23. September 2020
Zwei bis vier Wochen hat die erste Etappe des Herbstzuges der nord- und ostdeutschen Weißstörche in etwa gedauert, je nach Zugrichtung. Inzwischen dürften die meisten von ihnen ihr erstes festes Zugziel erreicht haben. Bei den sieben Westziehern war das jeweils Spanien, wobei drei von ihnen schon weit in den Süden der Iberischen Halbinsel gezogen sind. Es ist damit zu rechnen, dass diese Störche früher oder später die Straße von Gibraltar überqueren und nach Marokko ziehen werden. Etwas anders sieht es auf der Ostroute aus. Hier ist immer wieder mit Übermittlungsstörungen zu rechnen, denn das GPS-Netz ist längst nicht überall verfügbar. So ist auch nicht davon auszugehen, dass sich so viele Störche wie auf der Karte erkennbar in der Südhälfte Ägyptens aufhalten. Die Mehrzahl wird in den Tschad gezogen sein, dorthin, wo jetzt schon die größte Gruppe an besenderten Weißstörchen unterwegs ist. Alternativ könnten einige auch den Sudan angesteuert haben. Gleich mehrere Störche befinden sich auch noch im Nahen Osten, vor allem in Israel und im Westjordanland. Es wird spannend zu sehen sein, wie viele von ihnen dort auch im Winter bleiben und nicht nach Afrika ziehen. Sehr erfreulich ist in jedem Fall, dass keiner der Senderstörche auf seiner ersten Etappe verunglückt ist. Gefahren gibt es sowohl in Südwest- und Südost-Europa (ungesicherte Strommasten!) als auch speziell im Libanon und in Syrien wahrlich genug.
9. September 2020
Es gibt Neuigkeiten von dem Jungstorch aus Kröpelin, der Mitte August in den Rostocker Zoo gebracht werden musste. Dort kümmert man sich mit viel Engagement und Fürsorge um den Youngster, der zunächst äußerst schlecht zu Fuß unterwegs war. Offenbar litt er seit frühester Jugend an einer ausgeprägten Fehlhaltung seiner beiden Füße. Immerhin konnte durch fachkundige Behandlung erreicht werden, dass er zumindest einen Fuß richtig aufsetzt und nicht mehr auf seinem Gelenk läuft. Auch hat er nun deutlich an Gewicht zugelegt. Möglicherweise lässt er sich noch zu einem leidlichen Fußgänger therapieren, aber ein Kandidat für eine Auswilderung wird er wohl kaum mehr werden. Wer einmal im Vogelpark Marlow war, wird aber wissen, dass auch invalide Störche recht gut mit ihrem Schicksal klarkommen können, vor allem in Vergemeinschaftung mit Artgenossen.
Mindestens ein Storch hält sich auch noch bei uns auf. Bis vor ein paar Tagen wurde regelmäßig ein "Rotschnabel" aus dem Umfeld der neuen Nisthilfe in Bad Doberan gemeldet. Ob es das gleiche Individuum ist, das bis jetzt noch jede Nacht in Neu Rethwisch verbringt, vermag ich nicht zu sagen. Sorgen muss man sich jedenfalls nicht. Vermutlich ist es ein Westzieher, der sich noch etwas Zeit mit dem Abzug lässt. Senderstorch "Hans Albert" aus Schleswig-Holstein hat gerade vorgemacht, dass der Weg aus Norddeutschland bis an Mülldeponien bei Madrid locker in weniger als zwei Wochen zu schaffen ist. Überall unterwegs gibt es reichlich Nahrung, und das wird ganz sicher auch noch viele Wochen so bleiben.
3. September 2020
Seit gestern ist nun auch der letzte der nord- und ostdeutschen Senderstörche auf dem Zug. Während der in den Hamburger Vier- und Marschlanden beheimatete "Jan" gerade erst Brandenburg erreicht hat, sind die ersten Senderstörche bereits in Afrika. Viele von ihnen werden zunächst wieder den Tschad aufsuchen. Dort und auch im benachbarten Sudan hat es in den letzten Wochen ungewöhnlich starke Regenfälle gegeben, die zu großen Überflutungen geführt haben. Anders als für die dort lebenden Menschen sind das für die Störche sehr gute Nachrichten, werden sie doch aller Voraussicht nach noch für längere Zeit ein sehr gutes Nahrungsangebot vorfinden. Vor einigen Jahren wurde von U. Köppen u. a. eine Untersuchung veröffentlicht, die nachweisen konnte, dass überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen auf der ersten "Rast-Station" zumeist für eine überdurchschnittliche Rückkehrquote im folgenden Frühjahr gesorgt haben. Denn dann bleiben viele Störche weiter im Norden und haben später einen kürzeren Rückweg in die Brutgebiete. Auch für die zuletzt zur großen Plage der Bevölkerung gewordene Heuschreckenpopulation ist die zurzeit herrschende feuchte Wärme sehr günstig. Störche wiederum fangen sehr gerne Heuschrecken.
Bemerkenswert ist der Zugweg des 2019 im Drömling beringten Senderstorchs "Waldemar". Zog er in seinem ersten Lebensjahr noch nach Südwesten (Spanien und Marokko), ist er in diesem Jahr auf die Ostroute gewechselt. Wie kann so etwas sein? Ist das denn nicht genetisch festgelegt, wie man lange glaubte? Nun, er ist auf seinem großen Streifzug durch Norddeutschland irgendwann im August auf ostziehende Störche getroffen und hat sich letztlich von diesen mitziehen lassen. Aktuell taucht er als "gelber Punkt" in der zentralen Türkei auf. Sein Bruder "Mose" war bereits 2019 Ostzieher. In diesem Sommer hat er den Nahen Osten nicht verlassen. Auch der Vater von Waldemar, "Jonas", ist besendert. Er überwintert seit einigen Jahren bevorzugt in Israel, wo er bereits Ende August eingetroffen ist. Insgesamt sind von 34 nord- und ostdeutschen Senderstörchen 27 auf der Ost- und 6 auf der Westroute unterwegs. Bei Senderstörchin "Regina" (NABU Hamburg) ist die Zugroute noch nicht ganz klar. Zunächst flog sie bis nach Südpolen und rastete dort längere Zeit. Dann änderte sie ihren Kurs Richtung Südwest und ist nun im Süden Tschechiens angelangt. Ich vermute, dass sie letztlich ganz auf die Westroute umschwenken wird. Die in der Karte festgehaltenen Positionsdaten stammen ganz überwiegend aus dem Zeitraum 1. bis 3. September.
26. August 2020
Mit dem Abzug der letzten Störche ist es Zeit für zumindest schon einmal ein kurzes Fazit der Brutsaison 2020. Insgesamt ließen sich 2020 im alten Landkreis Bad Doberan 39 Horstpaare nieder, eines weniger als im Vorjahr. Damit verharren wir weiter auf sehr niedrigem Niveau, der historische Tiefststand von 38 Horstpaaren (2017) ist weiter ganz nahe. Auch bei den einzelnen Standorten gab es eine nur geringe Fluktuation. Ziesendorf und Moitin waren nach einjähriger Pause wieder durch ein Paar besetzt (und hatten beide auch gleich wieder Bruterfolg!). Für Zeez konnte ich dagegen statistisch gesehen nur einen Einzelstorch verbuchen, ebenso für Gnewitz, wo das neue, beringte Männchen erst im Juni eine dauerhafte Partnerschaft einging. Die letztjährige Neuansiedlung in Steffenshagen blieb in diesem Jahr leider unbesetzt. In Pankelow besetzten Nilgänse den Schornsteinhorst und verdrängten das Weißstorch-Brutpaar letztlich auf den benachbarten Nistmast.
Knapp 70 Prozent unserer Paare brachten mindestens einen Jungstorch zum Ausfliegen, das ist in der Breite ein akzeptabler Wert. Der Bruterfolg war mit 56 flüggen Jungstörchen (minus 5 gegenüber 2019) für unsere Verhältnisse noch im knapp durchschnittlichen Bereich. Ein besseres Ergebnis wurde vor allem durch die beiden Starkregentage am 19. und 20. Juni verhindert. Den zur falschen Zeit fallenden, außergewöhnlich hohen Niederschlagsmengen fielen insgesamt zehn Jungstörche zum Opfer. Die einzigen beiden Viererbruten wurden in Vorder Bollhagen und in Rostock-Biestow flügge. Besonders bedauerlich war der Verlust von gleich drei unserer Brutstörche durch Kollisionen noch in den letzten Tagen der Saison. Dass sich im Mai und Juni ungewöhnlich viele zwei- und dreijährige Störche bei uns zeigten, auch solche, die wir hier bei uns beringt hatten, gibt Hoffnung für 2021.
24. August 2020
Wie das Biestower Storchenpaar, das den heimischen Horst am 17. August verlassen hat, sind inzwischen die meisten Weißstörche in Richtung Süden abgezogen. Auch von den nord- und ostdeutschen Senderstörchen, deren Zug und Überwinterung wir in diesem Jahr wieder verfolgen können, ist nur noch eine Minderheit an ihren Nestern. Während die ersten der in diesem Jahr 34 Senderstörche den Bosporus bereits überquert haben, sind die meisten noch in Polen, Tschechien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien unterwegs. Ich werde dazu demnächst wieder Karten zeigen.
Meine beiden Mitbetreuer A. Hornburg und T. Sandhoff trafen heute noch vier Störche ganz in der Nähe des neu aufgestellten Nistmasts am Ortsrand von Bad Doberan an. Darunter war auch die schwedische Brutstörchin aus Vorder Bollhagen, die in diesem Jahr als einzige im Altkreis Bad Doberan vier Jungstörche groß bekommen hat. Aufgrund ihrer frühen Ankunft im März dürfte sie zu den Westziehern gehören, die wegen ihres kürzeren Zugweges auch etwas später abziehen.
16. August 2020
Nachem die erste Nachricht des heutigen Tages (siehe unten) so traurig war, möchte ich es doch am Ende des Wochenendes nicht versäumen, eine ganz erfreuliche noch anzuschließen. Bereits am Freitag ist es dem jungen Storchenfreund Aaron Hofmann gelungen, alle elf Ringträger in einem 68 Störche umfassenden Zugtrupp bei Neddemin nahe Neubrandenburg zu identifizieren. Dazu herzlichen Glückwunsch! Es hat sich dabei herausgestellt, dass alle diese Störche einen Bezug zu uns haben:
- Altvogel Hiddensee BI68 hat in diesem Jahr erfolglos in Liepen gebrütet
- 8 Jungstörche sind im Altkreis Bad Doberan groß geworden, es waren vertreten: 3 aus Berendshagen, 2 aus Rostock-Biestow (die beiden anderen waren Tage zuvor schon aus Polen gemeldet worden) sowie je einer aus Klingendorf, Bandelstorf und Neu Rethwisch.
- 2 Jungstörche stammen aus Selow/GÜ; auch sie wurden von G. Gernhöfer beringt
Auch in Papendorf/UER tauchte ein von G. Gernhöfer beringter Storch auf: XT792 stammt aus Forkenbeck/RDG.
Es sieht ganz so aus, als ob sie - wie die allermeisten unserer Störche - die Südostroute eingeschlagen haben.
16. August 2020
Auch als Storchenbetreuer muss man immer wieder einmal auch schlechte Nachrichten verarbeiten. Aber dass gleich drei Brutstörche innerhalb von vier Tagen ihr Leben verlieren, geht einem doch schon recht nahe. Nach dem Heiligenhäger Brutstorch (vermutlich ist es das Männchen), das nach einer Kollision nicht mehr zu retten war, wurde heute in Reinshagen die vierjährige Störchin mit dem Ring Hiddensee AT89 tot aufgefunden. Sie lag in geringem Abstand zu einer (allerdings von der Stromleitung her ungefährlichen) Mittelspannungsleitung. Da der tote Storch stark aus dem Schnabel blutete, könnte Leitungsanflug eine mögliche Todesursache gewesen sein. Es handelt sich bei "Hiddensee AT89" um das aus der Prignitz stammende Weibchen des Paares, das Anfang Mai das verwaiste Schmadebecker Nest für sich entdeckte und ausbaute. Zwischenzeitlich waren die beiden auch in Rederank, Detershagen und anderen Orten der Umgebung gesichtet worden. Hier ist ein hoffnungsvolles Storchenleben leider sehr früh zu Ende gegangen.
