27. Dezember 2018
Erfreuliche Neuigkeiten gibt es von den 16 nord- und ostdeutschen Senderstörchen zu vermelden, die über die Südostroute nach Afrika gezogen waren. Alle haben sich in den letzten Tagen gemeldet - wir können deshalb davon ausgehen, dass sie wohlauf sind. Ihre (im Internet unter www.movebank.org bzw. www.stoerche-nabu.de frei zugänglichen) aktuellen Aufenthaltsorte sind auf der Karte oben aufgetragen ("rot" steht dabei für Störche der Stork Foundation, "blau" für Störche des NABU-Projekts in Schleswig-Holstein und "grün" für Störche, die vom Storchenhof Loburg besendert wurden). Neben "Arthur" und "Michael" überwintert in diesem Jahr auch "Rolando" im Vierländerbereich Niger-Nigeria-Kamerun-Tschad. Senderstorch "Leon", der in den letzten Jahren immer im Norden Ugandas rastete, ist bis jetzt noch im Tschad geblieben, wo es vor allem im September viel geregnet hatte. Gleich drei Störche des Sude-Projekts halten sich schon seit geraumer Zeit im Südwesten des Sudan auf. Südlich von Nyala scheint es auch in diesem Jahr wieder ertragreiche Nahrungsflächen zu geben. Die NABU-Störche "Gustav", "Robert" und "Lilly" bevorzugen wie im letzten Winter den Südosten des Sudan. Auch hier gab es im August/September viel Regen. Die drei halten sich insgesamt nördlicher auf als 2017/18. Auch die Loburger Senderstörchin "Lysann" ist in diesem Gebiet unterwegs. Aus Äthiopien hat sich zuletzt der Loburger Storch HL437 gemeldet, der 2017/18 noch bis ins südliche Afrika zog und dann erst im Mai nach Mecklenburg-Vorpommern zurückkehrte. Ähnlich verlief damals der Zug bei "HL440", der jetzt ebenfalls nördlicher als im letzten Winter unterwegs ist. Anders als in Kenia, Somalia und Uganda hat es in Tansania in den letzten Wochen reichlich Niederschlag gegeben. Den weitesten Weg haben die beiden Sude-Senderstörche aus Gudow und Sückau zurückgelegt. Während letzterer einige Zeit lang im Königreich Lesotho war und jetzt in Richtung Nordosten weitergezogen ist, befindet sich der Brutstorch aus Gudow fast an der Südspitze Afrikas. Er ist dort jetzt in Küstennähe auf Nahrungssuche unterwegs. Insgesamt ist es in weiten Teilen Südafrikas sehr trocken und auch heiß. Wir dürfen sehr gespannt sein, wie sich die beiden Fernzieher auf dem Zug verhalten werden. Sie hatten in diesem Jahr sehr erfolgreich gebrütet (3 bzw. 5 flügge Jungstörche) und sollten den Heimzug nicht zu spät beginnen. Schließlich hat sich Senderstorch "Jonas" in diesem Jahr für Sharm-el-Sheikh als Überwinterungsort entschieden. 2016/17 und 2017/18 verbrachte er noch in Israel.
20. Dezember 2018
Der Jahresbericht über die Weißstorchsaison 2018 im alten Landkreis Bad Doberan und in der Hansestadt Rostock liegt vor und kann hier heruntergeladen werden.
10. Dezember 2018
Heute erreichte mich die traurige Nachricht, dass eine 2014 von uns in Rosenhagen bei Satow beringte Störchin bereits Anfang April im südlichen Polen an einer Mittelspannungsleitung tödlich verunglückt ist. Ihre Geschichte ist in verschiedener Hinsicht besonders. Die junge Storchendame entstammte einer Spätbrut und hatte Ende August 2014 den Abflug offenbar verpasst. Wir fingen sie ein, nachdem sie sich doch zu sehr an die gut gemeinte Versorgung durch die "menschliche Nachbarschaft" gewöhnt hatte und schließlich schon zur Terrassentür hereinschaute. Noch am gleichen Tag, dem 30. August, ging es dann zur Wiederfreilassung in die Nähe des Vogelparks Marlow, wo das nebenstehende Foto von ihr (rechts im Bild) entstand. Beringt mit DEH HN868, schloss sie sich offenbar "auf den letzten Drücker" westziehenden Störchen an, wurde schon eine Woche später in Rheinland-Pfalz und dann den ganzen Winter über mehrfach in Zentralspanien (Deponie Alcazar de San Juan) abgelesen. Im Frühling 2015 ging es über Frankreich zurück in den Nordosten, auf Rügen wurde sie abermals fotografiert. Danach dauerte es zwei Jahre bis zum nächsten Wiederfund - in Brook bei Lübz/PCH hat sie 2017 erfolgreich gebrütet. Dort haben wir sie 2018 nicht wiederfinden können und jetzt den traurigen Grund erfahren. Dass sie während der Hauptzugzeit im südlichen Polen gefunden wurde, mag erstaunen, geht die Weißstorchforschung doch im Allgemeinen davon aus, dass ein Storch in seinem Leben immer entweder nur die West- oder aber die Ostroute für den Zug wählt. HN868 ist ein weiteres Beispiel, dass diese Annahme nicht immer stimmt. Leider wurde sie noch nicht einmal vier Jahre alt. Ihr früher Tod macht einmal mehr auf die großen Risiken aufmerksam, die Weißstörchen nach wie vor speziell auf den Zugwegen ausgesetzt sind. In Osteuropa gehören ungesicherte Stromleitungen immer noch zu den besonderen Gefahrenpunkten.
7. Dezember 2018
Nachdem es gestern gelungen war, den schwedischen Storch SVS 1371 eindeutig zu identifizieren, kann ich heute seine Lebensgeschichte erzählen. Die Informationen stammen von Petter Albinsson, dem Leiter des schwedischen Weißstorchprojekts. Danach schlüpfte unser schwedischer Adebar 2011 in einem Zoo nördlich von Göteborg. Er kam dann in seinem ersten Winter in die Projektstation Hemmestorps Mölla, wo er bis 2014 blieb. Anschließend wechselte er in die Station Karups Nygaard, wo er bis Januar 2018 blieb. Hier verpaarte er sich nacheinander mit mehreren Störchen (das Geschlecht von 1371 ist nicht bekannt). 2016 und 2017 zog er - auch weiterhin in Gefangenschaft - mit SVS 1300 jeweils zwei Jungstörche groß. Dieses Brutpaar wurde im März 2018 in einem speziellen Auswilderungsgebiet in die Freiheit entlassen, in der Hoffnung sie würden sich in der näheren Umgebung einen Brutplatz suchen. Dies geschah jedoch nicht. Während SVS 1300 verschwand, wurde unser Storch SVS 1371 ab Juni auf der großen Ostseeinsel Öland gesehen. Letztmalig erfolgte hier am 7. Oktober eine Sichtung. Danach wechselte er auf die Insel Rügen, wo er sich bis etwa Ende November aufhielt. Seit nunmehr knapp zwei Wochen hält sich SVS 1371 also im Großraum Rostock auf. Für die schwedischen Projektverantwortlichen ist es eher überraschend, dass dieser Storch, der in seinen ersten sechs Lebensjahren niemals gezogen war, nach der Freilassung über die Ostsee nach Nordostdeutschland migriert ist. Ganz ähnlich verhielt sich ja übrigens auch der ebenfalls Anfang 2018 freigelassene SVS 1515, den ich im August und November im Vogelpark Marlow entdeckt hatte.
