31. März 2020
Nach heutigem Stand sind im Altkreis Bad Doberan bisher 9 Horstpaare und 7 Einzelstörche eingetroffen. Bezogen auf die 40 Horstpaare und 2 Einzelstörche des Vorjahres sind das etwa 30 Prozent. Auch wenn in den letzten Tagen nicht mehr sehr viele Rückkehrer hinzugekommen sind, ist das der höchste Wert seit 2014. In Kürze werden die ersten Bruten beginnen bzw. könnte das z. B. in Groß Bölkow schon geschehen sein.
Für die kommenden Tage rechne ich allerdings mit einer "Durststrecke" und nur wenigen Neuankömmlingen. Das hängt mit dem lang anhaltenden Zugstau an den Südkarpaten bzw. vor allem am Bosporus zusammen. Dieser hat sich - wie vorhergesagt - seit gestern aufgelöst. Ein Schneefallgebiet ist aktuell noch im Süden Rumäniens unterwegs, danach bessern sich die Zugbedingungen deutlich. Die nachfolgende Karte zeigt, dass inzwischen auch die Fernzieher fast Anschluss gefunden haben. Der letzte Senderstorch dürfte heute das südliche Israel erreicht haben. Auch weiterhin rechne ich mit dem Haupteinzug der Weißstörche zu Ostern. Ist das dann besonders spät, fragt sich vielleicht mancher Storchenfreund? Nein, hier kann ich beruhigen. Wenn man alle bekannten Ankunftsdaten im Altkreis Bad Doberan seit 2007 zusammenrechnet, war der Median, also der Tag, an dem 50 Prozent der Störche eingetroffen sind, der 7. April. Der durchschnittliche Rückkehrtag für alle DBR-Störche liegt dagegen beim 11. April. Der erste Wert ist vielleicht nicht ganz mehr erreichbar, der zweite aber durchaus.
Wann gab es zuletzt ähnliche Zugstörungen auf der Ostroute? Terminlich sehr ähnlich liegt das Jahr 2013, als das Gros der Störche in den Karpaten, also nördlicher als in diesem Jahr, für etwa 10 bis 14 Tage aufgehalten wurde. Die große Welle traf dann zwischen dem 8. und dem 14. April ein. So erwarte ich es auch in diesem Jahr. Auch 2018 gab es einen kräftigen Wintereinbruch in den Karpaten, der sogar mit vielen Fällen von Zugumkehr verbunden war. Mancher wird sich an die bulgarischen Dorfbewohner erinnern, die sich mit großem Engagement um die auch durch Eisregen gefährdeten Störche kümmerten. Allerdings spielte sich das ganze Geschehen etwa eine Woche früher ab, sodass der Haupteinflug 2018 immer noch früh, vom 4. bis zum 8. April erfolgte.
Aktuell sind noch 16 ostziehende Senderstörche unterwegs, fünf sind bereits am Ziel (dazu schon seit Wochen auch alle vier Westzieher). Die Verlustrate ist mit aktuell drei Störchen weiterhin erfreulich gering.
28. März 2020
Zu Beginn der Woche hat uns eine erste kleinere Welle an Rückkehrern erreicht. Erfreulich schnell füllte sich schon so manches Nest. Jetzt zeigt sich jedoch recht deutlich - längst nicht immer waren es schon die "richtigen" Störche, die einfach nur ihren angestammten Platz eingenommen haben. Es muss vielmehr eine ganze Reihe von Störchen gegeben haben, die zu uns kamen, ohne eine feste Horstbindung aus dem Vorjahr zu besitzen. Sie fielen auch unseren Horstbetreuern durch ungewöhnliches Verhalten auf, bauten z. B. das Nest nicht aus, hielten sich nur selten darauf auf oder zogen sogar nach einigen Tagen weiter. Derartige Störche hatten sich nach meiner Einschätzung u. a. in Schmadebeck, Gnewitz und Cammin eingefunden. Andere sorgten für Irritation, in dem sie sich kurzzeitig auf benachbarten Horsten zeigten (so z. B. in Berendshagen, Heiligenhagen, Benitz, Hohen Gubkow und Pastow). Ein solche Abfolge von Wechseln ist eigentlich typisch für jede beginnende Storchensaison, doch fällt sie in Jahren einer kompakten, zusammenhängenden Rückkehr nicht so sehr auf. In diesem Jahr ist es anders, wir werden vermutlich mindestens bis Ostern auf die Rückkehr der meisten Störche warten müssen. Auch die neuesten Daten zeigen (noch) keine Wetterbesserung am Bosporus an. Außerdem gibt es auch in den Karpaten zurzeit sehr ungünstige Witterungsverhältnisse. Wenn wir die besenderten Störche zum Maßstab nehmen, hat seit einer Woche kein Storch mehr diese hohe Hürde überwunden. Alle hängen fest und warten auf besseres Wetter. Hier einmal in zusammengefasster Form ein Überblick über das Zugverhalten von 28 in Nord- und Ostdeutschland besenderten Altstörchen:
- 4 Westzieher (Überwinterung in Spanien/Marokko) haben ihre Horste zwischen dem 12.2. und dem 6.3. erreicht
- 3 Nahost-Überwinterer haben ihre Horste am 16.3. und am 17.3. erreicht
- 2 sehr frühe Ostzieher mit Überwinterung in der südlichen Sahelzone (Bereich Tschad/Sudan/Südsudan) haben ihre Horste am 20.3. und am 22.3. erreicht
- 13 Ostzieher mit Überwinterung in der südlichen Sahelzone halten sich zwischen Südrumänien und Nordsyrien auf (seit ca. 21.3. durch Zugstau an Karpaten und Bosporus aufgehalten)
- 3 Ostzieher mit Überwinterung in Tansania und Südafrika sind im Bereich des Golfs von Suez unterwegs
- 3 Ostzieher sind tot oder verschollen
26. März 2020
Vor zwei Tagen war ich noch relativ optimistisch, dass wir die Hauptmasse unserer Störche schon in den ersten Apriltagen bei uns begrüßen dürfen. Danach sieht es jetzt nicht mehr aus, die Wetteraussichten für die letzten rund 2.000 Kilometer haben sich leider deutlich verschlechtert. Zunächst wird es die zuletzt vorhergesagte Wetterbesserung am Bosporus so schnell noch nicht geben. Im Gegenteil - es ist jetzt bis einschließlich Sonntag mit Regenfällen zu rechnen. Vermutlich wird die große Masse dort rastender Störche, über die auch in den türkischen Medien schon berichtet wurde, noch länger pausieren und erst zu Beginn der nächsten Woche ihren Zug fortsetzen. Dann aber erwartet sie voraussichtlich auch in den Karpaten und später in Ost- und Mitteleuropa eine sehr kühle nordwestliche Strömung. Unter solchen Bedingungen würde der Zug erfahrungsgemäß noch bis zu zwei Wochen dauern. Dann wären wir schon bei Mitte April, was für eine erfolgreiche Brut gleichwohl immer noch rechtzeitig genug ist.
Bei uns sind in den letzten beiden Tagen auf den Nestern Schwaan II, Pastow, Bandelstorf und Benitz zurückgekehrte Störche beobachtet worden. Ob sie alle schon bleiben, muss noch abgewartet werden. Gerade zum Beginn einer Saison gibt es noch viele Wechsel und Veränderungen. Am Standort Schmadebeck II ist das Storchenpaar seit vorgestern nicht mehr gesehen worden. Eine Ursache könnte der Zustand des Nestes sein, das kürzlich bei einem starken Sturm zu einem Großteil heruntergestürzt ist und ein Loch aufwieß. Es war dort letzte Woche unter großem persönlichen Einsatz auch eine Notreparatur vorgenommen worden, aber jeder kann sich sicher leicht ausmalen, wie schwierig bis unmöglich derartige Aktionen unter den gegenwärtigen Ausnahmeverhältnissen zu organisieren sind. Da die Störche nur ein bzw. zwei Tage am Nest blieben, vermute ich, dass es noch gar nicht die "eigentlichen" Nestbesitzer gewesen sind. Von diesen wäre zu erwarten gewesen, dass sie sehr viel entschlossener und vor allem ausdauernder zu Werke gehen und ansonsten in unmittelbarer Nähe ein neues Nest bauen. Das ist jedoch nicht beobachtet worden, sie sind erst einmal spurlos verschwunden.
24. März 2020
Auch heute kann ich die Rückkehr weiterer Störche in unseren Betreuungsbereich DBR verkünden. Neu gemeldet wurden Rückkehrer in: Cammin (2. Storch), Fienstorf (1.) Gnewitz (1.) Hohen Gubkow (1.), Wendfeld (2.). Der bisherige Trend zu einer sehr frühen Rückkehr der ersten Ostzieher setzt sich also fort. Ein paar Zahlen mögen dies verdeutlichen: Ich sammle die Ankunftsdaten an den einzelnen Horsten kontinuierlich seit 13 Jahren, zum Teil gibt es auch noch weiter zurückreichende Daten. Von den bisher registrierten 15 ersten Störchen waren elf an ihrem konkreten Standort früher zurück als jemals zuvor dort von mir erfasst, von den neun zweiten Störchen stellten acht an ihrem Nest einen solchen Rekord auf. Dabei rechne ich lediglich zwei oder drei Störche der westlichen Route zu. Hat das von uns für 2019/20 als sehr gut eingestufte Nahrungsangebot in den afrikanischen Überwinterungsgebieten für eine gute Kondition und ein geringes Rastbedürfnis der stärksten und damit auch frühesten Weißstörche gesorgt? Fast könnte man es vermuten, denn weder die Zugbedingungen noch die Aufbruchdaten in Afrika fallen eigentlich besonders positiv auf.