Am gestrigen Samstag wurde an der B 110 bei Hohenfelde/Carbäk "Hiddensee HE613" tot am Straßenrand gefunden. Dort war kurz zuvor der Randstreifen gemäht worden, vermutlich wird der Storch an dieser höchst gefährlichen Stelle auf Nahrungssuche gewesen sein. HE613 war einer unserer "eigenen" Störche, die einem manchmal doch noch etwas mehr ans Herz wachsen. Beringt hat ihn 2011 in Volkenshagen noch unser im vorletzten Jahr verstorbene Beringer Hans-Wolfgang Nehls. Wir wissen eine ganze Menge über dieses Männchen, das zunächst 2015 und 2016 in Mönchhagen eine neue Nisthilfe für sich entdeckte und zusammen mit einer unberingten Partnerin ausbaute. Zu einer erfolgreichen Brut ist es dort noch nicht gekommen. 2017 wechselte er dann nach Albertsdorf, wo er sich mit "Hiddensee HN066" verpaarte, die auch aus dem Altkreis Bad Doberan stammt, seit 2018 aber im Altkreis Güstrow Brutvogel ist. Das Männchen HE613 hatte schon 2017 ein Auge auf das Broderstorfer Nest geworfen, das seit 2016 leider unbesetzt war. In der Brutsaison 2018 wechselte es dann endgültig dorthin und zog mit einer neuen, unberingten Partnerin erstmals Nachwuchs groß (zwei Küken wurde flügge). Auch 2019 blieb der Storch Broderstorf treu, allerdings erneut mit einer anderen, nunmehr beringten Störchin (aus Brandenburg). Wieder war die Brut erfolgreich (zwei Junge). In diesem Jahr traf HE613 am 7. April in Broderstorf ein, doch abermals kehrte sein Vorjahresweibchen nicht zurück. Erst am 25. April traf ein Weibchen ein, das unser Männchen akzeptierte. Die "Neue" ist unberingt und erbrütete mit ihm wiederum zwei Küken. Angesichts seines Alters und seiner Bruterfahrung vertrauten wir ihm im Juni noch ein drittes Küken an, das aus Gnemern/GÜ stammte. HE613 enttäusche uns nicht, alle drei Küken entwickelten sich prächtig. Sie sind auch aktuell noch vor Ort, aber alt genug, um sich in den nächsten Tagen selbstständig einem Zugtrupp anzuschließen.
Für alle drei betroffenen Standorte ist es auf jeden Fall eine Hypothek für die kommende Saison. Hoffentlich finden sich Nachfolger! Aber wir wissen auch, dass von "unseren" etwa 80 Brutstörchen jedes Jahr nur etwa 60 den Zug überleben. Es werden also ohnehehin Wechsel stattfinden und es müssen junge, nachrückende Störche zu uns finden.
13. August 2020
Aus dem westlichen Polen erreichte uns heute eine Meldung über einen Trupp mit 49 Störchen. Darin befanden sich auch zwei unserer Biestower Webcam-Jungstörche. XA759 und XH762 wurden zuletzt am 8. August auf ihrem heimatlichen Nest festgestellt, die beiden anderen, XP760 und XA761, blieben dort bis zum 12. August. Die Beobachtung lässt mit ziemlicher Sicherheit erwarten, dass sie die Ostroute über den Bosporus einschlagen werden.
Eine traurige Nachricht kam heute aus der Rostocker Tierklinik. Der gestern von uns geborgene Altstorch aus Heiligenhagen musste leider eingeschläfert werden. Die Schwere seiner zudem nicht frischen Verletzung ließ leider keine andere Wahl zu.
12. August 2020
Der hängende linke Flügel bei diesem Altstorch in Heiligenhagen ließ schon aus der Ferne nichts Gutes erahnen. Aufmerksame Anwohner hatten uns auf die Verletzung aufmerksam gemacht und sich telefonisch gemeldet. Der flugunfähige Vogel ließ sich dann durch Storchenfreund T. Sandhoff sehr leicht einfangen. Er kam in die Tierklinik nach Rostock. Leider ist der linke Oberarmknochen vollständig gebrochen, der Flügel hängt frei herunter. Da die große Wunde auch offen ist, sind die Heilungschancen wohl leider gering. Vermutlich ist es einer der beiden Heiligenhäger Brutvögel, die in diesem Jahr drei Jungstörche groß bekommen haben.
Schon gestern waren meine beiden Mitbetreuer T. Sandhoff und A. Hornburg in Kröpelin im Einsatz. Dort wurde ein Jungstorch geborgen. Er weist erhebliche Entwicklungsdefizite auf und ist erst jetzt, im Alter von mehr als elf Wochen, erstmals vom Nest geflogen. Der andere Kröpeliner Jungstorch ist dagegen schon seit mehr als zwei Wochen flügge. Der "Spätstarter" hat große Probleme mit dem Laufen und leidet ganz offensichtlich unter einer Fehlbildung seines linken Fußes. Er kam ebenfalls in die Rostocker Tierklinik. Dass er sich jemals selbst in Freiheit wird ernähren können, ist nach jetzigem Stand leider mehr als zweifelhaft. In Kröpelin kamen wir leider während der Beringungsfahrten nicht an das Nest heran, sodass das Ausmaß der Behinderung erst jetzt, nach dem Ausfliegen, deutlich wurde.
10. August 2020
Da war ich wohl etwas voreilig mit meinem Abgesang auf die Biestower Jungstörche! Nur eine einzige Nacht war das Nest komplett leer, aber schon gestern Abend fanden sich zwei der vier Youngster wieder ein, um bis kurz vor dem Sonnenaufgang zu bleiben. Auch heute trudelten sie mit einigem zeitlichen Abstand voneinander gegen 20 Uhr ein. Ich habe dann noch ihre Ringnummern ablesen können - es sind tatsächlich zwei der Biestower Jungstörche, die hier geschlüpft waren. Die Altvögel machten es sich derweil auf einem Hausdach bequem.
Unterdessen hat der Pankelower Horstbetreuer eine merkwürdige Beobachtung gemacht. Auf dem in diesem Jahr von einem Nilganspaar gleich zweimal für die Brut genutzten und bisher gegen das Weißstorchpaar vehement verteidigten Schornsteinnest fütterte ein beringter Altvogel - wohl vom Ausweichnest Pankelow II - zwei Jungstörche. Da in Pankelow insgesamt nur ein Jungstorch groß wurde, muss sich also mindestens ein fremder Jungstorch hierher "verirrt" haben.
Abgezogen sind seit gestern offensichtlich die drei Klingendorfer Jungstörche.
9. August 2020
Nachdem das Biestower Webcam-Nest in der letzten Nacht gänzlich verlassen war und auch seitdem kein Jungstorch mehr erblickt werden konnte, dürften sich die vier Youngster tatsächlich einem Zugtrupp angeschlossen haben. Sie sind seit fast vier Wochen flügge und haben damit schon sehr viel mehr Flugerfahrung sammeln können als ein "durchschnittlicher" Jungstorch vor dem Weg ins Winterquartier.
Die beiden Biestower Altstörche verbrachten die Nacht wie gewohnt auf der benachbarten Nisthilfe, zeigten sich heute gegen Mittag aber längere Zeit gemeinsam auf dem Horst. Sie werden sich jetzt noch einige Zeit von der strapaziösen Aufzucht ihres Nachwuchses erholen und dann gleichfalls in den Süden aufbrechen. Im vergangenen Jahr blieben beide gemeinsam bis zum 12. August, oft aber brechen Männchen und Weibchen an unterschiedlichen Tagen vom Brutplatz auf. Denn außerhalb der Brutzeit leben sie nicht als Paar zusammen, sondern es geht jeder seinen eigenen Weg. Wenn alles gut läuft, werden sie im nächsten Frühjahr wieder auf ihrem angestammten Horst zusammenfinden.
8. August 2020
Dieser Jungstorch aus Ziesendorf war einer der jüngsten in unserem Betreuungsgebiet. Nun fliegt auch er, kurz vor Vollendung der neunten Lebenswoche. Heute traf ich ihn auf dem Kamin eines Wohnhauses stehend an - noch in Sichtweite des elterlichen Horstes. Gleichzeitig ruhte ein Altvogel auf der örtlichen Feuerwehrsirene.
Auch an den anderen Nestern werden jetzt wohl fast alle Jungstörche flügge sein. Damit beginnt nun die Zeit des Sammelns, und schon bald werden die ersten Trupps auf den Herbstzug gehen. Nachdem der Abzug in den beiden letzten Jahren, die von großer sommerlicher Dürre gekennzeichnet waren, schon sehr zeitig begann, scheinen es die Störche in diesem Jahr noch nicht ganz so eilig zu haben. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang mit der Getreideernte, die in den letzten Tagen bei anhaltend trockenem uns sehr heißem Wetter auf Hochtouren lief. Dadurch dürfte aktuell noch ein sehr gutes Nahrungsangebot herrschen.
30. Juli 2020
Am 10. Juni wurde in Petersdorf/RDG ein völlig erschöpfter Altstorch unterhalb seines dortigen Nests gefunden. Der Ribnitzer Storchenbetreuer W. Lenschow konnte ihn ohne Mühe greifen und ihn anschließend in die Rostocker Tierklinik bringen. Brüche oder andere äußere Verletzungen konnten nicht festgestellt werden. Dafür ergab eine Blutuntersuchung, dass der Storch sehr schlechte Leberwerte aufwies. Die Ursache ließ sich nicht klären - möglicherweise hatte der Storch aber etwas gefressen, was diesen lebensbedrohlichen Zustand hervorgerufen hat. Anfangs gab es nicht viel Hoffnung für ihn, aber dank der professionellen Betreuung und Versorgung im Rostocker Zoo, wohin er wenig später gebracht worden war, besserte sich der Zustand des Brutvogels zusehends. Auch die Blutwerte gingen in die richtige Richtung, und inzwischen scheint der Storch seine Erkrankung überwunden zu haben. Damit war der Zeitpunkt gekommen, um ihn wieder in die Freiheit zu entlassen. Heute erhielt er zunächst von Beringer und Mitbetreuer G. Gernhöfer einen gelben Farbring (XJ839), dann brachten wir ihn in die Papendorfer Wiesen, wo er freigelassen wurde. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann erhob er sich in die Lüfte. Es folgte ein kurzes Kreisen und dann drehte er ab nach Osten - in Richtung seines Nestes in Petersdorf. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an unseren langjährigen Partner im Storchenschutz - ohne die Unterstützung des Rostocker Zoos hätte dieser Storch nicht gerettet werden können.
28. Juli 2020
Es ist immer wieder etwas nervenaufreibend, wenn ein Jungstorch in ein fremdes Nest eingehorstet wird. Zwar klappt die Adoption durch die Altstörche in den allermeisten Fällen, aber eine Garantie dafür gibt es nicht. Vor vier Wochen hatten wir uns entschieden, den im Alter von etwa zwei Wochen in Gnemern/GÜ zum Halbwaisen gewordenen und daraufhin ausgehorsteten Jungstorch - nach zwischenzeitlicher Pflege im Rostocker Zoo - ins Broderstorfer Nest mit einzusetzen. Dort waren bis dahin zwei Küken etwa gleichen Alters herangewachsen. Bisher gab es aus Broderstorf keine negativen Beobachtungen oder Hinweise, und als ich gestern nach meinem Urlaub vorbeischaute, zeigte sich die Familie in bester Verfassung. Zunächst hatte das Weibchen gefüttert und das offenbar in solchen Mengen, dass die drei nimmersatten Youngster fast fünf Minuten damit beschäftigt waren, alles aufzufressen. Im nächsten Moment folgte schon der Nachschlag, es landete das neunjährige Männchen im Nest und brachte die nächsten Happen mit. Die drei Jungstörche sind voll und ganz altersgerecht entwickelt, die wechselhafte Witterung der letzten Wochen und die beginnende Ernte hat zu einem guten Nahrungsangebot geführt. Ich schätze, dass der Broderstorfer Nachwuchs in etwa sieben bis zehn Tagen das erste Mal fliegen wird.
Apropos Ernte - bei Hohen Luckow tummelten sich nach Angaben der dortigen Landwirte Ende vergangener Woche bis zu 30 Störche gleichzeitig bei der Grasmahd. Heute waren es nur noch drei, die ich - wohl bei der "Nachlese" - antraf. Neben einem unberingten Jungstorch (Von wo mag er stammen? Wir haben in der Umgebung an nahezu allen Nestern beringt) und einem gleichfalls unberingten Altstorch war auch ein vierjähriger Metallringträger (Hiddensee AT69) mit dabei. Beringt 2016 in der Prignitz, war es offenbar der erste Wiederfund dieses Storchs.
Da die Jungstörche nun nach und nach flügge werden und sich nach einiger Zeit den sich schon für den Zug bildenden Trupps anschließen, werden diese demnächst noch größer. Spätestens ab der übernächsten Woche werden die ersten Störche uns verlassen und sich auf den gefährlichen Weg in ihre Überwinterungsgebiete begeben.