4. Dezember 2018
Am heutigen Abend wurde ich nach Lambrechtshagen, westlich von Rostock gerufen, wo es sich ein Storch auf einer Vogelvolière gemütlich gemacht hatte. Offensichtlich hält er sich schon seit etwa drei Tagen dort (bzw. auf den angrenzeden Feldern) auf. Ich vermute, es ist der gleiche Storch, der letzte Woche in Bad Doberan und bei Reddelich beobachtet wurde. Anhand der vorhandenen Beringung war eine Zuordnung möglich. Die drei Farbringe rot - orange - gelb verweisen auf einen vermutlich im 2. Kalenderjahr befindlichen Storch, der aus Schweden stammt. Am 22. Oktober wurde er auf Rügen abgelesen. Da er sich nicht sehr scheu zeigte, muss wohl davon ausgegangen werden, dass er bereits engeren Kontakt mit Menschen gehabt hat.
Foto: Jannik Kroll
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Ebenfalls heute wurde bekannt, dass sich die inzwischen 16jährige Storchendame mit dem Ring Hiddensee L975 (beringt 2002 im Rostocker Zoo), über die wir in den vergangenen Jahren immer wieder berichtet hatten, abermals für das Rheinland als Überwinterungsgebiet entschieden zu haben scheint. Heute wurde sie am Ortsrand von Rödingen (Landkreis Düren) auf einer Laterne stehend identifiziert. Üblicherweise verbringt sie die Brutsaison im Bereich Verden/Niedersachsen und wechselt dann nach Westdeutschland. Etwa Anfang Januar trifft sie meistens in dem kleinen Ort Schaephuysen (Landkreis Kleve) ein, wo sie schon freudig erwartet wird.
2. Dezember 2018
Seit wenigen Tagen liegen nun auch die aktuellen Zahlen für das Weißstorchjahr 2018 in Mecklenburg-Vorpommern vor. Und anders als bei uns im Altkreis Bad Doberan setzte sich der Bestandsrückgang im Land abermals fort. Die Anzahl der Horstpaare sank nochmals um 40 auf nur noch 666. Mit diesem erneuten Rückgang um mehr als 5 Prozent wurde abermals ein historischer Tiefststand erreicht. Besonders negativ war die Entwicklung dieses Mal in den Altkreisen Demmin und Uecker-Randow, in denen der Weißstorch noch vergleichsweise häufig vorkommt. Bad Doberan war der einzige Altkreis, der 2018 einen - wenn auch minimalen - Zuwachs verbuchen konnte. Beim Storchennachwuchs deutet ein landesweiter JZa-Wert von 1,73 auf ein durchschnittliches Jahr hin. Damit blieb die für den Bestandserhalt entscheidende Grenze von 2,0 zum nunmehr zehnten Mal in Folge unerreicht.
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In der vergangenen Woche wurde zunächst in Bad Doberan und später bei Reddelich nochmals ein frei fliegender Weißstorch beobachtet. In dieser Jahreszeit sorgte er wieder für Aufsehen, aber er ist wohlauf und ernährt sich aus der offenen Landschaft, sodass aktuell kein Grund zur Sorge besteht. Da nicht festgestellt werden konnte, ob er einen Ring trägt, kann zu seiner Herkunft nichts gesagt werden.
14. November 2018
Bevor ich auf die aktuelle Lage der in Afrika überwinternden nordostdeutschen Senderstörche eingehe, möchte ich kurz über den Ende Oktober in Rerik eingefangenen Jungstorch berichten. Die letzte Nachricht aus dem Rostocker Zoo lässt darauf schließen, dass er tatsächlich nur leichter verletzt war und wir auf eine vollständige Genesung hoffen können. Ebenso haben Recherchen ergeben, dass es sich bei ihm mit großer Wahrscheinlichkeit um den in Pankelow allein zurückgelassenen Jungstorch handelt.
Ein Besuch im Vogelpark Marlow am letzten Wochenende brachte die aufschlussreiche Erkenntnis, dass dort alle ELSA-beringten und flugfähigen Brutstörche abgezogen sein dürften. Andererseits sind dort auch jetzt noch mindestens vier flugfähige Störche (neben den 25 invaliden Störchen, die dauerhaft vom Team des Vogelparks versorgt werden) anzutreffen. Darunter befindet sich auch der schwedische "Projektstorch" SVS 1515, der im Frühjahr in Südschweden gebrütet hatte und schon im August in Marlow identifiziert worden war.
Unterdessen scheint in Afrika die erste längere Rastphase ihrem Ende entgegen zu gehen. Bis auf vier Störche (drei im Sudan und einer zunächst in Israel, jetzt auf dem Sinai) waren alle anderen (= 12) in den Tschad gezogen und hatten sich dort überwiegend von Nordost nach Südwest fortbewegt. Inzwischen findet vielfach eine Ostverlagerung statt. Es wird sehr interessant zu beobachten sein, wie viele der Senderstörche dauerhaft am südlichen Rand der Sahel-Zone verbleiben und wie viele nach Ost- bzw. Südafrika weiterziehen werden. Aktuell ist ein Senderstorch des Sude-Projekts (aus Sückau) bereits in Tansania angelangt. Dagegen scheinen zwei erfahrene Störche aus Schleswig-Holstein ("Arthur" und "Michael") erneut im Bereich des Tschadsees verbleiben zu wollen. Leider wird aus Ost- und auch aus Südafrika bereits jetzt eine recht ausgeprägte Trockenheit gemeldet. Dagegen hatte es zu Beginn der aktuellen Regenzeit weiter im Norden, da wo sich unsere Senderstörche zurzeit überwiegend aufhalten, überdurchschnittlich viel Niederschlag gegeben.
Positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass lediglich ein Storch ("Rolando"/Loburg-Projekt) längere Zeit keine Daten übermittelt hat. Bei allen anderen war das innerhalb der letzten 10 Tage der Fall.
