 33 Horstpaare und 8 Einzelstörche. Damit nähern wir uns bereits einer Rückkehrquote von 80 Prozent, was für die noch frühe Saison schon recht beachtlich ist.
4. April 2024
Inzwischen ist es uns gelungen, einen recht zuverlässigen Überblick über den aktuellen Stand an den Storchennestern unseres Betreuungsgebiets zu bekommen. Die Haupteinflugphase setzte auch bei uns am 26. März ein und führte dazu, dass bis zum Monatsende schon etwa 50 Rückkehrer registriert werden konnten. Die ankunftstärksten Tage waren dabei der 27.3. (10 Störche) und der 30.3. (11 Störche). Seit dem 1. April hat die Dynamik des Einflugs erst einmal merklich nachgelassen. Wir rechnen aber ab dem Wochenende mit einer zweiten Welle. Nach jetzigem Stand sind im alten Landkreis Bad Doberan 26 Nester mit einem Storchenpaar besetzt, in neun stehen Einzelstörche und zwölf Nester (darunter sieben von neun im vergangenen Jahr neu besetzte Standorte) sind noch komplett leer. Daraus errechnet sich eine sehr beachtliche Rückkehrquote von bereits knapp 65 Prozent.
Bemerkenswerterweise mussten die zurückkehrenden Störche sowohl in Ziesendorf als auch in Klingendorf bereits brütende Stockenten aus den Nestern verdrängen. Dabei warfen sie auch jeweils acht Stockenteneier aus dem Nest.
3. April 2024
Letzmalig für diesen Frühjahrszug möchte ich die aktuelle Karte der Senderstörche vorstellen. Mittlerweile haben sieben der 14 Senderstörche, die in Ostafrika überwintert hatten, ihre Brutregionen erreicht. Die nächsten vier waren gestern alle in Polen. Sie rasten dort kurzzeitig nach einem Temperatursturz um 15 Grad und werden bei rasch einsetzender Wetterbesserung voraussichtlich noch in dieser Woche in Hamburg bzw. Schleswig-Holstein eintreffen. Damit erwarten auch wir spätestens zum Wochenende den nächsten Schwung an einfliegenden Störchen. Zwei weitere Senderstörche sind noch in Israel bzw. im Nahen Osten unterwegs und der letzte ist vermutlich tot (hier nicht im Kartenausschnitt enthalten). Schaut man sich die jeweilige Zugdauer ab dem Fixpunkt Golf von Suez an, so fällt auf, dass die ersten elf Senderstörche alle nur rund drei Wochen für diese eigentlich sehr anspruchsvolle Strecke benötigt haben. Das ist sieben bis 10 Tage weniger als üblich. Die anhaltend günstigen Zugbedingungen erklären im Wesentlichen den sehr frühen Einflug in diesem Jahr. Damit verbunden sein wird ein früherer Brutbeginn der Ostzieher, deren Küken dann überwiegend noch in der ersten Mai-Hälfte schlüpfen werden. Erfahrungsgemäß ist dies angesichts der zuletzt sehr regelmäßig Ende Mai/Anfang Juni herrschenden, lang anhaltenden Trockenheit ein Vorteil. Hoffen wir, dass es auch in diesem Jahr so kommen wird!
Mit der jetzt zu erwartenden, sicher nicht mehr ganz so großen zweiten Ostzieherwelle werden vermutlich auch verstärkt brutunerfahrene Störche zu uns kommen, die nun erstmalig ein Nest suchen. Es bleibt also auf jeden Fall spannend!
Quellenangabe und Link zur täglich aktualisierten GoogleMaps-Karte der Senderstörche:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
31. März 2024
Die erste Hauptwelle der an ihre Brutplätze zurückkehrenden Ostzieher ist erfreulich ausgeprägt gewesen. Seit dem 26. März sind uns täglich zahlreiche Rückkehrer gemeldet worden. Dabei waren der 27. und der 30. März besonders starke Einflugtage. Aktuell ist unser Kenntnisstand noch nicht vollständig, es dürfte aber nicht mehr allzu viel an der 50 Prozent-Rückkehrer-Marke fehlen. Im Vorjahr hatten im alten Landkreis Bad Doberan 47 Paare eine feste Horstbindung. In den nächsten Tagen werden wir detaillierter berichten können. Hingewiesen sei bis dahin auf die "Ankunftskarte" unter "Aktuelle Karten".
Parallel zu unseren Störchen hat es auch bei den ostziehenden Senderstörchen, die wir beobachten, viel Bewegung gegeben. Die ersten drei trafen bereits am 27. März an ihren Nestern ein, einen Tag später folgte Israel-Überwinterer "Mose". Heute nun erreichten "Julius" und sehr wahrscheinlich auch "Hanne" ihre Brutplätze. Als nächstes wird in den nächsten zwei bis drei Tagen "Sky" zurückerwartet. Heute Abend befand sich der erfahrene Storch des "Sude"-Projekts in Zentralpolen. Weitere fünf Senderstörche sind aktuell in Rumänien. Sie haben entweder längere Pausen eingelegt oder sind erst relativ spät in Afrika gestartet. Sie sollten binnen einer Woche ihr Ziel erreichen (wobei mit "Ole-Einar" ein Storch dabei ist, der im letzten Jahr noch keine feste Horstbindung hatte). Diese Störche treffen in der Regel etwas später in den Brutgebieten ein. Ganz am Ende sind der dreijährige Loburg-Storch "Haljer" (30.3.: Sinai) und der Sude-Senderstorch "Besitzer2" (31.3.: Westjordanland) unterwegs. Bei "Haljer" überrascht dies angesichts seines jungen Alters nicht, während der Storch "Besitzer2" eigentlich unter den frühen Rückkehrern zu erwarten gewesen ist. Wir wollen es nicht hoffen, aber es könnte sein, dass gesundheitliche Probleme seinen Zug beeinträchtigen. Wenn er in etwa 3 Wochen an der Elbe zurück sein sollte, wird in seinem Nest schon längst fest gebrütet werden. Nur der Hamburger NABU-Senderstorch "Jürgen" ist weiter verschollen.
