7. Dezember 2023
Wie in jedem Winter seit 2012/13 ist auch jetzt wieder die Störchin Hiddensee L975 in ihrem Winterquartier in dem kleinen Ort Schaephuysen/NRW eingetroffen. Dort wird die 2002 im Zoo Rostock beringte und damit inzwischen 21 Jahre alte Storchendame jedes Jahr von einer kleinen "Fangemeinde" sehnsüchtig erwartet. Vermutlich hält sich "Luzie", wie sie von ihren Storchenfreunden genannt wird, zur Brutzeit weiterhin in der Region Verden/Niedersachsen auf. Jedenfalls gab es von dort in früheren Jahren regelmäßige Ablesungen.
23. November 2023
In diesem Jahr gibt es in Ostafrika deutlich andere Überwinterungsbedingungen für unsere Weißstörche als in den letzten Jahren. Vermutlich im Zusammenhang mit dem in unregelmäßigen Abständen
auftretenden, großräumig wirksamen Wetterphänomen "El Niño" hat es in den letzten Wochen im südlichen Äthiopien sowie in großen Teilen Somalias und Kenias extrem stark geregnet. In den
letzten vier Jahren herrschte dagegen gerade in diesen Gebieten eine ausgeprägte Dürre. Diese ins Gegensätzliche verkehrte Situation zeigt auch eine aktuelle Karte der US-amerikanischen
Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA, siehe Bildzitat unten). Über dem Sudan herrscht danach zurzeit eine sehr starke Hitzewelle. Dort hält sich aktuell ein großer Teil der von uns beobachteten,
besenderten Störche auf. Es ist eine sehr spannende Frage, ob diese großräumigen Abweichungen von den Wetterverhältnissen der letzten Überwinterungszeiträume auch eine Verhaltensänderung der
Störche nach sich ziehen. Werden sie den Überschwemmungen und damit vermutlich sehr guten Nahrungsbedingungen folgen? Bisher ist zumindest bei einigen der Senderstörche eine östlichere Position
als in den letzten Jahren zu beobachten. Nicht alle Standortdaten auf unserem Kartenausschnitt sind allerdings tagesaktuell, denn die Senderstörche befinden sich immer wieder für längere Zeit in
Regionen ohne GPS-Netz.
16. November 2023
Am vergangenen Sonntag habe ich nach längerer Zeit einmal wieder dem Vogelpark Marlow einen Besuch abgestattet - insbesondere um zu schauen, wer von den flugfähigen Wildstörchen noch da ist und möglicherweise eine Überwinterung plant. Das Ergebnis hat mich überrascht, obwohl die milde Witterung auch bei anderen Vogelarten einen verzögerten Abzug ausgelöst hat. Ich konnte feststellen, dass mindestens acht frei fliegende Störche noch da sind. Davon waren sieben Ringträger! Keine Überraschung war dabei das Brutpaar vom Horst Marlow Stadt, bestehend aus einem ehemals westziehenden Männchen (DEW 3X659) und einer früher flugunfähigen, inzwischen aber flugfähigen Störchin mit Marlower "Zooring" HXR rot. Erwartet hatte ich auch die Anwesenheit der schwedischen Brutstörchin SVS 1515 und ihrem unberingten Partner. Auch beim Männchen des Haupthorstes, DEH HE698, bestand schon der vage Verdacht, dass es im Vogelpark überwintert. Seine Partnerin seit diesem Jahr, DEW 8T135, hatten wir bisher dagegen als Westzieherin eingestuft. Jetzt stand sie mit ihm auf dem Nest. Überrascht war ich auch, den schwedischen Storch SVS 1130 erneut im Vogelpark anzutreffen. Ihn hatte ich im August erstmals hier abgelesen - und berichtet, dass er nach jahrelanger Gehegehaltung in Schweden und anschließender Freilassung 2020 durch Südskandinavien und Norddeutschland vagabundiert. Nun scheint er sich dazu entschlossen zu haben, erst einmal bei seinen Artgenossen in Marlow zu bleiben. Schließlich entdeckte ich auf einer benachbarten Anlage noch einen siebten beringten Wildstorch: Hiddensee X76N4 stammt aus Zieslübbe/PCH, ist dort in diesem Jahr mitsamt dem Nest abgestürzt und anschließend einige Wochen im Zoo Rostock aufgezogen worden, bevor er - bereits flügge - mit einem Nestgeschwister in den Vogelpark Marlow kam. Von letzterem war nichts zu sehen, aber X76N4 übte sich schon einmal in der Bearbeitung von potenziellem Nistmaterial, für einen solchen Jungspund eigentlich noch etwas früh...
Zu meinem letzten Beitrag ergänzen kann ich noch, dass Helmut Eggers Ende August auf der Deponie Bratowo noch drei weitere von uns beringte Altstörche abgelesen hat. Darunter war - leider mit einem Plastikband um den Oberschnabel - auch der männliche Brutstorch aus Cammin, Hiddensee AE99. Hoffen wir, dass er sich von dem gefährlichen Anhängsel trennen kann und im nächsten Frühjahr wohlbehalten an seinen Brutplatz zurückkehrt.
7. November 2023
Wie in jedem Jahr erreichen uns auch jetzt wieder Fundmeldungen vom Herbstzug unserer Weißstörche. Darunter waren zuletzt auch zwei von der Deponie Bratowo bei Burgas, die leider umgeben ist von ungesicherten und damit sehr gefährlichen Strommasten. Diese werden von den Störchen, die dort besonders im August/September in großer Zahl rasten, regelmäßig als Schlafplatz genutzt. Dabei kommt es sehr häufig zu Todesfällen durch Stromschlag. Ein bulgarischer Ornithologe berichtete Ende September von etwa 250 tot aufgefundenen Störchen, darunter 44 unter einem einzigen Strommast! Hier wurde auch ein in Greifswald beringter Jungstorch tot als Stromschlagopfer entdeckt.
Ende August war Helmut Eggers, Storchenbetreuerkollege aus dem Altkreis Ludwigslust, zum wiederholten Mal in Bratowo. Auch er registrierte zahlreiche an Strommasten verendete Störche. Darunter befand sich leider auch der Jungstorch X75L8, den wir Anfang Juli in Parkentin beringt hatten. Lebend abgelesen werden konnte dagegen X70J7, der in diesem Jahr in Göldenitz bei Schwaan geschlüpft war. Helmut Eggers berichtete, dass im Vergleich zu den Vorjahren einzelne Masten gesichert worden seien. Der Gefahrenpunkt ist auch den bulgarischen Storchenschützern und Naturschutzorganisationen bekannt, aber die Sicherungsarbeiten schreiten nur sehr langsam voran. Nun soll versucht werden, über internationale Netzwerke eine schnellere und nachhaltigere Lösung dieses gravierenden Sicherungsproblems zu erreichen. Auf diese stark frequentierte "Todesfalle" aufmerksam wurden die Storchenfreunde übrigens, weil dort regelmäßig auch Senderstörche rasten.
26. Oktober 2023
Nach längerer Pause melde ich mich heute wieder einmal mit aktuellen Daten besenderter Weißstörche aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark. In dieser Zugsaison umfasst unser Sample 25 adulte Störche, von denen neun auf der West- und 16 auf der Ostroute unterwegs sind. Neu hinzugekommen sind "Anka" (aus dem Westen Sachsen-Anhalts) und "Julius", der im mecklenburgischen Hoort besendert wurde. Demgegenüber sind leider gleich vier, z. T. langjährige, Senderstörche während der Brutsaison ums Leben gekommen. "Jonas", der zehnjährige Israel-Überwinterer, wurde Opfer eines Seeadlers; "Nobby", der besonders gute "Flieger" vom Storchenhof Loburg, ist nach einer Kollision mit einem Fahrzeug verendet; "Tini" starb in Niedersachsen nach einem Leitungsanflug und "Mini" aus Hamburg wurde tot in ihrem Nest gefunden. Auch von "Hans Albert" aus Schleswig-Holstein fehlt leider seit August jede Spur. Im besten Fall ist nur sein Sender defekt. Das lässt sich jedoch erst im nächsten Frühjahr - nach einer eventuellen Rückkehr an seinen Brutplatz - klären. Eine derartig starker Verlustquote ist sehr ungewöhnlich, verweist aber auch darauf, dass nicht nur auf dem Zug und in den Überwinterungsgebieten Gefahren lauern.
Besonders auf der Ostroute sind viele Weißstörche in diesem Jahr einige Tage später als üblich aufgebrochen. Dementsprechend trafen sie auch etwas später an ihren ersten längerfristigen Rastplätzen ein. Dabei entschieden sich "Mose" und "Jan" für Israel bzw. den südlichen Sinai. 13 weitere Senderstörche sind im ostafrikanischen Hauptüberwinterungsgebiet (Tschad und Sudan) eingetroffen. Dort brachte die Regenzeit in diesem Jahr in etwa durchschnittliche Niederschlagsmengen. Dies deutet auf weniger gute Überwinterungsbedingungen als in den letzten drei, sehr feuchten Jahren hin. Es bleibt abzuwarten, ob die Masse der ostziehenden Afrika-Überwinterer bis zum Ende der Überwinterungszeit genügend Nahrung im südöstlichen Tschad und im südwestlichen Sudan findet oder in diesem Jahr doch wieder ein Teil von ihnen weiter nach Kenia, Tansania oder gar Südafrika zieht. Das würde auf eine weniger gute Nahrungsverfügbarkeit hindeuten. Momentan fällt vor allem auf, dass etliche Senderstörche in dieser Region längere Zeit keine Daten übermitteln. Hoffen wir, dass es nur am fehlenden Netz liegt. Jedenfalls scheinen sie vielfach in anderen Regionen unterwegs zu sein als 2022/23.
Auf der Westroute ist es weniger spannend. Zwei Senderstörche sind wie im Vorjahr nach Marokko geflogen, fünf halten sich in Spanien auf und zwei in Frankreich. Auch der dänische Senderstorch "Findus", der im letzten Jahr auf spektakuläre Weise einmal komplett das Mittelmeer umrundete, ist dieses Jahr wesentlich "fauler". Er nutzt Mülldeponien am Stadtrand von Madrid.
3. September 2023
Die Storchensaison neigt sich auch bei uns dem Ende zu. Die allermeisten Störche sind bereits auf dem Zug, der in diesem Jahr witterungsbedingt etwas später als üblich eingesetzt hat. Auch das Biestower Webcam-Storchenpaar nutzte eine günstige Phase mit beständig sonnigem Wetter, um in den Süden aufzubrechen. Beide verließen am 23. August zeitgleich gegen 10 Uhr das Nest, das seitdem verwaist ist.