25. Juli 2020
Der Abnabelungsprozess der Jungstörche im Biestower Webcam-Nest ist in vollem Gange. Gut zehn Tage nach dem Flüggewerden sind sie immer seltener am Nest anzutreffen, während die Erkundungsflüge zunehmend ausgedehnter werden. Am heutigen Samstag verließen sie das Nest schon vor 6 Uhr morgens und kehrten tagsüber nur ein einziges Mal zurück - zu einer kurzen Fütterung durch einen Altvogel. Gegen 20 Uhr beobachtete ich dann ihren abendlichen Einflug ins Nest. Von den Altstörchen war dabei weit und breit nichts zu sehen. Das beringte Weibchen wurde übrigens kürzlich auf den Namen "Martha" getauft. Ein storchenbegeistertes Ehepaar hat dankenswerterweise eine Patenschaft für sie übernommen. Damit wird die Arbeit des Vereins "Leben in Biestow e. V." unterstützt, der nicht nur die Idee für die Webcam hatte, sondern seit 2017 auch die laufenden Kosten dafür trägt.
15. Juli 2020
Im Westen Dänemarks brütet seit 2019 das nordwestlichste Weißstorchpaar Europas. Es hat sich auf einem Nistmast in Baekmarksbro niedergelassen und zieht in diesem Jahr drei Jungstörche groß. In meinem Urlaub konnte ich der Storchenfamilie gestern einen Besuch abstatten. Das beringte Männchen fütterte gerade, es stammt aus Berne-Glüsing in in Niedersachsen und ist vier Jahre alt. Dieser Storch, der hier "Kjeld" genannt wird, war auch an der erstmaligen Besetzung des Nestes im letzten Jahr beteiligt. Das Besondere daran ist die Tatsache, dass das nächste besetzte Nest rund 200 Kilometer entfernt ist. Überhaupt brüten in Dänemark aktuell erst wieder drei Horstpaare. Nachdem der Weißstorch hier um 1900 noch sehr verbreitet gewesen ist, war er zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei unseren nördlichen Nachbarn komplett ausgestorben. Jetzt ist die Begeisterung über die ersten Neuansiedlungen groß. Angesichts eines in diesem Jahr um mehr als 10 Prozent gestiegenen Bestandes im benachbarten Schleswig-Holstein sind die Chancen für weitere Paare in den nächsten Jahren sicher nicht schlecht.
9. Juli 2020
Beobachter des Biestower Webcam-Nests fragen sich vielleicht schon ganz erwartungsvoll: Wann werden die Jungstörche ihre ersten Runde drehen? In den beiden letzten Jahren verließ der erste jeweils mit exakt 63 Tagen (oder 9 Wochen) das Nest. Das ist ein ganz üblicher, durchschnittlicher Wert für flügge werdende Weißstörche. In diesem Jahr zieht es sich etwas länger hin. Heute war bereits der 68. Lebenstag des ältesten Jungstorchs, aber noch konnte (auch im mir zugänglichen Tagesarchiv) kein Abflug beobachtet werden. Dies könnte mehrere Gründe haben. Zum einen wird nach meiner Einschätzung immer noch recht häufig gefüttert. Eigentlich sollte das jetzt weniger werden, denn üblicherweise reduzieren die Altvögel ab der 9. Lebenswoche die Fütterungshäufigkeit und -menge, um den Nachwuchs zum Ausfliegen zu animieren. Auch spielt das Wetter momentan nicht mit. Heute hat es anhaltend geregnet, in den Tagen davor war es eher kühl und windig. Es besteht aber kein Grund zur Sorge: Bis zum Aufbruch in den Süden ist ja noch reichlich Zeit, die Biestower Störche waren mit ihrer Brut in diesem Jahr besonders früh dran. Ich bin sicher, dass der erste Youngster in den nächsten Tagen das Nest für eine erste Erkundungsrunde verlassen wird.
5. Juli 2020
In diesem Jahr blieb das Weißstorch-Horstpaar in der Schwaaner John-Brinkmann-Straße (Standort: Schwaan I) erneut ohne Bruterfolg. Ein abgeworfenes Ei zeigt, dass es zumindest ein Gelege gegeben hat. Ob darüber hinaus auch Nachwuchs - zumindest kurzzeitig - im Nest war, ist nicht ganz sicher. Wenn, dann sind die Küken schon sehr früh verendet. Dieses Paar, zu dem seit 2018 die Störchin DEH HR117 gehört, hat sich nun offenbar zu einer Umsiedlung entschieden. In der Loxstedter Straße bauen die beiden Störche seit etwa zwei Wochen auf dem Schornstein einer Auto-Werkstatt. Dieser Schornstein ist im Winterhalbjahr (bis März/April) in Betrieb, was für die Idee der Störche nicht günstig ist. Für eine zweite Brut ist es jetzt, Anfang Juli, natürlich schon viel zu spät. Entscheidend wird sein, wie sie sich nach der Rückkehr im kommenden Frühjahr verhalten. Bis dahin bleibt uns auch Zeit für eine gute Lösung. Die Entdeckung des "Neubaus" verdanken wir Storchenfreund A. Remus - vielen Dank dafür!
Gute Nachrichten gibt es aus Broderstorf - das dort am Montag eingehorstete Küken harmoniert offenbar gut mit den beiden "eingesessenen" Broderstorfer Küken. Gestern konnte ich das Trio ganz entspannt im Nest liegend beobachten, während beide Altvögel auf den Grünlandflächen an der B 110 auf Nahrungssuche waren.
Erfreulich ist auch die Tatsache, dass der im April neu aufgestellte Nistmast in Bad Doberan weiterhin als regelmäßiger Schlafplatz von einem einzelnen Storch genutzt wird. Hier bestätigt sich einmal mehr: dort, wo Störche ihr Interesse an einem Nistplatz aktiv bekunden, ist die Errichtung von Nisthilfen am aussichtsreichsten. Vielleicht findet sich rechtzeitig zur Brutzeit 2021 sogar ein Storchenpaar ein?
30. Juni 2020
Am gestrigen Montag haben wir unsere diesjährige Weißstorchberingung abgeschlossen. In 14 Nestern des Altkreises Bad Doberan konnten wir bei sehr günstigen äußeren Bedingungen nochmals 29 Storchenküken beringen. Hinzu kamen noch zehn weitere Beringungen in vier Nestern des Altkreises Bützow. Dabei haben wir in Broderstorf ein knapp vier Wochen altes Küken als dritten Jungstorch eingehorstet. Aus Gnemern/GÜ stammend, passte es alters- und größenmäßig sehr gut zu den beiden Broderstorfer Küken. Im Einzelnen fanden wir darüber hinaus vor: je drei Küken in Klingendorf, Schwaan II und Neu Rethwisch, je zwei Küken in Petschow, Bandelstorf, Zarnewanz, Niendorf, Hohen Gubkow, Moitin und Reinshagen sowie je ein Küken in Groß Lüsewitz, Pankelow II und Ziesendorf.
26. Juni 2020
Inzwischen ist es gelungen, einen recht vollständigen Überblick über die in den letzten Tagen im Altkreis Bad Doberan verendeten Jungstörche zu bekommen. Zu den Opfern der anhaltend starken Regenfälle am Freitag/Samstag zähle ich: das einzige Küken in Fienstorf, ein Küken (von zwei) in Kowalz [gegenüber einer früheren Version dieses Eintrags geändert], ein Küken (von zwei) in Benitz, ein Küken (von vier) in Neu Rethwisch und ein Küken (von vier) in Wendfeld. Noch nicht sicher geklärt ist der Zeitpunkt des Verschwindens von zwei der ehemals drei Pankelower Küken. Dies versuche ich noch zu klären. Ebenso besteht noch eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf den Nustrower Storchennachwuchs. Dort lebte am Sonntag noch mindestens ein Küken (davor waren drei beobachtet worden), weitere Informationen der Anwohner sind angefragt. Alles in allem sind die Folgen des Starkregen-Ereignisses bei uns halbwegs überschaubar. Eindeutig schlimmer sieht es im Altkreis Ribnitz-Damgarten aus, wo deutlich mehr Küken verendet sind. Genauere Zahlen fehlen hier allerdings noch.
Aktuell dürften noch in 28 von 39 besetzten Nestern Storchenküken vorhanden sein, insgesamt sind es momentan etwa 60 Jungstörche, sieben bis zehn sind innerhalb der letzten Woche leider verendet. Am Montag folgt die letzte Beringungsrunde, bei der im Altkreis Bad Doberan und im Altkreis Bützow nochmals bis zu 19 Nestern angefahren werden sollen.
21. Juni 2020
Am Freitag und Samstag hat es in unserem Betreuungsgebiet lang anhaltend geregnet. Dabei kamen Niederschlagsmengen zusammen, die zum Teil 150 Prozent und mehr des üblichen Monatsmittels erreichten. In Groß Lüsewitz wurden z. B. innerhalb von 48 Stunden 97 mm Niederschlag registriert. Die für gestern geplante Beringungsaktion im Altkreis Ribnitz-Damgarten wollten wir schon absagen, haben sie dann aber doch durchgeführt - nicht zuletzt, um in jedem Nest frisches, trockenes Heu unter die Küken zu legen. Mehr konnten wir für sie nicht tun. Insgesamt sind zehn Nester angefahren worden - drei weniger als ursprünglich geplant. Mit 22 Beringungen war das Ergebnis leicht unterdurchschnittlich. Heute habe ich dann - bei viel Sonnenschein und Temperaturen über 20°C - fast alle Nester im Ostteil des Altkreises Bad Doberan kontrolliert. Es sieht so aus, als ob wir noch einmal halbwegs glimpflich davon gekommen sind. Obwohl viele Küken jetzt im besonders gefährdeten Alter von 3 bis 5 Wochen sind, gibt es mit Fienstorf erst einmal nur einen Totalausfall (hier war aber auch nur ein Küken im Nest). Ein weiteres Küken wurde in Neu Rethwisch abgeworfen. Inwieweit sich die Anzahl der Jungstörche innerhalb der Nester reduziert hat, konnte ich noch nicht sicher feststellen. Mehr wissen wir nach der dritten Beringungsrunde am 29. Juni. Das Problem bei diesen lang anhaltenden, zum Teil mit Starkregen verbundenen Niederschlägen ist vor allem die Verklammung der Jungstörche, die zu Lungenentzündungen und anderen Erkrankungen, häufig mit Todesfolge, führen kann. Zuletzt starben 2017 acht unserer Küken bei einem solchen Wetterereignis, in anderen Regionen Deutschlands sind auch schon Verlustquoten von 50 bis 70 Prozent festgestellt worden.
18. Juni 2020
Erneut wurden wir zu einem dringenden Rettungseinsatz gerufen. In Gnemern/GÜ hatten die sehr aufmerksamen Anwohner beobachtet, dass seit dem Wochenende einer der Altstörche fehlt. Das erst ca. 14 Tage alte Küken blieb über viele Stunden allein auf dem Horst, während der verbliebene Altvogel bei Hitze und brennender Sonne auf Futtersuche ging. In einem solchen Fall (Küken unter 4 Wochen alt) ist eine Aushorstung angezeigt. Hier war auch deshalb Eile geboten, weil für die beiden nächsten Tagen anhaltende und ergiebige Niederschläge vorhergesagt sind. Also leisteten wir wieder nachbarschaftliche Hilfe. Die Storchenfreunde T. Sandhoff und A. Hornburg holten das Küken per Hebebühne aus dem Nest und brachten es in die Rostocker Tierklinik. Die Überlebenschancen sollten gut sein. Wenn möglich, ist eine Einhorstung in ein anderes Storchennest während der Beringung am 29. Juni geplant.
15. Juni 2020
Der Auftakt der diesjährigen Beringungssaison lief heute bei besten äußeren Bedingungen recht viel versprechend! Im Altkreis Bad Doberan und in der Hansestadt Rostock konnten wir in neun Nestern 28 Jungstörche beringen (3,11 pro Nest - ein deutlich überdurchschnittlicher Wert). In Vorder Bollhagen, Wendfeld und Rostock-Biestow waren es je vier, in Cammin, Lieblingshof, Heiligenhagen und Berendshagen je drei sowie in Niekrenz und Groß Bölkow zwei Küken, die einen gelben Farbring der Beringungszentrale Hiddensee erhielten. In Grammow gab es dagegen leider einen kompletten Verlust der Brut. Warum die beiden Küken dort bereits vor etwa zehn Tagen - im Alter von etwa 3 Wochen - verendet sind, ließ sich leider nicht mehr rekonstruieren. Hinzu kamen heute noch fünf Küken in drei Ortschaften/Nestern, die an unser Betreuungsgebiet angrenzen (Breesen, Selow und Langen Trechow).
