Webcam Rostock-Biestow - Saison 2023
Ankunft 1. Brutstorch: 22.3., 14:15: DEH H9835, hier Brutstörchin seit 2018
Ankunft 2. Brutstorch: 29.3., 12:03, Männchen - unberingt (nicht das Männchen der Vorjahre)
31. März 2023
Nachdem gestern mit der Hamburger Störchin "Mimi" der achte und damit letzte horstgebundene Weißstorch auf der Westroute seine heimische Brutregion erreicht hat, können wir uns hinsichtlich der besenderten Störche aus Nord- und Ostdeutschland ganz auf die Ostzieher konzentrieren. Wie vorhergesagt, sind diese auch in den letzten Tagen in Südosteuropa und der Türkei nur langsam vorangekommen. An der Spitze befindet sich je ein Storch im äußersten Westen der Slowakei und einer im südlichen Polen. Angesichts einer weiterhin ungünstigen Witterungskonstellation sollten beide in etwa vier bis sechs Tagen ihre Brutnester erreicht haben. Sechs weitere Störche kämpfen sich gerade durch die Karpaten bzw. umfliegen sie östlich. Die übrigen drei Senderstörche, die im letzten Jahr Horstbindung hatten, halten sich in der Türkei bzw. im Nordwesten Syriens auf. Die dann noch weiter südlich folgenden Störche waren 2022 noch ohne einen festen Brutplatz. Unter dem Strich ist noch kein einziger von den elf erfahrenen Brutstörchen, die in Afrika überwintert hatten (von Nr. 12, "Nobby", gibt es leider weiterhin kein neues Lebenszeichen), in Nord- oder Ostdeutschland eingetroffen.
Da nicht nur bei uns (sondern z. B. auch in Polen) in den letzten Tagen aber sehr wohl eine ganze Reihe von Störchen an ihre Nester zurückgekehrt ist und diese Vögel jetzt sicher bereits überwiegend zu den Ostziehern zu zählen sind, scheinen unsere Senderstörche in diesem Jahr nur bedingt repräsentativ für die Gesamtverteilung zu sein. Offenbar fehlen in dem doch recht kleinen Sample Störche, die bereits früher aufgebrochen waren und noch von günstigeren Zugbedingungen profitieren konnten. Damit spricht viel dafür, dass wir mit einer insgesamt verteilten und mit keiner so spät-kompakten Rückkehr wie im letzten Jahr zu rechnen haben. Gleichwohl sieht es weiterhin danach aus, dass eine erste größere Welle kurz vor Ostern bzw. an Ostern bei uns eintreffen wird.
In unserem Betreuungsgebiet sind inzwischen zwei Horstpaare und zwölf Einzelstörche zurückgemeldet worden. Zuletzt kamen jeweils die ersten Störche in Bentwisch, Bandelstorf, Gnewitz, Zarnewanz, Vorder Bollhagen und Satow hinzu. Das neu zusammengesetzte Horstpaar am Webcam-Nest Rostock-Biestow harmoniert inzwischen von Tag zu Tag besser. Vom Männchen der letzten Jahre fehlt dagegen weiterhin jede Spur.
29. März 2023
Seit heute Mittag ist regelmäßig ein zweiter Storch im Webcam-Nest Rostock-Biestow zu erkennen. Die Begrüßung war zunächst sehr reserviert, später fand man aber doch zueinander und es gab auch schon halbwegs harmonische Paarungen. Der unberingte männliche Storch fällt durch sein strahlend weißes Gefieder auf. Ich halte ihn für das Männchen aus Groß Bölkow, das dort seit dem 11. März am Nest ist und dieses auch kräftig ausgebaut hat. Er ist bekannt dafür, Rundflüge zu unternehmen und dabei "auf Brautschau" zu gehen. Vermutlich war er es auch, der dem Webcam-Nest seit Mitte März mehrere Besuche abgestattet hat. Für meine Annahme spricht, dass das Nest in Groß Bölkow heute Abend unbesetzt war. Genau die gleiche Konstellation hatten wir am 29. März 2022. Damals dauerte die Zweisamkeit aber nur einen Tag - dann kam der eigentliche Biestower Nestinhaber etwas verspätet aus seinem Winterquartier zurück und vertrieb den Groß Bölkower, der sicher ein Westzieher ist. Ob es in diesem Jahr auch wieder so sein wird oder ob der "Neue" sich auf Dauer behauptet? Zunächst einmal übernachten beide gemeinsam auf dem Biestower Nest. Es bleibt auf jeden Fall spannend!