23. Oktober 2018
Erneut erreichen uns Meldungen von einem Jungstorch, der sich im Bereich von Rerik, nahe der Ostsee aufhält. Erstmals war das am 18. Oktober der Fall, und heute, fünf Tage später, nun ein weiteres Mal.
Hier gilt das, was ich zuletzt schon zum Pankelower Storch geschrieben hatte. Es ist sogar gut möglich, dass es sich um das gleiche Individuum handelt.
Update 25. Oktober
Am heutigen Donnerstag ist der Jungstorch in Rerik von Storchenfreundin A. Hornburg und einigen engagierten Passanten eingefangen und in die Rostocker Tierklinik gebracht worden. Zuvor war am rechten Flügel eine blutige Verletzung festgestellt worden, die den Youngster so stark behinderte, dass wir dieses Mal erfolgreich eingreifen konnten, denn er flog bei Annäherung nicht ab. Erste Untersuchungen ergaben, dass es sich möglicherweise "nur" um eine Fleischwunde handeln könnte. Sicher ist das aber noch nicht. Auf jeden Fall wird er jetzt tierärztlich und tierpflegerisch versorgt. Es ist geplant, dass er zumindest den Winter über im Rostocker Zoo bleibt. Dort leben zwei nicht mehr auswilderungsfähige Artgenossen.
6. Oktober 2018
Nachdem er seit Mitte September einige Zeit lang nicht beobachtet worden war, ist der Pankelower Jungstorch jetzt wieder regelmäßig in der Nähe seines Geburtsnestes auf Nahrungssuche zu sehen. Weil die zeitliche Übereinstimmung sehr gut passt und Störche im Oktober bei uns wirklich ganz selten sind, gehen wir davon aus, dass es dieser Youngster war, zu dem wir vor gut zwei Wochen nach Rostock gerufen worden sind. Es wird eine etwas ausgedehnte Erkundungsphase gewesen sein, aber ohne erfahrene Artgenossen fehlt ihm die Orientierung für den Zug. Anhand der vielen besorgten Anfragen ist deutlich zu merken, dass ein Storch im Oktober bei uns als "fehl am Platze" wahrgenommen wird. In anderen Bundeslänfern, etwa Niedersachsen, Schleswig-Holstein oder Bayern, wäre das ganz anders. Hier hat sich längst eine Tradition auch überwinternder Störche herausgebildet.
Demnach kann ich mich hier jetzt nur wiederholen: der Storch findet selbst genug Nahrung, sofern nicht ein massiver Wintereinbruch mit Eis und Schnee die Zugänglichkeit zu Nahrungstieren verhindert. Es besteht aktuell kein Grund, sich um ihn zu sorgen. Von Fütterungen ist dringend abzuraten. Insgesamt vier vergebliche Anläufe bei (leicht) verletzten Jungstörchen seit Ende August haben zudem gezeigt: ein gesunder Storch lässt sich in der Regel nicht einfangen.
21. September 2018
Es ist schon sehr ungewöhnlich, dass in diesem Jahr eine ganze Reihe von Jungstörchen das Brutgebiet auch im September noch nicht verlassen hat. Heute wurden wir nach Rostock in den Fischereihafen gerufen. Auf dem Parkplatz eines Autohauses stehe seit Stunden ein apathisch wirkender, offenbar am Bein verletzter Storch, dem man sich bis auf wenige Meter nähern könne. Als wir am späten Nachmittag vor Ort erschienen, stellte er sich als unberingter Jungstorch heraus. Inzwischen schien es ihm schon wieder etwas besser zu gehen. Er humpelte bei Annäherung leicht mit dem einen Ständer, schwang sich dann jedoch ohne Schwierigkeiten in die Lüfte und landete auf dem Dach des Autohauses, von wo aus er uns misstrauisch beobachtete. Wie ist der Fall zu bewerten? Was wollte der Youngster auf dem Parkplatz, wo es weit und breit nichts zu fressen gab? Wir können es uns nur so erklären, dass er heute Vormittag eine Kollision erlitten hat, bei der sein einer Ständer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Dafür spricht auch eine kleinere Blutspur an diesem Bein. Vielleicht war er von dem heute stürmischen Wind überrascht worden und befand sich erst einmal in einem traumatisierten Zustand. Nach einigen Stunden hatte er sich davon wohlmöglich etwas erholt. Woher dieser noch recht klein wirkende Storch stammt, lässt sich nicht klären. Vor einigen Tagen wurde jedoch bei Bargeshagen, nicht sehr weit entfernt vom heutigen Auffindungsort, ein Storch auf Nahrungssuche beobachtet. Er ist voll flugfähig und damit praktisch nicht einzufangen. Somit können wir auch in diesem Fall nur hoffen, dass die Verletzung nicht so schwer wiegend ist und er sich weiterhin allein zu helfen weiß.
19. September 2018
Während sich in Mecklenburg-Vorpommern immer noch vereinzelt Störche aufhalten, haben alle 16 besenderten Ostzieher-Altstörche der drei nordostdeutschen Forschungsprojekte in Loburg (Storchenhof), Bergenhusen (NABU) und Preten (Stork Foundation) ihr erstes Etappenziel erreicht. Erfreulicherweise gab es auf dem Weg über Südosteuropa und den Nahen Osten nach Afrika keine Verluste. Dabei fiel auf, dass nahezu alle Störche über Syrien und nicht den Libanon flogen. Wie schon in den Vorjahren ist der Tschad wieder das beliebteste erste Zugziel. Mindestens elf Senderstörche sind hierher gezogen. In den letzten Wochen gab es verbreitet ergiebige Niederschläge, sodass die Adebare nach der anstrengenden Überquerung der Sahara reichlich Nahrungstiere vorfinden sollten. Zwei Weibchen, Lysann (Loburg) und Lilly (NABU) haben sich dagegen für eine östlichere Route entschieden und halten sich momentan im östlichen Sudan auf. Auch in dieser Region gab es sehr viel Regen. Hier vermute ich auch den Sude-Senderstorch "Blue", auch wenn seine letzte Meldung (31. August) aus dem nördlichen Sudan stammt. Im Tschad und vor allem auch im Sudan gibt es große Lücken bei den Sendemasten, sodass es gelegentlich zu großen zeitlichen Abständen bei der Übertragung der Positionsdaten kommen kann. Senderstorch Robert (NABU) befindet sich wie im Vorjahr auf der Sinai-Halbinsel in Sharm-el-Sheikh. Es ist nach den Erfahrungen des letzten Zuges damit zu rechnen, dass er noch nach Afrika weiterziehen wird. Anders sieht es bei Jonas (Storchenhof Loburg) aus, der schon die letzten beiden Winter komplett in Israel verbracht hat und das offenbar auch dieses Mal so plant.