Die extrem starken Regenfälle vom Samstag, die den Altkreis Bad Doberan in seinem Südwestteil gestreift haben, scheinen nicht zu Verlusten in den Nestern geführt zu haben. Im Gegenteil dürften sie zu einer Verbesserung des Nahrungsangebots beitragen.
11. Juni 2020
Anfang nächster Woche, und damit etwas früher als in den vergangenen Jahren, werden wir mit der Beringung der Jungstörche in unserer Region beginnen. Die meisten unserer "Ostzieher-Kinder" hätten zwar auch noch einige Tage länger warten können, doch erreichen die Küken in Groß Bölkow und Rostock-Biestow jetzt die Altersgrenze von gut 6 Wochen, innerhalb der die Jungstörche noch beringt werden können. Bis etwa zu diesem Alter fallen sie bei Annäherung einer Hebebühne in Akinese - sie stellen sich also tot. Insgesamt sind wieder drei Touren geplant, am 15. Juni (Großraum Rostock), am 20. Juni (Altkreis Ribnitz-Damgarten) und am 29. Juni (nochmals Großraum Rostock). Nach jetzigem Stand wollen wir in etwa 40 Nestern beringen. Die beiden Beringungsrunden in unserem Betreuungsgebiet DBR werden dankenswerterweise wieder von den Bauernverbänden Bad Doberan e. V. und Bützow e. V. finanziert. Über die Ergebnisse werden wir an dieser Stelle ausführlich berichten. Nicht dabei sein wird dann Liepen, wo die Brut leider gescheitert ist. Vermutlich fehlte es dem erst zweijährigen Weibchen des dortigen Paares noch an Brutreife. Der Abbruch erfolgte kurz nach dem errechneten Schlupftermin der Küken. Damit erhöht sich die Anzahl der Horstpaare ohne Bruterfolg auf sechs. 33 Horstpaare haben nach jetzigem Stand Nachwuchs in ihren Nestern. Bis zum Flüggewerden des letzten Kükens im August wird sich an diesem Zahlenverhältnis erfahrungsgemäß aber noch einiges ändern.
Inzwischen steht auch das Jahres-Endergebnis bei den Horstpaaren fest. Für die Brutsaison 2020 registrieren wir im Altkreis Bad Doberan 39 Horstpaare und zwei Einzelstörche. Das ist genau ein Horstpaar weniger als 2019. Wie schon im Vorjahr gab es bei uns auch in diesem Jahr mit einer Ausnahme (Schmadebeck II) keine Störche mehr, die im Mai noch neu Horstbindung erlangten. Der Gnewitzer Einzelstorch ist zwar seit einigen Tagen scheinbar fest verpaart, das kommt aber für das Zählergebnis zu spät.
6. Juni 2020
Diese drei Störche, die ich heute gemeinsam bei Broderstorf mit noch zehn anderen Artgenossen bei der Nahrungssuche auf frisch gemähtem Grünland antraf, gehören nur auf den ersten Blick zu einem gemeinsamen Trupp. Der Storch im Vordergrund ist anhand seines Ringes als das Broderstorfer Brutmännchen identifizierbar. Dagegen dürfte der Storch links im Bild vor kurzem noch in sehr viel wärmeren Gefilden gewesen sein. Seine Beine sind teilweise weiß, was die Folge von Thermoregulierung ist. Diese setzt aber erst ab einer deutlich höheren Temperatur ein als sie jetzt bei uns herrschen bzw. in den letzten Wochen in unserer Region erreicht wurden.
In den nächsten Tagen dürften auch in den letzten fünf Nestern, in denen aktuell noch gebrütet wird, die ersten Küken schlüpfen. Sie liegen damit mehr als 6 Wochen hinter den ältesten Küken zurück, die Ende April in Groß Bölkow das Licht der Welt erblickten. Insgesamt gehe ich aktuell von etwa 30 (bisher) erfolgreichen Bruten aus. Aus Rosenhagen wird dagegen leider das Scheitern der Brut gemeldet. Da das in einer sehr frühen Phase nach dem Schlupf passierte, lässt sich über die Ursachen nichts Sicheres sagen. Denkbar ist eine Krankheit der Küken oder ein Mangel an kleinteiligen Nahrungstieren. In den letzten Tagen hat es zum Glück etwas ergiebiger geregnet, wodurch das Nahrungsangebot wieder besser sein sollte.
2. Juni 2020
In den vergangenen zweieinhalb Wochen hat es in unserer Region nur wenig geregnet, lediglich 7 bis maximal 10 Liter Niederschlag pro Quadratmeter sind in diesem Zeitraum gefallen. Da sind Regenwürmer für die ganz kleinen Küken zur Mangelware geworden. Dies zeigt sich nun auch anhand verschiedener Meldungen: in Heiligenhagen wurde ein Küken tot unter dem Nest geworfen, in Niekrenz waren es sogar zwei. Und in Reinshagen wurde heute ein Altstorch dabei beobachtet, wie er einen Jungstorch hinunterschlang. Diese auch "Kronismus" genannte Form des Infantizids ist bei Weißstörchen recht verbreitet, wie neuere Studien zeigen. Das Motiv ist das gleiche wie beim Abwurf von Küken, nur wird es seltener beobachtet. In allen drei Fällen sind noch weitere Küken in den Nestern. Der für Donnerstag/Freitag und das Wochenende angekündigte Regen ist auf jeden Fall sehr willkommen.
31. Mai 2020
Wenn uns so eine Nachricht erreicht, muss schnell gehandelt werden: "Abwurf eines lebenden Storchenkükens in Groß Belitz". Das liegt zwar knapp südlich unseres Betreuungsgebiets, aber in so einem Fall zählt jede Minute, damit das Küken möglichst schnell unter eine Wärmelampe kommt. Heute Nachmittag waren die Storchenfreunde A. Hornburg und T. Sandhoff sehr schnell zur Stelle. Innerhalb von 45 Minuten war das Küken in der Rostocker Tierklinik. Dort wird es jetzt erst einmal gewärmt und gefüttert. Wenn es überlebt, was wir natürlich sehr hoffen, kommt es anschließend für einige Wochen zur weiteren Pflege und Aufzucht in den Rostocker Zoo. Ziel wird dann eine Wiedereinhorstung im Rahmen einer Beringungsrunde in etwa vier Wochen sein. Dass Altvögel lebende Jungstörche aus dem Nest werfen, kommt immer wieder einmal vor. Sie folgen damit einem Instinkt, reagieren auf ein in ihren Augen auffälliges Verhalten des Kükens und verbessern damit letztlich die Überlebenschancen der übrigen Nestlinge.
Weitere Erkundungen in unserem Betreuungsgebiet haben gestern und heute ergeben, dass das Brutgeschäft im Altkreis Bad Doberan offenbar erfreulich störungsarm verläuft. In mindestens 24 Nestern sind bereits Küken geschlüpft, in 12 weiteren wird es in den nächsten Tagen voraussichtlich auch soweit sein. Bisher nur ein Brutabbruch und drei Nichtbrüterpaare lassen auf ein günstiges Gesamtergebnis hoffen. Da nur wenige Küken älter als zwei Wochen alt sind, sind Aussagen über ihre genaue Anzahl bisher noch nicht möglich. Mehr wissen wir nach den Beringungen der Jungstörche, die am 15. Juni starten sollen.
29. Mai 2020
Auch bei unserem drittfrühesten Paar in Vorder Bollhagen ist momentan viel los im Nest. Vier Junge hat es dort sehr, sehr lange nicht gegeben. In einem Alter von zwei bis drei Wochen sind sie noch nicht alle "über den Berg", aber vermutlich gibt es auch für dieses Storchenpaar ein gutes Angebot an Feldmäusen.
Und es wurde aus weiteren Nestern Bruterfolg gemeldet: Kröpelin, Reinshagen und Fienstorf. Nach Pfingsten wissen wir im Hinblick auf den Storchennachwuchs sicher noch etwas mehr.
28. Mai 2020
Nach wie vor hält sich ein Trupp nicht-brütender Störche in unserer Region auf. Gestern und vorgestern wurden einmal 13 und einmal 11 Störche bei Konow, westlich von Rostock, beobachtet. Auch dort machten sie Jagd auf Feldmäuse. Inzwischen haben wir in diesem Trupp, der sich immer wieder auch einmal teilt, acht Ringträger identifizieren können. Zuletzt tauchte hier auch M083 auf - dieser einjährige schwedische Storch war am letzten Wochenende noch bei Ribnitz-Damgarten unterwegs.
Das wenig entschlussfreudige junge Storchenpaar mit der Störchin AT89 ist nach kurzzeitigen Aufenthalten in Rederank und Detershagen nun wieder an den Standort Schmadebeck II zurückgekehrt. Geschlüpfte Küken wurden neu aus Berendshagen und Wendfeld gemeldet.
24. Mai 2020
Ein neues Bild der Webcam von heute zeigt, dass auch das vierte Küken in Rostock-Biestow scheinbar doch ganz gut mithalten kann. Bei einem Alter von inzwischen rund drei Wochen steigen die Chancen, dass alle vier durchkommen, von Tag zu Tag. Eine wichtige Rolle könnten dabei Ostschermäuse (auch Große Wühlmäuse genannt) spielen, die es in unserer Region - wie berichtet - zurzeit in großer Anzahl gibt. An der gleichen Stelle wie vorgestern waren es heute sogar mindestens 29 Störche. Ablesen konnte ich einen Dreijährigen aus dem Altkreis Ludwigslust und einen Zweijährigen, den wir 2018 bei uns in Bentwisch beringt hatten. Apropos Bentwisch - auch die dortige aktuelle Störchin mit dem Ring Hiddensee AP37 entdeckte ich in dem großen Trupp bei Lambrechtshagen. Bis zum Abend war sie noch nicht an ihr etwa 8 Kilometer entfernt liegenden Nest zurückgekehrt. Als Nichtbrüterin hat sie noch keine starke Horstbindung entwickelt, dennoch hoffen wir natürlich, dass sie Bentwisch und dem dortigen Männchen treu bleibt und sich nicht dem Trupp anschließt.
Update 25.5.: Spät in der Nacht standen beide Bentwischer Störche wieder auf dem Nest.
23. Mai 2020
Die in den letzten Tagen großflächig gemähten Ackergras- und Grünlandflächen scheinen nun auch bei uns verstärkt Weißstörche anzuziehen. Bei Lambrechtshagen, westlich von Rostock, konnten wir gestern am frühen Abend gleich 22 Störche registrieren. Drei von ihnen waren anhand ihrer Ringe identifizierbar. Einer ist zweijährig und stammt aus den Niederlanden, eine weiterer, ebenfalls Jahrgang 2018, erblickte auf der Insel Rügen das Licht der Welt. Der dritte schließlich wurde von uns 2017 in Passin/GÜ beringt. Zwei weitere Metallringträger verschwanden leider, ohne dass eine Ablesung möglich war. Heute gab es im benachbarten Altkreis Ribnitz-Damgarten eine Ansammlung von 12 Störchen, wobei einer erst 2019 in Schweden beringt worden ist.
Unterdessen hat das ehemalige Schmadebecker Storchenpaar, das nach Rederank umgezogen war und dort offenbar das Brutgeschäft begonnen hatte, den Standort ein weiteres Mal gewechselt. Nun wurde die Störchin AT89 mit ihrem Partner aus Detershagen gemeldet, wo sich beide bereits seit einigen Tagen aufhalten. Ob hier ein benacharter Seeadler eventuell seine Finger - oder besser Krallen - im Spiel hatte? In der Vergangenheit sind Attacken auf die Störche, vor allem in Schmadebeck, gar nicht so selten gewesen.