Gleichwohl fehlen natürlich bei uns noch etwa 75 Prozent des Vorjahresbestandes. Wann können wir mit ihnen rechnen? Auch hier können wir mehrere Informationen miteinander vergleichen. Elf besenderte Altstörche bilden weiterhin eine sehr große Gruppe, die zurzeit von einem erneuten Wintereinbruch, dieses Mal an den Südkarpaten, aufgehalten wird. In Südrumänien, Bulgarien und im Nordwesten der Türkei herrschen aktuell vielfach Minustemperaturen und es schneit anhaltend. Dementsprechend wird erneit gerastet - zwei Störche sind schon in Europa, neun warten südlich des Bosporus bzw. am Marmara-Meer auf Wetterbesserung. Diese ist ab Donnerstag/Freitag zu erwarten. Die weiteren Aussichten sind dann - nach jetzigem Stand - störungsarm, insgesamt sogar recht vielversprechend. Wenn alles so kommt, wie es jetzt aussieht, wird der große Pulk in den ersten Apriltagen bei uns eintreffen. Übrigens sind diese Störche zum Großteil auch schon vor zehn Tagen beim Flug über den Golf von Suez beobachtet worden. Storchenbetreuerkollege H. Eggers war zu dieser Zeit vor Ort und zählte an einzelnen Tagen mehr als 15.000 Weißstörche! Die auf unserer Karte (s. u.) dargestellte Ballung scheint also keine statistische Zufälligkeit zu sein. Bis es soweit ist, rechne ich in den nächsten Tagen unter Hochdruckeinfluss und günstigen Windverhältnissen mit weiteren Frühheimkehrern, auch wenn auf unserer Karte erst einmal eine Lücke zu erkennen ist. Auf die drei besenderten Fernzieher, die jetzt wohl alle im Sudan sind, müssen wir dagegen noch einige Wochen länger warten.
Unter dem Strich rechne ich auch 2020 wieder mit einer frühen Paarbildung vieler Ostzieher. Das wäre gut für die Brutaussichten! Denn eine andere Statistik zeigt: Frühbrüter haben am Ende fast immer bessere Ergebnisse als Spätbrüter.
23. März 2020
Auf dem Schornsteinnest in Vorder Bollhagen ist heute der zweite Storch eingetroffen, der erste ist sogar schon zwei Wochen vor Ort. Wie im Vorjahr ist die Störchin beringt - es ist wieder SVS 2151, 2016 in Schweden aus dem Ei geschlüpft. (Foto: A. Hornburg).
Weitere Rückkehrer wurden uns heute gemeldet aus:
- Cammin (1.)
- Kröpelin (2.)
- Niekrenz (2.)
- Reinshagen (1.)
- Schmadebeck II (2.)
Eine aktuelle Übersicht über alle Nester und Rückkehrer gibt es im Menüpunkt "Aktuelle Karten".
22. März 2020
Erstaunlich rasch sind nun weitere Ostzieher bei uns eingetroffen, sodass wir zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison bereits zwei Horstpaare (Groß Bölkow und Rostock-Biestow) und sieben Einzelstörche (Kröpelin, Schmadebeck II, Wendfeld, Grammow, Niekrenz, Satow, Kowalz) vermelden können. Während die ersten vier Störche, die zwischen dem 14. und dem 17. März eintrafen, vermutlich im Nahen Osten überwintert haben, dürften die danach zurückgekehrten Störche schon "originäre" Ostafrika-Überwinterer gewesen sein. Sie trafen alle an traditionell früh besetzten Nestern ein, etwa zeitgleich mit den beiden ersten Senderstörchen "Nobby" und "Sückau 2", die im Sudan bzw. Süd-Sudan überwintert haben. Das Dutzend voll macht die schwedische Störchin SVS 2439, die nach wie vor in Satow um einen Platz im Nest buhlt. Bisher ist das dortige Männchen noch abweisend, aber langsam scheint das Eis zwischen beiden zu schmelzen. Der Ausgang ist weiter offen.
In den kommenden Tagen ist für Mitteleuropa hoher Luftdruck, Sonnenschein und Ostwind vorhergesagt, sodass weitere Störche bei uns eintreffen werden. In der Türkei hat sich der Zugstau wie erwartet nach Wetterbesserung aufgelöst. Diese Störche - unter ihnen die Hauptmasse der Senderstörche - ist nun auf dem Weg zum Bosporus.
22. März 2020
Am heutigen Sonntag ist gegen Mittag ein zweiter Storch auf dem Webcam-Nest Rostock-Biestow gelandet. Dieser Storch ist links oben beringt - so wie das Weibchen der beiden Vorjahre. Beide Störche haben auf Anhieb miteinander harmoniert. Inzwischen hat die Ringablesung ergeben, dass das Biestower Storchenpaar von 2018 und 2019 nun wieder vereint ist.
20. März 2020
Am Satower Storchennest zeigen sich in diesen Tagen interessante Wechselspiele, die sich aufgrund teilweise vorhandener Beringung ganz gut erklären lassen. Im Mittelpunkt steht ein unberingtes Männchen, das seit dem 16. März den Horst mehr oder minder dauerhaft besetzt. Wie schon berichtet, befand sich kurzzeitig die beringte schwedische Störchin SVS 1962 mit im Nest. Inzwischen wanderte sie allerdings wieder zurück an ihr Vorjahresnest in Groß Bölkow. Gestern nun standen laut Beobachtung der sehr aufmerksamen Anwohner zwei unberingte Störche auf dem Nest. Aber auch hier stimmte die Harmonie nicht so recht - er vertrieb sie letztlich mit Schnabelhieben. Heute nun erschien eine dritte Störchin, erkennbar an ihrer beidseitigen Beringung. Auch sie stammt aus Schweden, ist aber erst dreijährig. SVS 2439 wurde zumindest in Horstnähe und zeitweise sogar auf dem Nest geduldet. Wären es zwei Männchen, wäre dies ganz sicher nicht zu erwarten gewesen. Vielmehr hätte der Nestinhaber ziemlich sicher seinen Horst und das dazu gehörende Revier verteidigt - und zwar auf sehr eindeutige, auch aggressive Weise. Ich denke, das Männchen ist sich momentan unsicher, ob er nun dieses Weibchen akzeptieren soll. Die nächsten Tage werden es zeigen! Außerdem sollten wir im Hinterkopf behalten, dass das Satower Nest üblicherweise nicht so früh besetzt ist und Ringträger hier noch nie eine Rolle gespielt haben. Die eigentlichen Nestinhaber des Vorjahres (zumindest aber das Weibchen) werden vermutlich erst Ende März/Anfang April eintreffen. Dann wäre mit weiteren Kämpfen zu rechnen.