26. Juli 2023
In diesen Tagen haben wir die Ermittlung des diesjährigen Bruterfolgs an den von uns betreuten Weißstorchnestern im alten Landkreis Bad Doberan abgeschlossen. Sofern nicht noch ganz zum Schluss weitere Unglücksfälle eintreten, kommen wir auf 55 flügge Jungstörche. Das sind zwar nur drei weniger als im Vorjahr, doch haben wir in diesem Jahr auch 47 und damit sieben Horstpaare mehr als 2022. Der sich daraus errechnende JZa-Wert von 1,17 ist der zweitschlechteste der letzten 20 Jahre. Nur 2016 lag er mit 0,74 noch deutlich darunter. Der JZm-Wert (Anzahl der Jungen pro erfolgreichem Brutpaar) liegt mit 1,90 sehr niedrig und verdeutlicht den Mangel an verfügbaren Nahrungstieren. Der HPo-Wert (Horstpaare ohne Bruterfolg) erreicht mit 38,3 Prozent etwa das Vorjahresniveau und ist damit etwas schlechter als unser langjähriger Durchschnitt.
Nur fünf Paare haben es geschafft, drei Jungstörche groß zu bekommen, einen "Vierer" hatten wir in diesem Jahr gar nicht. Berücksichtigt man die extrem lange Trockenheit im Mai und Juni, so sind wir wohl noch einmal "mit einem blauen Auge davongekommen". Anders als 2016 hielt sich die Anzahl der Totalverluste in dieser Saison glücklicherweise in Grenzen. Viele Paare schafften es trotz der sehr schlechten Nahrungssituation dann doch, zumindest ein oder zwei Jungstörche durchzubekommen. Dies ist auch auf den deutlich feuchteren Monat Juli zurückzuführen. Dass von den neun Neu- oder Wiederansiedlungen am Ende nur Vogtshagen und Dummerstorf Bruterfolg aufweisen, ist vor diesem Hintergrund nicht überraschend. So bleibt die Bestandszunahme bei den Horstpaaren um 17,5 Prozent die einzig wirklich gute Nachricht der Brutsaison 2023.
19. Juli 2023
In Zarnewanz hat sich leider gestern ein Unglücksfall ereignet. Einer der beiden etwa 7 Wochen alten und damit bei weitem noch nicht flüggen Jungstörche stürzte vom Nest. Möglicherweise hatte er beim Flugmuskeltraining im Nest das Gleichgewicht verloren. Auch wenn der verunglückte Jungvogel sofort gefunden wurde, konnte ihm leider nicht mehr geholfen werden. Er starb auf dem Weg in die Rostocker Tierklinik. Es ist davon auszugehen, dass er sich bei dem Sturz aus rund 10 Metern Höhe schwere innere Verletzungen zugezogen hat. Derartige Unglücksfälle sind selten, kommen aber immer wieder einmal vor. Noch sehr viel gefährdeter sind die Jungstörche nach dem Ausfliegen und dann vor allem auf dem Zug. Schon das erste Lebensjahr überlebt noch nicht einmal die Hälfte von ihnen. Und nur etwa 20 bis 25 Prozent erreichen das fortpflanzungsfähige Alter. Dabei gibt es jedoch erhebliche Unterschiede: Spanienüberwinterter haben z. B. eine deutlich höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als die Jungstörche, die den weiten und gefährlicheren Weg über die Ostroute nach Afrika einschlagen. Das hängt auch mit der Nahrungsverfügbarkeit auf Mülldeponien zusammen. Unsere Jungstörche schließen sich im August zum Großteil (noch) den Ostziehern an.
11. Juli 2023
Erfreuliche Nachrichten von den eingehorsteten Jungstörchen: In allen vier Fällen scheint der Plan aufzugehen. Jedenfalls konnte unser Teammitglied Tom Sandhoff von seiner gestrigen Kontrollfahrt überall Positives berichten. Sowohl in Cammin als auch in Pankelow und Hohen Gubkow schauten ihn zwei muntere Küken an. In Groß Belitz erfolgte die "Adoption" bereits vor drei Wochen. Sie ist bisher problemlos verlaufen. Das zuletzt wechselhaftere Wetter mit gelegentlichen Niederschlägen macht die Nahrungsbeschaffung für die Altvögel leichter. Hinzu kommt der Beginn der Getreideernte, der überall für eine zusätzliche Entspannung der Nahrungssituation sorgt. Im Moment dürften bei uns 56 Jungstörche in den 47 in diesem Jahr besetzten Nestern heranwachsen. Abgerechnet wird allerdings erst in einigen Wochen, wenn die Youngster flügge sind.
4. Juli 2023
Bei wechselhaftem Wetter konnten wir gestern unsere diesjährige Weißstorch-Beringungsaktion abschließen. Dabei konnten nochmals 27 Küken in 16 Nestern beringt werden. Darunter waren drei Einhorstungen (zwei Jungstörche stammten aus Welzin/NWM und einer aus Vogtshagen).
Im alten Landkreis Bad Doberan beringten wir an folgenden Standorten:
- 2 juv.: Vogtshagen, Bandelstorf, Hohen Gubkow (ein Küken zugesetzt), Pankelow I (ein Küken zugesetzt), Cammin (ein Küken zugesetzt), Zarnewanz, Hohen Schwarfs
- 1 juv.: Parkentin II, Reinshagen. Die Jungstörche in Dummerstorf und Groß Lüsewitz waren für die Beringung noch zu klein.
Hinzu kamen noch Beringungen in Bartelshagen I/RDG (3 juv.), Horst/GÜ und Siemitz/GÜ (je 2 juv.), Neuendorf/GÜ, Selow/GÜ und Passin/GÜ (je 1 juv.). Außerdem beringten wir noch das dritte Küken in Groß Belitz, das vor zwei Wochen noch zu klein gewesen war. Im alten Landkreis Bad Doberan sind damit in diesem Jahr 46 Jungstörche beringt worden, im Bereich Ribnitz-Damgarten waren es 31 (darunter 6 im Vogelpark Marlow). Hinzu kamen 12 im südlichen Teil des Landkreises Rostock (= alter Landkreis Güstrow).
29. Juni 2023
Am vergangenen Samstag haben wir unseren traditionellen Abstecher in die Nachbarregion Ribnitz-Damgarten unternommen. Unser Beringer Gunnar Gernhöfer hat dort 22 Küken in 15 Nestern beringt. Vier weitere Küken waren leider noch zu klein, um eine Markierung der Beringungszentrale Hiddensee zu erhalten. Positiv daran ist, dass sich in relativ vielen Nestern noch Nachwuchs befand, nur leider waren es zumeist nur ein oder zwei Küken.
In unserem Betreuungsgebiet (Altkreis Bad Doberan) steuern wir jetzt auf die letzte Beringungsrunde zu, die am kommenden Montag stattfinden wird. Auch hier beringen wir in relativ vielen Nestern (geplant sind insgesamt 17, davon fünf im Altkreis Güstrow), erwarten jedoch ebenfalls nur ein unterdurchschnittliches Ergebnis. Dabei planen wir auch Abstecher zu den Wieder- bzw. Neuansiedlungen in Vogtshagen (zwei Küken) und Dummerstorf (ein Küken). Auch in Teutendorf befand sich zuletzt noch ein etwa drei Wochen altes Küken im Nest. Dieses können wir jedoch leider nicht beringen, weil sich die bebaute Nisthilfe auf einem E-Mast befindet. An den anderen sechs neuen Standorten ist die Brut leider gescheitert (Fahrenholz, Retschow, Bargeshagen, Pankelow II) bzw. waren dort Nichtbrüterpaare ansässig (Bad Doberan, Rukieten II). Vorgesehen ist außerdem die Einhorstung von zwei oder drei Küken, die momentan im Zoo Rostock aufgezogen werden.
20. Juni 2023
Am gestrigen Montag fand im alten Landkreis Bad Doberan die erste diesjährige Beringungstour statt. Mit 31 Küken in 14 Nestern war der Ertrag wie erwartet mäßig und im Vergleich zu anderen Jahren deutlich unterdurchschnittlich. Im einzelnen wurden beringt:
3 juv.: Bentwisch, Berendshagen, Klingendorf, Neu Rethwisch
2 juv.: Fienstorf, Göldenitz bei Rukieten, Lieblingshof, Niekrenz, Niendorf, Petschow, Schwaan II, Vorder Bollhagen, Wendfeld
1 juv.: Moitin
Zusätzlich fanden wir noch je zwei Küken in Groß Belitz/GÜ und Jürgenshagen/GÜ zur Beringung vor.
Vorhergehende Beobachtungen am Standort Schwaan II hatten den Eindruck stark untermauert, dass der vor knapp einer Woche in der Nähe schwer verletzt aufgefundene und später eingeschläferte Altstorch diesem Nest zuzuordnen ist. Wir prüften den Gesundheitszustand und die allgemeine Entwicklung der beiden Küken und entschieden uns dann zu der in einer solchen Situation (Küken bereits 4 bis 5 Wochen alt) üblichen Vorgehensweise: das ältere Küken verblieb in Schwaan und wird jetzt als "Einzelkind" vom verbliebenen Weibchen allein groß gezogen. Das zweite Küken entnahmen wir und setzten es eine Station später, in Groß Belitz/GÜ, zu zwei fast gleichalten Küken ins Nest. Der Standort Groß Belitz zeichnet sich seit Jahren durch besonders guten Bruterfolg aus. Die nächste Beringung findet am 21. Juni im Vogelpark Marlow statt; es folgt die Tour durch den Altkreis Ribnitz-Damgarten am 24. Juni.
16. Juni 2023
In diesen - sehr trockenen - Tagen häufen sich die Notrufe und Rettungseinsätze, bei denen es um unsere Schützlinge geht. Nicht immer gibt es dabei leider ein positives Ende. Am Donnerstag kamen zwei Anrufe aus Schwaan. Es wurde ein verletzter Altstorch mit stark hängendem Flügel gemeldet. A. und T. Sandhoff aus unserem Team machten sich zügig auf den Weg und konnten den flugunfähigen Storch am Ortsrand auch ausfindig machen und einfangen. Leider stellte sich bei der anschließenden tierärztlicher Untersuchung heraus, dass der Storch eine sehr schwerwiegende, komplizierte Fraktur hatte. Er musste leider erlöst werden. Besser sieht es dagegen für zwei Küken aus, die vor wenigen Tagen bei einem Horstabsturz in einem benachbarten Betreuungsgebiet aus ihrem Nest herausgeschleudert wurden (während ein drittes Küken verendete). Sie waren bereits etwa 6 bis 7 Wochen alt. Inzwischen werden sie im Zoo Rostock aufgepäppelt. Einer von ihnen würgte in großen Mengen Gummiringe aus. Diese müssen von den Altstörchen für Würmer gehalten und verfüttert worden sein. Aufgrund ihrer Unverdaulichkeit gehen von ihnen große Gefahren für die Jungstörche aus. Zwei weitere, aktuell noch sehr kleine Küken befinden sich seit heute neu in der Rostocker Tierklinik.
Die vielen Rettungseinsätze (zuletzt vier in einer Woche) sind nicht zuletzt Folge des großen Nahrungsmangels, den die anhaltende Trockenheit hervorgerufen hat. Dadurch sind auch bereits zahlreiche Küken verendet. Zuletzt betraf dies die Neuansiedlung in Bargeshagen. Dort regt sich jetzt leider kein Leben mehr. Es wird leider nicht der letzte Brutverlust bleiben, und so traurig wie es ist: wir werden dies trotz allen Engagements nicht verhindern können.
