23. Dezember 2024
Zeitgleich kann ich in diesem Jahr sowohl den Jahresbericht 2024 für unsere Betreuungsregion DBR/HRO als auch die Jahresbilanz für das gesamte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern vorlegen. 2024 war endlich einmal wieder ein sehr erfreuliches, ermutigendes Storchenjahr, das auf Landesebene sogar noch etwas besser ausgefallen ist als in unserer Region. Ich wünsche allen Storchenfreunden frohe Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
23. Dezember 2024
Grafiken und Zahlen für Mecklenburg-Vorpommern 2024
Ob es am weltweiten Weißstorch-Zensus liegt? Immer wenn dieser alle zehn Jahre stattfindet, liefern die Weißstörche gute Zahlen ab, und das auch bei uns. Beginnen wir mit der Anzahl der Horstpaare. Diese stieg 2024 gegenüber dem Vorjahr um 5,5 % auf nunmehr 771. Dies ist der höchste Stand seit 2015 und das dritte Jahr in Folge mit einem Zuwachs. Vom "Negativrekord" 641 aus dem Jahr 2019 haben wir uns bereits ein gutes Stück weit entfernt. Was besonders auffiel: der Zuwachs fand nicht etwa in den westlichen Landesteilen statt, hier stagnierten die Zahlen weitgehend, obwohl gerade dort durch die Nähe zu den "boomenden" Westziehern Zunahmen erwartet werden. Stattdessen trugen in diesem Jahr ausschließlich die östlichen Altkreise den Aufschwung. An der Spitze stand dabei Nordvorpommern mit einem äußerst ungewöhnlichen Jahresplus von 25 Prozent. Hier wurden 99 statt der im Vorjahr gezählten 79 Horstpaare registriert. Auch Ostvorpommern, Uecker-Randow, Mecklenburg-Strelitz und Demmin konnten z. T. deutlich zulegen. Ganz offensichtlich spiegeln sich hier Erholungsprozesse bei den Ostziehern wider, die 2023/24 eine gute Überwinterungssaison in Afrika und daneben auch einen sehr störungsarmen Frühjahrszug verbuchen konnten. Erstmals seit 2014 gab es eine kompakt-frühe Rückkehr der Ostzieher, bis Ende März dürfte schon etwa die Hälfte aller Brutstörche bei uns eingetroffen gewesen sein. Hinzu kamen günstige Witterungsbedingungen in den Brutgebieten, die es in dieser Form auch schon lange nicht mehr gegeben hatte. Auf einen sehr feuchten Winter folgte ein ebenfalls niederschlagsreiches Frühjahr. Die zuletzt fast immer anzutreffende Phase anhaltender Trockenheit im Mai/Juni fiel 2024 aus. Eine wesentliche Folge war, dass Regenwürmer als "Grundnahrungsmittel" für Jungstörche fast durchweg verfügbar waren. Nur ein Mäusejahr war 2024 leider nicht, und im Juli wurde es zunehmend trockener, was spät geschlüpfte Küken zu spüren bekamen. Dennoch wurden am Ende in Mecklenburg-Vorpommern fast 1.500 Jungstörche flügge, das sind nicht nur fast 500 mehr als im Vorjahr, sondern die meisten seit dem letzten "Zensusjahr" 2014. Schauen wir auf den JZa-Wert (1,94) war dies der höchste seit 16 Jahren. Gleichwohl reichte es auch 2024 nicht für das Überschreiten der angestrebten Grenze von 2,0. Und bei aller Freude über das gute Ergebnis darf keinesfalls übersehen werden, dass sowohl die Situation der Ostzieher in den Überwinterungsgebieten und auf dem Zug als auch die Aufzuchtbedingungen bei uns fragil sind. 2024 war ganz sicher ein positives Ausnahmejahr.