Neu eingetroffen sind gestern der erste Storch in Niekrenz und heute der ebenfalls erste Storch in Kowalz. Sie kamen praktisch zeitgleich mit dem Senderstorch "Nobby" an, der heute als erster der in Afrika überwinternden Senderstörche seinen heimatlichen Horst in Loburg erreicht hat. Ich würde daher beide in die Kategorie "sehr früher ostziehende Afrika-Überwinterer" einordnen.
18. März 2020
Das Geschehen auf dem östlichen Zugweg ist weiterhin sehr differenziert. Eine erste Gruppe von drei besenderten Störchen (Nahost-Überwinterer) ist wie berichtet inzwischen an seinen Nestern angekommen. Zwei weitere Störche sind bereits in Polen. Es folgt eine kleinere "Zweier-Gruppe", die in etwa den Bosporus erreicht hat und von dort noch rund 10 bis 14 Tage benötigen wird. Sie haben noch Glück gehabt, denn hinter ihnen hat es im anatolischen Hochland einen ausgeprägten Wintereinbruch mit Minustemperaturen und viel Schnee gegeben. Das kommt alle paar Jahre einmal während der Hauptzugzeit vor und stoppt jetzt die Hauptgruppe der ziehenden Weißstörche. Dazu gehören insgesamt elf besenderte Störche aus Nord- und Ostdeutschland (siehe Karte unten, Stand überwiegend: 18.3.). Als Barriere ist das Taurusgebirge anzusehen, das unter diesen widrigen Bedingungen nicht überwunden werden kann. Dementsprechend kommt es jetzt besonders im äußersten Süden der Türkei zu einem Zugstau. Aber auch in Syrien, im Libanon und in Israel rasten Störche, die auf günstigere Zugbedingungen warten. Diese sind ab dem Wochenende zu erwarten. Für uns hat das die Folge, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit einen im Vergleich zu den beiden letzten, "frühen" Jahren leicht verzögerten Einflug der meisten Störche in ihre Brutgebiete geben wird. Ich rechne mit ihnen nach jetzigem Stand zwischen dem 5. und dem 15. April. Schließlich sind auch die drei Störche, die den weitesten Weg vor sich haben, aufgebrochen. Noch ist der Weg zum Golf von Suez für sie aber weit.
Bei uns gibt es unterdessen auch Neuigkeiten. Das Storchenpaar, das vorgestern aus Satow gemeldet wurde, hat sich offenbar getrennt. Vermutlich hat man sich nicht sehr gut verstanden. Während sie heute früh auf ihrem Vorjahresnest in Groß Bölkow stand, scheint er sich noch nicht endgültig entschieden zu haben. Möglicherweise ist dies auch davon abhängig, wo er ein brutbereites Weibchen findet.
17. März 2020
Alle drei besenderten Störche, die in Israel bzw. auf dem Sinai überwintert haben, sind gestern bzw. heute in ihren Brutgebieten in Nord- bzw. Ostdeutschland eingetroffen bzw. stehen wenige Kilometer davor. Außerdem sind in unserer Nachbarregion weitere Störche als Rückkehrer festgestellt worden (Kneese/RDG und Poppendorf/RDG, jeweils vorgestern). Und dann ist da noch die beringte Störchin in Satow, die gestern eingetroffen ist und auch schon einen Partner hat. Anke Hornburg hat heute früh ihren Ring ablesen können. Es handelt sich um die schwedische Störchin SVS 1962, die 2017 und 2018 Brutstörchin in Bandelstorf war und 2019 nach Groß Bölkow gewechselt ist. Von ihr aber haben wir eine Ablesung von Anfang Februar 2018, und zwar aus Sharm-el-Sheikh/Sinai. Sie wird dort damals vermutlich überwintert haben, und es liegt auf der Hand, dass das jetzt wieder so gewesen ist. Alle diese Beobachtungen zusammengenommen, könnte man die These formulieren, dass auch auf der Ostroute eine Form der Zugverkürzung begonnen hat, die in diesem Jahr - unter wahrscheinlich günstigen Zugbedingungen - erstmals klarer erkennbar ist. Um das sicherer beurteilen zu können, bräuchte man Überwinterungszahlen aus dem Nahen Osten. Die aber sind zumindest mir momentan nicht bekannt.