Immer wieder melden sich besorgte Anwohner und fordern uns zum Eingreifen (Aushorsten von Küken) auf. Oft heißt es, es füttere nur noch ein Altstorch oder die Altstörche seien beide nicht mehr anwesend. Dies kommt tatsächlich auch gelegentlich einmal vor, besonders bei brutunerfahrenen Vögeln. In den meisten Fällen trifft die Einschätzung jedoch nicht zu. Dies hängt in der Regel mit der extrem langen Abwesenheit der gemeinsam nahrungssuchenden Altstörche zusammen, die immer nur einen kurzen Moment am Nest erscheinen, um zu füttern und anschließend gleich wieder abfliegen. In Vorpommern wurde kürzlich ein großer Feuerwehreinsatz organisiert, um angeblich verwaiste Küken zu bergen. Bei Eintreffen der Feuerwehr fütterten jedoch kurz nacheinander beide Altstörche. Die Hilfsgesuche waren hier sicher gut gemeint, gingen aber letztlich von falschen Voraussetzungen aus.
Wir greifen in unserem Betreuungsgebiet nur ein - und das auch nur nach genauer Abwägung des Einzelfalls und in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde - wenn nachgewiesenermaßen ein Brutstorch tot aufgefunden wurde und die Küken unter vier Wochen alt sind. Zur Klärung der Frage, ob ein Brutstorch oder ein nichtbrütender Storch betroffen ist, sind in aller Regel intensive und zeitraubende Beobachtungen notwendig. Aktuell wird die Situation in Schwaan geprüft, weil hier das Männchen ausgefallen sein könnte (siehe Foto oben). Die beiden Küken sind allerdings schon über vier Wochen alt und damit nicht mehr zwingend auf die Bewachung durch einen der Altvögel oder unsere Hilfe angewiesen.
11. Juni 2023
In gut einer Woche beginnen wir unsere diesjährige Beringungssaison. Da ist es wichtig, einen guten Überblick über den aktuellen Stand auf unseren Storchennestern zu haben. Einen solchen haben wir uns in den letzten Tagen und an diesem Wochenende verschafft.
Sofern nicht noch weitere Neuansiedlungen entdeckt werden, kommen wir in diesem Jahr im alten Landkreis Bad Doberan erfreulicherweise auf 47 Horstpaare (+ 7 gegenüber dem Vorjahr). Davon haben 43 mit einer Brut begonnen. In Gnewitz, Pastow, Retschow und Fahrenholz wurde die Brut leider abgebrochen. In Benitz kam es zu einer überlangen, inzwischen beendeten Brut - sehr wahrscheinlich aufgrund tauber Eier. In Thulendorf war das Nest heute verlassen. Weder von den Altstörchen noch von den vor etwa 14 Tagen geschlüpften Küken war vormittags oder nachmittags etwas zu sehen. Damit haben wir nach Biestow (HRO) sehr wahrscheinlich einen zweiten Komplettverlust der Brut. In Dummerstorf, wo die Brut als letztes begonnen wurde, saß heute noch ein Storch auf den Eiern.
In 36 Nestern befinden sich aktuell Jungstörche. Davon ist das älteste (in Kröpelin) schon annähernd sechs Wochen alt, während die Küken an anderen Nestern gerade erst geschlüpft sind. Das klingt erst einmal recht positiv. Zu berücksichtigen ist dabei jedoch, dass es eine recht hohe Anzahl von Paaren mit noch sehr kleinen Küken gibt. Wir müssen davon ausgehen, dass es hier auf jeden Fall noch weitere Totalverluste geben wird. Ebenso zeichnet sich ab, dass sehr häufig nur ein oder zwei Küken heranwachsen. Nach den Beringungen, die für den 19. Juni, 24. Juni (RDG) und 3. Juli geplant sind, wissen wir deutlich mehr.
9. Juni 2023
Nun ist es in Zeez so gekommen, wie es bei dieser enormen Trockenheit kommen musste - statt vier Küken wie am letzten Samstag sind aktuell nur noch zwei im Nest. Zunächst hatte die Störchin am Dienstag das jüngste Küken selbst verschlungen. Diese für Menschen emotional nur schwer nachvollziehbare Form der Regulierung, "Kronismus" genannt, wird in diesem Jahr auffallend häufig bei unseren Störchen beobachtet. Wir müssen davon ausgehen, dass es noch sehr viel mehr derartige Fälle gibt, die nur nicht beobachtet werden. Die Altvögel selbst leiden ja auch unter dem großen Nahrungsmangel, besonders wenn sie Küken zu versorgen haben. Das zweitkleinste Küken in Zeez wurde heute lebend aus dem Nest geworfen. Es landete relativ weich, konnte glücklicherweise bald darauf geborgen und in die Rostocker Tierklinik gebracht werden. Wenn alles gut geht, kommt es in wenigen Tagen in den Zoo Rostock, wo es aufgepäppelt wird. Später ist dann die Auswilderung geplant - entweder durch Einhorstung in ein anderes Nest oder durch Freilassung nach dem Flüggewerden.
Ähnliches hat sich in Stäbelow ereignet. Dort lebt aktuell nur noch eines von ursprünglich vier Küken. Zwei Jungstörche wurden abgeworfen (leider tot), das dritte ebenfalls Opfer von "Kronismus".
4. Juni 2023
Auch weiterhin ist unsere Region von anhaltender Trockenheit betroffen. Seit über vier Wochen hat es nunmehr keinen nennenswerten Niederschlag mehr gegeben. Und auch für die kommende Woche ist kein Regen vorhergesagt, sondern eine Fortdauer des sonnig-trockenen Wetters - bei noch steigenden Temperaturen.
Dies alles sind keine guten Voraussetzungen für die überall noch sehr kleinen Küken. Es hat an verschiedenen Nestern schon Abwürfe und auch Fälle von Kronismus gegeben. Bei einer Rundfahrt südlich und östlich von Rostock konnte ich gestern beobachten, wie die Küken in Niekrenz und Lieblingshof schon allein gelassen wurden, obwohl sie erst knapp drei Wochen alt sind. Heute früh zeigte sich in Bentwisch das gleiche Bild. Der Nahrungsmangel führt die Altvögel dazu, zeitgleich auf Futtersuche zu gehen, obwohl ihr Nachwuchs in den Nestern etwa durch ebenfalls hungrige Rotmilane gefährdet ist. Eher noch schwieriger ist die Situation für die Küken, die erst in diesen Tagen schlüpfen und für die erst recht keine Regenwürmer zur Verfügung stehen.
24. Mai 2023
Der Monat Mai war in unserem Betreuungsgebiet bisher äußerst trocken. In den letzten vier Wochen gab es nur an einem einzigen Tag (6. Mai) wirklich nennenswerten Niederschlag. In diesem Zeitraum sind höchstens 10 Prozent der eigentlich üblichen Regenmenge gefallen. Leider ist auch für die kommenden Tage keine Ende der Trockenheit in Sicht. Welche Folgen dies für den Storchennachwuchs hat, der in vielen Nestern in diesen Tagen schlüpft, ist noch nicht sicher abzuschätzen. In jedem Fall wird es für die Altvögel sehr schwierig werden, in ausreichendem Maße Regenwürmer für die Jungen zu finden. Die letzten Jahre, in denen der Mai ähnlich wenig Niederschlag brachte, waren 2008, 2016 und 2018. Der Bruterfolg war dabei jeweils recht unterschiedlich. 2008 war das Gros der Störche ganz besonders früh eingetroffen. Am Ende wurde es ein durchschnittliches Nachwuchsjahr. 2016 trafen die Störche dagegen ähnlich wie in diesem Jahr etwas später als üblich ein. Der Bruterfolg war dann katastrophal schlecht. Ganz anders 2018, als nach einer durchschnittlich frühen Rückkehr noch ein herausragend gutes Nachwuchsergebnis erzielt wurde. Damals gab es allerdings einen entscheidenden Vorteil, der in diesem Jahr fehlt: Der gesamte vorangegangene Winter und auch noch der März 2018 hatten außergewöhnlich viel Niederschlag und damit einherghend ungewöhnlich hohe Grundwasserstände gebracht.
Heute wurde bekannt, dass das zuletzt zusammengekommene Paar in Bad Doberan mit keiner Brut mehr begonnen hat. Und die der Störche in Gnewitz, dem "zweitspätesten" Paar, ist nach etwa 14 Tagen leider abgebrochen worden.
19. Mai 2023
Leider lag ich mit meiner gestrigen Vermutung, dass etwas im Webcamnest Biestow nicht stimmt, richtig. Heute früh um kurz vor 6 Uhr hat das Männchen innerhalb von etwa 15 Minuten nacheinander sämtliche Küken aus dem Nest geworfen bzw. sie selbst aufgefressen ("Kronismus", ein bei Störchen verbreitetes Verhalten, wenn auch aus menschlicher Perspektive nur schwer nachvollziehbar). Ob die drei oder vier Küken da bereits alle tot waren, lässt sich nicht mehr klären, denn die Webcam zeichnet lediglich ein Foto pro Minute auf. Am Verhalten beider Altstörche im weiteren Verlauf des Tages ist klar erkennbar, dass von den etwa 8 bis 10 Tage alten Jungen jedenfalls keines mehr lebt. Damit endet sehr abrupt die diesjährige Brutsaison in Biestow. Es ist das erste Mal seit 2005, das in diesem Nest keine Jungstörche groß werden. Die beiden Altstörche haben jetzt viel Zeit für sich. Das Nest wird jetzt immer einmal wieder auch leer sein. Hoffen wir, dass die grundsätzliche Horstbindung bestehen bleibt. Allerdings ist auch eine nicht ganz unwahrscheinliche Variante, dass das Männchen ernsthaft erkrankt ist und sich deshalb so weitgehend apathisch verhalten hat.
18. Mai 2023
Nachdem in diesem Jahr der bisherige männliche Brutstorch aus Groß Bölkow, ein Westzieher, an das Webcam-Nest nach Rostock-Biestow gewechselt ist, machen sich nach dem Schlupf der ersten Küken vor etwa zehn Tagen deutliche Unterschiede im Verhalten bemerkbar. Die Auswertung der gespeicherten Daten ergibt, dass die "Arbeitsteilung" zwischen beiden Altvögeln sehr ungleich ist. Es ist fast ausschließlich das beringte Weibchen, dass Futter für den Nachwuchs heranholt. Sie ruht sich nach der Fütterung immer nur sehr kurz am Nest aus, hudert dann häufig die Jungen und fliegt schon nach relativ kurzer Zeit wieder los, obwohl das in der Situation eigentlich der "Part" des Männchens wäre. Das, was man üblicherweise erwarten würde - ein regelmäßiger Wechsel - findet sehr selten statt. Das unberingte Männchen steht dagegen die allermeiste Zeit des Tages auf dem Nest und wirkt dabei eher desinteressiert. Öfter einmal wendet es sich für längere Zeit von den Küken ab und steht dann mit dem Rücken zu ihnen. "Er" ist auch kein großer Freund des Huderns - auch nicht morgens um 8 Uhr bei niedrigen Temperaturen. Das praktiziert sie ganz anders - wenn sie denn einmal da ist. Vor einigen Tagen verließ "er" das Nest auch schon einmal für zehn Minuten. Meinem Eindruck nach sind die Küken bisher auch nicht besonders gut herangewachsen. Jedenfalls ist nur selten mal ein kleines Köpfchen zu sehen. Gegenüber dem ersten Foto vor einer Woche hat sich da nur wenig verändert. Warum das Paar sich so auffällig verhält, ist nicht ganz klar. Das Männchen hat in Groß Bölkow mehrere Jahre durchaus erfolgreich gebrütet und dort zumindest auch (mit Partnerin) ein bis zwei Junge groß bekommen. Das Revier in Rostock-Biestow ist für ihn neu, auch wenn er es jetzt schon seit Ende März kennt. Das Weibchen hingegen ist seit 2018 hier Brutvogel und bedient sich auch in diesem Jahr an offenen Futterstellen im Zoo Rostock. Ob die jetzige "Strategie" auf Dauer durchzuhalten ist - besonders wenn deutlich mehr Nahrung für die Jungen benötigt wird - wage ich zu bezweifeln. Vielleicht bin ich zu skeptisch, aber ich vermute, dass es in Biestow 2023 weniger Bruterfolg geben wird als mit dem eingespielten Paar der letzten Jahre.