27. März 2023
Der heutige Blick auf die aktuellen Daten der besenderten Weißstörche aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark verdeutlicht, dass auf der Westroute in wenigen Tagen nun auch "Mimi", die in Westafrika überwintert hat, ihr heimisches Nest in Hamburg erreicht haben wird. Gestern hielt sie sich noch in Nordfrankreich auf.
Auf der Ostroute ist es zwar zu keinem Zugstau gekommen, doch haben die Störche immer wieder mit Regen und Gegenwind zu kämpfen. Einige pausieren auch für einige Tage auf Mülldeponien, vor allem in der Türkei. Schön zu erkennen ist, dass die drei am weitesten vorangekommenen Störche jeweils unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Der Sude-Storch "Besitzer" umfliegt wie in den letzten Jahren die Karpaten östlich. Aktuell ist er in der Ukraine. Dagegen hat "Sückau", der ebenfalls die Region Amt Neuhaus an der Elbe ansteuert, die Südkarpaten auf direktem Weg überflogen. Eine dritte Strategie verfolgt wie schon in den Vorjahren der Hamburger Storch "Christian-Eike". Er hat die Südkarpaten weit westlich an einer geeigneten Stelle überquert. Sein Sender meldete sich gestern aus dem Norden Serbiens. Hinter dieser "Spitzengruppe" konzentrieren sich weitere Senderstörche in Bulgarien sowie rund um den Bosporus. Auch hier waren die Bedingungen zuletzt wechselhaft.
Leider ist jetzt noch einmal ein massiver Vorstoß arktischer Kaltluft im Anmarsch. Die Temperaturen werden dadurch großräumig deutlich sinken, und besonders in den Karpaten wird es wieder kräftig schneien. Demnach werden die Störche in Südosteuropa in den nächsten Tagen entweder gar nicht oder nur in kurzen Etappen ziehen können. Es bleibt zu hoffen, dass der Wintereinbruch nur von kurzer Dauer ist. In diesem Fall sollte es dazu reichen, dass die erste Hauptwelle der Ostzieher in der kommenden Woche - und damit noch vor Ostern - bei uns eintrifft. Das wäre dann Anfang April und damit ein ganz "normaler" Zeitpunkt.
25. März 2023
Seit dem vergangenen Wochenende (18./19. März) hält sich dieser beringte Storch in Petschow auf. Bei Hiddensee XN197 handelt es sich um ein vierjähriges Männchen, das wir 2019 im Nachbardorf Niekrenz beringt hatten. Im letzten Jahr startete er im ebenfalls benachbarten Göldenitz einen ersten Brutversuch, der allerdings früh scheiterte. Für einen in Afrika überwinternden Ostzieher ist er zu früh eingetroffen, als Westzieher hätte sein Ring eigentlich weniger oder gar nicht bekotet sein dürfen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass er in Israel oder im Nahen Osten überwintert hat. Jetzt hatte er noch die freie Nest-Auswahl, denn weit und breit waren noch alle Nester unbesetzt. Der eigentliche Petschower Nestinhaber, ein unberingter Ostzieher, ist noch nicht wieder da. Kehrt er zurück, sind Kämpfe um den Horst vorprogrammiert. Dann wird es spannend zu beobachten sein, wo XN197 letztlich Fuß fassen wird.
Neu eingetroffen sind inzwischen auch die ersten Störche in Niekrenz (seit 22.3.) und Wendfeld (seit heute). In Rostock-Biestow ist die Störchin H9835 zwar weiter allein auf dem Horst, aber heute Vormittag stand schon ein zweiter Storch auf einer zweiten Nisthilfe ganz in der Nähe. Es wird noch nicht der richtige gewesen sein, jedenfalls ließ sie ihn (noch) nicht bei sich landen...
23. März 2023
Zu den besonders wichtigen Aufgaben der Weißstorchbetreuung gehört das Im-Blick-Behalten des Zustands der Nester. In diesem Jahr gab es bisher keine Sturmschäden, die zu reparieren gewesen wären. Aber der Zahn der Zeit nagt vor allem an solchen Nestern, die nur gelegentlich oder länger nicht von Störchen besetzt worden sind. Am gestrigen Mittwoch waren G. Gernhöfer und C. Roscher wieder im ehrenamtlichen Einsatz und haben eine ganze Reihe von Nestern "ertüchtigt". Dazu zählen die Standorte in Kritzmow, Clausdorf und Albertsdorf. Außerdem wurde in Retschow, einem alten, traditionsreichen Storchendorf, ein neuer, gut gefüllter Korb auf eine bestehende stählerne Nisthilfe aufgesetzt (siehe Foto). Hier hatten in den letzten Jahren immer wieder einmal Störche nach einem geeigneten Nistplatz Ausschau gehalten, ohne dabei fündig geworden zu sein.