Der Loburger Senderstorch "Nobby" ist dann der erste "echte" Ostzieher, der in Kürze sein Nest erreichen wird. Er hat im Südsudan überwintert. Morgen oder übermorgen wird er voraussichtlich den Storchenhof Loburg erreichen. Das ist dann auch noch ungewöhnlich früh. Schauen wir uns die übrigen Senderstörche auf der Ostroute an, so ist die Masse zurzeit in Israel bzw. in Syrien und in der Türkei. Diese Störche werden je nach Wetterlage noch zwei, eher sogar drei Wochen benötigen, um ihr Ziel zu erreichen. Dementsprechend rechne ich auch bei uns in den nächsten Tagen mit weiteren, einzelnen Rückkehrern. Ende März und Anfang April wird es dann voraussichtlich den Haupteinflug geben. Unvorhergesehene, längere Schlechtwetterphasen oder gar Wintereinbrüche in den Karpaten würden zu einer Verzögerung führen. Sehr erfreulich ist die weiterhin sehr geringe Ausfall- bzw. Verlustquote unter den Senderstörchen - hoffen wir, dass es so bleibt.
16. März 2020
Nach dem ersten Rückkehrer in Biestow sind in unserem Betreuungsgebiet inzwischen weitere Störche zurückgemeldet worden: am 15.3. je ein Storch in Kröpelin und Berendshagen sowie am heutigen Montag gleich zwei Störche in Satow, darunter offenbar eine an beiden Beinen beringte Störchin.
14. März 2020
Am heutigen Samstag traf in den Mittagsstunden am Webcam-Nest in Rostock-Biestow ein unberingter Storch ein. Er hat nach kurzer Erholungsphase mit dem "Aufräumen" im Nest begonnen und steht auch nach Einbruch der Dunkelheit noch im Nest. Ganz offensichtlich kennt er sich hier aus. Auch anhand der Ankunftsdaten der letzten Jahre (20.3.18 bzw. 19.3.19) würde ich ziemlich sicher davon ausgehen, dass es das zurückgekehrte Vorjahresmännchen ist. Wenn man berücksichtigt, dass drei nord- und ostdeutsche Senderstörche, die in Israel bzw. auf dem Sinai überwintert haben, bereits in Kürze ihre Brutnester erreichen werden, vermute ich, dass auch unser Biestower Storch in dieser Region, also im Nahen Osten und nicht in Afrika überwintert. Für einen erfahrenen Westzieher mit fester Horstbindung wäre er dagegen gerade in diesem Jahr deutlich zu spät dran. Auf seine Partnerin wird er nun vermutlich noch mindestens zwei Wochen warten müssen. 2018 und 2019 war das jeweils die beringte Störchin DEH H9835, Jahrgang 2010. Allerdings hatte unser Storchenmännchen im Vorjahr noch vor dem Eintreffen seiner Partnerin ein kurzes "Techtelmechtel" mit einer jungen, in Schweden beringten Störchin. Als die "Richtige" kurze Zeit eintraf, war die Schwedin schnell verschwunden.
Unterdessen wurde der Horstbesucher, der Anfang der Woche nacheinander in Fienstorf, Petschow und Broderstorf auf dem Nest festgestellt worden war, in der Zwischenzeit nicht mehr beobachtet. Er scheint weitergezogen zu sein.
9. März 2020
Erster Storch in Petschow gesichtet. Auch hier stellt sich die Frage: ein ernsthafter Interessent oder ein Durchzieher auf Besuch?
UPDATE 10. März 2020
Auch aus dem Nest Broderstorf I wurde gestern ein Storch gemeldet. Da der Ankömmling von Sonntag in Fienstorf wieder weg ist und die Orte Fienstorf, Broderstorf und Petschow sehr dicht beieinander liegen, verstärkt sich der Verdacht, dass es sich um ein und dasselbe Individuum handelt. Das Verhalten wäre so zu deuten, dass dieser Storch einen Partner/eine Partnerin sucht und dazu erst einmal verschiedene Nester der Umgebung inspiziert. Er dürfte neu in der Region sein, im letzten Jahr gab es östlich von Rostock keinen Brutstorch mit frühem (Westzieher-) Ankunftsdatum. Es ist durchaus möglich, dass er nach einigen Tagen wieder weiterzieht.
8. März 2020
Es gibt wieder Neuigkeiten vom Frühjahrszug der Störche! Unsere Karte ist bunter geworden. Das hängt damit zusammen, dass nunmehr auch der NABU Hamburg die Zugdaten seiner im letzten Jahr besenderten Altstörche öffentlich macht (https://hamburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/weissstorch/besenderungsprojekt/index.html). Einer von ihnen ist Westzieher, die anderen fünf sind auf der Ostroute unterwegs (wobei ein Hamburger Senderstorch wohl leider verschollen ist). Ihre Positionen sind in der Farbe lila markiert. Was lässt sich sagen?
- Die vier Altstörche, die in Spanien bzw. Marokko überwintert haben, sind alle bereits an ihren Nestern eingetroffen. Das passt ins Bild - die bruterfahrenen Westzieher sind generell fast alle schon an ihren Nestern.
- Auf der Ostroute haben drei Senderstörche in Israel bzw. auf dem Sinai überwintert. Sie sind alle jeweils sehr zügig unterwegs und werden vermutlich schon zur Monatsmitte an ihren Nestern in Nord- und Ostdeutschland eingetroffen sein. Das ist für Ostzieher ganz ungewöhnlich. In den letzten Jahren war zumeist auf die in Afrika überwinternden Ostzieher "gewartet" worden.