9. September 2018
Heute früh sind wir zu dritt nach Liepen und Tessin gefahren, um nach den von dort gemeldeten Störchen zu schauen. Dank einer ausgezeichneten Videoaufnahme des Liepener Horstbetreuers und der genauen Auswertung früherer Beobachtungen ergibt sich jetzt folgendes Bild: Der von uns am 3. Juli beringte Jungstorch (aus einer Spätbrut) wuchs zunächst ganz normal heran und wurde auch zeitgerecht flügge. Danach stand er unter anderem auf Hausdächern, eine Behinderung an den Füßen, wie sie am Freitag jetzt deutlich zu erkennen war, lag damals noch nicht vor. Irgendwann in den letzten ein bis zwei Wochen muss er sich eine schwere Verletzung an einem oder beiden Unterschenkeln oder Füßen zugezogen haben. Danach konnte er nur noch sehr schwer stehen, im Nest und auch auf Nahrungsflächen wurde er fast nur noch liegend beobachtet. Allerdings war er weiterhin voll flugfähig. Seit Freitagabend ist der Jungstorch nun verschwunden. Auch eine intensive Nachsuche im Umfeld des Horstes durch die Familie des Horstbetreuers brachte kein Ergebnis. Das Wahrscheinlichste ist, dass der Jungstorch irgendwo verunglückt ist und nicht mehr lebt. An einen Wegzug mag ich nicht glauben, zumal nicht bei einem Starttermin am Abend (ohne die erforderliche Thermik).
Anders sieht es in Tessin aus. Hier wurde erneut der schon Ende August beobachtete Storch gemeldet, der zumindest zeitweise seinen rechten Flügel hängen lässt und sich ansonsten in den Recknitzwiesen ernährt. Seinerzeit hatte ich ihn abends auf einer Laterne angetroffen, er musste also flugfähig sein. Diesen Eindruck hat er heute eindrucksvoll bestätigt. Bei Annäherung bis auf 20 Meter erhob er sich völlig problemlos und flog ab. Auch wenn wir ihn gerne durch einen Tierarzt untersuchen lassen würden, bleibt festzuhalten: im jetzigen Zustand ist er voll flugfähig und ernährt sich eigenständig. Ein Eingreifen ist nicht möglich.
6. September 2018
Heute erreichte mich die Nachricht, dass in Liepen noch ein Jungstorch am Nest ist. Er ist bereits seit 3 Wochen flügge, hat also schon reichlich Flugerfahrung. Auch hier besteht die berechtigte Hoffnung, dass der Youngster noch abziehen wird. Zwischenzeitlich wurde noch ein zweiter Storch im Nest beobachtet. Am letzten Wochenende traf ich übrigens bei Trinwillershagen/RDG einen unberingten Jungstorch an, der sich schon ganz an den dortigen Kranichen orientiert und offenbar auch mit ihnen im Flachgewässer des Schlafplatzes übernachtet.
31. August 2018
Gestern Abend habe ich mich noch einmal selbst davon überzeugt, dass der Pankelower Jungstorch wohlauf ist. Ich konnte ihn gegen 20.15 Uhr auf dem Stück Acker beobachten, das der örtliche Landwirt kurz zuvor bearbeitet hatte. Er war eifrig auf Nahrungssuche und hatte dabei sichtbar viel Erfolg. Der kräftige Regen hat das Nahrungsangebot deutlich verbessert. Zum Schluss flog er noch elegant über mich hinweg zum Nest, auf dem er sicher landete. Heute morgen beobachteten Storchenfreunde das gleiche Bild. Auch wenn kein Altvogel mehr bei ihm ist, bleibt zu hoffen und zu erwarten, dass er in absehbarer Zeit noch abzieht. Ende August/Anfang September sind durchaus noch einzelne Artgenossen in der weiteren Umgebung anzutreffen. Und auch andere Zugvögel, die im Herbst in wärmere Gefilde abziehen, können als Orientierungspunkte dienen. Besonders im Zusammenhang mit dem Kranichzug ist das schon wiederholt beobachtet worden.
Zu einem dieser rotbeinigen Artgenossen wurde ich am gestrigen Abend zuvor nach Tessin gerufen. Angeblich würde ein Storch seit einigen Tagen flugunfähig und wohl flügelverletzt auf einer Wiese stehen. Diese Einschätzung stellte sich schnell als Irrtum heraus. Ich traf den unberingten Altvogel bei strömendem Regen auf einer Laterne stehend am Tessiner Sportplatz an. Dort wird er sicher auch die Nacht verbracht haben. Ob nun eine leichtere Verletzung vorliegt, konnte nicht geklärt werden.
In beiden Fällen (und auch sonst) gilt: flugfähige Weißstörche lassen sich in der Regel nicht einfangen. Es besteht keine Gefahr, dass sie verhungern könnten, auch wenn sie mehrere Tage nacheinander an gleicher Stelle angetroffen werden und sich dort ernähren. Erst bei starkem Frost in Verbindung mit hohem Schnee wird es kritischer. Damit müssen wir in den nächsten Wochen sicher nicht rechnen. Aber auch dann wissen sich Störche in der Regel zu helfen und weichen rechtzeitig in wärmere Gegenden aus. Oft ist es umgekehrt - Störche werden durch fütternde Menschen angelockt und vermitteln dann den Eindruck, ihnen müsste dringend geholfen werden. Storchenbetreuer-Kollege Ulf Bähker hatte im Landkreis NWM gerade einen solchen Fall, über den auch das ndr-nordmagazin berichtet hat. Der dortige Jungstorch war derart mit Fisch, Bratwurst etc. überfüttert worden, dass er jetzt - im Vogelpark Marlow - erst einmal wieder abgemagert werden muss...
29. August 2018
Heute erreichte mich die Nachricht, dass der Pankelower Jungstorch nun tatsächlich fliegt. Er wurde schon mehrfach dabei beobachtet und landete anschließend auch ganz gekonnt wieder auf dem Nest. Dafür ist er inzwischen aber wohl tatsächlich ohne Elternstorch und erst einmal auf sich allein gestellt. Was ist in so einem Fall zu tun? Am besten erst einmal gar nichts, vor allem sollte der Youngster nicht gefüttert werden, auch wenn er sich noch eine Zeit lang in der Nähe des Nestes aufhält. Der örtliche Landwirt berichtete, dass er morgen ganz in der Nähe ein größeres Ackerstück pflügen wird - eine sehr gute Gelegenheit für den Jungstorch, um selbstständig an Nahrungstiere zu gelangen. Nahrungsmangel besteht für ihn auf keinen Fall, zumal es auch noch regnen soll. Sollte er nicht abziehen und später Probleme bekommen, wäre es immer noch eine Option, ihn dann einzufangen und in den Rostocker Zoo zu bringen. Ein Broderstorfer Jungstorch des Jahrgangs 2014, der den ersten Winter bei uns verbrachte und dann selbstständig den Weg an die Futterquelle Vogelpark Marlow fand, ist in diesem Jahr übrigens erfolgreicher Brutvogel in Laake/Amt Neuhaus gewesen. HN061 entpuppte sich als Weibchen und zog zwei Jungstörche groß!