Darüber hinaus wurde bereits vor einigen Tagen in Zarnewanz ein neuer Mast in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Nistplatz aufgestellt, der durch eine hohe Baumreihe und eine marode Nisthilfe stark beeinträchtigt war. Hier hat der Energieversorger edis, unser langjähriger Partner im Storchenschutz, wieder unbürokratisch Hilfe geleistet. Vielen Dank dafür! Eine weitere Neuaufstellung in aussichtsreicher Umgebung ist für Anfang April in Steinbeck bei Admannshagen Ausbau geplant.
Durch Ringablesung bestätigt werden konnte inzwischen, dass es sich bei dem gestern am Webcamnest in Rostock-Biestow eingetroffenen Storch tatsächlich um die Brutstörchin der letzten Jahre (DEH H9835, "Martha") handelt.
22. März 2023
Ist heute die erfahrene Störchin "Martha" (H9835) im Webcam-Nest Rostock-Biestow eingetroffen? Noch fehlt die klärende Ablesung der Ringnummer, aber es sprechen viele Indizien für diese Vermutung. Der Storch besitzt einen zum Teil verkoteten ELSA-Ring am linken Ständer und hat das Nest nach seiner Ankunft um 14:15 Uhr mehrfach nur kurz verlassen und ansonsten viel darin geruht. Er verhält sich insgesamt sehr entspannt und wirkt mit seiner Umgebung vertraut. Schon einmal, 2020, traf H9835 an einem 22. März in Biestow ein, damals mit an der Spitze der in Afrika überwinternden Ostzieher. Sollten auch in diesem Jahr überraschenderweise doch schon die ersten Ostzieher "durchgerutscht" sein, wird sich das sicher schon bald durch Rückmeldungen von anderen Nestern bemerkbar machen. Im letzten Jahr traf "Martha" am 29. März ein - und damit einen Tag vor ihrem unberingten Partner. Ich bin relativ sicher, dass sie (wenn unsere Vermutung stimmt) nicht sehr lange allein bleiben wird. Vielleicht kommt schon bald wieder der unberingte Storch vorbei, der heute Vormittag für etwa eine Stunde das Nest inspizierte und dann wieder verschwand? Es könnte sich dabei erneut um den Westzieher aus Groß Bölkow gehandelt haben. Jedenfalls bestand auffallende Ähnlichkeit mit den Nestbesuchern vom 15. und vom 18. März.
21. März 2023
Ein Blick auf die Karte der besenderten Störche aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark bietet erneut ein interessantes Bild. Auf der Westroute haben jetzt sieben Weißstörche mit Nestbindung ihre letztjährige Brutregion erreicht. Nur "Mimi", die in diesem Jahr bis nach Mauretanien und Mali gezogen war, ist noch unterwegs. Aktuell zieht sie zügig durch Spanien. Die gelb markierten Störche sind zweijährig. Bei ihnen ist noch nicht unbedingt damit zu rechnen, dass sie bereits in dieser Saison ins Brutgeschäft einsteigen - besonders dann nicht, wenn sie sich jetzt noch in Afrika aufhalten. Allerdings scheint die schleswig-holsteinische Störchin "Fritzi II" (nicht im Bild), die in Südwest-Frankreich überwintert hatte, bereits jetzt zielstrebig auf dem Weg in Richtung Heimatregion zu sein. Zuletzt meldete sich ihr Sender aus den nördlichen Niederlanden. Die Senderstörche "Jonas" (Israel-Überwinterer) und "Jan" (Sinai-Überwinterer) haben wie erwartet am 17. bzw. 20. März ihre Brutregionen erreicht.