- Bei den Störchen, die in Ostafrika überwintert haben, gibt es offenbar eine viel stärkere zeitliche Spreizung als 2019. Loburg-Storch "Nobby" erreichte heute bereits den Bosporus, obwohl er im Südsudan überwintert hat. Er ist außerordentlich schnell unterwegs und rastet vor allem sehr selten. Auch der Sude-Storch "Sückau 2" ist sehr gut vorangekommen und aktuell bereits in der Türkei. Auch er hat kaum Pausen eingelegt.
- Senderstorch "Gustav" aus Schleswig-Holstein war am Samstag (6.3.) am Golf von Suez. Das ist für ihn vergleichsweise spät (Vergleichsdaten: 7.3.14, 21.2.15, 28.2.16, 4.3.17, 3.3.18, 3.3.19). Aber ich denke, er wird dennoch wieder Ende März an seinem Horst eintreffen.
- Die Masse der ostziehenden Senderstörche lässt es beim Zug nilabwärts dagegen recht gemächlich angehen. Ich würde meinen, dass die meisten ein paar Tage später als im letzten Jahr dran sind. Viele dürften zurzeit im Norden des Sudan sein. Gerade von dort gibt es leider nur selten aktuelle Daten, sodass unsere Karte zum Teil schon etwas veraltete Positionen anzeigt. Die spannende Frage wird nun sein - verzichten auch diese Störche auf längere (nicht witterungsbedingte) Unterbrechungen des Zuges? Sie alle hatten gute bis sehr gute Überwinterungsbedingungen. Ich denke allerdings nicht, dass diese Störche es noch bis Ende März nach Mitteleuropa schaffen. Aber für die erste Aprilhälfte sollte es allemal reichen.
- Drei der Senderstörche werden mit ziemlicher Sicherheit erst Ende April oder Anfang Mai bei uns eintreffen. Sie rasten noch in Tansania bzw. sind (Sude-Störchin "Gudow") erst sehr spät in Südafrika aufgebrochen.
Aus unserem Betreuungsgebiet gibt es von diesem Wochenende weitere Beobachtungen:
- gestern, 7.3.: 3 Störche nahrungssuchend bei Wiendorf
- heute, 8.3.: erster Storch auf dem Horst in Fienstorf - ein Besucher auf der Durchreise oder ein ernsthafter Interessent? Die nächsten Tage werden es zeigen.
4. März 2020
Seit drei Tagen ist die Webcam am Storchennest in Rostock-Biestow wieder aktiv. Und jetzt zeigt sich, dass die Nilgänse, von denen ich schon Anfang Februar berichtet hatte, offenbar immer noch Interesse am Nest haben. Sie erschienen vorgestern, gestern und heute für jeweils etwa drei Minuten auf dem Nest, um dann wieder abzufliegen. So lange sie nur so kurz bleiben und vor allem keine Brut beginnen, sollte es der erste zurückkehrende Storch nicht sehr schwer haben, sich durchzusetzen. Der hohe Bewuchs im Nest ist übrigens kein Grund zur Sorge - die aufgrund des ausgefallenen Winters besonders üppig gewachsenen Pflanzen halten zurückkehrende Störche nicht davon ab, ihr Vorjahresnest wiederzubesetzen und dann auch auszubauen.
Unterdessen sind in allen angrenzenden Altkreisen (NWM, GÜ und NVP) Störche auf ihren Horsten eingetroffen. Nur bei uns ist in dieser Hinsicht noch nichts passiert. Im letzten Jahr war Reinshagen zuerst besetzt, und zwar ab 13. März.
25. Februar 2020
Am gestrigen Montag ist nun auch in unserem Betreuungsgebiet ein Weißstorch gesichtet worden. Eine Ornithologin beobachtete ihn im Flug westlich des Rostocker Zoos. Ob er dort vielleicht Station gemacht hat, lässt sich bisher nicht sagen. Jedenfalls scheint es nicht das Männchen vom Webcam-Nest in Rostock-Biestow zu sein, das in den letzten Jahren immer um den 20. März an sein Nest zurückkehrte. Dort war heute kein Storch zu entdecken, der hohe Grünbewuchs wirkt weiterhin unberührt. Immerhin gibt es seit einiger Zeit auch keine Nilgans-Beobachtungen mehr auf dem Nest. Die zwischenzeitlichen Interessenten werden sich jetzt wohl woanders nach einem geeigneten Nistplatz umsehen.
Unterdessen dürften die meisten der besenderten Weißstörche aus Nord- und Ostdeutschland ihren Zug inzwischen begonnen haben. Im Bereich des Sudan sind die täglichen Zugstrecken zumeist aber noch recht kurz und es werden häufig Zwischenstopps eingelegt. Etwa zum Wochenende dürften die ersten dieser Störche den Golf von Suez erreichen. Schon wesentlich weiter ist Senderstorch "Jonas", der aber ja auch in Israel überwintert hat. Gestern überquerte er das mehr als 3.000 Meter hohe Taurusgebirge und ist jetzt im Inneren der Türkei unterwegs. Ich denke, er wird spätestens übermorgen am Bosporus eintreffen, so früh wie noch nie. Dort allerdings wird dann meistens noch eine längere Rast eingelegt, bevor es weiter geht zum Nistplatz im Drömling/Sachsen-Anhalt. Bereits sein Ziel erreicht hat der Senderstorch "Niendorfer". Er hatte in Marokko überwintert und traf heute an seinem heimischen Nest in Niendorf/Amt Neuhaus ein. Für die Westzieher ist der Zug wesentlich kürzer und auch ungefährlicher als für die Ostzieher. Die nachfolgende Karte zeigt die aktuelle Verteilung, wobei manche Störche allerdings einige Zeit nicht gesendet haben.