27. August 2018
Nachdem inzwischen auch bei uns fast alle Störche in den Süden aufgebrochen sind, häufen sich nun die besorgten Anfragen wegen des letzten verbliebenen Jungstorchs in Pankelow I. Angeblich sei er vor drei Tagen das letzte Mal gefüttert und danach von den Altvögeln verlassen worden. Es müsse umgehend etwas unternommen werden, die Rettungsleitstelle wurde eingeschaltet und auch die Freiwillige Feuerwehr bot schon ihre Unterstützung an. Das ist alles sehr gut gemeint, und wir freuen uns, dass auf den Youngster geachtet wird. Der Horstbetreuer vor Ort meldete nun aber, dass der Jungstorch tagsüber kräftiges Flugmuskeltraining betreibt und dabei auch schon ein erhebliches Stück vom Nest abhebt. Und er berichtete von einem Altstorch, den er heute Nachmittag am Nest beobachtet hat. Am Abend bin ich nochmals selbst nach Pankelow gefahren, um mir vor Ort ein eigenes Bild zu machen. Ich traf einen munteren, im Nest umher spazierenden und sich putzenden Storch an, der keine Anzeichen einer Erkrankung oder übermäßigen Schwächung aufwies. Bei einer von mir angedeuteten Annäherung - natürlich am Boden - reagierte er durch Ausweichen auf die jeweils andere Seite des Nestes.
Welche Schlussfolgerungen sind zu ziehen?
1. Der Jungstorch ist zwischen 66 und 70 Tagen alt und damit noch innerhalb des Zeitfensters, das fürs Flüggewerden üblich ist.
2. Es ist noch mindestens ein Altstorch am Nest und versorgt den Youngster; allerdings deutlich weniger als zuvor. Dies geschieht bei Weißstörchen in der Endphase der Nestlingszeit instinktiv, um den hungrig werdenden Nachwuchs zum Ausfliegen zu verleiten. Die wenigen Fütterungen werden dann von Anwohnern gar nicht mehr wahrgenommen. Ähnlich erging es im Juli natürlich auch den vier Biestower Jungstörchen, nur dass es da von der Webcam exakt festgehalten wurde.
3. Wir können vorerst darauf setzen, dass der Jungstorch in den nächsten Tagen flügge wird und dann bald darauf mit seinem beringten Vater - einem Spanien-Überwinterer - abzieht.
4. Ein Eingriff am Nest mit dem Ziel der Aushorstung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht angezeigt. Der Jungstorch ist agil und würde bei Annäherung durch eine Drehleiter möglicherweise in Panik vom Nest springen. Das wollen wir nicht riskieren.
5. Natürlich wird die Entwicklung des Jungstorchs weiter intensiv beobachtet.
Der in unserem Betreuungsgebiet späteste bisher beobachtete Termin für das Flüggewerdens war übrigens 2010 ein einzelner Jungstorch in Niendorf - es war der 3. September. Wenige Tage später zogen Alt- und Jungstorch gemeinsam ab.
26. August 2018
Die große Mehrzahl unserer Störche hat die Brutregion verlassen und ist auf dem Weg in den Süden. Bis auf den sehr spät geschlüpften Jungstorch in Pankelow I ist der gesamte Storchennachwuchs inzwischen flügge. Nun dauert es wieder etwa sieben Monate, bis die ersten Störche zur nächsten Brutsaison zurückkehren werden. In der bei uns "storchenlosen" Zeit gibt es wieder die Möglichkeit, den Zug und die Überwinterung von insgesamt 16 in Nord- und Ostdeutschland beheimateten und besenderten Altstörchen zu verfolgen. Ich werte dazu wie in den Vorjahren die im Internet frei zugänglichen Daten dreier Besenderungsprojekte (NABU Schleswig-Holstein/5 Störche; Storchenhof Loburg/6 Störche; Stork Foundation Elbtalaue/5 Störche) aus und werde an dieser Stelle in Abständen berichten. Erfreulicherweise schafften in der letzten Zugperiode 13 von 14 dieser erfahrenen Altvögel die Rückkehr zu uns. Drei weitere Senderstörche sind nun noch hinzugekommen, darunter ein Brutstorch aus Gudow, ganz im Westen von Mecklenburg-Vorpommern. Wir können davon ausgehen, dass unsere Brutstörche aus der Region Bad Doberan, die ganz überwiegend ebenfalls die Ostroute nutzen, ganz ähnliche Bedingungen vorfinden werden. Die 16 Senderstörche sind also sozusagen "Referenzstörche", die es erahnen lassen, wie es unseren Schützlingen in Afrika geht.
Im Vergleich zum Vorjahr sind tatsächlich die meisten Senderstörche früher aufgebrochen. Offensichtlich gab es witterungstechnisch gute Startbedingungen und in weiten Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, Sachsen-Anhalts und Brandenburgs kein gutes Nahrungsangebot mehr. Eine Ausnahme bilden die Störche in Schleswig-Holstein, von denen zwei bisher noch gar nicht auf den Zug gegangen sind. Unter dem Strich kommt es aber selten vor, dass am 20. August schon - wie bei unseren 16 Senderstörchen - über 80 Prozent aufgebrochen sind. Zwei der "Sude-Störche", die beide sehr erfolgreich gebrütet hatten, starteten bereits Anfang August. Sie sind bisher auch die einzigen, die schon Ägypten erreicht haben. Von den übrigen kamen die letzten Ortungen aus Israel (2), der Türkei (4), Rumänien (4), Polen (1) und Deutschland (1). Drücken wir ihnen die Daumen, dass sie ihre erste große Etappe, die sie in der Regel in den Tschad und den Sudan führen werden, unbeschadet überstehen. Nach den verfügbaren Klimadaten hat es dort in der bald zu Ende gehenden Regenzeit leicht überdurchschnittliche Niederschlagsmengen gegeben. Das wäre eine günstige Voraussetzung für ein gutes Nahrungsangebot.