Auf der traditionellen Ostroute hatte eine erste Dreier-Gruppe schon vor Tagen den Nordwesten der Türkei erreicht. Dort hatte sich der Zug aufgrund regnerischen Wetters verlangsamt. Nun aber haben die beiden ersten Senderstörche "Sückau 2" und "Besitzer 2" heute (gemeinsam im gleichen Trupp) den Südosten Bulgariens erreicht. Die Wetteraussichten für ihren weiteren Zug sind mittelprächtig. Im Normalfall sollten sie in etwa 14 Tagen ihre Zielregion im Bereich Amt Neuhaus/Elbe erreichen - sofern es nicht doch noch in den Karpaten zu einem Zugstau kommt. Das wäre dann Anfang April und damit einige Tage früher als in den letzten beiden Jahren. Auch die zweite, aus fünf Senderstörchen bestehende Gruppe von ostziehenden Senderstörchen ist einige Tage lang durch schlechtes Wetter im Süden der Türkei ausgebremst worden. Jetzt aber ist auch hier der Weg frei in Richtung Bosporus. Für diese Störche, die ich mit der Masse unserer erfahrenen Ostzieher gleichsetzen möchte, ist der Zug bisher vergleichsweise unkompliziert verlaufen. Hoffentlich gilt das auch für die letzten Teiletappen incl. der Überwindung der Karpaten.
Schließlich verteilen sich fünf weitere Senderstörche zwischen dem Westjordanland und dem südlichen Sudan. Von diesen haben nur zwei Weibchen ("Hanne" und "Eva") bereits im letzten Jahr Horstbindung gehabt. Sie sind relativ spät dran, werden aber sicher noch im April an ihren Nestern zurückerwartet werden können. Die übrigen drei Störche aus dieser Gruppe ("Sonja", "Mose" und "Ole Einar") sind sehr wahrscheinlich jeweils ohne bestehende Horstbindung. Sie gehören zu denjenigen Störchen, die sich wie üblich in der zweiten April-Hälfte erstmals um einen dann noch freien Platz in einem Nest "bewerben" werden.
Sorgen bereitet - momentan als einziger Senderstorch - der Loburger "Nobby", dessen Sender sich zuletzt vor mehr als zwei Wochen aus Ägypten gemeldet hat. Es bleiben nur zwei Erklärungsmöglichkeiten: entweder ist dem Storch, der sonst stes zu den ganz frühen Ostziehern gehörte, etwas zugestoßen, oder sein Sender ist ausgefallen. Hoffen wir auf die zweite Variante!
In unserem Betreuungsgebiet ist am Wochenende ein fünfter Storch eingetroffen. Er pendelt zurzeit noch zwischen verschiedenen Nestern und wurde u. a. schon in Lieblingshof, Hohen Gubkow und Pankelow auf dem Nest gesehen. Erst einmal scheint er sich aber für Petschow entschieden zu haben.
20. März 2023
Vor einigen Wochen haben wir an dieser Stelle über einen 2020 von uns in Wokrent/GÜ (direkt an unser Betreuungsgebiet angrenzend) beringten Weißstorch berichtet, der in Kenia auf einer Teeplantage geschwächt aufgegriffen wurde. Der Storch konnte aufgepäppelt und anschließend wieder freigelassen werden. Vorgestern hielt er sich nun etwa 180 km weiter südöstlich im "Nairobi National Park" ("Nagolomon Reservoir") auf, der nicht nur von zahlreichen Vogelarten, sondern ebenso von vielen Säugetieren, darunter großen Raubkatzen, bevölkert wird. Leider kam XL829 dabei einem Löwen zu nahe und wurde von diesem erbeutet. Ein Besucher des Nationalparks hat ausgerechnet dieses dramatische Ereignis fotografiert und seine Bilder anschließend unter Facebook veröffentlicht. Einem seiner Leser fiel dabei der gut erkennbare und ablesbare Ring auf, woraufhin die Beringungszentrale Hiddensee informiert wurde. Es sind natürlich traurige Bilder, die aber gleichzeitig exemplarisch verdeutlichen, was tagtäglich in der Natur stattfindet. Wer sich die Fotos in Facebook anschauen möchte, findet dazu hier den Link:
15. März 2023
Etwa eine Woche nach meinem letzten Bericht über das Zuggeschehen der besenderten Störche gibt es heute eine neue Übersicht - und auch insgesamt schon mehr Klarheit. Auf der Westroute sind inzwischen sechs Senderstörche in ihrer Brutregion eingetroffen. Ein siebter folgt vermutlich morgen. Auffällig ist dabei eine starke Konzentration im (vergleichsweise späten) Zeitraum 12. bis 15. März. Dies deckt sich auch mit anderen Meldungen und Beobachtungen, ist aber hinsichtlich der Brutaussichten grundsätzlich kein Problem.