21. Mai 2020
Eine für den weiteren Verlauf der Storchensaison nicht ganz unwichtige Frage ist die nach der Verfügbarkeit von Feldmäusen. Diese sind ein für den Weißstorch sehr wichtiges Nahrungstier. Es gibt regelmäßig so genannte Gravationsjahre, in denen sich die Nagetiere massenhaft vermehren. Im Jahr darauf bricht die Population dann oft zusammen. 2019 war in Teilen Niedersachsens und in Schleswig-Holstein ein besonders gutes Mäusejahr, was dort maßgeblich zu hervorragenden Nachwuchszahlen beim Weißstorch beitrug. Auch bei uns gab es durchaus nicht wenige Feldmäuse, was auch daran zu erkennen ist, dass das vergangene Jahr ein herausragend gutes Schleiereulenjahr war. Schleiereulen sind eine sehr gute Indikatorenart, richten sie doch ihr Brutverhalten sehr stark an der Verfügbarkeit von Mäusen aus. Also müssten wir eigentlich befürchten, dass es in diesem Frühjahr sehr wenige Feldmäuse gibt. Das scheint jedoch nicht der Fall zu sein. In den letzten Tagen sah ich an mehreren Stellen (u. a. bei Groß Stove und bei Hohen Luckow) kleinere Trupps von Graureihern, die auf gemähten Ackergrasflächen geduldig auf Feldmäuse lauerten. Ein einzelner Weißstorch war jeweils auch dabei. Heute nun entdeckte ich bei Wilsen Ausbau/Allershagen, westlich von Rostock, ebenfalls eine gemähte und beräumte Ackergrasfläche. Hier zählte ich nicht weniger als 18 Graureiher, 8 Greifvögel (Milane und Bussarde) sowie fünf Weißstörche. Darunter waren auch zwei Metallringträger, die ich jedoch leider aufgrund zu großer Entfernung nicht ablesen konnte. Graureiher sind auch unter dem Namen Fischreiher bekannt. Fische sind für sie in der Regel die Hauptnahrungsquelle. Wenn sie jetzt auffällig und in größeren Trupps auf Feldmausjagd sind, dürfte es bei uns - hoffentlich - doch kein so schlechtes Mäusejahr werden. Und ganz in der Nähe gibt es auch schon eine Neuansiedlung eines Schleiereulenpaares, wobei das Weibchen mindestens sechs Eier gelegt hat...
19. Mai 2020
Vor etwa vier Wochen hatte ich aus dem brandenburgischen Garlitz berichtet. Am dortigen Webcam-Nest ist seit vielen Jahren eine 1994 in Sachsen beringte Störchin zu Hause. In diesem Jahr kehrte sie so spät aus dem Winterquartier zurück, dass schon eine andere Störchin vier Eier ins Nest gelegt und mit der Brut begonnen hatte. Die 26jährige Storchendame - aktuell wohl die älteste Hiddensee-Ringträgerin überhaupt - setzte sich im Kampf durch und vertrieb die bereits brütende Störchin. Das war eigentlich schon erstaunlich, denn es gab ja auch noch das unberingte Männchen, das das Gelege auch mit hätte verteidigen können und sollen. Vielleicht hing dies damit zusammen, dass die alte Sächsin offenbar nur auf ihre "Nachfolgerin", nicht aber auf die Eier abzielte. Wahrscheinlich kannten sich das Männchen und die alte Störchin auch noch aus der - vermutlich - gemeinsamen Brutsaison 2019. Jedenfalls ließ die Alte die Eier zwei Tage lang links liegen bzw. wurde in dieser Zeit nur sehr selten brütend gesehen, während das Männchen die Bebrütung in seinen Brutphasen fortsetzte. Erst danach beteiligte sich auch die 26jährige regulär am Brutgeschäft. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Eier die zwischenzeitliche Nichtbebrütung offenbar erstaunlich gut überstanden haben. Jedenfalls sind die beiden ersten Küken in diesen Tagen geschlüpft - treu umsorgt von ihrer "Stiefmutter", die die Eier ihrer Rivalin ausgebrütet hat.
Da stellt sich die Frage: verhalten sich Weibchen nach der Eroberung eines Nests mit Gelege generell anders als Männchen? Sehr viele derartige Fälle sind meines Wissens nach noch nicht dokumentiert worden.
https://www.rathenow24.de/storchenkamera-garlitz-havelland.html
16. Mai 2020
Seit ich seit 2007 von Hans-Heinrich Zöllick die Weißstorchbetreuung im Altkreis Bad Doberan übernommen habe, kann ich mich auf ein dichtes Netz aus ehrenamtlichen Horstbetreuern verlassen. Mit vielen von ihnen hat sich über die Jahre eine enge Verbundenheit und vertrauensvolle Zusammenarbeit in Sachen Weißstorch entwickelt, ohne die Informationen vor Ort wäre ich mehr als aufgeschmissen. Jedem einzelnen von ihnen gönne ich "sein" persönliches Storchenpaar von Herzen, und wir freuen uns gemeinsam, wenn die Brutsaison erfolgreich endet. Leider ist das aber nicht immer der Fall, es gibt auch Rückschläge, Enttäuschungen und im schlimmsten Fall ein dauerhaft leeres Nest. Heute war so ein Tag, an dem Freud und Leid dicht beieinander lagen. Auf der einen Seite der Hof Plate in Schmadebeck, wo seit vielen Jahrzehnten ununterbrochen Störche brüten - zuletzt wurden sieben Jungstörche in zwei Jahren flügge. Und auf der anderen Seite die Imkerei Freiheit in Rederank, wo nach 15 erfolgreichen Jahren letztmalig 2016 ein Horstpaar anwesend war. 6 Kilometer liegen beide Orte auseinander. Beide meldeten sich in dieser Woche: aus Schmadebeck habe sich das vor zehn Tagen eingetroffene, hoffnungsvolle Paar am 12.5. offenbar verabschiedet und in Rederank sei am gleiche Tag ein neues Paar eingetroffen, das auch schon kräftig gebaut habe. Heute konnte ich mir die Situation vor Ort anschauen: wie schon zu vermuten war, ist das Schmadebecker Paar tatsächlich nach Rederank umgezogen. Der Metallring der Störchin verrät es. Und dann stellte sich noch heraus, dass das Paar sich erst ganz kurz vor der Ablage des ersten Eies umentschieden haben muss. Denn ganz offensichtlich wird in Rederank bereits gebrütet! Die Gründe für den Wechsel, der einerseits große Betrübtheit und andererseits große Freude auslöste, sind schwer zu erkunden. Das Paar besaß allerdings keine Horstbindung und war daher auch für andere Nester offener als ein alteingesessenes Horstpaar. Offenbar haben sie auch eine Zeit lang mit dem Standort Altenhagen I geliebäugelt, der zuletzt 2008 besetzt war. Entsprechende Beobachtungen und zahlreiche Kotspuren unter der Nisthilfe deuten das an. Mir bleibt nur, allen Storchenfreunden gleichermßen die Daumen zu drücken: den Rederankern, dass die späte Brut dort erfolgreich endet, und den Schmadebeckern, dass sich noch ein spätes Nichtbrüterpaar einfindet.
Mit dieser spät begonnenen Brut brüten nunmehr 38 von 40 Horstpaaren in meinem Betreuungsgebiet - das lässt hoffen!
15. Mai 2020
Heute Abend war nun das erste Mal klar zu erkennen, dass es Jungstörche im Biestower Webcam-Nest gibt. Um kurz nach 21:00 Uhr zeigten sich für einen kurzen Moment neben den beiden Altvögeln auch die Köpfe zweier Küken. Die Nistmulde liegt in diesem Jahr offenbar sehr tief, der Blick auf den Storchennachwuchs ist dadurch (noch) recht schwierig.
Gefüttert wurde heute auch schon in Vorder Bollhagen (Foto im Fotoalbum).
13. Mai 2020
Das ist ein gutes Zeichen: nachdem in den letzten Tagen noch einige weitere Paare mit der Brut begonnen haben, sind bei uns aktuell nur noch drei oder vier Nichtbrüterpaare übrig. Die entsprechende Quote liegt damit bei 7,5 bzw. 10 Prozent. Das ist im Vergleich zu den drei letzten Jahren eine deutliche Verbesserung. Da lag die Nichtbrüterquote in unserem Betreuungsgebiet noch bei 15 bis 21 Prozent. Wenn das Wetter und damit zusammenhängend natürlich vor allem das Nahrungsangebot mitspielt, könnte in diesem Jahr in relativ vielen Storchennestern Nachwuchs groß werden.
In den letzten Wochen sind landesweit auch schon viele beringte Störche abgelesen worden. Dabei zeichnet sich schon jetzt eine recht hohe Rückkehrquote ab - das heißt, viele beringte Brutstörche in Mecklenburg-Vorpommern haben den letzten Zug und die letzte Überwinterung gut überstanden und sind zurückgekehrt. Die Bedingungen in Afrika waren aber auch entsprechend gut. Demgegenüber fehlt es spürbar an jungen, nachrückenden Störchen. Dies ist nicht überraschend, war doch besonders 2016 ein sehr schlechter Nachwuchsjahrgang. Hinzu kommen jetzt die langfristigen Folgen der ostafrikanischen Dürrejahre 2015/16 und 2016/17, denen mit Sicherheit auch viele Störche zum Opfer gefallen sind.
10. Mai 2020
Heute habe ich sie nun gesehen - unsere ersten Storchenküken des Jahres. Sie sind in Groß Bölkow geschlüpft, bei unserem frühesten Paar. Ich hatte Glück und wurde schon nach kurzer Wartezeit Zeuge einer Wachablösung mit anschließender Fütterung durch die fünfjährige schwedische Brutstörchin. Zwei etwa 7 bis 10 Tage alte Küken reckten ihre kleinen Köpfchen hungrig in Richtung ihrer Mutter. Ob es noch weitere Geschwister gibt, wird sich in nächster Zeit zeigen. Im letzten Jahr wurde in Groß Bölkow nur ein Jungstorch flügge.
Für die kommenden Tage ist nun sehr kühles Wetter angesagt, auch Nachtfröste liegen im Bereich des Möglichen. Hoffen wir, dass die bisher schon geschlüpften und die demnächst folgenden Küken diese Phase gut überstehen.
9. Mai 2020
Im Winterhalbjahr berichte ich an dieser Stelle regelmäßig über besenderte Störche aus Nord- und Ostdeutschland. Dazu gehörte auch die vom Storchenhof Loburg besenderte Störchin "Lysann"/AL25. Zuletzt hatte sich ihr Sender im Februar 2019 in Ägypten gemeldet. Danach fehlte von ihr jede Spur, sie musste für tot gehalten werden. Nun ist sie unter ganz besonderen Umständen wieder aufgetaucht - doch lesen Sie selbst, für Storchenfreunde ist es eine ganz tolle Geschichte...
https://www.storchenhof-loburg.de/neues-vom-hof-news-details/totgesagte-leben-laenger-1617.html
7. Mai 2020
Wie schon angekündigt, sind in den letzten Tagen die ersten Küken geschlüpft. Dies betrifft die Nester, in denen schon ganz früh beide Störche eingetroffen waren. In Rostock-Biestow zeigt die Webcam schon seit fünf Tagen ein eindeutiges Verhalten der Altstörche an. Heute Abend konnte ich nun auch direkt beobachten, wie nach einer Ablösung das Männchen recht lange fütterte. Anschließend nahm es nicht von den Küken gefressene Nahrungstiere selbst wieder auf (siehe auch Foto links). Weitere "Kandidaten" für früh schlüpfende Küken sind Kröpelin, Vorder Bollhagen und vor allem Groß Bölkow, wo die Paarbindung bereits fünf Tage früher als in Rostock-Biestow stattgefunden hatte. In den nächsten Tagen wissen wir hier sicher mehr.
Auf der anderen Seite gibt es nach wie vor Paare, bei denen nicht klar ist, ob überhaupt noch mit einer Brut begonnen wird. So wechseln die beiden Bentwischer Störche beispielsweise immer mal wieder für eine Nacht ins benachbarte Albertsdorf. Dies ist ein typisches Verhalten für Paare, bei denen mindestens ein Storch noch sehr jung ist. Aus Bentwisch wissen wir, dass das Weibchen erst vier Jahre alt und vermutlich ohne Bruterfahrung ist.
2. Mai 2020
Gibt es doch noch Aussicht auf eine erfolgreiche Storchensaison in Schmadebeck? Nachdem in den letzten Tagen nur noch sporadisch ein Storch auf dem Nest II (Hof Plate) zu sehen war, änderte sich das Bild ab heute Mittag schlagartig. Zeitgleich trafen zwei Störche ein, die sich sogleich voller Energie an den Ausbau des Nestes machten. Auch "Storchenhochzeit" wurde mehrfach gefeiert. Es lässt sich nicht sicher sagen, aber ich vermute, dass es ein ganz neues Paar ist, zu abrupt wäre ansonsten der Verhaltenswandel des männlichen Storchs, dessen Interesse am Nest in den letzten Tagen doch schon spürbar nachgelassen zu haben schien. Die Storchendame ist beringt, ihr Metallring am rechten Ständer (Hiddensee AT89) verrät, dass sie 2016 in Quitzow bei Perleberg/Brandenburg das Licht der Welt erblickte. Mit jetzt vier Jahren sollte sie auf jeden Fall bereit für die erste Brut sein, auch wenn die Zeit für den Brutbeginn Anfang Mai schon recht weit vorangeschritten ist. Frühere Ablesungen gibt es keine, wir wissen also nicht, ob es sich um eine West- oder eine Ostzieherin handelt. Ich tippe eher auf die letztere Variante. Die Entscheidung für diesen Horst dürfte auf jeden Fall eine gute sein. In den beiden letzten Jahren zog das Vorgänger-Paar allein sieben Jungstörche groß. In diesem Jahr ist die Ausgangssituation eine andere. Erst einmal ist es wichtig, dass das Paar überhaupt bleibt. Mit etwas Glück beginnen beide dann noch mit der Brut. Und mit noch mehr Glück gibt es am Ende vielleicht noch einen flüggen Jungstorch. Das wäre unter diesen Umständen schon ein großer Erfolg.