14. Mai 2023
Mit Ausnahme von zwei Zweijährigen, die "altersgerecht" noch nicht in ihre Herkunftsgebiete zurückgekehrt sind, sondern herumvagabundieren, haben inzwischen alle anderen 26 Senderstörche aus unserem Sample mit adulten Weißstörchen aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark ihre Brutgebiete erreicht. Seit dem letzten Aufbruch zum Herbstzug im August 2022 haben wir ihren Weg verfolgt. Es ist ganz ungewöhnlich und höchst erfreulich, dass es unter ihnen keinen einzigen Ausfall gegeben hat! Zu erwarten gewesen wäre ein Verlust von 20 bis 25 Prozent. Der dänische Senderstorch "Findus", von dem wir zwischenzeitlich berichteten, hat dabei ein Stück Migrationsgeschichte geschrieben, denn er hat seine vollständige Umrundung des Mittemeers im Anschluss an die Überquerung der Straße von Gibraltar am 21. April tatsächlich zu Ende gebracht.
Und auch von unseren eigenen beringten Brutstörchen gibt es eine hohe Rückkehrquote zu vermelden. 16 von 18 Störchen mit Horstbindung im alten Landkreis Bad Doberan bzw. der Hansestadt Rostock kehrten zurück. Nur das im Vorjahr dreijährige Männchen aus Zeez und das zweijährige Weibchen aus Groß Bölkow sind noch nicht wieder aufgetaucht. Bei so jungen Störchen ist ein Brutplatzwechsel aber nicht selten, sodass sie vielleicht noch an einem anderen Ort abgelesen werden. Beide Quoten (100 Prozent bzw. 89 Prozent) lassen sich sicher vor allem mit sehr guten Überwinterungsbedingungen in den wichtigsten Regionen (Tschad, Sudan) erklären.
13. Mai 2023
In der zurückliegenden Woche konnten in unserem Betreuungsgebiet über mehrere Tage mindestens zwei Nichtbrüter-Trupps festgestellt werden. In der näheren Umgebung von Hanstorf waren zeitweise bis zu 34 Störche beim Einbringen von Mais dabei, um dort Würmer zu ergattern, die der Grubber aus tieferen Schichten hervorarbeitete. Abgelesen werden konnten hier zwei Zweijährige aus Mecklenburg-Vorpommern. Ebenfalls zweijährig war ein weiterer Storch, der bei Umbruch von Ackergras bei Bartenshagen sein Glück versuchte. Er stammt allerdings aus Polen. Hier war der Trupp zwischen zehn und 15 Störchen groß. Auch der erste Grünschnitt wird bereits durchgeführt. Er lockt in der Regel gleichfalls nahrungssuchende Nichtbrüter an. Allerdings hat es in den letzten acht Tagen bei uns nicht geregnet, was Nichtbrütertrupps dazu verleiten könnte, in feuchtere Regionen weiterzuziehen.
8. Mai 2023
Dieses Storchenjahr macht uns Storchenbetreuern weiterhin viel Spaß! Es bahnen sich zwei weitere Neuansiedlungen an. In Dummerstorf, wo es in den letzten 20 Jahren nie ein Horstpaar gegeben hat, stehen bereits seit dem 30. April zwei unberingte Störche auf der Nisthilfe, verteidigen diese auch gegen andere Interessenten und schleppen fleißig Nistmaterial heran. Und seit heute sind nun auch in Bad Doberan zwei Störche auf der in diesem Jahr umgesetzten Nisthilfe zu beobachten. Der erste Storch kam bereits vor drei Tagen. Bei dem heute eingetroffenen Partner handelt es sich um einen Vierjährigen, den wir 2019 in Groß Belitz/GÜ mit XN209 beringt hatten. Der Storch hielt sich bereits im letzten Sommer für mehrere Wochen in der Region auf, sodass eigentlich gute Hoffnung besteht, dass er (oder sie) nun auch dauerhaft Horstbindung aufbaut. Dieser Ringstorch kennt sich in der Umgebung ja schon gut aus.
Aus Pastow kann ich berichten, dass die drei Fremdstörche dort am Freitag weitergezogen sind. Offenbar sind nun beide Störche wieder am Nest und brüten jetzt auch.
4. Mai 2023
Das Storchennest in Pastow wird seit heute Mittag "belagert". Seitdem halten sich drei Störche, darunter ein jüngerer polnischer Ringstorch, wechselweise auf Bäumen und Hausdächern auf und starten von dort aus immer wieder Angriffe auf den beringten, in diesem Jahr neuen Nestinhaber, dem offenbar sein Weibchen abhanden gekommen ist. Für Verwirrung unter den Anwohnern sorgte ein weiterer Storch, der hinzukam und sowohl den Storch in seinem Nest als auch die drei "Fremden" auf den Hausdächern attackierte. Wie lässt sich dies erklären? Der einzeln hinzugekommene Storch kam direkt aus Richtung des Broderstorfer Nestes. Es dürfte sich um einen der dortigen Brutvögel handeln. Vielleicht haben die drei Fremden auch schon dort vorbeigeschaut und für Ärger gesorgt. Dann würde es aus Sicht des Broderstorfer Nestinhabers Sinn machen, diese auch großräumig aus dem Revier zu verjagen. Bei dieser Gelegenheit hat dann vermutlich auch der Pastower Nestinhaber XP190 "sein Fett (bzw. ein paar Schnabelhiebe) abbekommen". Er verteidigt jedoch weiter hartnäckig seinen Nistplatz. Wir dürfen gespannt sein wie es hier weiter geht. Unter diesen Bedingungen sind die Chancen für eine Brut in Pastow natürlich nicht gut.
Erfreulich war gestern eine Beobachtung aus Volkenshagen, eigentlich ein herausragend gutes Weißstorch-Revier, das aber seit 6 Jahren verwaist ist. Dort stand nun erstmals wieder ein Storch auf dem Nest und baute auch etwas daran. Ein Grund könnte sein, dass die große Bio-Hühneranlage mit viel Freilauf für die Hühner und gleichfalls vielen an Beute interessierten Greifvögeln momentan offenbar nicht besetzt ist.
1. Mai 2023
Wie üblich möchte ich auch in diesem Jahr zum 1. Mai wieder einen Zwischenstand zur Besetzung der Horste in unserem Betreuungsgebiet geben. Mit sieben Wieder- bzw. Neuansiedlungen und nur drei Nestern, die im Unterschied zu 2022 bisher nicht besetzt sind, fällt die aktuelle Bilanz erfreulich positiv aus. Hinzu kommen nach jetzigem Kenntnisstand noch drei Einzelstörche. Wenn man berücksichtigt, wann die Horste zuletzt von unserem (gerade sehr glücklichen) Team unter der Regie von Gunnar Gernhöfer errichtet oder aufgewertet wurden, ergibt sich der Eindruck, dass "Neubauwohnungen" oder "sanierter Altbau" gerade hoch im Kurs stehen - anders als "unsanierter Altbau" (auch an nahrungsmäßig attraktiven Orten). Auf jeden Fall haben wir noch weitere Nistplätze "ohne Kaution frei zu vergeben", es muss sich nur noch bei den Störchen herumsprechen!! Neubauten (Initiativhorste) stellen wir in der Regel nur dort auf, wo die Störche es zuvor deutlich angezeigt haben bzw. wo sehr gute Nahrungsflächen verfügbar sind. Wünsche nach Neuaufstellungen "nur mal so/im eigenen Garten" sind im Regelfall ohne Aussicht auf Erfolg.
Hier die Standorte im einzelnen:
- Bargeshagen ("Neubau" 2021)
- Fahrenhaupt ("Altbausanierung" 2023)
- Pankelow II ("Altbau", Rückkehr der früheren Bewohnerin)
- Retschow ("Altbausanierung"/Korb aufgesetzt nach Voranfrage der Störche 2023)
- Rukieten II (Fischadlernisthilfe/"Rohbau für Exzentriker" aus 2016, stand sieben Jahre leer)
- Teutendorf (Neubau nach Voranfrage der Störche 2021)
- Vogtshagen ("Neubau" 2015, stand sieben Jahre leer)
Aktuell unbesetzt sind gegenüber 2022: Göldenitz bei Dummerstorf, Schmadebeck II (wieder Seeadlerproblematik?) und Biestow Ausbau (dort Großbaustelle im Nahbereich). In allen drei Nestern gab es 2022 keinen Bruterfolg.
Für den alten Landkreis Bad Doberan errechnet sich daraus ein vorläufiger Zuwachs von 40 HPa auf 45 HPa. Gerne können es bis zum Stichtag 18. Mai noch mehr werden!
29. April 2023
Seit dem Jahr 2016 gab es in Rukieten, ganz im Süden unseres Betreuungsgebiets, kein Storchenpaar mehr. In diesem Jahr nun zeigten gleich mehrere Störche Interesse an dem kleinen Ort südlich von Schwaan. Ein Paar blieb, ein dritter "Adebar" wurde im Dorf geduldet. Den neuen Nistmast mit "regulärem" Nestkorb, gerade erst von der Feuerwehr aufgestellt, verschmähte das Paar. Stattdessen entschieden sie sich für eine andere Nisthilfe, die eigentlich für Fischadler gedacht ist. Innerhalb weniger Tage nach ihrer Ankunft füllten die Störche auf bemerkenswerte Weise die etwas luftige stählerne Konstruktion. So wie es aussieht, wird es hier auch noch zu einem Brutversuch kommen. Ob Storch Nr. 3 sich vielleicht noch für den neuen Nistmast begeistern kann (und dort auch vom Paar auf der Fischadlernisthilfe geduldet wird), muss sich noch zeigen.