Die beiden Nahostüberwinterer "Jonas" und "Jan" sind gut vorangekommen und werden bei günstigen Zugbedingungen bereits am Wochenende an ihren Nestern zurückerwartet. Auf der eigentlichen Ostroute hat sich das Bild eines insgesamt späten Aufbruchs verfestigt. Senderstörchin "Hanne" startete als letzte der bruterfahrenen Störche erst am 9. März vom südwestlichen Sudan aus. Dafür scheinen die Zugbedingungen bisher weitestgehend gut gewesen zu sein. Einzelne Senderstörche brauchten etwa zuletzt nur drei Tage, um vom Golf von Suez bis in den Süden der Türkei zu ziehen. Dort hat sich jetzt eine "Spitzengruppe" versammelt, die aktuell Kurs auf den Bosporus nimmt. Zwar sind in der Türkei zwei oder drei Regentage vorhergesagt, aber der in den letzten Jahren schon obligatorische Wintereinbruch ist in nächster Zeit nicht zu erwarten.
Interessantes gibt es auch vom Webcam-Nest in Rostock-Biestow zu berichten. Dort konnten heute nacheinander: ein Nilganspaar, ein unberingter Weißstorch (für 40 Minuten) und ein links oben ELSA-beringter Storch (für 5 Minuten) beobachtet werden. Die beiden Störche (und zum Glück auch die Nilgänse) scheinen nur neugierige Besucher gewesen zu sein. Jedenfalls ist das Nest am Abend unbesetzt. Es bleibt also überall sehr spannend!
11. März 2023
Der heutige Besuch am Nest in Kröpelin brachte die erfreuliche Erkenntnis, dass dort bereits beide Störche eingetroffen sind. Anwohner berichteten, dass Storch Nr. 2 seit dem 8. März mit am Nest sei. Aktuell würde ein weiterer Storch deutliches Interesse an dem Nest haben. Ein Blick auf die Beine der aktuellen Nestinhaber verriet, dass es sich beim Weibchen wieder um die inzwischen siebenjährige schwedische Störchin "SVS 2151" handelt. Es ist für sie die dritte Brutsaison in Kröpelin. Das Männchen ist unberingt, doch dürfte es sich um das gleiche Individuum handeln, das bereits seit 2012 regelmäßig durch ein außergewöhnlich frühes Rückkehrdatum auffällt. Beide Störche sind als erfahrene Westzieher einzustufen. Das gilt auch für das Männchen in Groß Bölkow, das ich heute ebenfalls an seinem Nest antraf. Die drei jetzt schon besetzten Plätze waren auch 2022 mit deutlichem zeitlichen Abstand als erste belegt.
Wenn ich die Rückkehrdaten der letzten Jahre richtig interpretiere, dürften als nächstes die drei Männchen in Kowalz, Reinshagen und Rostock-Biestow eintreffen. Bei ihnen handelt es sich vermutlich um Nahost-Überwinterer. Allerdings ist es selbstverständlich möglich, dass mit der angekündigten milden Südwestströmung auch weitere Westzieher zu uns geführt werden.
9. März 2023
Nachdem der Frühjahrszug der Weißstörche mittlerweile in vollem Gange ist, wird es wieder einmal Zeit für einen ausführlichen Überblick über die schon oft hier vorgestellten Senderstörche aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark.
Beginnen wir auf der Westroute. Hier haben bisher erst zwei männliche Senderstörche ihre Brutplätze erreicht - und das schon am 18. bzw. 19.2. Seitdem verläuft der Zug insgesamt weniger dynamisch als in den beiden letzten Jahren. Hauptgrund dürfte das weitgehende Fehlen von warmen südwestlichen Strömungen in den letzten zwei bis drei Wochen gewesen sein. Mindestens zwei Senderstörche ("Niendorfer", "Porrentruy") werden deutlich später zurückerwartet als 2022. Hans-Jürgen Behrmann hat auf seiner Homepage eine Zwischenbilanz zum Stichtag 28. Februar gezogen. Danach fehlte in den ostniedersächsischen Landkreisen Celle und Gifhorn im Vergleich zu 2021 und 2022 doch noch eine ganze Reihe von frühen Westziehern. In den nächsten Tagen wird sich dies jedoch sicher ändern, denn die Jahreszeit ist inzwischen vorangeschritten. Auch für die Senderstörche "Mani", "Niendorfer" und "'Tini" ist der Weg "nach Hause" nun nicht mehr sehr weit.