Leider weiterhin unbesetzt ist das Nest Schmadebeck I (Hof Diederichs), auch wenn es dieses Jahr eine Sanierung der seit 2014 nicht mehr besetzten Nistunterlage gegeben hat. Bis dahin waren regelmäßig beide Schmadebecker Nester besetzt, und es gab fast immer überdurchschnittlichen Bruterfolg.
1. Mai 2020
Der 1. Mai ist ein Tag, an dem eine erste Zwischenbilanz zum Weißstorchjahr gezogen werden kann - zumindest, was die Besetzung der Nester und die Bildung der Paare anbelangt. Der Zug ist mittlerweile weitgehend abgeschlossen, von jetzt an sind nur noch wenige Störche neu an den Nestern zu erwarten, wobei es allerdings von Jahr zu Jahr Unterschiede gibt. Im vergangenen Jahr verzeichneten wir im Altkreis Bad Doberan am Ende 40 Horstpaare und zwei Einzelstörche. Aktuell stehen wir bei 38 Horstpaaren und zwei Einzelstörchen. Die Rückkehrquote liegt damit bisher bei 95 Prozent. Da noch bis zum 18. Mai eintreffende Störche mit in die Statistik einfließen, bestehen durchaus noch gute Chancen, dass das Vorjahresergebnis erreicht und vielleicht sogar noch etwas übertroffen wird. Auf der anderen Seite zählen aber nur solche Paare und Einzelstörche, die bis zum 15. Juni wenigstens 4 Wochen ununterbrochen Horstbindung hatten, auch als Horstpaare. Es kann also mit den Zahlen auch noch abwärts gehen.
In den allermeisten Fällen wurden Nester besetzt, die auch 2019 ein Horstpaar aufwiesen. Davon weichen folgende Standorte ab:
- Neuzugänge (= Wiederbesetzungen nach einjähriger Unterbrechung): Moitin, Ziesendorf
- (Noch) nicht von einem Paar besetzt: Gnewitz, Schmadebeck II, Steffenshagen, Zeez
Der "nilsgansbedingte" Umzug des Pankelower Paares vom Schornsteinnest auf den benachbarten Nistmast ist ein Sonderfall, den ich ergänzend aufzähle.
Während Steffenshagen 2019 eine Neuansiedlung war und schon im Mai einen Brutabbruch hatte, sind die anderen Standorte ausgesprochene Traditionsnester, die seit Jahrzehnten nahezu ununterbrochen besetzt waren. Hier wäre es besonders bitter, wenn sie wirklich auf Dauer unbesetzt blieben. In allen drei Fällen dürfte es Ausfälle der letztjährigen Brutvögel gegeben haben, denn es waren durchaus schon Störche an den Nestern, nur blieben sie unerwarteter Weise nicht für längere Zeit. Von der letztjährigen Zeezer Störchin wissen wir aufgrund ihrer Beringung, dass sie einen frei gewordenen Platz im benachbarten Benitz eingenommen hat. Der Einzelstorch, vermutlich ein Männchen, der am 8. April erschien, scheint in Zeez neu zu sein. Denn er fällt durch häufigere Abwesenheiten auf. Außerdem ist dort bisher kaum gebaut worden. Ein zwischenzeitlich anwesendes Weibchen ist nach wenigen Tagen wieder verschwunden. In Gnewitz gab es Kämpfe um das Nest, der vermeintliche (beringte) Sieger hat ein Pärchen mit einem zweijährigen Weibchen vertrieben - um anschließend selbst nach einigen Tagen wieder zu verschwinden. In Schmadebeck war das Nest Mitte März im Sturm zum Großteil herabgestürzt. Nach einer notdürftigen Reparatur erschienen bereits um den 21. März zwei Störche, die aber nach wenigen Tagen spurlos verschwanden. Ein solches Verhalten wäre für ein langjähriges Brutpaar sehr ungewöhnlich gewesen. Nach erneuter, nun nachhaltiger Reparatur des Nestes erschien am 9. April ein Einzelstorch, der auch baute, aber gleichfalls nach zehn Tagen das Interesse am Nest zu verlieren schien. Nun hoffen wir in allen Fällen noch auf eine späte Besetzung. Die nicht ganz unergiebigen Regenfälle der letzten Tage könnten dabei von Vorteil sein.
Von den 15 beringten Altstörchen des Vorjahres sind bisher zehn erneut in unserem Betreuungsgebiet abgelesen worden. Es fehlen also noch fünf, wobei wir auch hier dauerhaft mit Verlusten rechnen müssen. Ebenfalls fünf Ringstörche scheinen im Gegenzug 2020 neu Horstbindung erlangt zu haben. Zuletzt habe ich heute in Liepen noch eine zweijährige Störchin aus dem Altkreis Ludwigslust abgelesen. Seit nunmehr vier Tagen ist sie mit am Nest - als inzwischen mindestens vierte Störchin, denn drei Vorgängerinnen blieben jeweils nur wenige Tage.
28. April 2020
Seit nunmehr 7 Wochen herrscht in unserer Region anhaltende Trockenheit. Im gesamten April hat es praktisch überhaupt noch nicht geregnet. Die Nahrungssituation für unsere Störche hat sich dadurch schon erheblich verschlechtert. So wird es etwa für die frühen Paare, die in den nächsten Tagen die ersten schlüpfenden Küken erwarten, nicht einfach, in ausreichendem Maße Regenwürmer und andere kleinteilige Nahrung zu finden. Der jetzt angekündigte Regen kommt daher zur richtigen Zeit - bleibt zu hoffen, dass auch die Regenmengen groß genug ausfallen. Das hätte noch einen anderen Vorteil: Die spät eingetroffenen Paare haben bisher noch nicht mit der Brut begonnen. Die Chancen, dass sie sich dafür noch entscheiden, steigen auf jeden Fall bei ergiebigeren Niederschlägen. Erkennbar ist dies auch daran, dass unentschlossene Paare wieder häufiger an ihrem Nest erscheinen. Auch könnten junge, nachrückende Störche, die sich in der Region befinden, noch dazu animiert werden, sich ein Nest zu suchen. Dies ist jetzt in etwa noch zwei, maximal drei Wochen lang möglich. Etwas abgemildert werden die Folgen der Trockenheit nach wie vor durch den Grundwasserstand, der im März für unsere Region sogar noch knapp über dem langjährigen Mittelwert und deutlich besser als im Vorjahr lag. An die Rekordwerte des in dieser Hinsicht herausragenden Jahres 2018 reichen die Messergebnisse aber bei weitem nicht heran. Demzufolge ist es nicht überraschend, dass Störche jetzt vorrangig auf frisch bestellten Ackerflächen oder aber in Gräben, Tümpeln und Söllen nahrungssuchend anzutreffen sind. Das ausgetrocknete Grünland bietet dagegen momentan nicht viel an.
25. April 2020
Dieser aus ingesamt elf Störchen bestehende Trupp bei Lieblingshof ist der erste, der in dieser Storchensaison in unserer Region beobachtet worden ist. Leider befand sich nur ein beringter Storch (aus Schweden, Jg. 2018) in der Gruppe, die hinter einem Traktor auf Nahrungssuche ging.
Neu eingetroffen ist heute ein Weibchen in Bentwisch. Es wurde 2016 in Kirchdorf/NVP beringt. Auch beim Moitiner Männchen wurde ein Ring festgestellt. Es stammt aus Testorf/LWL und ist ebenfalls vier Jahre alt.
24. April 2020
Längst nicht immer erfolgt die Eiablage bei Weißstörchen so planmäßig und unkompliziert wie bei unserem Biestower Webcam-Paar. Im dritten Jahr nacheinander ist das Paar jetzt zusammen. Immer dauerte es vom Eintreffen des Weibchens bis zum Brutbeginn acht bis zehn Tage. Das gilt in der Fachliteratur auch als der Durchschnitt. Inzwischen brütet das Paar bereits 24 Tage, in gut einer Woche ist mit dem Schlupf des ersten Kükens zu rechnen. In Klingendorf traf das Weibchen erst am Sonntag (19. April) ein. Aber schon zwei Tage später wurden sichere Anzeichen des Brütens festgestellt. Wie ist das möglich? Nun, dieses Weibchen wird kurz zuvor noch an einem anderen Nest gestanden haben. Dort hatte es entweder schon mit der Eiablage begonnen oder stand jetzt unmittelbar davor. Am Wochenende wird die Störchin von ihrem ersten, uns unbekannten Nest vertrieben worden sein. Anschließend wechselte sie nach Klingendorf, wo sie möglicherweise schon 2019 gebrütet hat. Das Männchen scheint sich an der ungewöhnlich frühen Eiablage nicht gestört zu haben, auch wenn es selbst kaum als biologischer Erzeuger des später schlüpfenden Kükens in Frage kommt.
Noch spannender ist die Lage am Webcam-Nest im brandenburgischen Garlitz, von dem ich in meinem letzten Eintrag berichtet hatte. Die mutmaßlich 26 Jahre alte Störchin hat zwar den Kampf gegen ihre Vorgängerin gewonnen und diese am Montag auch vertrieben. Die vier bereits angebrüteten Eier hat sie jedoch - anders als von mir vermutet - nicht aus dem Nest geräumt. Nachdem sie anfänglich in Abwesenheit des Männchens öfter einmal neben den Eiern stehend beobachtet wurde, scheint sie sich inzwischen voll am Brutgeschäft zu beteiligen. Leider gibt es mit der Webcam technische Probleme, sodass die beobachtenden Forums-Teilnehmer nur selten Blicke auf das Gelege werfen können. Ob tatsächlich schon ein fünftes Ei (das wäre dann für dieses Jahr das erste Ei der uralten Storchendame) im Nest liegt, ist daher zweifelhaft. Wir dürfen jedenfalls sehr gespannt sein, wie diese Geschichte ausgeht.
21. April 2020
So richtig spürbar ist die "dritte Ostzieherwelle" bei uns bisher noch nicht. Eher plätschert es nur so dahin: in Klingendorf traf vorgestern Storch Nr. 2 ein, ebenso gestern in Schwaan am Tannenberg. Dort ist es ein unberingtes Männchen gewesen, das gut zwei Wochen nach dem Weibchen am Nest auftauchte. Damit scheint sich die Vermutung zu bestätigen, dass nach dem langjährigen Schwaaner Männchen, das 2018 ein Bein verlor und im nächsten Frühjahr nicht wiederkehrte, abermals der männliche Brutvogel (2019 von uns beringt mit DEH HN053) ausgefallen ist. Hoffen wir, dass das neu zusammengesetzte Paar gut harmoniert. Unsere langjährige Beobachterin vor Ort ist sich sehr sicher, dass zumindest die Störchin schon etliche Jahre hier zu Hause ist. Mit ihrer großen Bruterfahrung sollte es auch dann klappen, wenn ihr Partner noch jung und unerfahren ist. Erfreulich ist auch, dass das Moitiner Nest seit dem Wochenende mit einem Storchenpaar besetzt ist. Im Vorjahr blieb es bis Ende Mai leer. Und schließlich wird aus Liepen zum dritten Mal in dieser Saison die Ankunft eines Weibchens gemeldet. Dieses Mal soll die Störchin oben links beringt sein, es ist also abermals eine neue und wieder nicht die des Vorjahres.