Quellenangabe und Link zur täglich aktualisierten GoogleMaps-Karte der Senderstörche:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
27. März 2024
Wie vorhergesagt, ist gestern und vor allem heute eine erste Welle an Ostziehern, die in Afrika überwintert haben, in Nord- und Ostdeutschland eingetroffen. An zahlreichen Nestern ist es erstmals in diesem Jahr zu Weißstorchbeobachtungen gekommen. Bei uns sind bis heute Abend insgesamt fünf Paare und sieben Einzelstörche zurückgemeldet worden. Das sind knapp 20 Prozent des Vorjahresbestandes.
Ein Blick auf die zurückgelegten Strecken einiger weit vorne ziehender Senderstörche unterstreicht die exzellenten Zugbedingungen, die gestern und heute geherrscht haben: so schaffte Senderstorch "Max" gestern 580 Kilometer, bei "Sückau2" waren es 500 km an einem Tag und bei "Julius", der heute in den Karpaten unterwegs war, 490 Kilometer (gemessen ist jeweils die Luftlinie). Es ist damit zu rechnen, dass sich der Einflug der Ostzieher in den nächsten Tagen fortsetzen und noch verstärken wird.
26. März 2024
Große Wiedersehensfreude heute Mittag am Biestower Webcan-Nest: Die seit 2018 hier brütende Störchin "Martha" DEH H9835 ist wieder zurück. Das Begrüßungsklappern hielt mehrere Minuten an. Hier dürfte sehr sicher das Paar aus dem Vorjahr wieder zusammengefunden haben. "Martha" ist mittlerweile 14 Jahre alt und kehrte wie jedes Jahr mit an der Spitze der ostziehenden Afrika-Überwinterer an ihren Brutplatz zurück. Nun heißt es Daumen drücken, dass es in diesem Jahr wieder zu einer erfolgreichen Brut kommt!
25. März 2024
Der Blick auf die aktuelle Karte mit den besenderten Störchen unseres Samples zeigt, dass die ersten Afrika-Überwinterer nunmehr Polen (bzw. die West-Ukraine) erreicht haben. Angesichts allerbester Zugbedingungen morgen und übermogen (sonnig, starker Südost-Wind) prognostiziere ich, dass sie innerhalb der nächsten 48 bis 72 Stunden ihre Brutplätze in Nord- bzw. Ostdeutschland erreicht haben werden. Und mit ihnen erwarte ich auch bei uns eine erste Einflugwelle. Wie ausgeprägt sie sein wird, ist eine spannende Frage. Fünf weitere Senderstörche rasten zurzeit im Vorfeld der Südkarpaten. Auch dort ist für die nächsten Tage bestes Zugwetter vorhergesagt, das möglicherweise, abgesehen von einer zwischenzeitlichen Störung, bis einschließlich Ostern anhalten wird. Demzufolge ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir bis zum Ende des Monats schon einen erheblichen Anteil an ostziehenden Rückkehrern bei uns haben werden. Die drei Senderstörche, die zurzeit durch die Türkei ziehen, werden dagegen noch etwa zwei Wochen unterwegs sein. Schließlich hat als (vorerst) letzter der Sude-Storch "Besitzer2" Israel erreicht.
Auf der Westroute scheinen die beiden dreijährigen dänischen Senderstörche auf Anhieb ein passendes Nest gefunden zu haben - "Findus" in Süddänemark und "Simba" im Norden Schleswig-Holsteins. Dort sind nun alle neun Senderstörche am Ziel angelangt.
Quellenangabe und Link zur täglich aktualisierten GoogleMaps-Karte der Senderstörche:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
###
In unserem Betreuungsgebiet hat sich zuletzt nicht allzu viel ereignet. Der schon seit mindestens 10. März anwesende Storch in Groß Lüsewitz ist wieder allein und in Neu Rethwisch traf heute (etwas verspätet gegenüber dem Vorjahr) der erste ein. Interessant ist darüber hinaus das Verhalten eines 2022 in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen beringten Storchs. DEW 4V474 hielt sich bis heute Mittag rund 24 Stunden lang in Sildemow bei Rostock auf einem Nistangebot auf und ist danach offenbar ins benachbarte Niendorf gewechselt (auch wenn die Ringkontrolle dort noch aussteht). Es handelt sich ganz sicher um einen Westzieher, der erstmals nach einem passenden Nest Ausschau hält, aber angesichts seines jungen Alters auch jederzeit wieder weiterziehen könnte.
21. März 2024
Es gibt weiter erfreuliche Nachrichten von den auf dem Frühjahrszug befindlichen Weißstörchen. Auf der Westroute ist "Findus" nun in seiner Heimat Süddänemark eingetroffen, und sein ebenfalls dreijähriger Geschwisterstorch "Simba", zurzeit noch in Niedersachsen, dürfte das gleiche Ziel haben.