Auch nach Vogtshagen, einem traditionsreichen Storchendorf im Nordosten des Altkreises Bad Doberan, sind die Störche nach sieben Jahren zurückgekehrt. Vorgestern sah es dort so aus, als stünde die Brut kurz bevor oder habe bereits begonnen. Weitere Neuansiedlungen bahnen sich in Bargeshagen und Fahrenholz an. Und in Pankelow gibt es zum ersten Mal seit 2018 wieder zwei Horstpaare. Ungewöhnlicherweise brüten sie in Sichtweite zueinander. Dabei ist die diesjährige Konstellation bemerkenswert! Seit mehreren Jahren brüteten das Männchen DEH HH198 und das Weibchen DEH HH057 gemeinsam auf dem Schornsteinhorst Pankelow I. Im Vorjahr zogen sie dort drei Junge groß. In diesem Jahr traf auf dem Schornsteinhorst zunächst am 12. April ein unberingtes Weibchen ein, das sich sogleich mit HH198 verpaarte, als dieser einen Tag später eintraf. Die beiden verstanden sich auf Anhieb und befanden sich offenbar kurz vor Brutbeginn, als das Weibchen HH057 am 21. April eintraf. Ich bin sicher, dass es um seinen Platz im Schornsteinhorst gekämpft hat. Doch hatte es dabei keinen Erfolg. "Schmollend" zog es sich auf den benachbarten Nistmast zurück. Als ich das Geschehen am letzten Sonntag beobachtete, kehrte es dem neuen Paar auf "ihrem" alten Horst schmollend den Rücken zu. Es dauerte jedoch nur drei Tage, bis auch sie einen neuen Partner fand. Dieser unberingte Storch, auffallend groß und kräftig, bildet nun mit HN057 ein neues Paar. Offenbar haben sich die vier miteinander arrangiert, wobei das zuerst eingetroffene Paar auf dem Schornsteinhorst bereits mit der Brut begonnen hat.
23. April 2023
Die sehr günstigen Wind- und Wetterbedingungen der letzten Tage haben erfreulich viele Weißstörche zu uns geführt. Aktuell liegen wir zahlenmäßig schon nahezu auf dem Niveau, das wir im letzten Jahr am Saisonende erreicht hatten (DBR: 40 Horstpaare). Es sind dabei sogar schon mehr Nester als im Vorjahr besetzt - wobei bei sechs oder sieben aber noch der Partner fehlt. In Retschow und Teutendorf bahnen sich Neuansiedlungen an.
Ähnlich wie bei den besendereten Störchen aus Nord- und Ostdeutschland, bei denen es bisher keinen einzigen Todesfall zu verzeichnen gab, gibt es auch bei uns eine hohe Rückkehrrate an beringten Störchen zu vermelden. Von 18 Ringträgern des Vorjahres sind bereits 15 sicher zurückgemeldet. Vermutlich ist auch Nr. 16 zurück - die Schwaaner Störchin hat aber beharrlich noch nicht auf ihre Beine schauen lassen. Die beiden noch Fehlenden sind im Vorjahr die jüngsten Ringstörche gewesen, die erfahrungsgemäß besonders häufig ihre Nester wechseln. Daher werden die bisher Vermissten vielleicht noch an einem anderen Standort entdeckt. Dazu kommen ungewöhnlich viele neue Ringträger. Bisher konnten vier Vierjährige und eine Dreijährige neu abgelesen werden. Sie alle stammen aus unseren Betreuungsgebiet bzw. in einem Fall aus dem Nachbar-Altkreis Ribnitz-Damgarten. Auch aus anderen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns gibt es ermutigende Informationen. Bisher läuft die Storchensaison jedenfalls erfreulich positiv an.
17. April 2023
Die letzten Tage haben es deutlich gezeigt: die zweite Hauptzieherwelle der Ostzieher war fast so stark ausgeprägt wie die erste. Erfreulich schnell haben sich die Nester gefüllt. Ausgehend von 40 Horstpaaren, die wir im vergangenen Jahr hatten, sind heute Abend 29 Nester mit zwei und neun mit einem Storch besetzt. Lediglich die 2022 besetzt gewesenen Standorte Groß Bölkow, Göldenitz bei Dummerstorf, Teschenhagen und Hohen Gubkow sind noch ohne Störche. Im Unterschied zu 2022 baut jetzt je ein Einzelstorch an den Nestern in Bargeshagen und Liepen. Zum 15. April betrug die Rückkehrquote 78 Prozent, inzwischen liegt sie schon bei 83 Prozent. Bei anhaltend nordöstlicher bis östlicher Strömung treffen auch weiterhin Störche bei uns ein, zum Teil wurden schon kleinere Trupps beobachtet, die um besetzte Nester kreisen. Insoweit besteht Hoffnung, dass wir das Vorjahresergebnis werden übertreffen können. In diesem Zusammenhang ist auch mit Neu- oder Wiederansiedlungen zu rechnen. Diese werden in der Regel nicht schon sofort entdeckt und gemeldet. Auch aus anderen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns wird in den letzten zehn Tagen ein starker Einflug gemeldet.
Mittlerweile haben neun von zwölf horstgebundenen Senderstörche auf der Ostroute von Afrika kommend Nord- und Ostdeutschland erreicht. Nr. 10 und Nr. 11 werden morgen oder spätestens übermorgen eintreffen, Nr. 12 ist zurzeit noch in Südrumänien. Diese Störche sind entweder in Afrika sehr spät aufgebrochen, hatten aufgrund ihrer Überwinterungsregion einen besonders langen Rückweg oder sind "notorische Langsamzieher". Darüber sind noch zwei junge Senderstörche ohne letztjährige Horstbindung unterwegs. Sie sind in der Türkei bzw. in Israel unterwegs und werden erst Ende April/Anfang Mai bei uns erwartet.
11. April 2023
Nachdem am 9. April mit "Sonja" mittlerweile die fünfte von zwölf ostziehenden Afrika-Überwinterern mit bestehender Horstbindung ihre Heimatregion erreicht hat, befinden sich aktuell vier weitere Senderstörche "im Anflug" auf ihren Horst. Sie werden ihn voraussichtlich noch in dieser Woche erreichen. Zwei weitere ("Jürgen", zurzeit Ukraine) und "Eva", zurzeit Serbien) sollten dann in etwa fünf bis sieben Tagen folgen. Ich gehe davon aus, dass sich bis dahin auch bei uns die bisherige Quote von knapp 60 Prozent Rückkehrern deutlich erhöht haben wird.
Unterdessen hat am 8. April die Brut im Webcam-Nest Rostock-Biestow begonnen. An der Paarzusammensetzung hat sich zuletzt nichts mehr geändert. Es brüten zusammen die seit 2018 in Biestow beheimatete Störchin "Martha" (H9835) sowie das unberingte Westzieher-Männchen, das die letzten Jahre in Groß Bölkow zu Hause war. Das dortige Nest ist exakt seit dem 29. März verlassen - dem Tag, an dem Marthas neuer Partner in Biestow auftauchte.
5. April 2023
Gemeinsam mit den Senderstörchen "Besitzer 2", "Sückau 2" und ziemlich sicher auch "Christian-Eike" ist gestern und heute ein größerer Schwung Ostzieher in Nord- und Ostdeutschland eingetroffen. Diese Störche profitierten von einer günstigen Witterungsphase nördlich der Karpaten, die ihnen für einige Tage gute Zugbedingungen über Polen, Tschechien und Ostdeutschland bescherte. Es handelt sich bei ihnen vor allem um alte, erfahrene Brutvögel, die zielgerichtet ihre Nester ansteuern. So traf im bekannten Webcam-Nest "storchengucker.de" in Altlandsberg/Brandenburg die dortige, langjährige Brutstörchin DEH H7658 ein. Auch bei uns ließ sich die Ankunftswelle feststellen. So erhielten wir seit gestern Meldungen aus Neu Rethwisch und Wendfeld (jeweils 2. Storch), Ziesendorf (1. und 2. Storch), Benitz und Lieblingshof (1. Storch). Es ist noch mit weiteren entsprechenden Nachrichten zu rechnen. Auch morgen sind noch einmal günstige Bedingungen auf der letzten Etappe des Zuges vorhergesagt.
Dagegen stecken zahlreiche weitere Störche in den Karpaten fest. Für morgen sind dort im Umfeld eines recht ortsfesten Tiefdruckgebiets verbreitet Schneefälle zu erwarten. Erst in etwa drei bis vier Tagen ist hier mit einer deutlichen Wetterbesserung zu rechnen. Danach werden diese Störche nochmals etwa eine Woche unterwegs sein. Dementsprechend sind sie frühestens zur Monatsmitte zurück zu erwarten. Es ist weiterhin davon auszugehen, dass wir anders als im Vorjahr keinen kompakten, sondern einen verteilten, sich über einen längeren Zeitraum hinziehenden Einflug der Ostzieher haben werden. Der entscheidende Grund dafür ist das sehr wechselhafte, insgesamt unterkühlte Wetter in den Karpaten.
3. April 2023
Nach und nach trudeln auch bei uns weitere Ostzieher ein. Inzwischen ist etwa ein Viertel des Vorjahresbestandes zurück. Gestern und heute wurde die Ankunft des jeweils ersten Storchs aus Berendshagen, Reinshagen, Heiligenhagen, Liepen und Fienstorf (beringt) gemeldet.
Der Blick auf die besenderten Ostzieher (heute einmal ohne Karte) verrät dabei allerdings, dass gerade erst ein Afrika-Überwinterer am Nest eingetroffen ist. Dabei handelt es sich erfreulicherweise um "Nobby", dessen Sender zuletzt am 6. März aus Ägypten Daten übermittelt hatte. Die übrigen elf Senderstörche, die gezielt ein Nest ansteuern sollten, haben in den letzten Tagen nur sehr wenig "Strecke machen können". Die Zugbedingungen in ganz Ost- und Südosteuropa sind weiterhin sehr schwierig. Ob bis Ostern tatsächlich schon die erste große Hauptwelle eingetroffen sein wird, ist inzwischen weniger sicher als noch zuletzt angenommen. Wie so oft waren die Witterungsverhältnisse in der Türkei und in den Karpaten in der ersten März-Hälfte noch deutlich günstiger als in den letzten zwei bis drei Wochen.
31. März 2023
Nachdem gestern mit der Hamburger Störchin "Mimi" der achte und damit letzte horstgebundene Weißstorch auf der Westroute seine heimische Brutregion erreicht hat, können wir uns hinsichtlich der besenderten Störche aus Nord- und Ostdeutschland ganz auf die Ostzieher konzentrieren. Wie vorhergesagt, sind diese auch in den letzten Tagen in Südosteuropa und der Türkei nur langsam vorangekommen. An der Spitze befindet sich je ein Storch im äußersten Westen der Slowakei und einer im südlichen Polen. Angesichts einer weiterhin ungünstigen Witterungskonstellation sollten beide in etwa vier bis sechs Tagen ihre Brutnester erreicht haben. Sechs weitere Störche kämpfen sich gerade durch die Karpaten bzw. umfliegen sie östlich. Die übrigen drei Senderstörche, die im letzten Jahr Horstbindung hatten, halten sich in der Türkei bzw. im Nordwesten Syriens auf. Die dann noch weiter südlich folgenden Störche waren 2022 noch ohne einen festen Brutplatz. Unter dem Strich ist noch kein einziger von den elf erfahrenen Brutstörchen, die in Afrika überwintert hatten (von Nr. 12, "Nobby", gibt es leider weiterhin kein neues Lebenszeichen), in Nord- oder Ostdeutschland eingetroffen.