Demgegenüber sind die beiden Nahost-Überwinterer "Jonas" und "Jan" sehr zügig unterwegs. Sie nutzten gute Zugbedingungen, um bereits jetzt bis nach Rumänien bzw. Bulgarien vorzustoßen. Nun aber liegen die Karpaten vor ihnen, die wieder eine besondere Herausforderung darstellen. Insgesamt gesehen erwarte ich die Nahost-Überwinterer aber früher zurück als im letzten Jahr. Das unberingte Männchen vom Webcam-Nest Rostock-Biestow gehört vermutlich zu dieser Kategorie. Sein frühestes Rückkehr-Datum war bisher der 14. März, während er im letzten Jahr erst am 30. März an seinem Nest eintraf.
Auf der klassischen Ostroute haben viele Afrika-Überwinterer ihren Heimzug vergleichsweise spät begonnen - und ihn zum Teil schon auf den ersten Etappen gleich wieder länger unterbrochen. Bei der Betrachtung der Karte links ist allerdings zu berücksichtigen, dass bei etlichen Störchen zuletzt für mehrere Tage keine Sendersignale übermittelt wurden. Hoffen wir, dass jeweils "Funklöcher" dafür verantwortlich waren. Ein wichtiger Meilenstein, um den weiteren Zugverlauf einschätzen zu können, ist die Querung des Golfes von Suez. In den letzten Jahren hat kein einziger Senderstorch, der dieses geographische Hindernis am 8. März noch nicht überwunden hatte, bis zum 31. März sein heimatliches Brutnest in Nord- oder Ostdeutschland erreicht. Aktuell ist das früheste bekannte Überquerungsdatum der 9. März. Wenn wir dies als Maßstab nehmen, wird es auch 2023 erneut keine besonders frühe Rückkehr der meisten Störche geben. Zu berücksichtigen ist auch, dass es in vier der letzten fünf Jahre (eine Ausnahme war nur 2019) zu Zugstaus entweder in der westlichen Hälfte der Türkei und/oder in den Karpaten gekommen ist. Diese waren Folgen von heftigen Wintereinbrüchen, die relativ regelmäßig um den 20. März herum begannen und die Störche bis zu zehn Tagen zu einer zwangsweisen Rast veranlassten. Wie die Verhältnisse in diesem Jahr in den "kritischen" Regionen sein werden, ist zurzeit noch nicht abzusehen.
Das letzte Jahr, in dem die Masse der Weißstörche besonders früh in Afrika gestartet war, ist 2018 gewesen. Damals sorgten Schnee, Eisregen, Nebel und Minustemperaturen ab 17. März sogar für eine Zugumkehr am Südrand der Karpaten. Erst nach zehn Tagen besserte sich die Wetterlage und die Störche zogen (jahreszeitlich immer noch früh) weiter in ihre Brutregionen.
Wovon mag es abhängig sein, wann die Störche mit ihrem Zug im Tschad und im Sudan beginnen? Das Wetter ist dort eher gleichmäßig gut. Ist es tatsächlich eine besonders gute Nahrungsverfügbarkeit, die zu einem auch besonders frühen Aufbruch führt? In diesem Jahr waren wir genau davon eigentlich ausgegangen - und dennoch war der Zugbeginn vielfach etwas später als in anderen Jahren. Speichern die erfahrenen Störche vielleicht Negativ-Situationen, die mit einem Zugstau verbunden sind, ab und passen ihr Zugverhalten entsprechend an? Es gibt nach wie vor noch etliche Fragen, die selbst bei einem insgesamt so gut erforschten Vogel wie dem Weißstorch noch nicht hinreichend geklärt sind.
4. März 2023
Nun ist auch bei uns der erste Storch zurück! Und wie im letzten Jahr kommt diese Premieren-Meldung aus Kröpelin. Hier ist heute der erste Storch gesichtet worden. Ob es sich - wie im Vorjahr - um das unberingte Männchen oder um das in Schweden beringte Weibchen handelt, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Eines steht aber schon fest: es handelt sich ganz sicher um einen Westzieher.