17. August 2018
Frühmorgens um Dreiviertelneun haben wir heute die drei "Bruchpiloten" ausgewildert, die für zwei bis drei Wochen im Rostocker Zoo aufgepäppelt worden waren. Nachdem wir im Vorjahr Pech hatten, dass bei Parkentin gerade zwei Seeadler vorbeikamen, die dann einen unserer gerade frei gelassenen Jungstörche schwer verletzten, sind wir dieses Mal wieder nach Jürgenshagen/GÜ gefahren, wo wir in der Vergangenheit auch schon mehrfach erfolgreich ausgewildert hatten. Große, weite Wiesenflächen und keine Stromleitungen weit und breit bieten sehr günstige Voraussetzungen (die Windkraftanlagen sind weiter weg als man bei Ansicht des obigen Fotosw annehmen möchte) für die noch völlig flugunerfahrenen Youngster. Und dieses Mal lief alles wie im Bilderbuch. Zwei der Jungstörche erhoben sich sofort, um bei leicht auffrischender Brise ihre ersten Runden zu drehen. Eindrucksvoll stellten sie ihre Flugfähigkeit unter Beweis. Nummer 3 staunte erst einen Moment, schloss sich dann aber kurze Zeit später auch an. Schon mittags, als Storchenfreundin A. Hornburg eine Kontrollfahrt unternahm, war von den Dreien nichts mehr zu sehen. Hoffen wir, dass wir in den nächsten Jahren noch wieder von ihnen hören werden!
Um wen handelte es sich eigentlich? Einer der drei kam aus Satow (Ringnummer BW08) und die beiden übrigen aus Zeez (Ringnummern CE07 und CE08). Sie hatten ernährungstechnisch beide erheblichen Nachholbedarf, als sie in den Rostocker Zoo gebracht werden mussten. Zur Erinnerung: sie gehörten zu einer Vierer-Brut, bei der ein Altvogel mitten in der Saison leider spurlos verschwunden war. Jetzt aber war es ein toller Anblick, als sie sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Lüfte erhoben und ihre ersten Runden drehten. Ein herzliches Dankeschön geht wieder an den Rostocker Zoo und seine Tierpfleger/innen, der hier wieder ganz hervorragend geholfen haben.
14. August 2018
Im zurückliegenden Urlaub war es mir möglich, einem Standort des schwedischen Wiederansiedlungsprojekts für Weißstörche einen Besuch abzustatten. Hemmestorps Mölla liegt im Süden des Landes, nicht weit entfernt von Malmö und Lund. Insgesamt gibt es hier, in Schonen, vier derartige Stationen, in denen Jungstörche erbrütet und (später zum Großteil freigelassen) werden. Unsere beiden Brutstörchinnen in Bandelstorf (SVS 1962) und Neu Rethwisch (SVS 1899) stammen von hier. 2015 wurden sie von Hemmestorps Mölla aus in einem großen Pulk freigelassen. Auch jetzt sind Ende Juli wieder etwa 80 Jungstörche ausgewildert worden. Vor zwei Jahren war ein solcher Pulk auch für einige Tage bei Parchim in Mecklenburg-Vorpommern zu beobachten. In Schweden war der Weißstorch Mitte des 20. Jahrhunderts praktisch ausgestorben. Das "Storkprojektet" hat es sich zum Ziel gesetzt, mindestens 150 zufütterungsunabhängige, frei lebende Storchenpaare anzusiedeln. Davon ist man zurzeit noch ein gutes Stück entfernt, aber erste Erfolge sind zu erkennen.
Neben der Freilassung der jährlich in den Großvolieren ausgebrüteten Jungstörche, von denen man sich erhofft, dass sie zum Großteil nach Schweden zurückkehren und
dort frei brüten, wird von den Verantwortlichen noch ein zweiter Weg verfolgt. Er lässt sich sehr gut am Beispiel des Storchs SVS 1515 verdeutlichen, den ich - wie berichtet - vorgestern im
Vogelpark Marlow angetroffen habe. Petter Albinsson, der neue Projektleiter, hat mir gerade heute seinen Lebenslauf vorgestellt. SVS 1515 wurde 2012 in der Großvoliere Karups
Nygård von dort gefangen gehaltenen Störchen ausgebrütet. Bis März 2014 wurde er anschließend in einer anderen Station, Fulltofta, zurückgehalten. Dann kam er nach Hemmestorps Mölla, wo er in den
Jahren 2016 und 2017 erfolgreich in der dortigen Großvoliere brütete (drei bzw. vier flügge Jungstörche). Am 15. Februar diesen Jahres wurde er im Nordosten Schonens freigelassen. Dort in der
Nähe, in Hovby, hat er auch einen Brutversuch gestartet, diesen jedoch leider im Mai abgebrochen. Seitdem wusste Petter nicht, wo sich SVS 1515 aufhielt. Nun also die Ablesung im Vogelpark
Marlow, die zeigt, dass auch dieser Storch, der die ersten fünf Jahre seines Lebens in Gefangenschaft zugebracht hatte, migriert. Es ist sicher eine spannende Frage, ob er nach Schweden
zurückkehrt oder sich vielleicht für ein Brutrevier in Deutschland entscheidet. Der Erfolg des schwedischen Wiederansiedlungsprojekts ist langfristig sicher auch ganz entscheidend davon abhängig,
wie gut die Lebensräume bzw. Brutreviere der Störche in Schweden ausgestattet sind. Ebenso ist es sehr wichtig, dass die in Gefangenschaft ausgebrüteten Störche möglichst wenig Kontakt mit
Menschen haben.
13. August 2018
Während viele unserer Jungstörche schon längst auf dem Weg in den Süden sind, ist dieser Youngster noch nicht so weit. Er wächst als Ergebnis einer Spätbrut auf dem Schornsteinhorst in Pankelow I heran. Spätestens zum Monatsende und damit immer noch rechtzeitig sollte aber auch er flügge sein.