Auf der Ostroute ist "Mose" als Israel-Überwinterer vergleichsweise spät dran. Jetzt aber ist er im Norden der Slowakei angelangt und wird in wenigen Tagen im Drömling/Sachsen-Anhalt eintreffen. Vermutlich wird "Mose" mit jetzt fünf Jahren dort auch das erste Mal brüten. Er tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters "Jonas", der ebenfalls im Drömling Brutvogel war und dessen Sender insgesamt zehn Jahre lang Daten übermittelt hat. Im letzten Sommer wurde er dann tragischerweise Opfer eines Seeadlers.
Acht weitere Senderstörche halten sich bereits in Europa, genauer zwischen der West-Türkei und dem Norden Rumäniens auf. Momentan lassen es die meisten von ihnen gerade etwas ruhiger angehen. Sie rasten z. T. auf Mülldeponien und sammeln Kräfte für die letzte Etappe. Die Witterungsaussichten sind zunächst noch durchwachsen. In der kommenden Woche sind dann jedoch sehr günstige Bedingungen über Osteuropa zu erwarten, sodass ich schon für das lange Osterwochenende mit einem kräftigen Einflug rechne. Das wäre jahreszeitlich sehr früh, was auf jeden Fall positiv zu bewerten wäre, weil alle Statistiken zeigen, dass eine frühe Paarbildung häufig zu einem besseren Bruterfolg führt. Dabei wird natürlich auch viel von der Witterung im Mai/Juni abhängen, aber ein um eine Woche früherer Brutbeginn wäre auf jeden Fall ein Vorteil.
Erfreulich ist auch das Wiederauftauchen der beiden Senderstörche "Else" (zurzeit bereits in Israel) und "Besitzer2" (aktuell noch in Süd-Ägypten) nach Monaten ohne Datenübertragung. Sie werden zusammen mit der Tansania-Überwintererin "Eva" (sendete gestern aus dem Westjordanland) erst zwischen Mitte und Ende April in ihren Brutregionen zurückerwartet. Somit sind momentan nur noch zwei besenderte Störche verschollen (beide im Sudan).
Quellenangabe und Link zur täglich aktualisierten GoogleMaps-Karte der Senderstörche:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
###
Der gestern am Webcam-Nest in Biestow eingetroffene Storch ist auch heute viel an seinem Nest gewesen. Er ist im Übrigen nicht identisch mit dem am 12. März in Parkentin eingetroffenen Individuum. Das konnte heute sicher geklärt werden.
20. März 2024
Heute Abend hat sich am Webcam-Nest in Biestow erstmals in dieser Saison ein Storch für eine Übernachtung entschieden. Er traf gegen 15 Uhr am Nest ein, verließ es dann noch mehrfach, kehrte aber auch jedes Mal wieder zurück. Der Storch ist unberingt und weist auf den ersten Blick keine auffälligen Merkmale auf, sodass wir nicht sicher sagen können, ob es der bisherige "Besucherstorch" oder ein ganz anderes Individuum ist. Auf jeden Fall bleibt es spannend!
Schon seit vorgestern ist in Wendfeld der erste Storch zurück. Da dort in den letzten Jahren immer sehr frühe Ostzieher-Ankunftstermine zu verzeichnen waren, ist es durchaus möglich, dass dieser Storch in Ostafrika überwintert hat. Dazu passen auch Informationen aus anderen Teilen Norddeutschlands und vor allem aus Polen, wo zu Beginn der Woche fast zeitgleich schon eine ganze Menge Rückkehrer eingetroffen sind. Ich würde jedenfalls davon ausgehen, dass jetzt die allerersten Ostafrika-Überwinterer ihre mittel- und osteuropäischen Brutgebiete erreicht haben. Besonders stark verkotete Beine oder Ringe unterscheiden sie - bedingt durch Thermoregulierung aufgrund deutlich höherer Tagestemperaturen - von Westziehern, die in Regionen überwintern, in denen erheblich gemäßigtere Temperaturen vorherrschen.
17. März 2024
Der heutige Blick auf unser Sample der adulten Senderstörche, die mit Ziel Dänemerk, Nord- und Ostdeutschland unterwegs sind, zeigt, dass ein Großteil der Ostzieher momentan durch die Türkei zieht. Von dort gibt es Berichte von erfahrenen Storchenfreunden, die unseren bisherigen Eindruck bestätigen. Die Witterungsverhältnisse sind überwiegend günstig, es wird viel gezogen und immer nur kurze Zeit gerastet. Auch die weiteren Wetteraussichten deuten auf keinen grundlegenden Umschwung hin. Ein witterungsbedingter Zugstau ist vorerst nicht zu erwarten. "Unser" erster Senderstorch, der in Afrika überwintert hat, ist mittlerweile in Rumänien eingetroffen. "Sückau2" plant offenbar, die Karpaten östlich zu umfliegen. Auch hier ist die Wettervorhersage nicht schlecht. Es wird in nächster Zeit in Osteuropa nicht sehr viel regnen und immer wieder wird es auch Sonnenschein und damit Thermik geben. Ich erwarte daher, dass die Ostzieher uns in diesem Jahr im Durchschnitt etwa fünf bis zehn Tage früher als in den letzten drei Jahren erreichen. Die ersten dürften bereits die Südosthälfte Polens erreicht haben. Zwei der jetzt noch in Afrika befindlichen Senderstörche befinden sich offenbar im Funkloch ("Michael", zuletzt Ägypten und "Eva", zuletzt Uganda). Bei den vier übrigen schwindet langsam die Hoffnung, dass sie noch leben.