19. Februar 2020
Heute erreichte mich eine wirklich seltene Wiederfundmeldung. Im Jahre 2007 waren im Rostocker Zoo in den damals noch besetzten beiden Wildstorchnestern insgesamt sieben Jungstörche mit ELSA-Ringen markiert worden. Einer von ihnen erhielt die Ringnummer H5529. Dieser Vogel tauchte vier Jahre später, Anfang Mai 2011, nahrungssuchend in Südfinnland auf, wohin es Weißstörche nur höchst selten verschlägt. Ein aufmerksamer Beobachter machte einige schöne Fotos und stellte sie dankenswerterweise zur Verfügung. Eines davon habe ich hier noch einmal herausgesucht. Sechs Jahre später wurde H5529 im Norden Litauens während der Nahrungssuche abgelesen. Und genau an gleicher Stelle ist er Ende Mai 2019, also mitten in der Brutzeit, erneut abgelesen worden - dieses Mal als "wahrscheinlicher Brutvogel". In einem Alter von 12 Jahren ist dieser Status auch auf jeden Fall anzunehmen. Die Zuordnung zu einem Nest ist vermutlich auch deshalb schwer, weil es in Litauen eine extrem hohe Weißstorchdichte gibt, wahrscheinlich sogar weltweit die höchste in einem Land. Während der letzten Bestandserfassung zu Beginn der 2010er Jahre wurden dort schätzungsweise 19.500 Horstpaare festgestellt. Umgerechnet liegt die Storchendichte bei etwa 30 Horstpaaren pro 100 km² und damit etwa zehn Mal so hoch wie bei uns in Mecklenburg-Vorpommern!
17. Februar 2020
Die letzten Daten der besenderten Störche aus Nord- und Ostdeutschland in ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten zeigen es an: etliche Störche sind in Aufbruchstimmung, Zugunruhe macht sich breit. Dabei muss man sich den Heimzug in die mitteleuropäischen Brutgebiete nicht als eine kontinuierliche Abfolge gleich langer Streckenabschnitte vorstellen. Wann ein Storch zieht, wann er einen kurzen Zwischenstopp einlegt oder sogar einige Tage pausiert und wie schnell er vorankommt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Neben Wind und Wetter spielen auch die Beschaffenheit der zu überwindenden Strecken, das Nahrungsangebot und nicht zuletzt das Verhalten von zugerfahrenen Artgenossen eine große Rolle. Auf dem afrikanischen Kontinent, im Nahen Osten, in der Türkei und auch noch in Südosteuropa erfolgt der Zug in großen Trupps, die am Abend auch gemeinsam nach geeigneten Schlafplätzen Ausschau halten. In etwa zehn bis 14 Tagen dürften die ersten Störche, die im Sudan überwintert haben, den Golf von Suez erreicht haben. Von dort aus sind es dann noch etwa vier Wochen bis an die heimischen Nester.
Zurzeit registrieren wir bei folgenden Störchen deutliche Zugbewegungen:
- "Nobby" (Storchenhof Loburg/Sachsen-Anhalt): hat im Südsudan überwintert und war heute Abend bereits nordöstlich von Khartum, der Hauptstadt des Sudan
- "Rolando" (Sachsen-Anhalt): hat in der West-Darfur-Region überwintert und ist zunächst in Richtung Osten aufgebrochen
- "Sückau 2" (Sude-Projekt/Amt Neuhaus): ist etwas nördlicher als "Rolando" Richtung Nil unterwegs, aber gleiches Überwinterungsgebiet
- "Gudow" (Sude-Projekt/Mecklenburg-Vorpommern): Störchin war fast am Indischen Ozean, nahe Kapstadt/Südafrika, ist bereits über 1.000 Kilometer nach Nordosten gezogen
- "Jonas" (Drömling/Sachsen-Anhalt): ist von Israel in den Libanon gezogen - hoffentlich zieht er bald weiter
Bei allen übrigen "afrikanischen" Senderstörchen sind noch keine eindeutigen Zugbewegungen feststellbar. Gleich drei besenderte Störche dürften in Kenia und Nord-Tansania auf der Spur der großen Heuschreckenschwärme sein ("Pretener", "Mose" und "HL440").
Von den in Marokko bzw. Südspanien überwinternden Senderstörchen aus Nord- und Ostdeutschland ist Hans-Albert bereits vor einigen Tagen an seinem Nest in Vaale/Schleswig-Holstein eingetroffen. Der Storch "Niendorfer"
aus dem Sude-Projekt ist in Südostfrankreich angelangt, "Ursula" aus dem Loburg-
Projekt/Brutstörchin in NRW/ von Süd- nach Zentralspanien gezogen. Jungstorch "Waldemar" rastet auf einer Deponie bei Sevilla.