12. August 2018
Auch in diesem Jahr ist der Vogelpark Marlow wieder ein besonderer Treffpunkt für Weißstörche. Besonders zur Abzugszeit, also in der ersten Augusthälfte, finden sich hier zur täglichen Fütterung regelmäßig viele Wildstörche ein. Auch für Ringableser gibt es dabei immer wieder spannende Entdeckungen zu machen. Am heutigen Sonntag zählte ich um 15.45 Uhr insgesamt 50 Störche. Da der Vogelpark selbst nur 19 (flugunfähige) Störche betreut, müssen also 31 zusätzlich eingeflogen sein. Insgesamt 6 von diesen Wildstörchen trugen Vogelwartenringe:
- DEH H8958: Nichtbrütendes Männchen Kneese Hof/RDG
- DEH HL921: Nichtrbrütendes Männchen, im Vorjahr Brutvogel Bartelshagen I/RDG
- DEH HL969: Männlicher Brutvogel Völkshagen/RDG
- Hiddensee BW29: Diesjähriger Jungstorch aus Klockenhagen/RDG
- Hiddensee BW33: Diesjähriger Jungstorch aus Bartelshagen II/RDG
- SVS 1515 (+ Farbringe pink-gelb-pink): schwedischer Altvogel, etwa 5 Jahre alt, bisher bei uns nicht in Erscheinung getreten (siehe Foto)
11. August 2018
Nach meinem Urlaub gibt es wieder einige Neuigkeiten von unseren Störchen zu berichten. Beginnen möchte ich mit dem Webcamnest Rostock-Biestow, wo die Storchensaison in diesem Jahr schon recht früh zu Ende gegangen ist. Nach meiner letzten Meldung vom 26. Juli mit den sechs übernachtenden Jungstörchen waren in der darauf folgenden Nacht fünf von ihnen zu erkennen. Ab der nächsten Nacht kehrte dann abends nur die "Stammbesatzung" zurück aufs Nest. Die vier Biestower Jungstörche waren das letzte Mal gemeinsam in der Nacht vom 2. auf den 3. August auf dem Nest. Da verfügten sie alle schon über mindestens zwei Wochen Flugerfahrung und waren damit reif für das große Abenteuer "erster Zug in den Süden". In den folgenden Nächten gehörte das Nest dann wieder dem unberingten Männchen, das offenbar am 9. August aufgebrochen ist - und damit elf Tage früher als im letzten Jahr. Gründe dafür könnten sein, dass die Jungstörche in diesem Jahr besonders früh flügge wurden oder aber dass die anhaltende Hochdruckwetterlage für günstige Abzugsbedingungen gesorgt hat. Trockenheit, Hitze und die frühe Ernte könnten auch eine Rolle gespielt haben.
Außergewöhnlich früh war auf jeden Fall der Abzug des beringten Weibchens. Ich konnte es anhand der Webcambilder letztmalig am 22. Juli auf dem Nest entdecken. Da war der Nachwuchs gerade erst wenige Tage flügge. In der Folge blieben die vier Jungstörche ausschließlich in der Obhut des männlichen Altstorchs, der seine Fütterungen auf dem Nest allerdings stark reduzierte und damit die Eigenständigkeit des Nachwuchses förderte. Häufig ruhte er zur Nacht auf einem benachbarten Reetdach. Ein Grund für das ungewöhnlich frühe Verschwinden des Weibchens könnte ein rücksichtloses Feuerwerk gewesen sein, das am späten Abend des 20. Juli in etwa 150 Meter Entfernung vom Nest stattfand. Zwei der vier Jungstörche sprangen um 22:47 Uhr nachweislich in Panik vom Nest, das von ihnen dann erst am nächsten Abend wieder besetzt wurde. Leicht hätten sie im Dunkeln auch in die benachbarte Hochspannungsleitung fliegen können. Auch die Störchin wird den ohrenbetäubenden Lärm und die Raketen von ihrem Ruheplatz aus mitbekommen haben. Ich konnte sie danach nur noch zweimal auf dem Nest nachweisen.
Wie sich im Nachhinein herausstellte, hatte die feiernde Hochzeitsgesellschaft sogar eine offizielle Sondergenehmigung des Ordnungsamtes der Hansestadtadt Rostock erhalten. Als ich die Verantwortlichen direkt nach dem Vorfall auf ihre eigene Ordnung ansprach, die ausdrücklich auch einen ausreichenden Abstand von besetzten Storchennestern vorsieht, stellte sich heraus, dass man dort den Standort des (einzigen!) aktuell besetzten Nestes im gesamten Rostocker Stadtgebiet gar nicht kannte! Ich erhielt jedoch die schriftliche Zusicherung, dass zukünftig zwischen April und August keine Genehmigung für das Abbrennen von Feuerwerk im Umkreis von 1 Kilometer um das Biestower Storchennest (bzw. ein anderes besetztes auf dem Gebiet der Hansestadt) mehr gewährt wird. Immerhin! Im Landkreis Rostock läuft die Abstimmung in dieser Frage schon seit Jahren sehr viel besser. Grundlage ist übrigens §44,2 Bundesnaturschutzgesetz (Verbot der erheblichen Störung streng geschützter Vogelarten während der Aufzuchtzeiten - der Weißstorch ist eine streng geschützte Vogelart!).
Weitere Neuigkeiten dann in den nächsten Tagen!
26. Juli 2018
Munteres Treiben auf dem Biestower Webcam-Nest - und doch stimmt hier einiges nicht! Das gilt zunächst für den Jungspund ganz rechts. Er ist offensichtlich unberingt und gehört hier also gar nicht her, denn alle Biestower Jungstörche sind am rechten Bein beringt. Und dann muss da noch ein "blinder Passagier" mit im Nest sein, denn die "Stammbesatzung" besteht bekanntlich aus vier flüggen Jungstörchen. Einer der Liegenden dürfte ebenfalls ein Fremder sein. Übrigens beobachtet einer der beiden Altstörche die Szenerie zeitgleich in aller Seelenruhe von einem benachbarten Hausdach aus. Dass Jungstörche nach dem Flüggewerden in anderen Nestern vorbeischauen und dort auch geduldet werden, ist durchaus bekannt. Das kommt immer wieder einmal vor. Die Aufnahmen der Webcam zeigen nun aber auch den genauen Ablauf an. Um 19.40 Uhr landeten die vier beringten Jungstörche, der erste Fremde kam dann um 19.50 Uhr dazu und der zweite schließlich um 20.37 Uhr. Sie dürften sich also nicht bei der Nahrungssuche "zur gemeinsamen Übernachtung verabredet haben". Wir dürfen gespannt sein, wie es morgen weitergeht...
26. Juli 2018
Auch im Alter von 6 Wochen können noch Storchenküken sterben, die eigentlich auf einem guten Weg waren. Diese Erkenntnis bewahrheitete sich heute leider ein zweites Mal in dieser Saison. In Moitin wurde das einzige Küken heute Nachmittag tot unter dem Nest gefunden. Noch am Morgen war es "quicklebendig durchs Nest geturnt", berichtete die sichtlich betroffene Horstbetreuerin. Vielleicht lag es an zu viel Übermut? Jedenfalls gehen wir hier von einem Unglücksfall aus, genauso wie im Juni bei einem der Zeezer Jungstörche. Wer mit 8 oder 9 Wochen vom Nest rutscht, fängt den Sturz oft noch durch Flattern mit den Flügeln ab (siehe vorgestern in Satow), bei sechswöchigen Küken sieht die Sache leider oftmals ungünstiger aus. Schade um den Youngster!