Demgegenüber ist von den neun im Spätsommer letzten Jahres gestarteten Westziehern nur noch einer ("Simba", zurzeit bei Orléans/Frankreich) unterwegs. Alle übrigen haben ihre Brutregionen erreicht. Sie sind durchweg jeweils früher dran als im letzten Jahr. Es gab bei "unseren" adulten Westziehern keinen einzigen Ausfall.
Quellenangabe und Link zur täglich aktualisierten GoogleMaps-Karte der Senderstörche:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
###
Am Webcamnest in Rostock-Biestow zeigt sich die Situation unverändert. Täglich ein bis zweimal schaut ein "Besucherstorch" für längere Zeit vorbei. Da in der näheren Umgebung bisher nur das Nest in Parkentin mit einem Einzelstorch besetzt ist (und dies seit exakt dem 12. März, als erstmals in Biestow ein Storch zu sehen war), kann es sich bei dem regelmäßigen Besucher durchaus um den Parkentiner Storch handeln. Das Nest in Groß Bölkow, "Stammnest" des letztjährigen Biestower Männchens, wirkt dagegen noch unberührt. Möglicherweise lebt dieser Storch nicht mehr, denn in den letzten Jahren traf er stets bis spätestens 14. März ein. Das beringte Biestower Weibchen "Martha" flog in den letzten Jahren regelmäßig mit unter den ersten Ostziehern bei uns ein. Es ist daher gut möglich, dass sie bereits in dieser Woche am Webcam-Nest eintrifft.
16. März 2024
Seit drei Tagen besetzt dieser farbberingte Storch als unser siebter Rückkehrer das Nest in Lieblingshof. Heute früh gelang mir die Ablesung der Ringnummer - es ist erwartungsgemäß DEH XN197 und damit das dortige Brutweibchen der letzten Saison. Es wurde 2019 im Nachbardorf Niekrenz beringt und hat 2022 im ebenfalls nicht weit entfernten Göldenitz bei Dummerstorf erstmals einen (erfolglosen) Brutversuch gestartet. 2023 zog XN197 mit einem unberingten Partner zwei Jungstörche groß. Schon damals fiel die beringte Störchin durch ein frühes Rückkehrdatum und einen zumindest teilweise verkoteten Ring auf. Das ist in diesem Jahr nicht anders. Vom Zeitpunkt der Ankunft her könnte es sich bei ihr um eine Nahost- bzw. Israel-Überwintererin handeln. Zum Vergleich: Sinai-Überwinterer und NABU-Hamburg-Senderstorch "Jan" traf sehr früh, am 10. März, an seinem Nest in Hamburg ein. Die ersten Ostzieher, die in Afrika überwintert haben, erwarten wir frühestens zum nächsten Wochenende. Dazu ist für morgen ein Update geplant.
Der am Webcamnest in Biestow eingetroffene Storch besucht dieses regelmäßig einmal pro Tag für etwa ein bis zwei Stunden. Nur heute war dies nicht der Fall. Er übernachtet nicht im Nest. Hier bleibt die weitere Entwicklung spannend.
15. März 2024
So wie hier in Altenhagen bei Kröpelin hat Gunnar Gernhöfer in dieser Woche mit viel Einsatz und tatkräftiger Unterstützung unseres Partners im Storchenschutz, dem Energieversorger edis, eine ganze Reihe von Weißstorch-Nisthilfen wieder "bezugsfertig" gemacht. Der Fokus lag dabei auf traditionellen Standorten, bei denen der Zahn der Zeit schon sehr genagt hatte bzw. wo nur noch stählerne Grundkonstruktionen vorhanden waren. Außer in Altenhagen war die Hebebühne auch in Albertsdorf, Thelkow, Diedrichshagen bei Rostock, Rabenhorst und Sildemow im Einsatz. Darüber hinaus wurde das vom Sturm stark beschädigte Nest in Gnewitz repariert. Außerdem sind drei ganz neue Nisthilfen aufgestellt worden - jeweils nach eingehender vorheriger Prüfung des Nahrungspotenzials in einem Umkreis von zwei bis drei Kilometern (Ehmkendorf, Vilz und Bartenshagen). Wir bekommen in jedem Jahr zahlreiche Anfragen, die auf eine Neuaufstellung von Nistmasten abzielen. Oft ist es leider so, dass das Nahrungsangebot nicht ausreichend ist und daher keine Befürwortung ausgesprochen werden kann. Der Weißstorch benötigt insbesondere feuchte Grünlandflächen, Kleingewässer und Tümpel, um dort seine Nahrung finden zu können. Diese fehlen leider vielfach in unserer Landschaft.
13. März 2024
In den letzten Tagen hat sich das im Internet zu beobachtende Zuggeschehen der Weißstörche weiter intensiviert. Auf der Westroute sind von unserem Sample nun nur noch drei Störche unterwegs, die alle im letzten Jahr ohne Horstbindung waren. Es ist eine spannende Frage, ob und wenn ja wo diese Dreijährigen erstmals eine feste Horstbindung eingehen werden.