Dass sehr wohl auch jetzt noch mit der dritten Ostzieherwelle Horstbesitzer/innen des Vorjahres eintreffen, zeigt ein Blick auf drei ausgewählte brandenburgische Storchennester, die jeweils über eine Webcam einsehbar sind. In Fohrde meldete sich die beringte Vorjahresstörchin am 18. April am Nest zurück und versucht seitdem, dieses zurückzuerobern. Es liegen schon drei Eier im Nest, die bisher allerdings vom diesjährigen Brutpaar erfolgreich verteidigt wurden.
https://www.storchennest-fohrde.de/tagebuch/
Anders verhielt es sich in Wensickendorf, wo zunächst beide Brutstörche mit der zweiten Ostzieherwelle am 6. und 9. April eingetroffen waren. Hier gelang es gestern einem dritten Storch (oder vielleicht doch eher einer Störchin?) das Nest für sich zurückzuerobern. Die beiden bereits bebrüteten Eier gingen dabei über Bord, es steht nun offenbar ein neu zusammengesetztes Paar im Nest.
http://www.nabu-oranienburg.de/index.php?id=36
Ähnliches geschah in Garlitz. Hier gab es am Montagabend heftige Kämpfe um das Nest, in dem schon vier Eier eines unberingten Storchenpaares lagen. Seit heute früh ist nun wieder eine links unten mit einem großen Metallring ausgestattete Störchin im Nest zu erkennen. Dieses Weibchen ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine 1994 in Sachsen beringte Störchin, die bereits seit mindestens 15 Jahren in Garlitz brütet. Mit jetzt 26 Jahren wäre sie in einem für Störche geradezu "biblischen" Alter - zumal sie auch noch eine Ostzieherin ist. Es gibt meines Wissens nach in ganz Ostdeutschland keinen älteren, wild lebenden Storch. Interessanterweise hat sie die Eier ihrer Vorgängerin nicht gleich zerstört, sondern ließ das Männchen zunächst darauf weiterbrüten. Wir können aber sicher davon ausgehen, dass sich dies ändert, sobald "er" auf Nahrungssuche ist und sie allein im Nest verbleibt. Auch in einem derart hohen Alter kann der Störchin eine abermals erfolgreiche Brut zugetraut werden. Was hier vor allem zählt, ist ihre überaus große Erfahrung.
https://www.rathenow24.de/storchenkamera-garlitz-havelland.html
Diese drei Beispiele zeigen uns, dass selbst jetzt noch alte, erfahrene Störche bei uns eintreffen. Sie alle sind bis vor gut zehn Tagen von der zweiten Schlechtwetterphase am Bosporus aufgehalten worden. Störungen auf den Zugwegen wie in diesem Jahr ziehen leider häufiger Horstkämpfe mit Gelegeverlusten nach sich. War es auch bei uns in Satow so, dass erst jetzt die Vorjahresstörchin eingetroffen ist? In einigen Tagen wissen wir wohl mehr.
Ganz zum Schluss noch ein Blick auf die letzten Senderstörche, die noch unterwegs waren bzw. sind. Wie vorhergesagt, sind nun nahezu alle in ihren Brutgebieten eingetroffen. Nur die Sude-Störchin aus Gudow, die in Südafrika überwintert hat, braucht jetzt noch ein bis zwei Tage. Ein anderer, siebenjähriger Senderstorch (DEH HL437), der die letzten Jahre in Altentreptow/DM Horstbindung hatte, aber noch gänzlich ohne Brutversuch war, ist wohl in Südwestpolen an einem Nest "hängen geblieben". Jedenfalls deuten das die übermittelten Daten seines Senders an. Auch so etwas kann der Grund sein, wenn ein Storch im Frühjahr nicht an seinem angestammten Nest erscheint. Unter dem Strich haben wir unter den nord- und ostdeutschen Senderstörchen eine hohe Rückkehrquote - 21 von 25 ostziehenden Altstörchen (84 Prozent) haben den Zug unbeschadet überstanden, ebenso alle vier Westzieher. Auch die beiden im Vorjahr besenderten und beringten Nachkommen des Senderstorchs "Jonas"/DEH HL 457 leben noch; einer jagt seit vielen Wochen Heuschrecken in Kenia und der andere befindet sich seit Monaten in Spanien.
19. April 2020
Erstmals in diesem Jahr hat sich nun auch ein Paar an einem Standort eingefunden, der im vergangenen Jahr kein Horstpaar aufzuweisen hatte. Die beiden unberingten Störche müssen beide neu in Ziesendorf sein, denn im Vorjahr hielt sich einige Wochen lang ein beringter Einzelstorch dort auf. Von diesem fehlt bisher noch jede Spur, ebenso wie wir von vier anderen Ringträgern des Vorjahres noch nichts gehört und gesehen haben, während zehn (von 15) inzwischen als Rückkehrer nachgewiesen werden konnten. Leider ist auch schon der erste Brutabbruch zu verzeichnen. In Satow gab es in der letzten Woche mehrfach Horstkämpfe. Wer daran beteiligt war und was dabei genau passiert ist, lässt sich noch nicht sicher sagen. In jedem Fall ist die Brut abgebrochen, beide Störche stehen im Nest. Es gibt zwar wieder Kopulationen, doch ist das kein sicheres Zeichen. Nur wenn ein neues Weibchen am Nest ist, besteht eine realistische Chance auf ein zweites Gelege. Im Nachbarort Reinshagen ist nach knapp vierwöchiger Wartezeit nun endlich ein zweiter Storch eingetroffen. In den letzten Jahren fiel Reinshagen dadurch auf, dass dort nie gebrütet wurde, obwohl Kopulationen zu beobachten waren. Dabei traf der zweite Storch aber immer auch sehr früh ein. Dies ist nun anders, eventuell gibt es in diesem Jahr eine neue Paarkonstellation. Eingetroffen sind in den letzten Tagen auch der zweite Storch in Klingendorf sowie der erste in Albertsdorf, das 2018 und 2019 keine Störche hatte.
Von den adulten Senderstörchen werden bis morgen alle bis auf zwei an ihren Nestern eingetroffen sein. Die beiden letzten brauchen aber auch nicht mehr lange bis ans Ziel, denn sie sind bereits in Polen.
15. April 2020
Der 15. April ist ein guter Termin, um einen ersten zusammenfassenden Blick auf die angelaufene Weißstorchsaison zu werfen. Wir stehen im alten Landkreis Bad Doberan aktuell bei einer Rückkehrquote von 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr, das ist ein guter Wert. Wie 2019 gibt es per 15. April bisher 29 Horstpaare, 2018 waren es zwei weniger. Paare, die bis zu diesem frühen Zeitpunkt zusammengefunden haben, besitzen statistisch gesehen die besten Brutperspektiven, bei später eintreffenden Paaren nimmt der Anteil der Nichtbrüter beständig zu. Wir können also hoffen, dass 2020 ein recht hoher Anteil der Paare auch zur Brut schreiten wird. Sorgen bereitet mir die anhaltende Trockenheit. In den vergangenen 5 Wochen hat es nur sehr geringfügige Niederschlagsmengen gegeben. Und es ist auch weiterhin kein nennenswerter Regen in Sicht. Aktuell profitieren die Störche noch von den großen Niederschlagsmengen im Februar. Dadurch ist der Grundwasserspiegel in unserem Betreuungsgebiet bis Ende Februar immerhin auf Normalniveau angestiegen (2019 lag er deutlich darunter, 2018 weit darüber). Die Störche finden dadurch jetzt Nahrungstiere vor allem in Tümpeln, feuchten Senken und Söllen. Aber spätestens mit dem Schlüpfen der ersten Küken Anfang Mai werden auch dringend wieder neue Niederschläge benötigt.
Die Rückkehr der Störche an ihre Nester folgte bisher einem sehr konservativen Muster. Noch ist uns keine Neu- oder Wiederansiedlung bekannt. Alle 36 Nester, auf denen sich zurzeit ein oder zwei Störche befinden, waren auch 2019 schon besetzt (mal abgesehen von Pankelow, wo die brütenden Nilgänse einen Wechsel der Störche vom Schornsteinhorst auf den benachbarten Nistmast erzwangen). Es sind bisher auch noch keine jüngeren Ostzieher eingetroffen. So fehlen bis jetzt in ganz Mecklenburg-Vorpommern fast vollständig die "Metallringträger", die ab 2016 in ganz Ostdeutschland die ELSA-Ringträger ablösten. Dagegen sind in den letzten Tagen einige jüngere Westzieher festgestellt worden. Ob diese sich schon als Brutvögel behaupten und etablieren, muss erst noch abgewartet werden. Deutlich ist der Einfluss der schwedischen Störche zu erkennen, die auf dem Weg aus ihren westeuropäischen Überwinterungsgebieten in Richtung Heimat weiterhin recht zahlreich bei uns festgestellt werden können.
Wie geht es mit dem aktuellen Storchenzug weiter? Die dritte und letzte Welle der Ostzieher steht praktisch schon vor der Tür. Schauen wir uns wieder die besenderten (adulten) Störche aus Nord- und Ostdeutschland an, so sind momentan noch 40 Prozent (= 8 Individuen) unterwegs. Ich denke, dass das nicht ganz repräsentativ, sondern gegenüber der Realität etwas übergewichtet ist. Aber sie sind schon recht weit vorangekommen, stehen aktuell - im Gegenwind - zwischen Polen und Rumänien. Sie alle sollten innerhalb einer Woche bei uns sein, vor allem wenn der Wind zum Wochenende wieder auf östliche Richtungen dreht (siehe auch nachfolgende Karte). 2019 kamen nach dem 15. April nur noch 17 Störche bei uns an, schon damals gab es in den Monaten davor in Afrika einen sehr nördlichen Überwinterungsschwerpunkt - und dementsprechend nicht sehr viele Fernzieher aus Südost- und Südafrika. Das ist 2019/20 offenbar nicht anders gewesen. Deshalb kann es durchaus sein, dass wir trotz des guten Zwischenstandes am Ende doch nur wieder im Bereich des Vorjahresergebnisses landen werden (40 Horstpaare). Zu hoffen ist natürlich, dass es doch mehr werden, vielleicht durch viele Drei- oder Vierjährige (auch wenn 2016 und 2017 schlechte Nachwuchsjahre waren). Das werden die nächsten drei Wochen zeigen.
13. April 2020
Ob er (links im Bild) wohl von ihrer "Vorgeschichte" weiß? Liepen, am Ostermontag, 13.4.
Zu den verbreiteten Vorstellungen vom Leben der Weißstörche gehört auch die der angeblich lebenslangen Partnertreue. Tatsächlich gibt es Paare, die über viele Jahre zusammenbleiben und regelmäßig gemeinsam ihren Nachwuchs groß ziehen. Dies hängt dann aber vor allem damit zusammen, dass die Bindung zum eigenen Horst sehr ausgeprägt ist. Wer erfolgreich gebrütet hat, kommt im nächsten Frühjahr in der Regel erst einmal an den alten Brutplatz zurück. Ins Winterquartier ziehen die Altvögel fast immer getrennt, anders als etwa die Kraniche. Wenn alles gut läuft, trifft kurz nach dem ersten auch der zweite Partner ein und das Paar des Vorjahres brütet erneut zusammen. Das ist jedoch längst nicht immer so. Der Partner könnte verunglückt sein oder sich aufgrund schlechter Zugbedingungen verspäten. Auch könnten die Überwinterungsgebiete weit auseinander liegen. Vielleicht ist auch im Nachbarrevier, das die besseren Nahrungshabitate aufweist, ein Platz leer geblieben? Oder das eigene Nest ist schon von zwei anderen Störchen besetzt, die vielleicht auf der Westroute unterwegs waren und jetzt früh Eier gelegt haben. Es ist also alles etwas komplizierter als manch einer denken mag.
Ein gutes Beispiel aus unserem Betreuungsgebiet ist die sechsjährige Störchin DEW 1T809. Wo sie in den letzten Jahren Horstbindung hatte, wissen wir nicht. Sie nahm am 6. April einen noch freien Platz im Stäbelower Nest ein, das dortige Männchen war einen Tag früher eingetroffen. Bis zum 11. April hatten sich beide schon gut aneinander gewöhnt, Paarungen eingeschlossen. Dann aber traf offenbar - etwas verspätet - das Stäbelower Vorjahresweibchen ein. Die aufmerksame Horstbetreuerin beobachtete einen Kampf zwischen zwei Störchen. Der dritte Storch verhielt sich neutral und wartete im Nest den Ausgang ab. Das war das Männchen! Den Kampf der Weibchen entschied die unberingte Störchin für sich. Sie wurde auch sogleich vom Stäbelower Männchen akzeptiert, beide harmonieren sehr gut miteinander. Was aber wurde aus 1T809? Heute früh entdeckte ich sie in Liepen, etwa 40 Kilometer östlich von Sträbelow. Dort war sie am Abend zuvor eingetroffen und auch sogleich vom dortigen Männchen akzeptiert worden. Er wartete bereits seit sechs Tagen auf seine Partnerin, die sich offenbar - wie schon in früheren Jahren - verspätet. Trifft sie bald ein, wird sich das Schauspiel aus Stäbelow sehr wahrscheinlich auch in Liepen wiederholen. Und 1T809 muss befürchten, ihren Platz erneut zu verlieren. Dauert es aber länger und gibt es vor allem schon ein Gelege im Nest, so wird dieses dann von beiden Partnern vehement verteidigt werden. Es bleibt also spannend!
Ähnliches muss sich auch in Niendorf abgespielt haben, wo die vor drei Tagen von mir festgestellte polnische Störchin nun durch eine Unberingte ersetzt worden ist. Ob die beiden zweijährigen Störchinnen in Gnewitz und Fienstorf auf Dauer ihren Platz behaupten können, wird sich in nächster Zeit zeigen. Zumindest heute war SVS 2616 noch in Fienstorf am Nest.