25. Juli 2018
Dieser Ring gehört zu einem Jungstorch aus Satow, der gestern von aufmerksamen Anwohnern unter dem Nest laufend entdeckt wurde. Eine Nacht verbrachte er in einem Stall, heute früh kam er dann in die Tierklinik Rostock. Wenn alles gut geht, wird auch er im August mit ausgewildert. Foto: A. Hornburg.
23. Juli 2018
Diesen beringten Nichtbrüter konnte ich heute in einem kleinen Trupp bei Zeez ablesen. Der Metallring mit der Kennung "AB11" verrät, dass er 2016 in einer Viererbrut am Schwaaner Tannenberg, nur wenige Kilometer vom heutigen Fundort entfernt, von uns beringt wurde.
Die vier Jungstörche aus Rostock-Biestow sind flügge und auf einem Nachbardach gelandet! 22.7.18
22. Juli 2018, aktualisiert am 26. Juli
An diesem Wochenende habe ich die Zählung der Jungstörche an allen Nestern des Altkreises Bad Doberan zum Abschluss bringen können. Etliche von ihnen sind bereits flügge, viele werden in den kommenden Tagen ihre ersten Runden drehen. Nur der Einzelstorch aus der Spätbrut in Pankelow I ist noch so klein, dass hier vorerst noch etwas Zurückhaltung geboten ist. Aber viel sollte sich an den Zahlen jetzt nicht mehr ändern.
Das Jahr 2018 bringt bei den Horstpaaren mit 39 statt 38 (im Vorjahr) letztlich doch nur das zweitschlechteste Ergebnis aller Zeiten. Das hängt auch damit zusammen, dass vier Einzelstörche nur vorübergehend eine Partnerin/einen Partner an sich binden konnten.
Wesentlich erfreulicher fällt das Brutergebnis aus. Hier erreichen wir nach jetzigem Stand den besten JZa-Wert seit 2007. Bei 69 Jungstörchen und 39 Horstpaaren liegt der Quotient bei 1,77 - das ist in unserer Region auf jeden Fall ein gutes Ergebnis. Die Quote der erfolglosen Paare (HPo) liegt mit 33,3 % noch im Normalbereich. Per 26. Juli gelten folgende Zahlen:
3 x 4 juv. (Gnewitz, Schmadebeck II, Wendfeld)
15 x 3 juv. (Bandelstorf, Bentwisch, Berendshagen, Cammin, Fienstorf, Grammow, Lieblingshof, Neu Rethwisch, Niekrenz, Nustrow, Petschow, Rosenhagen, Satow, Zarnewanz, Zeez)
4 x 2 juv. (Benitz, Broderstorf I, Liepen, Stäbelow)
4 x 1 juv. (Heiligenhagen, Kowalz, Kröpelin, Pankelow I)
13 x HPo (darunter 7 Paare ohne Brutversuch)
Hervorheben möchte ich dabei die beiden "Vierer" in Gnewitz und Schmadebeck II, wo der letzte derartig gute Bruterfolg Jahrzehnte zurückliegt. Und auch die drei flüggen Jungstörche in Neu Rethwisch verdienen eine Hervorhebung: es ist nicht nur der erste Bruterfolg an diesem Standort, sondern zugleich auch der erste in der gesamten Conventer Niederung seit einem Vierteljahrhundert. Auf der anderen Seite schmerzt besonders, dass mit Volkenshagen einer der Top-Standorte der letzten 10 Jahre kein kontinuierlich anwesendes Horstpaar hatte, sondern lediglich zwei Horstbesucher. Und die Talfahrt im Westen (DDR-Altkreis Bad Doberan) erreicht mit nur noch 9 Horstpaaren einen neuen Tiefpunkt. Hoffen wir, dass möglichst zahlreiche der diesjährigen Jungstörche in drei oder vier Jahren erfolgreich ihre Karriere als Brutstörche beginnen!
18. Juli 2018
Jetzt fängt sie wieder an - die Zeit der "Bruchpiloten". Gemeint sind Jungstörche die nach dem ersten Ausfliegen aus dem Nest Probleme haben und sich nicht selbst helfen können. Unser erster Fall in dieser Storchensaison stammt aus Zeez. Dort ist ein etwa 8 Wochen alter, noch nicht flügger Jungstorch in einem Baum fest hängend gefunden worden. Die engagierten Horstbetreuer haben ihn mit Hilfe einer Leiter bergen können - ein großes Dankeschön dafür! Der Youngster ist offenkundig unverletzt und kam inzwischen in den Rostocker Zoo, wo er für einige Zeit aufgepäppelt wird. Im August wollen wir ihn wieder auswildern.
Demgegenüber sind in Rostock-Biestow jetzt schon alle vier Jungstörche flügge. Nummer 1 und Nummer 2 fliegen seit Samstag, Nummer 3 seit Montag und Nummer 4 schließlich seit gestern.
14. Juli 2018
Am heutigen Samstag dürften nach 63 Tagen die beiden ersten Biestower Jungstörche erstmalig einen Ausflug unternommen haben. Jedenfalls zeigte die Webcam gegen 14.00 Uhr nur noch zwei Youngster auf dem Nest an. Nach gut zehn Minuten waren sie wieder zu dritt. Der vierte Jungstorch aber blieb vorerst verschollen. Dass ein Jungstorch nach seinem ersten Ausflug nicht bald darauf wieder aufs Nest zurückkehrt, ist in der Regel kein gutes Zeichen. Ich machte mich daher gegen 17.00 Uhr auf die Suche. Nach einiger Zeit fand ich ihn am Ortsausgang auf einer Wiese - zusammen mit einem Altstorch. Dieser stellte sich anhand seiner Beringung als Mutter des unternehmungslustigen Jungstorchs heraus. Da eine Verletzung durchaus im Bereich des Möglichen lag, näherte ich mich etwas an, woraufhin sich beide Störche in die Luft erhoben. Jungstorch BW23 wies keine Anzeichen einer Behinderung oder Verletzung auf. Er flog souverän in Richtung Nest ab. Hier konnte ich kurz darauf ein recht sonderbares Verhalten feststellen. Der männliche Altstorch war gerade gelandet und fütterte die drei verbliebenen Jungvögel. Jungstorch BW23 kreiste über dem Nest, wurde aber von seinem beschäftigten Vater mit eindeutigen Gesten (Klappern und Flügelschlagen) abgewiesen. Davon ließ er sich offenbar so deutlich beeindrucken, dass er auch Stunden später noch nicht wieder auf dem Nest gelandet war. Schließlich kehrte er aber doch wieder heim - um 21.36 Uhr - und damit fast 8 Stunden nach seinem ersten Ausflug...