Auf der Ostroute wird momentan viel gezogen und immer nur kurz gerastet. Als erster Ostafrika-Überwinterer hat heute "Sückau2" den Bosporus erreicht. Das war für ihn eine Woche früher als im letzten Jahr. Für die nächsten Tage ist in Südosteuropa recht wechselhaftes, aber mildes Wetter angesagt. Ich halte es für gut möglich, dass dieser Storch (und mit ihm andere) noch im März und damit sehr früh im Amt Neuhaus eintreffen wird. Auch insgesamt sind die meisten ostziehenden Senderstörche früher dran als im letzten Jahr. Und es sind jetzt nur noch vier besenderte Störche übrig, von denen wir seit dem Winter nichts mehr gehört haben. Zwei davon sind als Spätrückkehrer einzustufen, die beiden anderen sind dagegen eigentlich überfällig.
In Rostock-Biestow war heute früh wieder für etwa zwei Stunden ein Storch am Nest - vermutlich der gleiche wie gestern. Außerdem ist der erste Storch in Parkentin eingetroffen.
Quellenangabe und Link zur täglich aktualisierten GoogleMaps-Karte der Senderstörche:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
10. März 2024
Unser zweites Paar ist da! Heute früh habe ich sehr erfreut feststellen können, dass der Horst in Groß Lüsewitz besetzt ist - und das sogar schon durch zwei Störche. Mit "ihm" konnte so früh in der Saison schon gerechnet werden. Denn im letzten Jahr hatte ein unberingter Storch den von den Nahrungsflächen her eher nicht so attraktiven Standort bereits am 18. März besetzt. Auf ein Weibchen musste der "Neue" aber fast sechs Wochen warten. Jetzt ging es sehr viel schneller - was sicher damit zusammenhängt, dass beide Westzieher sein werden. Ich gehe davon aus, dass hier das Männchen des Vorjahres zurückgekehrt ist, während das gleichfalls unberingte Weibchen neu sein dürfte. Sie scheinen schon ganz gut miteinander zu harmonieren.
9. März 2024
Es tut sich was auf der Ostroute! Wie vermutet haben sich in den letzten Tagen die ersten Senderstörche gemeldet, nachdem sie aus dem Sudan kommend in Ägypten eingetroffen sind. Ganz vorne zieht "Sückau2", er war heute früh bereits im Westteil Syriens. Den Golf von Suez hat er am 6. März überquert und damit drei Tage früher als im letzten Jahr. Ihm am nächsten dürfte "Max" sein, dessen Sender sich am 5. März erstmals wieder meldete und der inzwischen bereits in Israel sein müsste. Er ist etwa sechs Tage früher dran als 2023. "Christian Eike" und "Sky" sollten aktuell bereits in der Nähe der Wasserstraße von Suez sein. Auch sie sind etwas zügiger unterwegs als im insgesamt späten Aufbruchjahr 2023.
Von den anderen besenderten Störchen, die auf dem Kartenausschnitt im Sudan bzw. im Osten des Tschad eingetragen sind, hat es in diesem Jahr noch keine Meldungen gegeben. Innerhalb der nächsten sieben bis acht Tage sollte die Mehrzahl von ihnen ebenfalls am Golf eintreffen. Von dort aus brauchen die ziehenden Störche in etwa 4 Wochen bis an ihre Brutplätze in Nord- und Ostdeutschland. Nur besonders gut konstituierte (und zudem zugerfahrene) Individuen schaffen diese Strecke in 3 Wochen - und das auch nur bei optimalen Zugbedingungen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch "Langsamzieher" wie etwa den NABU-Hamburg-Storch Jürgen, der in den letzten Jahren häufig mehr als 5 Wochen für die etwa 4.000 Kilometer lange Strecke benötigt hat. Die Erforschung des Zugverhaltens von besenderten Weißstörchen in den letzten Jahren hat deutlich werden lassen, dass es durchaus erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Individuen gibt! Einzelne Leitstörche geben den Weg und das Zugtempo vor. Sie sind in der Lage, größere Strecken im Segelflug zu überwinden, während andere häufiger den wesentlich anstrengenderen Ruderflug nutzen müssen und dann früher und häufiger rasten müssen.
Aus den Vorjahren wissen wir, dass sich in unserem Sample kein besonders früh und zügig ziehender Weißstorch befindet. Zugleich wurden aber bereits am 3. März Hunderte Weißstörche nahe Hurghada auf ihrem Weg zur Sinai-Halbinsel beobachtet (u. a. von einer Urlauberin aus MV). Ich rechne daher damit, dass einige besonders frühe Ostafrika-Überwinterer jetzt bereits in der Türkei unterwegs sind. Aus unserem Betreuungsgebiet wurden bis heute noch keine neuen Rückkehrer gemeldet.
Quellenangabe und Link zur täglich aktualisierten GoogleMaps-Karte der Senderstörche:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
6. März 2024
Auch in diesem Jahr stellt sich wieder die spannende Frage: Wann treffen die Störche am Webcam-Nest in Rostock-Biestow ein? Bisher habe ich dort noch keinen Storch feststellen können, auch nicht mit Hilfe des Bild-Archivs. Wenn wir davon ausgehen, dass das Paar des Vorjahres zurückkehren wird, werden wir vermutlich nicht mehr lange warten müssen. Das unberingte Männchen traf in den letzten Jahren stets zwischen dem 7. und dem 14. März ein (wobei ich ergänzen muss, dass es da noch in Groß Bölkow zu Hause war). Aufgrund seiner letztjährigen Horstbindung (er wechselte Ende März von Groß Bölkow nach Biestow) würde ich davon ausgehen, dass "er" 2024 direkt nach Biestow zurückkehren wird. Als Westzieher ist er also in den nächsten Tagen vor der Webcam zu erwarten. Wir werden aber auch das Nest in Groß Bölkow im Auge behalten, das im Vorjahr ab 21. April von einem anderen, beringten Männchen besetzt war.