23. Februar 2023
Dieses Bildzitat aus www.movebank.org verdeutlicht den spektakulären Routenverlauf des zweijährigen dänischen Senderstorchs "Findus", von dem ich schon berichtet hatte. Heute sendete er mitten aus der algerischen Sahara. Allerdings kamen die Daten aus einer Oase, die er offenbar als Trittstein für seinen Zug nutzt. In den letzten drei Tagen hat er knapp 600 Kilometer zurückgelegt. Weitere Recherchen haben inzwischen ergeben, dass er sich auf einer Route befindet, die 2019/20 und 2020/21 ein südwestfranzösischer Senderstorch genutzt hat. "Tassara" zog dabei jeweils über Gibraltar, Nordmarokko, Algerien und den Niger bis in den Tschad - und später auf dem gleichen Weg auch wieder zurück. Sollte sich "Findus" jetzt französischen Störchen angeschlossen haben, die gleichfalls diese Route nutzen, könnte es sein, dass er mit ihnen gemeinsam bis Gibraltar zieht und damit tatsächlich innerhalb von zwölf Monaten einmal das gesamte Mittelmeer umrundet. Dass ein solches Zugverhalten bei einem Weißstorch schon einmal nachgewiesen wurde, ist mir trotz verschiedener Recherchen bisher nicht bekannt.
21. Februar 2023
Heute erreichte uns eine besonders interessante Wiederfundmeldung der Beringungszentrale Hiddensee. Sie stammt tagesaktuell (!) aus Nandi Hill im südwestlichen Kenia, wo heute früh ein 2020 in Wokrent/GÜ von G. Gernhöfer beringter Weißstorch XL829 auf einer Teeplantage geschwächt aufgegriffen wurde. Gegen 10 Uhr sei er dort hineingesegelt, später habe er nicht mehr auffliegen können, berichtete der aufmerksame Finder. Er habe dann einen Mitarbeiter von "Kenya Wild Life Service" gerufen, von dem der Storch mittags abgeholt worden sei. Über das weitere Schicksal ist erst einmal nichts bekannt, wir vermuten aber, dass sich der Dreijährige jetzt in guten Händen befindet. Hoffen wir, dass er wieder aufgepäppelt und später freigelassen werden kann.
Wie ist der Fund einzuordnen? Anders als weiter im Norden, wo es am südlichen Rand der Sahel-Zone in der Regenzeit (Juli bis September) sehr viel geregnet hat und dadurch noch lange danach gute bis sehr gute Überwinterungsbedingungen geherrscht haben, wird Kenia aktuell von der schwersten Dürre seit 40 Jahren heimgesucht. Hier wie auch in weiten Teilen der benachbarten Länder Somalia und Äthiopien hat es in den vergangenen Monaten nur sehr wenig Niederschlag gegeben. Dementsprechend gibt es auch Berichte über zahlreiche tote Tiere. Sicherlich sind Weißstörche in der Lage, auszuweichen und andere, günstigere Überwinterungsregionen aufzusuchen. Dennoch ist es nicht so unwahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang mit dem geschwächten Zustand von XL829 gegeben hat.
Auch von "unseren" besenderten Weißstörchen gibt es Neuigkeiten. Mit "Hans Albert" und "Alexander" sind auf der Westroute die beiden ersten Störche an ihren Vorjahresnestern in Schleswig-Holstein bzw. Hamburg eingetroffen. Darüber hinaus sind in diesen Tagen beide Nahost-Überwinterer aufgebrochen. Und auch im Südwestsudan gibt es Anzeichen dafür, dass die ersten Adebare sich auf den Heimweg gemacht haben. Zeitlich ist das alles im ganz normalen Rahmen. In den nächsten Tagen sollten ihnen weitere folgen.
15. Februar 2023
Dieses wunderschöne Foto schickte uns K. Clever aus Schaephuysen/Nordrhein-Westfalen. Es zeigt die inzwischen 21jährige Störchin "Luzie", die 2002 nach einer Handaufzucht im Zoo Rostock beringt und dann ausgewildert worden war. Während sie seit Jahren regelmäßig im Raum Verden/Niedersachsen brütet, verbringt sie den Winter stets in Westdeutschland. Schaephuysen hat sie dabei mittlerweile im elften Jahr nacheinander (seit 2013) aufgesucht. Dort wird sie jedes Jahr mit Begeisterung von ihrer treuen "Fangemeinde" erwartet. Vorgestern ist sie nach zweimonatiger Rast wieder aufgebrochen.