Da nicht nur bei uns (sondern z. B. auch in Polen) in den letzten Tagen aber sehr wohl eine ganze Reihe von Störchen an ihre Nester zurückgekehrt ist und diese Vögel jetzt sicher bereits überwiegend zu den Ostziehern zu zählen sind, scheinen unsere Senderstörche in diesem Jahr nur bedingt repräsentativ für die Gesamtverteilung zu sein. Offenbar fehlen in dem doch recht kleinen Sample Störche, die bereits früher aufgebrochen waren und noch von günstigeren Zugbedingungen profitieren konnten. Damit spricht viel dafür, dass wir mit einer insgesamt verteilten und mit keiner so spät-kompakten Rückkehr wie im letzten Jahr zu rechnen haben. Gleichwohl sieht es weiterhin danach aus, dass eine erste größere Welle kurz vor Ostern bzw. an Ostern bei uns eintreffen wird.
In unserem Betreuungsgebiet sind inzwischen zwei Horstpaare und zwölf Einzelstörche zurückgemeldet worden. Zuletzt kamen jeweils die ersten Störche in Bentwisch, Bandelstorf, Gnewitz, Zarnewanz, Vorder Bollhagen und Satow hinzu. Das neu zusammengesetzte Horstpaar am Webcam-Nest Rostock-Biestow harmoniert inzwischen von Tag zu Tag besser. Vom Männchen der letzten Jahre fehlt dagegen weiterhin jede Spur.
29. März 2023
Seit heute Mittag ist regelmäßig ein zweiter Storch im Webcam-Nest Rostock-Biestow zu erkennen. Die Begrüßung war zunächst sehr reserviert, später fand man aber doch zueinander und es gab auch schon halbwegs harmonische Paarungen. Der unberingte männliche Storch fällt durch sein strahlend weißes Gefieder auf. Ich halte ihn für das Männchen aus Groß Bölkow, das dort seit dem 11. März am Nest ist und dieses auch kräftig ausgebaut hat. Er ist bekannt dafür, Rundflüge zu unternehmen und dabei "auf Brautschau" zu gehen. Vermutlich war er es auch, der dem Webcam-Nest seit Mitte März mehrere Besuche abgestattet hat. Für meine Annahme spricht, dass das Nest in Groß Bölkow heute Abend unbesetzt war. Genau die gleiche Konstellation hatten wir am 29. März 2022. Damals dauerte die Zweisamkeit aber nur einen Tag - dann kam der eigentliche Biestower Nestinhaber etwas verspätet aus seinem Winterquartier zurück und vertrieb den Groß Bölkower, der sicher ein Westzieher ist. Ob es in diesem Jahr auch wieder so sein wird oder ob der "Neue" sich auf Dauer behauptet? Zunächst einmal übernachten beide gemeinsam auf dem Biestower Nest. Es bleibt auf jeden Fall spannend!
27. März 2023
Der heutige Blick auf die aktuellen Daten der besenderten Weißstörche aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark verdeutlicht, dass auf der Westroute in wenigen Tagen nun auch "Mimi", die in Westafrika überwintert hat, ihr heimisches Nest in Hamburg erreicht haben wird. Gestern hielt sie sich noch in Nordfrankreich auf.
Auf der Ostroute ist es zwar zu keinem Zugstau gekommen, doch haben die Störche immer wieder mit Regen und Gegenwind zu kämpfen. Einige pausieren auch für einige Tage auf Mülldeponien, vor allem in der Türkei. Schön zu erkennen ist, dass die drei am weitesten vorangekommenen Störche jeweils unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Der Sude-Storch "Besitzer" umfliegt wie in den letzten Jahren die Karpaten östlich. Aktuell ist er in der Ukraine. Dagegen hat "Sückau", der ebenfalls die Region Amt Neuhaus an der Elbe ansteuert, die Südkarpaten auf direktem Weg überflogen. Eine dritte Strategie verfolgt wie schon in den Vorjahren der Hamburger Storch "Christian-Eike". Er hat die Südkarpaten weit westlich an einer geeigneten Stelle überquert. Sein Sender meldete sich gestern aus dem Norden Serbiens. Hinter dieser "Spitzengruppe" konzentrieren sich weitere Senderstörche in Bulgarien sowie rund um den Bosporus. Auch hier waren die Bedingungen zuletzt wechselhaft.
Leider ist jetzt noch einmal ein massiver Vorstoß arktischer Kaltluft im Anmarsch. Die Temperaturen werden dadurch großräumig deutlich sinken, und besonders in den Karpaten wird es wieder kräftig schneien. Demnach werden die Störche in Südosteuropa in den nächsten Tagen entweder gar nicht oder nur in kurzen Etappen ziehen können. Es bleibt zu hoffen, dass der Wintereinbruch nur von kurzer Dauer ist. In diesem Fall sollte es dazu reichen, dass die erste Hauptwelle der Ostzieher in der kommenden Woche - und damit noch vor Ostern - bei uns eintrifft. Das wäre dann Anfang April und damit ein ganz "normaler" Zeitpunkt.
25. März 2023
Seit dem vergangenen Wochenende (18./19. März) hält sich dieser beringte Storch in Petschow auf. Bei Hiddensee XN197 handelt es sich um ein vierjähriges Männchen, das wir 2019 im Nachbardorf Niekrenz beringt hatten. Im letzten Jahr startete er im ebenfalls benachbarten Göldenitz einen ersten Brutversuch, der allerdings früh scheiterte. Für einen in Afrika überwinternden Ostzieher ist er zu früh eingetroffen, als Westzieher hätte sein Ring eigentlich weniger oder gar nicht bekotet sein dürfen. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass er in Israel oder im Nahen Osten überwintert hat. Jetzt hatte er noch die freie Nest-Auswahl, denn weit und breit waren noch alle Nester unbesetzt. Der eigentliche Petschower Nestinhaber, ein unberingter Ostzieher, ist noch nicht wieder da. Kehrt er zurück, sind Kämpfe um den Horst vorprogrammiert. Dann wird es spannend zu beobachten sein, wo XN197 letztlich Fuß fassen wird.
Neu eingetroffen sind inzwischen auch die ersten Störche in Niekrenz (seit 22.3.) und Wendfeld (seit heute). In Rostock-Biestow ist die Störchin H9835 zwar weiter allein auf dem Horst, aber heute Vormittag stand schon ein zweiter Storch auf einer zweiten Nisthilfe ganz in der Nähe. Es wird noch nicht der richtige gewesen sein, jedenfalls ließ sie ihn (noch) nicht bei sich landen...
23. März 2023
Zu den besonders wichtigen Aufgaben der Weißstorchbetreuung gehört das Im-Blick-Behalten des Zustands der Nester. In diesem Jahr gab es bisher keine Sturmschäden, die zu reparieren gewesen wären. Aber der Zahn der Zeit nagt vor allem an solchen Nestern, die nur gelegentlich oder länger nicht von Störchen besetzt worden sind. Am gestrigen Mittwoch waren G. Gernhöfer und C. Roscher wieder im ehrenamtlichen Einsatz und haben eine ganze Reihe von Nestern "ertüchtigt". Dazu zählen die Standorte in Kritzmow, Clausdorf und Albertsdorf. Außerdem wurde in Retschow, einem alten, traditionsreichen Storchendorf, ein neuer, gut gefüllter Korb auf eine bestehende stählerne Nisthilfe aufgesetzt (siehe Foto). Hier hatten in den letzten Jahren immer wieder einmal Störche nach einem geeigneten Nistplatz Ausschau gehalten, ohne dabei fündig geworden zu sein.
Darüber hinaus wurde bereits vor einigen Tagen in Zarnewanz ein neuer Mast in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Nistplatz aufgestellt, der durch eine hohe Baumreihe und eine marode Nisthilfe stark beeinträchtigt war. Hier hat der Energieversorger edis, unser langjähriger Partner im Storchenschutz, wieder unbürokratisch Hilfe geleistet. Vielen Dank dafür! Eine weitere Neuaufstellung in aussichtsreicher Umgebung ist für Anfang April in Steinbeck bei Admannshagen Ausbau geplant.
Durch Ringablesung bestätigt werden konnte inzwischen, dass es sich bei dem gestern am Webcamnest in Rostock-Biestow eingetroffenen Storch tatsächlich um die Brutstörchin der letzten Jahre (DEH H9835, "Martha") handelt.
22. März 2023
Ist heute die erfahrene Störchin "Martha" (H9835) im Webcam-Nest Rostock-Biestow eingetroffen? Noch fehlt die klärende Ablesung der Ringnummer, aber es sprechen viele Indizien für diese Vermutung. Der Storch besitzt einen zum Teil verkoteten ELSA-Ring am linken Ständer und hat das Nest nach seiner Ankunft um 14:15 Uhr mehrfach nur kurz verlassen und ansonsten viel darin geruht. Er verhält sich insgesamt sehr entspannt und wirkt mit seiner Umgebung vertraut. Schon einmal, 2020, traf H9835 an einem 22. März in Biestow ein, damals mit an der Spitze der in Afrika überwinternden Ostzieher. Sollten auch in diesem Jahr überraschenderweise doch schon die ersten Ostzieher "durchgerutscht" sein, wird sich das sicher schon bald durch Rückmeldungen von anderen Nestern bemerkbar machen. Im letzten Jahr traf "Martha" am 29. März ein - und damit einen Tag vor ihrem unberingten Partner. Ich bin relativ sicher, dass sie (wenn unsere Vermutung stimmt) nicht sehr lange allein bleiben wird. Vielleicht kommt schon bald wieder der unberingte Storch vorbei, der heute Vormittag für etwa eine Stunde das Nest inspizierte und dann wieder verschwand? Es könnte sich dabei erneut um den Westzieher aus Groß Bölkow gehandelt haben. Jedenfalls bestand auffallende Ähnlichkeit mit den Nestbesuchern vom 15. und vom 18. März.
21. März 2023
Ein Blick auf die Karte der besenderten Störche aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark bietet erneut ein interessantes Bild. Auf der Westroute haben jetzt sieben Weißstörche mit Nestbindung ihre letztjährige Brutregion erreicht. Nur "Mimi", die in diesem Jahr bis nach Mauretanien und Mali gezogen war, ist noch unterwegs. Aktuell zieht sie zügig durch Spanien. Die gelb markierten Störche sind zweijährig. Bei ihnen ist noch nicht unbedingt damit zu rechnen, dass sie bereits in dieser Saison ins Brutgeschäft einsteigen - besonders dann nicht, wenn sie sich jetzt noch in Afrika aufhalten. Allerdings scheint die schleswig-holsteinische Störchin "Fritzi II" (nicht im Bild), die in Südwest-Frankreich überwintert hatte, bereits jetzt zielstrebig auf dem Weg in Richtung Heimatregion zu sein. Zuletzt meldete sich ihr Sender aus den nördlichen Niederlanden. Die Senderstörche "Jonas" (Israel-Überwinterer) und "Jan" (Sinai-Überwinterer) haben wie erwartet am 17. bzw. 20. März ihre Brutregionen erreicht.