Das beringte Weibchen "Martha", das seit 2018 dem Biestower Nest die Treue hält, ist in den letzten Jahren immer zwischen dem 22. März und dem 2. April zurückgekehrt. Bei ihr werden wir uns - wenn sie den Zug (hoffentlich!) überstanden hat - also noch einige Tage länger gedulden müssen. Denkbar ist auch immer, dass kurzzeitige Horstbesucher vorbeischauen - und dann weiterziehen. Mit dem Grasbewuchs, der sich nach dem sehr milden Februar in vielen Nestern zeigt, haben die Störche kein Problem. Schon wenige Tage nach Beginn des Nestbaues wird er verschwunden sein.
3. März 2024
Seit heute ist der Kröpeliner Storch nicht mehr allein! Seine 2016 in Schweden beringte Partnerin der letzten drei Jahre ist wieder zurück. SVS 2151 ist so früh wie nie eingetroffen - und fünf Tage früher als 2023. Am Nest traf ich das Paar heute Abend nicht an - dafür aber auf einem nahe gelegenen Stück Grünland, das nach den vielen Regenfällen der letzten Monate zurzeit überschwemmt ist. Dort suchten sie erfolgreich nach Würmern. Kurz darauf flogen sie unmittelbar nacheinander in einem eleganten Bogen direkt über mich hinweg in Richtung ihres Nestes. Ein sehr schöner Moment! Beide wirkten sehr vertraut miteinander. Ich bin sicher, dass nicht nur sie, sondern auch er in den letzten Jahren Bestandteil des erfolgreichen Brutpaares war. Übrigens zeigt die Erfahrung der letzten Jahre, dass die Schwedin mit der Eiablage vermutlich noch einige Zeit warten wird. Anders als bei der Masse unserer Rückkehrer, die regelmäßig im April eintrifft, hat sie ja noch reichlich Spielraum. Dennoch ist zu erwarten, dass auch in diesem Jahr die Kröpeliner die ersten sein werden, bei denen Nachwuchs schlüpft.
Neuigkeiten gibt es auch von den Senderstörchen, die wir im Internet verfolgen:
- die Störchin "Mani" (Sude-Projekt) ist seit gestern wieder an ihrem Nest im Landkreis LWL
- die Störchin "Pauli" (Projekt NABU S-H) wird spätestens morgen zurück in Schleswig-Holstein erwartet
- der Storch "Jan" (Projekt NABU HH) war vorgestern in Südrumänien und nahm Kurs auf die Südkarpaten
- der Storch "Sückau 2" (Sude-Projekt) hat sich nach monatelanger Sendepause heute aus Süd-Ägypten gemeldet. Er ist insoweit der "Richtige", weil er auch im letzten Jahr der erste Sudan-Überwinterer war, der den Golf von Suez erreichte. Drücken wir die Daumen, dass in den nächsten Tagen nach und nach viele weitere der Verschollenen wieder auftauchen werden.
Hier noch einmal der Link zu meiner im Regelfall täglich aktualisierten Übersichtskarte:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
26. Februar 2024
Wie in jedem Jahr hat auch 2024 in der zweiten Februar-Hälfte der Heimzug der Weißstörche in ihre Brutregionen begonnen. Dabei gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den West- und den Ostziehern, wie ein Blick auf die Karte der besenderten, adulten Störche verdeutlicht. Beginnen wir mit der Westroute, wo wir ein sehr klares Bild haben und alle neun Senderstörche, die im letzten Spätsommer auf den Zug gegangen waren, wohlauf sind und regelmäßig ihre Daten übermitteln. "Alexander" (12.2.) und "Porrentruy" (15.2.) waren die ersten, die schon sehr früh ihre letztjährigen Nester in Hamburg bzw. im Landkreis Stade erreicht haben. Vier weitere sind auf dem Zug und momentan in Frankreich unterwegs. "Mani", "Pauli", "Anka" und "Niendorfer" werden innerhalb der nächsten vier bis zehn Tage ihre norddeutsche Heimat erreichen - sofern nichts Unvorhergesehenes dazwischen kommt. Drei weitere Störche sind noch nicht aufgebrochen, was nicht überrascht, da sie erst dreijährig sind und im letzten Jahr noch kein Nest besetzt hatten. Wir dürfen gespannt sein, ob und wenn ja wo sich die beiden dänischen Störche "Findus" und "Simba" (zurzeit nahe Madrid) sowie der schleswig-holsteinische Storch "Fritzi II" (hat in Südwestfrankreich überwintert) erstmals einen Brutplatz suchen werden.