In unserem Betreuungsgebiet sind noch keine Weißstörche gesichtet worden.
8. Februar 2020
Jetzt sind auch die beiden ersten Störche des Jahres in Mecklenburg-Vorpommern an ihren Nestern eingetroffen. Es handelt sich dabei um Standorte, die in den letzten Jahren immer sehr früh besetzt waren. Der erste Storch in Güstrow wurde am erstmals am 4. Februar beobachtet, sein "Kollege" in Belitz sogar schon zwei Tage früher. Ihm stattete ich heute einen Besuch ab und traf ihn auch auf seinem Horst ruhend an (siehe Foto). Schon seit vielen Jahren ist der Belitzer Storch immer einer der ersten im Lande. Auch wenn er unberingt ist, dürfte es sich angesichts dieser Auffälligkeit um immer das gleiche Individuum handeln. Er zieht mit Sicherheit nicht sehr weit weg und müsste inzwischen schon ein für Weißstörche sehr hohes Alter erreicht haben.
4. Februar 2020
Anfang Februar beginnt für viele Weißstörche der Heimzug in ihre Brutgebiete. Viele Westzieher, die zu einem großen Teil in Spanien überwintern, haben sich bereits auf den Weg gemacht und werden in den nächsten Wochen nach und nach an ihren Nestern eintreffen. Angesichts eines sehr milden Winters sind in unseren Nachbarbundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen bereits etliche Rückkehrer registriert worden. Auch in Mecklenburg-Vorpommern kann jeden Tag mit der Ankunft des ersten Storchs gerechnet werden. Im Altkreis Bad Doberan ist nur ein einziges Mal in den letzten zwölf Jahren ein dauerhafter Rückkehrer schon im Februar an seinem Nest eingetroffen. Wir müssen uns also noch etwa vier bis sechs Wochen gedulden, bevor auch bei uns die neue Storchensaison beginnt. Bis dahin sind hoffentlich auch die Nilgänse wieder verschwunden, die sich in letzter Zeit mehrfach auf Storchennestern blicken ließen. Zuletzt wurden sie über mehrere Tage im Webcam-Nest Rostock-Biestow gesichtet. Ich selbst bekam sie allerdings noch nicht vor die Foto-Camera. Bisher sind Nilgänse östlich der Elbe noch längst nicht so stark verbreitet wie im Westen. Aus dem Großraum Rostock sind erst vereinzelte Bruten bekannt. Grundsätzlich aber nutzen Nilgänse auch Storchennester und sind besonders nach erfolgter Eiablage sehr robust bei der Verteidigung ihres Geleges. Da die Küken der Nilgänse Nestflüchter sind, beanspruchen sie ihre Brutplätze wesentlich kürzer als etwa Weißstörche. In Rostock-Biestow stünde notfalls ein Ausweichnistmast zur Verfügung, auf dem die Störche bis 2006 brüteten. Damals sorgten brütende Stockenten für den Umzug an den jetzigen Standort.
Auch in der Osthälfte Afrikas, wo die große Mehrheit unserer Störche den Winter verbringt, wird in Kürze der Frühjahrszug beginnen. Die unten folgende Karte verdeutlicht die aktuelle Verteilung der in Nordostdeutschland besenderten Weißstörche. Der NABU Schleswig-Holstein hat mitgeteilt, dass Senderstorch „Michael“, der fast zehn Jahre lang Daten übermittelte, leider im Dezember im Tschad verendet ist. Die meisten der besenderten Störche haben auch diesen Winter weit nördlich verbracht. Angesichts ungewöhnlich hoher Niederschlagsmengen war dies nicht verwunderlich. Das Nahrungsangebot dürfte im gesamten Überwinterungsgebiet 2019/20 sehr gut gewesen sein.
Ein großes Thema sind momentan die Heuschreckenschwärme, die aus Äthiopien, Somalia und jetzt auch Kenia gemeldet werden. Es handelt sich dort um die massivste Vermehrung seit 25 Jahren. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) rechnet mit verheerenden Folgen für die Ernährungssituation der Landbevölkerung in den inzwischen großflächig betroffenen Regionen. Auch muss mit einer weiteren Ausbreitung in Richtung Uganda und Südsudan gerechnet werden. Gleichzeitig kommt es zu einem massiven Einsatz von Pestiziden, die zumeist von Flugzeugen aus versprüht werden. Für die Weißstörche sind die vielen Heuschrecken sehr begehrte Nahrungstiere, denen sie gerne folgen. Andererseits werden sie durch den Gifteinsatz gegen ihre Beutetiere auch prinzipiell bedroht. Über die genauen Folgen herrscht unter den Wissenschaftlern Uneinigkeit. Aktuell halten sich mindestens zwei besenderte Störche im Einzugsgebiet der Heuschreckenschwärme auf (ein Storch des „Sudewiesen“-Projekts in Nord-Kenia und ein Loburger Jungstorch in Ost-Äthiopien). Bisher scheint es ihnen gut zu gehen.
9. Januar 2020
Der Jahresbericht über die Weißstorchsaison 2019 im alten Landkreis Bad Doberan und in der Hansestadt Rostock liegt vor und kann hier heruntergeladen werden.