2. November 2024
Wie in jedem Winterhalbjahr beschäftigt uns auch jetzt wieder die Frage, wie es den Störchen in ihren Winterquartieren geht. In dieser Saison stehen die Daten von 23 besenderten Altstörchen aus verschiedenen Projekten öffentlich zur Verfügung. Ich verknüpfe sie in einer einfachen Karte miteinander. Diese Störche eint, dass sie alle ihre Brutreviere in Nord- oder Ostdeutschland (bzw. Dänemark) haben. Wie schon im letzten Winterhalbjahr ist auch dieses Mal die Aussagekraft sehr unterschiedlich zu bewerten. Insgesamt zehn Störche haben sich für die Westroute entschieden. Alle sind wohlauf und übermitteln regelmäßig Daten. Je drei überwintern in der Südhälfte Frankreichs und im Norden Marokkos. Vier Störche haben sich für Spanien entschieden. Die meisten dieser Störche haben eine Anbindung an Deponien.
Wesentlich spärlicher sind unsere Informationen zu den 13 Störchen, die sich für die Südostroute über den Bosporus entschieden haben. Aufgrund der kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten und im Sudan und den damit verbundenen Störungen bzw. Zerstörungen von technischer Infrastruktur gibt es von dort nur in sehr geringem Umfang Informationen. Auch aus dem Tschad übermitteln die Sender nur sehr sporadisch Daten. Was wir sicher wissen, ist, dass 12 der 13 Senderstörche unbeschadet Nordost-Afrika erreicht haben. Darüber hinaus meldete sich Senderstorch "Mose" wie im Vorjahr zuletzt Anfang Oktober aus Israel. Wir werden vermutlich bis zum Beginn des Frühjahrszugs Ende Februar/Anfang März keine wesentlich bessere Nachrichtenlage haben. Erst danach wird zu erkennen sein, wer die Wintermonate im östlichen Afrika wohlbehalten überstanden hat. Was wir wissen, ist, dass es in den wichtigsten Überwinterungsgebieten der Ostzieher (den Regionen, die südlich an die Sahel-Zone anschließen), erneut eine sehr niederschlagsreiche Regenzeit gegeben hat. Die Niederschlagssummen für den Tschad und den Sudan seit August/September liegen wie schon 2023 erheblich über dem langjährigen Durchschnitt. Damit können wir davon ausgehen, dass die Nahrungsverfügbarkeit für die dort überwinternden Weißstörche wieder gut ist.
29. September 2024
In einem Gewerbegebiet bei Dummerstorf wird seit etwa 14 Tagen regelmäßig ein einzelner Storch gesichtet. Er hält sich dort den Angaben zufolge häufig an einem Regenrückhaltebecken auf. Heute früh gelang es Gunnar Gernhöfer aus unserem Team, ihn in Augenschein zu nehmen. Es handelt sich um einen unberingten Altstorch, der keinerlei erkennbare Verletzungen oder andere Auffälligkeiten aufweist. Bei Annäherung flog er auf.
Dass sich Ende September in unser Region noch frei fliegende Weißstörche aufhalten, ist nicht sehr ungewöhnlich, aber es sind in der Regel Einzelfälle. "Überwinterer" gibt es in unserem Betreuungsgebiet bisher (noch) nicht. In anderen Teilen Deutschlands ist dies ganz anders, dort hat sich seit etlichen Jahren eine entsprechende Tradition herausgebildet. Der nächste "Hotspot" in unserer Nähe ist der Vogelpark Marlow/NVP, wo es seit Jahren zwischen fünf und zehn überwinternde Weißstörche gibt, die dort die Fütterung der invaliden Störche im Freigehege nutzen. Angesichts der immer häufiger sehr milden Winter ist mit einer weiteren Zunahme von Überwinterungsversuchen zu rechnen. Sofern der jeweilige Storch gesund und unverletzt ist, besteht keinerlei Anlass für einen menschlichen Eingriff. Er muss weder eingefangen noch gefüttert werden, sondern kann sich in aller Regel sehr gut aus der Landschaft ernähren. Bei Wintereinbrüchen mit viel Schnee und Eis ist ein Ausweichen in mildere Regionen möglich.