11. April 2020
So wie hier in Cammin das Männchen H9768 sind in den letzten Tagen zahlreiche weitere Störche in unserem Betreuungsgebiet eingetroffen. Aktuell sind nur noch vier Nester unbesetzt, bei denen im Vorjahr ein Horstpaar (HPa) festgestellt worden war. Neben 8 Einzelstörchen sind bereits 28 Paare beisammen. Damit liegt die Rückkehrquote für den Altkreis Bad Doberan bereits bei 78 Prozent, was für einen 11. April ein durchaus guter Wert ist. Zu berücksichtigen ist auch, dass immer noch etwa ein Drittel der besenderten Störche unterwegs ist. Demnach rechnen wir auch bei uns mit einer dritten Ostzieher-Welle in etwa sieben bis zehn Tagen. Dort erwarten wir dann nicht zuletzt noch etliche Weibchen, vor allem aber auch die drei- und vierjährigen Störche, die im Vorjahr noch nicht fest an einen Horst angebunden waren.
Von unseren 15 beringten Störchen, die 2019 im alten Landkreis Bad Doberan und in der Hansestadt Rostock Horstbindung hatten, sind bisher neun zurück, einige weitere werden hoffentlich noch folgen. Interessant sind darüber hinaus vier neue Ringträger: in Stäbelow ist ein sechsjähriger Storch aus Nordost-Niedersachsen mit am Nest. DEW 1T809 wurde 2017 in Polen abgelesen, ist also ziemlich sicher ein Ostzieher. Interessanterweise wurde er 2015 einmal in Konow, ganz in der Nähe von Stäbelow, abgelesen. Ob er (oder sie - das steht noch nicht ganz fest) sich an diese Etappe seiner/ihrer Jugend- und Wanderjahre erinnern konnte? Auch die drei- oder vierjährige polnische Störchin mit dem grünen Farbring Z9594 würde ich - aus geographischen Gründen - eher der Ostroute zuordnen. Sie ist seit gestern an der Seite eines unberingten Männchens in Niendorf. Anders verhält es sich mit zwei zweijährigen Störchinnen, die ziemlich sicher der dritten und letzten Westzieherwelle zugerechnet werden müssen. DEW 7T810 stammt aus dem Landkreis Gifhorn und wurde im November 2019 in Spanien abgelesen. Heute las ich ihren Ring in Gnewitz ab, wo sie mit einem unberingten Partner auf dem Nest stand. Und schließlich hat das zehnjährige Fienstorfer Männchen DEH HC774 jetzt eine "blutjunge" schwedische Störchin (SVS 2616) an seiner Seite. In allen Fällen bleibt abzuwarten, ob diese Paarungen dauerhaft bestehen bleiben. Denn noch ist es sehr gut möglich, dass die bisher noch fehlenden Vorjahresweibchen im Laufe der nächsten Tage und Wochen noch eintreffen und dann ihre Nester zurückerobern.
Was bei der Ringablesung bisher auffiel, ist die im Vergleich zu den Vorjahren viel bessere Ablesbarkeit. Es hafet fast durchweg nur sehr wenig Kot an den Ringen. Ursache könnte das regnerische Wetter auf dem Zugweg oder aber ausreichende Möglichkeiten zum Waten in tiefem Wasser während der Überwinterung in Afrika gewesen sein.
8. April 2020
Seit Sonntag hat nun auch uns die Hauptwelle der ostziehenden Störche erreicht. Die Anzahl der Rückkehrer ist in den letzten Tagen sprunghaft angestiegen, wir dürften inzwischen schon bei deutlich über 60 Prozent des Vorjahresbestandes liegen. Besonders bemerkbar war das an Tagen mit südöstlichen Winden, so auch heute. Vieles muss sich an den Nestern jetzt erst noch sortieren, aber ich denke, dass wir während der Ostertage einen guten Überblick über die Rückkehrer bekommen werden. Bis dahin ist noch mit weiteren Neuankömmlingen zu rechnen, auch wenn der Wind nun auf westliche Richtungen dreht.
Die vorangegangene Auflösung des Zugstaus am Bosporus war indes längst nicht so vollständig wie anfangs vermutet. Etliche Störche haben dort den richtigen Moment für den Abflug verpasst. Das rächte sich jetzt. Nach den Regentagen rund um das Wochenende setzte ein heftiger Sturm aus Nordost ein, der den Weiterzug trotz Sonnenscheins bis heute verhinderte. Morgen wird das Wetter schon besser sein, und spätestens übermorgen sollten die letzten Großtrupps aufbrechen können. Auch die besenderten Fernzieher aus Tansania und Südafrika sind inzwischen am Übergang zwischen Asien und Europa angekommen. Insgesamt acht Senderstörche (einige sind auf der Karte unten verdeckt), und damit das letzte Drittel befindet sich momentan noch hier und sollte etwa ab dem 20. April bei uns eintreffen. Dann werden wohl auch schon die Vertreter der jüngsten Jahrgänge mit dabei sein, die bisher noch ohne Horstbindung gewesen sind. Auf der Ostroute sind das vor allem drei- und vierjährige Störche.
5. April 2020
Auch an diesem Wochenende gab es erwartungsgemäß noch keinen verstärkten Einflug weiterer Weißstörche. Es ist noch nicht lange genug her, dass sich die Zugbedingungen über Südosteuropa spürbar verbessert haben. Die Mehrheit der zuvor etwa 10 Tage im Zugstau stehenden Störche ist aber inzwischen auf dem Weg über die Karpaten, sie werden dort jetzt gut vorankommen und im weiteren Verlauf der Woche auch bei uns zu erwarten sein. Senderstorch "Leon" schaffte heute rekordverdächtige 500 Kilometer und wird bereits morgen sein Nest bei Potsdam erreichen. Dagegen haben andere den richtigen Zeitpunkt für den Start am Bosporus versäumt. Sie stecken dort jetzt im nächsten Schlechtwettergebiet mit viel Regen und Sturm aus Nordost fest. Bis sie dann endlich aufbrechen können, werden sie vermutlich schon von den Fernziehern erreicht, die bald ebenfalls am Bosporus eintreffen sollten. Senderstorch HL437, der seinen Brutplatz in Altentreptow/MV hat, wird auf diese Weise am Bosporus etwa 2,5 Wochen unfreiwillige Rast absolviert haben.
In den letzten Tagen bei uns eingetroffen sind die jeweils ersten Störche in Pastow, Niendorf und am Nest Schwaan II. Dort gab es bisher nur einen gelegentlichen Horstbesucher, während jetzt offenbar das unberingte Weibchen der Vorjahre wieder da ist. Storchenfreundin D. Großmann, die das Nest seit etlichen Jahren ganz akribisch unter die Lupe nimmt, stellte beim Eintreffen heute Nachmittag - ebenso wie ich wenig später - gewohnte Verhaltensweisen fest, und fast keine Zeichen von Unsicherheit, obwohl zahlreiche Passanten direkt am Nest vorbeikamen. Nach langer Reise ruhte sich die Störchin erst einmal im Nest aus, was ja auch nur allzu verständlich ist. Nun fehlt dort noch das beringte Vorjahresmännchen DEH HN053.
Interessante Neuigkeiten gibt es auch von der jungen schwedischen Störchin, die sich einige Tage lang um einen Platz im Satower Nest bemüht hatte. Am 25. März war sie letztlich vom Satower Männchen vertrieben worden, bei dem dann wenige Tage später die "richtige" Partnerin kam. Da war SVS 2439 schon wieder in Schweden, und zwar genau in dem Nest im Süden des Landes, in dem sie im letzten Jahr den ersten zaghaften Versuch einer Brut begonnen hatte. Auch ihr letztjähriger Partner ist dort jetzt wieder, berichtete mir Petter Albinsson, der schwedische Projektleiter.
3. April 2020
Im vergangen Jahr hielten sich über längere Zeit mehrere Störche am Ortsrand von Bad Doberan auf. Nachts schliefen sie auf gekappten Bäumen und schienen dabei auch Interesse an einer Nistmöglichkeit zu signalisieren. Das war auch nachvollziehbar, denn die Wiesen der Conventer Niederung lagen praktisch in Sichtweite. Dort zeigten sich in den letzten Jahren häufiger einmal Weißstörche auf Nahrungssuche. Auf Initiative von Jochen Arenz, Bürgermeister von Bad Doberan, wurde nun heute ein "fertig eingerichtetes" Nest samt Nistmast aufgestellt. Mit von der Partie war auch wieder die Netzbetreiberfirma edis, die uns seit vielen Jahren im Weißstorchschutz unterstützt. Nun heißt es Daumen drücken und hoffen, dass auch tatsächlich ein Storchenpaar Interesse zeigt. Die Aufstellung ist auf jeden Fall noch rechtzeitig erfolgt, denn jüngere Störche, die bisher ohne Nestbindung sind, treffen ohnehin zumeist erst in der zweiten April-Hälfte und im Mai ein. Eine Garantie, dass der Mast auch tatsächlich besetzt wird, gibt es natürlich nicht, gerade auch in einer Zeit, in der sich der Weißstorchbestand bei uns seit Jahren im Sinkflug befindet.
2. April 2020
Am gestrigen Mittwoch erreichte mich eine traurige Nachricht, die zugleich auch sehr wütend macht: ein höchst engagierter Ornithologe und Vogelschützer aus dem Libanon fand im Norden seines Landes einen aufgrund einer Schussverletzung schwer verletzten, beringten Weißstorch, der kurz darauf leider verendete. Er meldete die Ringnummer einem befreundeten Ehepaar, das wiederum mich informierte. Schnell war klar - es handelte sich um einen in Mecklenburg-Vorpommern geschlüpften Storch. Betreuerkollege F. Tetzlaff hat ihn 2018 im Tierpark Greifswald beringt.
Leider werden im Libanon in jedem Frühjahr und jedem Herbst immer noch in großer Anzahl streng geschützte Zugvögel abgeschossen, auch Weißstörche sind oft betroffen. Internationale Proteste und vor Ort die Arbeit des Komitees gegen den Vogelmord haben schon einiges in Bewegung gesetzt, unter anderem auch zum Erlass strengerer Gesetze beigetragen, aber der Weg bis zu einer wirklichen Verbesserung der Situation ist noch weit. Auch besenderte Weißstörche aus unterschiedlichen Ländern sind in den vergangenen Jahren schon Opfer der sinnlosen Schießerei geworden.
1. April 2020
In der letzten Nacht (also vom 31. März auf den 1. April) dürfte die beringte Störchin im Biestower Webcam-Nest ihr erstes Ei gelegt haben. Jedenfalls deuten die kontinuierlichen Aufnahmen, die mir die Betreiber dankenswerterweise zur Verfügung stellen, genau darauf hin. Auch tagsüber ist das charakteristische Verhalten schon gut erkennbar - in regelmäßigen Abständen steht der brütende Storch auf und wendet das Ei, um sich dann wieder vorsichtig darauf niederzulassen. Da das allerdings noch nicht so konsequent wie normalerweise notwendig erfolgt und zwischenzeitlich auch einmal längere Zeit im Nest gestanden wird, haben die Störche das Brutgeschäft noch nicht voll aufgenommen. Dies wird sich spätestens übermorgen ändern, dann wird voraussichtlich das zweite Ei im Nest liegen. Durch den leicht verzögerten Brutbeginn wird erreicht, dass zumindest die beiden ersten Küken möglichst kurz nacheinander schlüpfen und anschließend der Größenunterschied nicht zu gravierend wird. Die weiteren Eier werden dann im Regelfall im Abstand von zwei Tagen gelegt. Das Biestower Storchenpaar hatte im letzten Jahr vier und im vorletzten Jahr fünf Eier bebrütet. Diese Entwicklung in Richtung erste Eiablage hatte sich in den letzten Tagen schon angedeutet. Das Nest wurde immer seltener unbewacht gelassen, die Anwesenheit der Altvögel hatte schon deutlich zugenommen. Von jetzt an sollte bis etwa 4 Wochen nach dem Schlupf der Jungen immer mindestens ein Altvogel am Nest zu beobachten sein. Der Zeitraum von der Paarfindung bis zum ersten Ei ist beim eingespielten Biestower Paar gegenüber den beiden Vorjahren mit zehn Tagen nahezu identisch. Da die Störchin in diesem Jahr aber acht Tage früher eintraf als 2019, wird auch der Nachwuchs entsprechend früher schlüpfen, und zwar etwa ab dem 3. Mai - so zeitig wie nie zuvor in den letzten 20 Jahren.