Ganz anders, nämlich weitaus schlechter, ist unser momentaner Kenntnisstand bei den 16 ostziehenden Störchen, die im August/September dorthin aufgebrochen waren. Genau genommen wissen wir nur von zwei Störchen, dass es ihnen gut geht und wo sie sind: "Jan" ist am 15. Februar bei Sharm-el-Sheikh aufgebrochen. Vorgestern war er mitten in der Türkei unterwegs in Richtung Bosporus. Ich würde ihn zwischen dem 15. und dem 20. März an seinem Brutplatz in Hamburg erwarten. Außerdem wissen wir noch, dass die Störchin "Eva" sich seit geraumer Zeit in ihrem üblichen Überwinterungsgebiet in Zentral-Tansania aufhält. Ich vermute, dass sie in wenigen Tagen mit dem Zug nach Norden beginnen wird. Von allen anderen Senderstörchen, die mit einer Ausnahme ("Mose", sendete zuletzt im November aus Israel) in den Sudan gezogen waren, gibt es seit zwei bis drei Monaten keine Meldungen mehr. Dementsprechend veraltet sind auch die Positionsangaben auf der Karte. Das ist sehr ungewöhnlich, hängt aber mit ziemlicher Sicherheit mit dem dortigen Krieg zusammen, der großes Leid über die Zivilbevölkerung bringt und schwere Schäden auch in der Infrastruktur verursacht hat. Wir gehen davon aus, dass auch das Mobilfunknetz weitgehend ausgefallen ist. Erst wenn die Senderstörche, die (hoffentlich zahlreich) noch am Leben sind, Ägypten erreicht haben, ist wieder mit Positionsdaten zu rechnen. Am Golf von Suez "melden sich" fast immer die Sender. Im letzten Jahr erreichte der erste Sudan-Überwinterer am 8. März diesen wichtigen Hotspot des Frühjahrszuges. Die Masse der Störche passierte diese Meerenge in den zehn darauffolgenden Tagen, Nachzügler benötigten bis zum 25. März und zwei Nichtbrüter überflogen den Golf von Suez erst am 27. März bzw. 5. April. Wenn der Zug ähnlich anläuft wie 2023, sollten sich die Sender der Störche ab der nächsten Woche wieder melden. Es wird also sehr spannend! Wer nicht auf meinen nächsten Bericht warten will, kann sich auch auf einer von mir erstellten, recht simplen GoogleMaps-Karte orientieren, die regelmäßig aktualisiert wird und "per Hand" durch Zusammentragung der im Internet frei zugänglichen Standortdaten entsteht. Hier der Link:
https://www.google.com/maps/d/edit?mid=1vCg4Gd5zKB-7yJVQsoXwAX038ooshABb&usp=sharing
***
Als Nachtrag zur gestrigen Meldung kann ich noch mitteilen, dass der in Kröpelin gelandete Storch auch heute noch am Nest war und unberingt ist - es wird ziemlich sicher der langjährige männliche Nestinhaber sein. Seine beringte Partnerin seit 2021, eine Schwedin, traf in den letzten Jahren nur wenige Tage nach ihm ein. Hoffen wir, dass sie auch jetzt wieder wohlbehalten an ihren Brutplatz zurückkehren wird.
25. Februar 2024
Am heutigen Sonntag ist nun auch bei uns im alten Landkreis Bad Doberan der erste Storch zurückgekehrt. Die Nachricht kam aus Kröpelin, wo in den beiden letzten Jahren auch jeweils unser erster Brutvogel mit Horstbindung eingetroffen war. Von daher ist es jetzt auch anzunehmen, dass dieser Storch schon "der Richtige" ist und auch bleiben wird. 2023 traf das Kröpeliner Männchen am 4. März ein, 2022 war er noch drei Tage früher dran. Den Rekord für die früheste Rückkehr bei uns stammt vom 23. Februar 2008 aus Stäbelow. Damals war dort für einige Jahre ein sehr früh zurückkehrender Westzieher Brutvogel.
11. Februar 2024
Nun sind auch in Mecklenburg-Vorpommern die ersten Störche aus ihren Überwinterungsgebieten zurückgekehrt. Wer in diesem Jahr die "Nase vorn hatte", steht noch nicht genau fest. Ein Kandidat traf am 7. Februar in Alt Brenz/LWL ein, den zweiten konnte ich heute auf seinem Nest in Belitz/GÜ ablichten. Er ist vermutlich sogar schon einige Tage länger zurück. Da er wie sein Kollege in Alt Brenz unberingt ist, wissen wir leider nicht, wo er die letzten Monate verbracht hat. Wenn nicht alles täuscht, ist dieses Individuum schon sehr alt. Jedenfalls meldet Belitz nun schon seit mindestens 16 Jahren einen extrem frühen Rückkehrer. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass es sich um unterschiedliche Individuen handelt, die zufälligerweise das gleiche, sehr auffällige Verhalten aufweisen. In unserem Betreuungsgebiet rechnen wir ab Anfang März mit den ersten Rückkehrern. Auch das ist nun nicht mehr lange hin. Dagegen sind in den benachbarten Bundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen schon zahlreiche Weißstörche an ihren Nestern eingetroffen. Auch zwei westziehende Senderstörche ("Alexander" und "Porrentruy") werden in Kürze in Hamburg bzw. in der Nähe von Stade/Niedersachsen an ihren Brutplätzen zurück sein.
21. Januar 2024
Von den adulten besenderten Störchen aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark, über deren Zug und Überwinterung wir an dieser Stelle regelmäßig berichten, gibt es momentan nur sehr wenige Neuigkeiten. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Auf der Westroute hat es im Dezember und Januar nur noch geringfügige räumliche Veränderungen gegeben. Fritzi II und Anka halten sich unverändert in Frankreich auf, während Alexander, Porrentruy, Simba, Findus und Mani sich innerhalb Spaniens nur sehr wenig bewegt haben. Niendorfer und Pauli sind dagegen unverändert nahe Kenitra bzw. Tetouan in Marokko auf Nahrungssuche.