13. Februar 2023
Die ersten Senderstörche haben mit dem Frühjahrszug begonnen! Dies zeigt auch unsere aktuelle Karte. "Alexander" ist bereits am 30. Januar im Nordosten Spaniens aufgebrochen. Er hat gestern die französisch-deutsche Grenze überquert und dann im Saarland eine Pause eingelegt. Sein Ziel liegt in den Hamburgischen Vier- und Marschlanden. "Alexander" zählte schon im letzten Jahr zu den besonders frühen Rückkehrern - genau wie "Hans Albert", der am 7. Februar in Madrid aufgebrochen ist und inzwischen die französische Hafenstadt Bordeaux erreicht hat. Bei fast allen anderen Senderstörchen gab es in den vergangenen Wochen nur relativ wenig Bewegung. Aber auch sie stehen jetzt kurz vor dem Aufbruch. Ich rechne damit, dass bis zum Monatsende die meisten von ihnen auf den Zug gegangen sein werden. Es wird also wieder spannend! Erfreulicherweise gibt es nach wie vor keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen. Auch "Porrentruy", der zwischenzeitlich Rätsel aufgab, sendet inzwischen wieder. In Zahlen ausgedrückt haben sich 27 von 28 Senderstörchen, die wir in unserem Sample verfolgen, innerhalb der letzten drei Tage mindestens einmal gemeldet. Einzige Ausnahme ist der dänische Senderstorcch "Findus", der scheinbar besonders abenteuerlustig ist. Sein Sender meldete sich zuletzt am 9. Februar aus dem äußersten Westen des Tschad. In den Tagen zuvor hatte er, von Osten kommend, große Etappen in Richtung Westen absolviert. Was hat der 2021 in Dänemark besenderte Jungspund vor? Er überraschte schon zuvor damit, dass er in seinem ersten Winter in Spanien überwinterte, während er in diesem Winter über die Ostroute nach Afrika zog.
Und auch wir werden wohl nicht mehr sehr lange auf den ersten Storch warten müssen. Im letzten Jahr traf das Kröpeliner Männchen als erstes im Altkreis Bad Doberan ein - und zwar am 1. März. Der erste ziehende Storch in Mecklenburg-Vorpommern ist übrigens schon seit Ende Januar auf seinem angestammten Nest in Belitz bei Teterow zurück.
17. Januar 2023
So langsam nähert sich der diesjährige Aufenthalt der Weißstörche in ihren Überwinterungsgebieten dem Ende. Ab Anfang Februar werden erst die West- und bald darauf auch die Ostzieher mit ihrem Heimzug in Richtung Norden beginnen. Bei den Senderstörchen aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark, die wir seit dem Spätsommer beobachten, hat sich seit dem letzten Bericht nicht mehr sehr viel verändert. Sechs Westzieher sind in Spanien bzw. Frankreich geblieben. Darunter hat sich "Porrentruy" zuletzt am 26. November aus Madrid gemeldet, weshalb sein Schicksal zurzeit ungewiss ist. Bei allen anderen 27 Störchen gibt es aktuelle Standortdaten, die höchstens drei Tage alt sind. Ich bin optimistisch, dass sie alle wohlauf sind.
Senderstörchin "Mimi", die bis ins südliche Mali geflogen war, hat inzwischen die Sahara wieder nordwärts überquert und rastet zurzeit auf einer Mülldeponie in Marokko. In die entgegengesetzte Richtung ist im Dezember der Loburger Senderstorch "Ole Einar" geflogen, genauer gesagt vom südlichen Sudan ins nördliche Tansania. In diesem ostafrikanischen Staat rastet seit einiger Zeit auch schon die schleswig-holsteinische Störchin "Eva". Sie knüpft dabei an ihre letztjährige Überwinterungstradition an. Wie schon in den Vorjahren weist der südwestliche Sudan erneut die höchste Dichte an Überwinterern auf - jedenfalls bezogen auf unser Sample. Hier rasten zurzeit gleich elf Senderstörche. "Jonas" (in Israel) und "Jan" (auf dem Sinai) haben unter den Ostziehern wieder den kürzesten Heimweg.
2. Januar 2023
Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Jahresberichts 2022 (hier geht es zum Download) möchte ich allen Storchenfreunden sowie den Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein frohes und vor allem gesundes 2023 wünschen.
Als erfreuliche erste Botschaft des neuen Jahres kann ich berichten, dass alle 20 Senderstörche des von uns beobachteten Samples, die im letzten Herbst in den Nahen Osten oder nach Afrika gezogen waren, in den letzten Tagen des alten Jahres positiv zu bewertende Standortdaten übermittelt haben. Sie scheinen alle wohlauf zu sein. Ich werde demnächst wieder detaillierter über sie berichten.