Auf der traditionellen Ostroute hatte eine erste Dreier-Gruppe schon vor Tagen den Nordwesten der Türkei erreicht. Dort hatte sich der Zug aufgrund regnerischen Wetters verlangsamt. Nun aber haben die beiden ersten Senderstörche "Sückau 2" und "Besitzer 2" heute (gemeinsam im gleichen Trupp) den Südosten Bulgariens erreicht. Die Wetteraussichten für ihren weiteren Zug sind mittelprächtig. Im Normalfall sollten sie in etwa 14 Tagen ihre Zielregion im Bereich Amt Neuhaus/Elbe erreichen - sofern es nicht doch noch in den Karpaten zu einem Zugstau kommt. Das wäre dann Anfang April und damit einige Tage früher als in den letzten beiden Jahren. Auch die zweite, aus fünf Senderstörchen bestehende Gruppe von ostziehenden Senderstörchen ist einige Tage lang durch schlechtes Wetter im Süden der Türkei ausgebremst worden. Jetzt aber ist auch hier der Weg frei in Richtung Bosporus. Für diese Störche, die ich mit der Masse unserer erfahrenen Ostzieher gleichsetzen möchte, ist der Zug bisher vergleichsweise unkompliziert verlaufen. Hoffentlich gilt das auch für die letzten Teiletappen incl. der Überwindung der Karpaten.
Schließlich verteilen sich fünf weitere Senderstörche zwischen dem Westjordanland und dem südlichen Sudan. Von diesen haben nur zwei Weibchen ("Hanne" und "Eva") bereits im letzten Jahr Horstbindung gehabt. Sie sind relativ spät dran, werden aber sicher noch im April an ihren Nestern zurückerwartet werden können. Die übrigen drei Störche aus dieser Gruppe ("Sonja", "Mose" und "Ole Einar") sind sehr wahrscheinlich jeweils ohne bestehende Horstbindung. Sie gehören zu denjenigen Störchen, die sich wie üblich in der zweiten April-Hälfte erstmals um einen dann noch freien Platz in einem Nest "bewerben" werden.
Sorgen bereitet - momentan als einziger Senderstorch - der Loburger "Nobby", dessen Sender sich zuletzt vor mehr als zwei Wochen aus Ägypten gemeldet hat. Es bleiben nur zwei Erklärungsmöglichkeiten: entweder ist dem Storch, der sonst stes zu den ganz frühen Ostziehern gehörte, etwas zugestoßen, oder sein Sender ist ausgefallen. Hoffen wir auf die zweite Variante!
In unserem Betreuungsgebiet ist am Wochenende ein fünfter Storch eingetroffen. Er pendelt zurzeit noch zwischen verschiedenen Nestern und wurde u. a. schon in Lieblingshof, Hohen Gubkow und Pankelow auf dem Nest gesehen. Erst einmal scheint er sich aber für Petschow entschieden zu haben.
20. März 2023
Vor einigen Wochen haben wir an dieser Stelle über einen 2020 von uns in Wokrent/GÜ (direkt an unser Betreuungsgebiet angrenzend) beringten Weißstorch berichtet, der in Kenia auf einer Teeplantage geschwächt aufgegriffen wurde. Der Storch konnte aufgepäppelt und anschließend wieder freigelassen werden. Vorgestern hielt er sich nun etwa 180 km weiter südöstlich im "Nairobi National Park" ("Nagolomon Reservoir") auf, der nicht nur von zahlreichen Vogelarten, sondern ebenso von vielen Säugetieren, darunter großen Raubkatzen, bevölkert wird. Leider kam XL829 dabei einem Löwen zu nahe und wurde von diesem erbeutet. Ein Besucher des Nationalparks hat ausgerechnet dieses dramatische Ereignis fotografiert und seine Bilder anschließend unter Facebook veröffentlicht. Einem seiner Leser fiel dabei der gut erkennbare und ablesbare Ring auf, woraufhin die Beringungszentrale Hiddensee informiert wurde. Es sind natürlich traurige Bilder, die aber gleichzeitig exemplarisch verdeutlichen, was tagtäglich in der Natur stattfindet. Wer sich die Fotos in Facebook anschauen möchte, findet dazu hier den Link:
15. März 2023
Etwa eine Woche nach meinem letzten Bericht über das Zuggeschehen der besenderten Störche gibt es heute eine neue Übersicht - und auch insgesamt schon mehr Klarheit. Auf der Westroute sind inzwischen sechs Senderstörche in ihrer Brutregion eingetroffen. Ein siebter folgt vermutlich morgen. Auffällig ist dabei eine starke Konzentration im (vergleichsweise späten) Zeitraum 12. bis 15. März. Dies deckt sich auch mit anderen Meldungen und Beobachtungen, ist aber hinsichtlich der Brutaussichten grundsätzlich kein Problem.
Die beiden Nahostüberwinterer "Jonas" und "Jan" sind gut vorangekommen und werden bei günstigen Zugbedingungen bereits am Wochenende an ihren Nestern zurückerwartet. Auf der eigentlichen Ostroute hat sich das Bild eines insgesamt späten Aufbruchs verfestigt. Senderstörchin "Hanne" startete als letzte der bruterfahrenen Störche erst am 9. März vom südwestlichen Sudan aus. Dafür scheinen die Zugbedingungen bisher weitestgehend gut gewesen zu sein. Einzelne Senderstörche brauchten etwa zuletzt nur drei Tage, um vom Golf von Suez bis in den Süden der Türkei zu ziehen. Dort hat sich jetzt eine "Spitzengruppe" versammelt, die aktuell Kurs auf den Bosporus nimmt. Zwar sind in der Türkei zwei oder drei Regentage vorhergesagt, aber der in den letzten Jahren schon obligatorische Wintereinbruch ist in nächster Zeit nicht zu erwarten.
Interessantes gibt es auch vom Webcam-Nest in Rostock-Biestow zu berichten. Dort konnten heute nacheinander: ein Nilganspaar, ein unberingter Weißstorch (für 40 Minuten) und ein links oben ELSA-beringter Storch (für 5 Minuten) beobachtet werden. Die beiden Störche (und zum Glück auch die Nilgänse) scheinen nur neugierige Besucher gewesen zu sein. Jedenfalls ist das Nest am Abend unbesetzt. Es bleibt also überall sehr spannend!
11. März 2023
Der heutige Besuch am Nest in Kröpelin brachte die erfreuliche Erkenntnis, dass dort bereits beide Störche eingetroffen sind. Anwohner berichteten, dass Storch Nr. 2 seit dem 8. März mit am Nest sei. Aktuell würde ein weiterer Storch deutliches Interesse an dem Nest haben. Ein Blick auf die Beine der aktuellen Nestinhaber verriet, dass es sich beim Weibchen wieder um die inzwischen siebenjährige schwedische Störchin "SVS 2151" handelt. Es ist für sie die dritte Brutsaison in Kröpelin. Das Männchen ist unberingt, doch dürfte es sich um das gleiche Individuum handeln, das bereits seit 2012 regelmäßig durch ein außergewöhnlich frühes Rückkehrdatum auffällt. Beide Störche sind als erfahrene Westzieher einzustufen. Das gilt auch für das Männchen in Groß Bölkow, das ich heute ebenfalls an seinem Nest antraf. Die drei jetzt schon besetzten Plätze waren auch 2022 mit deutlichem zeitlichen Abstand als erste belegt.
Wenn ich die Rückkehrdaten der letzten Jahre richtig interpretiere, dürften als nächstes die drei Männchen in Kowalz, Reinshagen und Rostock-Biestow eintreffen. Bei ihnen handelt es sich vermutlich um Nahost-Überwinterer. Allerdings ist es selbstverständlich möglich, dass mit der angekündigten milden Südwestströmung auch weitere Westzieher zu uns geführt werden.
9. März 2023
Nachdem der Frühjahrszug der Weißstörche mittlerweile in vollem Gange ist, wird es wieder einmal Zeit für einen ausführlichen Überblick über die schon oft hier vorgestellten Senderstörche aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark.
Beginnen wir auf der Westroute. Hier haben bisher erst zwei männliche Senderstörche ihre Brutplätze erreicht - und das schon am 18. bzw. 19.2. Seitdem verläuft der Zug insgesamt weniger dynamisch als in den beiden letzten Jahren. Hauptgrund dürfte das weitgehende Fehlen von warmen südwestlichen Strömungen in den letzten zwei bis drei Wochen gewesen sein. Mindestens zwei Senderstörche ("Niendorfer", "Porrentruy") werden deutlich später zurückerwartet als 2022. Hans-Jürgen Behrmann hat auf seiner Homepage eine Zwischenbilanz zum Stichtag 28. Februar gezogen. Danach fehlte in den ostniedersächsischen Landkreisen Celle und Gifhorn im Vergleich zu 2021 und 2022 doch noch eine ganze Reihe von frühen Westziehern. In den nächsten Tagen wird sich dies jedoch sicher ändern, denn die Jahreszeit ist inzwischen vorangeschritten. Auch für die Senderstörche "Mani", "Niendorfer" und "'Tini" ist der Weg "nach Hause" nun nicht mehr sehr weit.
Demgegenüber sind die beiden Nahost-Überwinterer "Jonas" und "Jan" sehr zügig unterwegs. Sie nutzten gute Zugbedingungen, um bereits jetzt bis nach Rumänien bzw. Bulgarien vorzustoßen. Nun aber liegen die Karpaten vor ihnen, die wieder eine besondere Herausforderung darstellen. Insgesamt gesehen erwarte ich die Nahost-Überwinterer aber früher zurück als im letzten Jahr. Das unberingte Männchen vom Webcam-Nest Rostock-Biestow gehört vermutlich zu dieser Kategorie. Sein frühestes Rückkehr-Datum war bisher der 14. März, während er im letzten Jahr erst am 30. März an seinem Nest eintraf.
Auf der klassischen Ostroute haben viele Afrika-Überwinterer ihren Heimzug vergleichsweise spät begonnen - und ihn zum Teil schon auf den ersten Etappen gleich wieder länger unterbrochen. Bei der Betrachtung der Karte links ist allerdings zu berücksichtigen, dass bei etlichen Störchen zuletzt für mehrere Tage keine Sendersignale übermittelt wurden. Hoffen wir, dass jeweils "Funklöcher" dafür verantwortlich waren. Ein wichtiger Meilenstein, um den weiteren Zugverlauf einschätzen zu können, ist die Querung des Golfes von Suez. In den letzten Jahren hat kein einziger Senderstorch, der dieses geographische Hindernis am 8. März noch nicht überwunden hatte, bis zum 31. März sein heimatliches Brutnest in Nord- oder Ostdeutschland erreicht. Aktuell ist das früheste bekannte Überquerungsdatum der 9. März. Wenn wir dies als Maßstab nehmen, wird es auch 2023 erneut keine besonders frühe Rückkehr der meisten Störche geben. Zu berücksichtigen ist auch, dass es in vier der letzten fünf Jahre (eine Ausnahme war nur 2019) zu Zugstaus entweder in der westlichen Hälfte der Türkei und/oder in den Karpaten gekommen ist. Diese waren Folgen von heftigen Wintereinbrüchen, die relativ regelmäßig um den 20. März herum begannen und die Störche bis zu zehn Tagen zu einer zwangsweisen Rast veranlassten. Wie die Verhältnisse in diesem Jahr in den "kritischen" Regionen sein werden, ist zurzeit noch nicht abzusehen.