Auf der Ostroute bekommen wir momentan nur von zwei Störchen regelmäßig neue Standortdaten übermittelt: Jan ist unverändert auf dem Sinai bei Sharm-el-Sheikh und Eva befindet sich seit vielen Wochen in Tansania, wo sie auch die letzten Winter verbracht hatte. Von den übrigen 14 Senderstörchen haben wir dagegen schon seit etlichen Wochen, z. T. sogar seit Monaten nichts mehr gehört. Im Falle von Moses, der zuletzt aus Israel gesendet hatte, mag das an technischen Problemen liegen. In den anderen Fällen handelt es sich um Störche, die sich zuletzt aus dem Sudan gemeldet haben bzw. dort zu vermuten sind. Im Sudan herrscht leider seit dem vergangenen Jahr ein verheerender Krieg, der weite Teile des Landes betrifft. Sehr wahrscheinlich gehört zu den Folgen, dass auch das GPS- und/oder das Stromnetz stark in Mitleidenschaft gezogen sind. Hoffen wir, dass die Sender der Störche sich alle wieder melden, wenn sie die vom Krieg betroffenen Regionen wieder verlassen. Dies wird voraussichtlich nicht vor Ende Februar/Anfang März der Fall sein. Aufgrund der fehlenden Aktualität bzw. des geringen Neuigkeitswertes verzichte ich heute auf eine neue Übersichtskarte.
7. Januar 2024
Nunmehr liegt auch die Bilanz für die Weißstorchsaison 2023 in ganz Mecklenburg-Vorpommern vor. Die Bilanz fällt gemischt aus. Erfreulich ist die Fortsetzung der im Vorjahr begonnenen Erholung des Brutbestandes: die Zahl der Horstpaare stieg von 680 um 7,5 Prozent auf 731. Das ist der höchste Stand seit 2015. Dabei verzeichneten nur zwei Altkreise keinen Anstieg: auf Rügen blieb es bei bescheidenen 13 Horstpaaren und im Altkreis Müritz sank die Horstpaarzahl um zwei auf 53. In allen anderen Altkreisen gab es eine Zunahme, wobei Nordwestmecklenburg und Parchim mit jeweils + 17,9 % den größten prozentualen Zuwachs verbuchen konnten. Die größte Storchendichte weist mit 4,37 Horstpaaren pro 100 km² jetzt wieder der Altkreis Demmin auf. Hier wurden 2023 84 statt 74 Paare gezählt. Dieser erfreulich breite Anstieg deutet darauf hin, dass es neben dem strukturell zu erwarten gewesenen Zuwachs durch eine weitere Ost-Ausbreitung der Westzieher auch unter den Ostziehern erstmals seit Jahren wieder eine nennenswerte Erholung gegeben hat. Hier dürften sich die seit 2019 wieder verbesserten Überwinterungsbedingungen am Südrand der Sahel-Zone bemerkbar gemacht haben.
Auf der anderen Seite war der Bruterfolg erneut schwach. 1.003 flügge Jungstörche bedeuteten einen JZa-Wert von nur 1,37. Es ist das dritte Jahr in Folge, dass der angestrebte HPa-Wert von 2,0 sehr deutlich verpasst wurde. Nur im "Katastrophenjahr" 2016 war der Bruterfolg zuletzt noch dürftiger. Abermals erfolgte die Rückkehr der meisten Weißstörche leicht verspätet, obwohl in diesem Frühjahr kein ausgeprägter Zugstau ins Gewicht fiel. Weitaus mehr Bedeutung für das schlechte Brutergebnis besaß ohne Zweifel eine außerordentlich lang anhaltende Trockenheit im Mai und Juni. Innerhalb von rund sechs Wochen fiel fast kein Niederschlag, was sich sehr negativ auf die Nahrungsverfügbarkeit auswirkte und zum Tod zahlreicher Küken führte.
3. Januar 2024
Seit heute steht der Weißstorch-Jahresbericht 2023 für den alten Landkreis Bad Doberan und die Hansestadt Rostock zum Download zur Verfügung (siehe oben).
Er ist in diesem Jahr dem Gedenken an Hans-Heinrich Zöllick gewidmet, der am 24. September 2023 im Alter von 99 Jahren verstorben ist. Hans hat seit 1970 über Jahrzehnte durch seinen unermüdlichen Einsatz den Weißstorchschutz in Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus geprägt. Von 1990 bis 2009 wirkte er dabei als Vorsitzender der Landesarbeitsgruppe Weißstorchschutz in Mecklenburg-Vorpommern. Er hat über all' die Jahre große Verdienste für den Artenschutz erworben, die u. a. 2012 mit der Lina-Hähnle-Medaille ausgezeichnet wurden, der höchsten Auszeichnung, die der NABU vergibt. Auch mich hat er für den Weißstorchschutz begeistert und gewinnen können. Er war in dieser Hinsicht auch mein Mentor. Dementsprechend war es eine große Ehre für mich, dass Hans mir 2007 die Sorge um die Weißstörche im alten Landkreis Bad Doberan anvertraut hat, für den er seit 1971 der Regionalbetreuer war.
Das Foto zeigt ihn im Juni 2023, als er letztmalig die Gelegenheit nutzen konnte, um während der Jungstorch-Beringung im Altkreis Ribnitz-Damgarten seinen Schützlingen ganz nah zu sein. Die leicht positive Bestandsentwicklung in der Saison 2023 hat er noch wohlwollend wahrgenommen. Er wird uns allen stets in bester Erinnerung bleiben.