Das letzte Jahr, in dem die Masse der Weißstörche besonders früh in Afrika gestartet war, ist 2018 gewesen. Damals sorgten Schnee, Eisregen, Nebel und Minustemperaturen ab 17. März sogar für eine Zugumkehr am Südrand der Karpaten. Erst nach zehn Tagen besserte sich die Wetterlage und die Störche zogen (jahreszeitlich immer noch früh) weiter in ihre Brutregionen.
Wovon mag es abhängig sein, wann die Störche mit ihrem Zug im Tschad und im Sudan beginnen? Das Wetter ist dort eher gleichmäßig gut. Ist es tatsächlich eine besonders gute Nahrungsverfügbarkeit, die zu einem auch besonders frühen Aufbruch führt? In diesem Jahr waren wir genau davon eigentlich ausgegangen - und dennoch war der Zugbeginn vielfach etwas später als in anderen Jahren. Speichern die erfahrenen Störche vielleicht Negativ-Situationen, die mit einem Zugstau verbunden sind, ab und passen ihr Zugverhalten entsprechend an? Es gibt nach wie vor noch etliche Fragen, die selbst bei einem insgesamt so gut erforschten Vogel wie dem Weißstorch noch nicht hinreichend geklärt sind.
4. März 2023
Nun ist auch bei uns der erste Storch zurück! Und wie im letzten Jahr kommt diese Premieren-Meldung aus Kröpelin. Hier ist heute der erste Storch gesichtet worden. Ob es sich - wie im Vorjahr - um das unberingte Männchen oder um das in Schweden beringte Weibchen handelt, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Eines steht aber schon fest: es handelt sich ganz sicher um einen Westzieher.
23. Februar 2023
Dieses Bildzitat aus www.movebank.org verdeutlicht den spektakulären Routenverlauf des zweijährigen dänischen Senderstorchs "Findus", von dem ich schon berichtet hatte. Heute sendete er mitten aus der algerischen Sahara. Allerdings kamen die Daten aus einer Oase, die er offenbar als Trittstein für seinen Zug nutzt. In den letzten drei Tagen hat er knapp 600 Kilometer zurückgelegt. Weitere Recherchen haben inzwischen ergeben, dass er sich auf einer Route befindet, die 2019/20 und 2020/21 ein südwestfranzösischer Senderstorch genutzt hat. "Tassara" zog dabei jeweils über Gibraltar, Nordmarokko, Algerien und den Niger bis in den Tschad - und später auf dem gleichen Weg auch wieder zurück. Sollte sich "Findus" jetzt französischen Störchen angeschlossen haben, die gleichfalls diese Route nutzen, könnte es sein, dass er mit ihnen gemeinsam bis Gibraltar zieht und damit tatsächlich innerhalb von zwölf Monaten einmal das gesamte Mittelmeer umrundet. Dass ein solches Zugverhalten bei einem Weißstorch schon einmal nachgewiesen wurde, ist mir trotz verschiedener Recherchen bisher nicht bekannt.
21. Februar 2023
Heute erreichte uns eine besonders interessante Wiederfundmeldung der Beringungszentrale Hiddensee. Sie stammt tagesaktuell (!) aus Nandi Hill im südwestlichen Kenia, wo heute früh ein 2020 in Wokrent/GÜ von G. Gernhöfer beringter Weißstorch XL829 auf einer Teeplantage geschwächt aufgegriffen wurde. Gegen 10 Uhr sei er dort hineingesegelt, später habe er nicht mehr auffliegen können, berichtete der aufmerksame Finder. Er habe dann einen Mitarbeiter von "Kenya Wild Life Service" gerufen, von dem der Storch mittags abgeholt worden sei. Über das weitere Schicksal ist erst einmal nichts bekannt, wir vermuten aber, dass sich der Dreijährige jetzt in guten Händen befindet. Hoffen wir, dass er wieder aufgepäppelt und später freigelassen werden kann.
Wie ist der Fund einzuordnen? Anders als weiter im Norden, wo es am südlichen Rand der Sahel-Zone in der Regenzeit (Juli bis September) sehr viel geregnet hat und dadurch noch lange danach gute bis sehr gute Überwinterungsbedingungen geherrscht haben, wird Kenia aktuell von der schwersten Dürre seit 40 Jahren heimgesucht. Hier wie auch in weiten Teilen der benachbarten Länder Somalia und Äthiopien hat es in den vergangenen Monaten nur sehr wenig Niederschlag gegeben. Dementsprechend gibt es auch Berichte über zahlreiche tote Tiere. Sicherlich sind Weißstörche in der Lage, auszuweichen und andere, günstigere Überwinterungsregionen aufzusuchen. Dennoch ist es nicht so unwahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang mit dem geschwächten Zustand von XL829 gegeben hat.
Auch von "unseren" besenderten Weißstörchen gibt es Neuigkeiten. Mit "Hans Albert" und "Alexander" sind auf der Westroute die beiden ersten Störche an ihren Vorjahresnestern in Schleswig-Holstein bzw. Hamburg eingetroffen. Darüber hinaus sind in diesen Tagen beide Nahost-Überwinterer aufgebrochen. Und auch im Südwestsudan gibt es Anzeichen dafür, dass die ersten Adebare sich auf den Heimweg gemacht haben. Zeitlich ist das alles im ganz normalen Rahmen. In den nächsten Tagen sollten ihnen weitere folgen.
15. Februar 2023
Dieses wunderschöne Foto schickte uns K. Clever aus Schaephuysen/Nordrhein-Westfalen. Es zeigt die inzwischen 21jährige Störchin "Luzie", die 2002 nach einer Handaufzucht im Zoo Rostock beringt und dann ausgewildert worden war. Während sie seit Jahren regelmäßig im Raum Verden/Niedersachsen brütet, verbringt sie den Winter stets in Westdeutschland. Schaephuysen hat sie dabei mittlerweile im elften Jahr nacheinander (seit 2013) aufgesucht. Dort wird sie jedes Jahr mit Begeisterung von ihrer treuen "Fangemeinde" erwartet. Vorgestern ist sie nach zweimonatiger Rast wieder aufgebrochen.
13. Februar 2023
Die ersten Senderstörche haben mit dem Frühjahrszug begonnen! Dies zeigt auch unsere aktuelle Karte. "Alexander" ist bereits am 30. Januar im Nordosten Spaniens aufgebrochen. Er hat gestern die französisch-deutsche Grenze überquert und dann im Saarland eine Pause eingelegt. Sein Ziel liegt in den Hamburgischen Vier- und Marschlanden. "Alexander" zählte schon im letzten Jahr zu den besonders frühen Rückkehrern - genau wie "Hans Albert", der am 7. Februar in Madrid aufgebrochen ist und inzwischen die französische Hafenstadt Bordeaux erreicht hat. Bei fast allen anderen Senderstörchen gab es in den vergangenen Wochen nur relativ wenig Bewegung. Aber auch sie stehen jetzt kurz vor dem Aufbruch. Ich rechne damit, dass bis zum Monatsende die meisten von ihnen auf den Zug gegangen sein werden. Es wird also wieder spannend! Erfreulicherweise gibt es nach wie vor keinen einzigen Ausfall zu verzeichnen. Auch "Porrentruy", der zwischenzeitlich Rätsel aufgab, sendet inzwischen wieder. In Zahlen ausgedrückt haben sich 27 von 28 Senderstörchen, die wir in unserem Sample verfolgen, innerhalb der letzten drei Tage mindestens einmal gemeldet. Einzige Ausnahme ist der dänische Senderstorcch "Findus", der scheinbar besonders abenteuerlustig ist. Sein Sender meldete sich zuletzt am 9. Februar aus dem äußersten Westen des Tschad. In den Tagen zuvor hatte er, von Osten kommend, große Etappen in Richtung Westen absolviert. Was hat der 2021 in Dänemark besenderte Jungspund vor? Er überraschte schon zuvor damit, dass er in seinem ersten Winter in Spanien überwinterte, während er in diesem Winter über die Ostroute nach Afrika zog.
Und auch wir werden wohl nicht mehr sehr lange auf den ersten Storch warten müssen. Im letzten Jahr traf das Kröpeliner Männchen als erstes im Altkreis Bad Doberan ein - und zwar am 1. März. Der erste ziehende Storch in Mecklenburg-Vorpommern ist übrigens schon seit Ende Januar auf seinem angestammten Nest in Belitz bei Teterow zurück.
17. Januar 2023
So langsam nähert sich der diesjährige Aufenthalt der Weißstörche in ihren Überwinterungsgebieten dem Ende. Ab Anfang Februar werden erst die West- und bald darauf auch die Ostzieher mit ihrem Heimzug in Richtung Norden beginnen. Bei den Senderstörchen aus Nord- und Ostdeutschland sowie Dänemark, die wir seit dem Spätsommer beobachten, hat sich seit dem letzten Bericht nicht mehr sehr viel verändert. Sechs Westzieher sind in Spanien bzw. Frankreich geblieben. Darunter hat sich "Porrentruy" zuletzt am 26. November aus Madrid gemeldet, weshalb sein Schicksal zurzeit ungewiss ist. Bei allen anderen 27 Störchen gibt es aktuelle Standortdaten, die höchstens drei Tage alt sind. Ich bin optimistisch, dass sie alle wohlauf sind.
Senderstörchin "Mimi", die bis ins südliche Mali geflogen war, hat inzwischen die Sahara wieder nordwärts überquert und rastet zurzeit auf einer Mülldeponie in Marokko. In die entgegengesetzte Richtung ist im Dezember der Loburger Senderstorch "Ole Einar" geflogen, genauer gesagt vom südlichen Sudan ins nördliche Tansania. In diesem ostafrikanischen Staat rastet seit einiger Zeit auch schon die schleswig-holsteinische Störchin "Eva". Sie knüpft dabei an ihre letztjährige Überwinterungstradition an. Wie schon in den Vorjahren weist der südwestliche Sudan erneut die höchste Dichte an Überwinterern auf - jedenfalls bezogen auf unser Sample. Hier rasten zurzeit gleich elf Senderstörche. "Jonas" (in Israel) und "Jan" (auf dem Sinai) haben unter den Ostziehern wieder den kürzesten Heimweg.
2. Januar 2023
Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Jahresberichts 2022 (hier geht es zum Download) möchte ich allen Storchenfreunden sowie den Leserinnen und Lesern dieses Blogs ein frohes und vor allem gesundes 2023 wünschen.
Als erfreuliche erste Botschaft des neuen Jahres kann ich berichten, dass alle 20 Senderstörche des von uns beobachteten Samples, die im letzten Herbst in den Nahen Osten oder nach Afrika gezogen waren, in den letzten Tagen des alten Jahres positiv zu bewertende Standortdaten übermittelt haben. Sie scheinen alle wohlauf zu sein. Ich werde demnächst wieder detaillierter über sie berichten.